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Stiftung Tannenhof Jeder Stein hat seine Wichtigkeit

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vielfach auf der Tatsache, dass hier auf<br />

kleinstem Raum Mitmenschen leben,<br />

die zum Teil psychisch krank sind, die<br />

Suchtprobleme haben oder in unserer<br />

Gesellschaft schlicht überfordert sind<br />

– und die Gesellschaft mit Ihnen.<br />

Diese Konzentration stellt einen Spiegel<br />

unserer Gesellschaft dar, und da<br />

schaut nicht jeder gern hinein.<br />

In unserer Zeit stellen wir zunehmende<br />

Gewaltbereitschaft fest. Ist das<br />

auch auf dem <strong>Tannenhof</strong> so?<br />

Gewalt ist auch bei uns ein Thema,<br />

aber in der Regel nur phasenweise.<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

können damit professionell<br />

umgehen, sie wissen mit Nähe und<br />

Distanz zu arbeiten. So können wir<br />

sagen, dass Gewalt auf dem <strong>Tannenhof</strong><br />

zumindest kein Dauerthema ist.<br />

Verhaltensauffällig, Verhaltensdefizite,<br />

verhaltensoriginell – ein paar Schlagworte<br />

aus der modernen Sozialpädagogik.<br />

Wie halten Sie es mit solchen<br />

Ausdrücken?<br />

Nach nun fast 25-jähriger Tätigkeit<br />

in der Sozialpädagogik bin ich zum<br />

Pragmatiker geworden.<br />

Klar ist die Sprache der<br />

wichtigste Kommunikationsweg,<br />

aber es ist wichtig, dass<br />

die gewählten Worte nicht als blosse<br />

Worthülsen daherkommen. Suchtverhalten,<br />

Verwahrlosung, Gewalt in der<br />

Familie, Unfähigkeit zur Integration<br />

sind keine Begriffe, die einen spielerischen,<br />

beschönigenden sprachlichen<br />

Umgang erlauben. Mir ist wichtig,<br />

dass die Arbeit, die Alltagsgestaltung<br />

situationsgerecht ist, dass also Werte<br />

vermittelt werden, nicht irgendwelche<br />

Worte.<br />

Im <strong>Tannenhof</strong> beherbergen Sie viele<br />

Menschen mit zum Teil sehr unterschiedlichen<br />

Charakteren. Wie kann<br />

man mit einer so bunt gemischten<br />

Gesellschaft den Alltag gestalten?<br />

Wie bringt man sie an den gleichen<br />

Tisch?<br />

Dadurch, dass wir «gspürig» und flexi-<br />

bel bleiben. Alle unsere Bewohnerinnen<br />

und Bewohner sind mehr oder<br />

weniger selbständige, farbenfrohe Individuen,<br />

die eine kleine Gesellschaft<br />

in unserer Gesellschaft bilden.<br />

Dann kommt ihnen entgegen, dass<br />

der <strong>Tannenhof</strong> etwas abgelegen ist<br />

und damit fast eine kleine, in sich geschlossene<br />

Einheit bildet?<br />

Ich wehre mich vehement gegen den<br />

Ausdruck «geschlossene Einheit». Wir<br />

sind eine offene Institution und nehmen<br />

unseren Platz in der Gesellschaft,<br />

in welcher wir übrigens ganz klar ein<br />

vorhandenes Bedürfnis abdecken, ein.<br />

Unsere Landwirte arbeiten mit anderen<br />

Marktexponenten im Seeland zusammen<br />

und wir sind vernetzt mit anderen<br />

Institutionen und Dienststellen.<br />

Wir sind keine Insel. Aber ja, vielleicht<br />

kann man sagen, dass der <strong>Tannenhof</strong><br />

fast wie ein eigenes, kleines Dorf ist –<br />

aber mit Sicherheit sehr stark vernetzt<br />

mit <strong>seine</strong>r Umwelt.<br />

Es fällt auf, dass Sie eine Vorliebe für<br />

Symbolik haben. Letztes Jahr war es<br />

die Krea(k)tivität, dieses Jahr haben<br />

Sie das Mosaik zum Sinnbild gemacht.<br />

Bilder und Symbole sprechen Menschen<br />

an. In unserer sehr technokratischen<br />

Welt, in der Zahlen so wichtig<br />

sind, setzt sich ein Bild wohltuend ab,<br />

spricht unsere Herzen an und vermag<br />

viel mehr als nur Motivation zu verbreiten.<br />

Es beschreibt ein Ziel, einen<br />

Umstand des Miteinander-Umgehens.<br />

Mit Symbolen lassen sich Ideen, Wahrnehmungen<br />

und Philosophien viel<br />

besser, einfacher und einprägsamer<br />

transportieren. Das Mosaik beispielsweise<br />

soll uns im laufenden Jahr immer<br />

wieder zum Bewusstsein bringen,<br />

dass in einem Bild auch die kleinen<br />

<strong>Stein</strong>chen wichtig sind.<br />

Und das fertige Mosaik stellt die Institution<br />

<strong>Tannenhof</strong> in ihrer Gesamtheit<br />

dar?<br />

Ja selbstverständlich. Es umfasst in<br />

erster Linie die Lebensgemeinschaft<br />

<strong>Tannenhof</strong>, also alle Menschen, die<br />

im <strong>Tannenhof</strong> leben und arbeiten.<br />

Aber auch die Sozialdienste und<br />

andere Heime, sowie die Besucher<br />

Ein Team ist mehr als die<br />

Summe der Einzelnen.<br />

Viele Mosaiksteine<br />

geben ein ganzes Bild.<br />

Richard Märk-Meyer<br />

und Gäste haben ihr Gewicht. Nicht<br />

umsonst sind wir immer bestrebt,<br />

den <strong>Tannenhof</strong> der Öffentlichkeit zu<br />

öffnen. All diese Elemente – BewohnerInnen,<br />

Mitarbeitende, Gäste – ergeben<br />

schliesslich das Gesamtbild<br />

<strong>Tannenhof</strong>.<br />

Wie wichtig ist es Ihnen Ziele zu haben<br />

und welche haben Sie sich und<br />

Ihren MitarbeiterInnen für das laufende<br />

Jahr gesetzt?<br />

Seit über 10 Jahren bin ich nun Heimleiter<br />

im <strong>Tannenhof</strong>. In dieser Zeit <strong>hat</strong><br />

sich Vieles verändert. Diese neuen<br />

Strukturen und Abläufe wollen wir<br />

| Für Geschenke und Mitbringsel: www.tannorama.ch | www.stiftung-tannenhof.ch | 5

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