Performance Polymers - PLEXIGLAS® Formmassen
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Foto: REM S.p.A<br />
InnovaTIon<br />
zum Erhalt der ziegelmeere<br />
In Italien boomt die solare Energiegewinnung bei Hausbesitzern, seit dort in diesem Jahr das<br />
neue Solarfördergesetz „Conto Energia“ in Kraft getreten ist. Im Gegensatz zum vorherigen<br />
Fördergesetz fokussiert es sich vor allem auf kleine Anlagen und richtet sich damit direkt<br />
an Endverbraucher. Und die bringen die Solarmodule bereitwillig auf ihren Dächern an. Ein<br />
lukratives Geschäft, denn in Italien strahlt die Sonne ähnlich intensiv wie in Spanien oder<br />
Griechenland. Allerdings kommen die herkömmlichen Solarpanelen nicht jedem, der sie gerne<br />
hätte, auch tatsächlich aufs Dach. Bei historischen Gebäuden schiebt der Denkmalschutz<br />
bislang einen Riegel vor.<br />
Betrachtet man eine Stadt wie Venedig, wird deutlich,<br />
warum: Das Stadtbild der mythenumwobenen Lagunenstadt<br />
prägen gewölbte hellbraune Tonziegel, die der Fachmann<br />
„Mönch und Nonne“ nennt. Dunkle Solarkollektoren<br />
würden sich da vom Ziegelmeer als unansehnliche<br />
Flecken abheben und die idyllische Renaissance-Kulisse<br />
verunstalten. Als Folge könnte das UNESCO-Weltkulturerbe<br />
Venedig von seiner magischen Anziehungskraft für<br />
Touristen aus aller Welt einbüßen. Für dieses Dilemma<br />
hat die italienische Firma REM S.p.A eine Lösung gefunden:<br />
Solarziegel aus Kunststoff mit Abdeckscheiben aus<br />
PLEXIGLAS ® . Die sogenannten TechTile-Ziegel muten<br />
optisch wie die traditionellen Tonziegel an, bergen in sich<br />
jedoch leistungsfähige Solarzellen oder als Alternative<br />
Solarthermie-Module zum Erhitzen von Wasser.<br />
vom altertum ins solare zeitalter<br />
Wann und von wem der gebrannte Tonziegel erfunden<br />
wurde, ist nicht zweifelsfrei überliefert. Es gibt lediglich<br />
einen Bericht des griechischen Schriftstellers Pindar, der<br />
die Erfindung des Dachziegels um das Jahr 450 v. Chr. den<br />
Korinthern zuschreibt. Die heute im mediterranen Raum<br />
weit verbreitete Ziegelform „Mönch und Nonne“ stammt<br />
aus dem Mittelalter und hat sich seit dieser Zeit nicht<br />
Der Hightech-Klassiker: Der Ziegel vereint Denkmalschutz und den Wunsch<br />
nach der Nutzung von Solarenergie.<br />
performer 08.1 6<br />
wesentlich verändert. Mit dem neuen Modell der REM<br />
S.p.A. tritt diese Form jetzt ins solare Zeitalter ein – und<br />
leistet damit einen Brückenschlag zwischen Tradition und<br />
Fortschritt.<br />
Die Themen Klimawandel und steigende Energiepreise<br />
spielen auch für den Denkmalschutz in Deutschland<br />
eine Rolle. Christoph Mohr, Landeskonservator der<br />
Denkmalpflege Hessen, erklärt: „Wir begrüßen Initiativen,<br />
die versuchen, den ästhetischen Anspruch der Denkmalpflege<br />
mit neuen Technologien der Energiegewinnung<br />
zu verbinden. Wir warten auf Produkte, die beides verbinden<br />
– zum einen Sonnenkollektoren einsetzbar machen,<br />
zum anderen aber auch aus Sicht des Denkmalschutzes<br />
bautechnisch vertretbar sind.“ Wichtig ist dabei neben der<br />
Funktionalität auch das optische Erscheinungsbild. „Ziegel<br />
mit Solarkollektoren müssen sich unauffällig in die<br />
historische Architektur integrieren. Nur dann kann man<br />
von einer intelligenten Fusion aus Gestalt und Technologie<br />
sprechen.“<br />
außen klassisch, innen Hightech<br />
Auch wenn noch nicht für jedes Land die passende Ziegelform<br />
realisiert wurde, ist dies für Italien bereits gelungen.<br />
Der Solarziegel von REM S.p.A. hat auch die Jury des<br />
„Well-Tech“-Design-Awards überzeugt, die ihm im vergangenen<br />
Jahr den ersten Preis verlieh. Das Einzige, was der<br />
Solarziegel mit seinem mittelalterlichen Vorgänger noch<br />
gemeinsam hat, sind Farbe und Form. Statt Ton ist die<br />
moderne Variante aus Kunststoff. In der Mitte des oben<br />
liegenden Ziegels – des sogenannten „Mönchs“ – befinden<br />
sich unter einer transparenten Scheibe die Solarzellen oder<br />
die Solarthermie-Module. Erfunden haben den Solarziegel<br />
Roberto Corvaglia und Sante Bortoletto von REM. „Für<br />
eine optimale Energiegewinnung kommt es auf zwei Faktoren<br />
an: leistungsfähige Solarzellen und eine Abdeckscheibe<br />
mit hoher Transmission“, erklärt Bortoletto das<br />
Prinzip. Unter Transmission versteht man die Lichtdurchlässigkeit,<br />
und die war für die Erfinder das Entscheidungskriterium<br />
bei der Materialwahl: „Wir verwenden für die<br />
Scheibe PLEXIGLAS ® , weil es eine Transmission von über<br />
90 Prozent hat und damit wesentlich mehr Licht durch-