KRGB Rundbrief 2017 / 1

Literarischer Text 2: Konstantin Wecker: Lieber Gott
Lieber Gott,
vor ein paar Stunden habe ich dich einfach so angeredet. Ich
war pinkeln, stockbesoffen, und, den Kopf an die Kacheln des
Pissoirs gelehnt, kaum mehr in der Lage, meine Männlichkeit
in den Griff zu kriegen. Und da überkam mich plötzlich das
Gefühl der Ewigkeit.
…
Drück mir die Daumen und schäm dich nicht
vorbeizuschauen, wenn ich traurig bin. Das hab ich nämlich
schon lange rausgekriegt: Ihr Götter könnt nicht weinen und
müsst durch unsere Tränen stark werden. Lass mich nicht
fallen, lieber Gott.
Nachzulesen auf der Homepage von Konstatin Wecker:
http://www.wecker.de/de/weckerswelt/start_entries/460/item/288-Lieber-Gott.html
Schüler:
Lehrer:
Schüler:
…
Lehrer:
Ich habe verstanden, dass man von Gott nichts
weiß, wenn man nur übernommene Antworten
hat, ohne eigene Erfahrung und Sprache.
Wenn du nur siehst, hörst, denkst und tust, wie
alle es tun, wirst du zu wissen glauben, statt zu
wissen, dass du nicht weißt. Darum aber geht es!
Ich verstehe dich nicht.
Im Sagbaren muss das Unsagbare aufgehoben
bleiben. Wo dieser Hintergrund fehlt. wird alles
Sprechen von Gott gott-los. In den Religionen —
dort, wo sie fromm sind — wird dieses Wissen in
Geschichten vom unbekannten Gottesnamen
erzählt. Es sind Geschichten, die auf einen Weg zu
eigener Erfahrung weisen. Hör zu!
(aus Farbe bekennen 12, S. 25f, Kösel-Verlag)
Literarischer Text 3: Adolf Exeler: Gott ist größer
Gott ist größer...
Wenn ich sagen soll, wie ich mir Gott vorstelle, verschlägt es
mir die Sprache, und alles, was ich sagen kann, ist weit weg
von dem, was ich empfinde. Aber vielleicht ist es besser, zu
stammeln, als zu verstummen. Bei einer Meditation konnte
ich nur einen einzigen Satz denken, in immer neuen
Variationen: „Gott ist größer."
…
Text auf S. 54 der Praxismappe:
www.kolping-land-oldenburg.de/
oldenburg.../Praxismappe_StandApril2010.pdf
Zitiert auch in Religion BETRIFFT UNS 3/2009:
“Sprechen von Gott -Der ganz Andere“ Download unter:
https://www.buhv.de/download/aktionen/45-0903-0.pdf
Lied: Mehr als unsere Sprache sagen kann
Kyrie (stehend):
Sprecher:
Wir haben uns hier versammelt, um das Geheimnis zu feiern,
das wir Gott nennen.
Er begegnet uns in vielerlei Gestalt,
sei es in den eben gelesenen Texten,
sei es in unseren Workshops heute Nachtmittag:
Vertreter der Workshops:
Auf das Tuch vor dem Altar wird von jedem Workshop ein
Ergebnis mit kurzer Erklärung oder ein Gegenstand als
Symbol für Gott abgelegt: z.B. eine Kerze („Licht“), eine Burg
(z. B. aus Bauklötzen), ein Stein („Fels“), Taschentücher oder
Pflaster („Tröster“), eine Krone („König“), ein
Verbandskasten („Arzt“), ein Schirm („Beschützer“), eine
Waage („Richter“), u.ä.
KRGB-Rundbrief 1/2017 | www.KRGB.de
Gespräche über die Texte
Foto: Bruno Münch
Abschluss: Hubertus Halbfas:
Lässt sich das Unsagbare sagen?
Wird über Mikrofon mit verteilten Rollen vorgelesen.
Lehrer: Was hast du verstanden?
Sprecher:
Guter Gott, in vielen Bildern erzählen wir von Dir.
Das hilft uns, dir nahezukommen.
Aber alle Bilder und Namen erzählen nur einen kleinen Teil
von Dir.
Du bist größer und umfassender.
Du bist immer wieder neu.
Du bist immer wieder überraschend.
Wir begrüßen dich, den gänzlich unvertrauten,
mit dem uns vertrauten Zeichen des Kreuzes.
Amen.
Die TN nehmen sich Stühle von den Türmen und setzen sich.
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