Mit uns zu neuen Perspektiven! - Round Table Minden
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Vorwort<br />
Ausblick auf einen<br />
<strong>zu</strong>rückliegenden<br />
K<strong>uns</strong>t-Sommer<br />
<strong>Mit</strong>te September schloss die Documenta 13 ihre Pforten.<br />
860.000 Besucher haben sich auf den Weg <strong>zu</strong>r d13 nach<br />
Kassel gemacht, die mit über 300 Künstlern und anderen<br />
Teilnehmern an gut 60 Ausstellungsorten alle bisherigen<br />
Grenzen sprengte. Es wurden 12.500 Dauerkarten verkauft<br />
und fast 10.000 geführte Gruppen bewegten sich<br />
während der 100 Ausstellungstage durch die Stadt. Ein<br />
Sommermärchen der K<strong>uns</strong>t? „Es gibt eine glückliche<br />
Stimmung bei den Besuchern. Diese Documenta ist bei<br />
den Menschen angekommen“, sagte die Pressesprecherin<br />
Henriette Gallus und Geschäftsführer Bernd Leifeld traf vor allem auf „Besucher, die bewegt<br />
und begeistert sind, die Realitäten neu befragen und, da bin ich ganz sicher, verändert nach<br />
Hause fahren.“ Auch für Stefan Lüddemann von der Neuen Osnabrücker Zeitung war diese<br />
Ausstellung wegweisend „<strong>zu</strong> Formen der Wahrnehmung und Auseinanderset<strong>zu</strong>ng, die ohne das<br />
Getöse der Mediendebatte, ohne Schockwirkung und vordergründigen Tabubruch auskommen.<br />
Viel wichtiger: Die K<strong>uns</strong>t hat in diesem Kasseler Sommer einen <strong>neuen</strong> Ernst gewonnen.“ – Der<br />
Ausstellungsbesuch, die Begegnung mit K<strong>uns</strong>t als lohnende Herausforderung für einen veränderten<br />
Blick auf die Welt.<br />
Aber es gibt auch skeptische Stimmen. Der K<strong>uns</strong>tkritiker Christian Saehrendt schreibt in seinem<br />
Blog für das Art Magazin: „Die Vision von der heilenden Wirkung der K<strong>uns</strong>t bediente in idealer<br />
Weise die Sehnsüchte einer hochneurotischen Gesellschaft, und wirkte den Überdrusserscheinungen<br />
einer vom Burn-Out bedrohten K<strong>uns</strong>tszene entgegen.“ Und der K<strong>uns</strong>twissenschaftler<br />
und Medientheoretiker Wolfgang Ullrich kann in seiner Focus-Polemik in Kassel nur Zynismus und<br />
Humorlosigkeit entdecken: „Nein, an den vorherrschenden Denkgewohnheiten ändert (Carolyn<br />
Christov-Bakargiev) mit ihren Gleichungen nichts.“ Wo also steht die K<strong>uns</strong>t 2012? Vielleicht so<br />
weit in der <strong>Mit</strong>te der Gesellschaft wie nie <strong>zu</strong>vor. Vielleicht auch auf der Schwelle <strong>zu</strong>r harmlosen<br />
Familienunterhaltung. Aber solange die K<strong>uns</strong>t über Dekoration, Ablenkung und Ästhetizismus<br />
hinausweist, Anregungen <strong>zu</strong>r Standpunktverschiebung gibt und die Menschen bewegt, ist sie<br />
schlicht unverzichtbar: Die K<strong>uns</strong>t, das Museum, Erinnerung und Vision – sie sind die treibenden<br />
Kräfte für jede gesellschaftliche Entwicklung.<br />
Roland Nachtigäller<br />
Schirmherr<br />
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