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Sommer in Småland

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geweile anfühlt. Genau wie Michel haben<br />

sie allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Messerchen zur Hand,<br />

um e<strong>in</strong> bisschen an e<strong>in</strong>em Ast herumzuschnitzen.<br />

Natürlich haben die Park-Architekten<br />

auch die Villa Kunterbunt nachempfunden,<br />

das leicht angejahrte Holzhaus, <strong>in</strong><br />

dem Pippi Langstrumpf wohnt. Korrekt<br />

heißt sie – wie jedes K<strong>in</strong>d weiß – natürlich<br />

»Pippilotta Viktualia Rollgard<strong>in</strong>a Pfefferm<strong>in</strong>z<br />

Efraimstochter Langstrumpf«, aber<br />

das passt ja auf ke<strong>in</strong> Türschild. Die Langversion<br />

des Namens hat Astrid L<strong>in</strong>dgren<br />

komponiert, aber das spätere Markenzeichen<br />

»Pippi Langstrumpf« hat ihre<br />

Tochter Kar<strong>in</strong> erfunden, als sie e<strong>in</strong>mal<br />

fiebrig im Bett lag und e<strong>in</strong>e Geschichte<br />

erzählt bekommen wollte.<br />

Die Mattisburg aus »Ronja Räubertochter«<br />

fehlt <strong>in</strong> »Astrid L<strong>in</strong>dgrens<br />

Welt« ebenso wenig wie die Krachmacherstraße,<br />

<strong>in</strong> der das Mädchen Lotta<br />

wohnt. Schauspieler stellen die schönsten<br />

und bekanntesten Szenen nach. Viele<br />

Bücher-Figuren spazieren aber auch e<strong>in</strong>fach<br />

so umher. Mutige K<strong>in</strong>der trauen sich<br />

sogar, sie am Rock zu zupfen und was<br />

zu fragen. Abends s<strong>in</strong>d sie meist recht<br />

müde, schließlich ist »Astrid L<strong>in</strong>dgrens<br />

Welt« mit ihren 120 000 Quadratmetern<br />

nicht eben kle<strong>in</strong>. Astrid L<strong>in</strong>dgrens Ge-<br />

burtshaus f<strong>in</strong>det man etwas außerhalb<br />

von Vimmerby, <strong>in</strong> Näs. In e<strong>in</strong>em Anbau<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> paar Schautafeln zu sehen. E<strong>in</strong><br />

Film zeigt, wie Astrid L<strong>in</strong>dgren mit ihrer<br />

Freund<strong>in</strong> Elsa Olenius um die Wette <strong>in</strong><br />

den Baum steigt – im gesegneten Alter<br />

von 70 Jahren. »Schließlich gibt es ke<strong>in</strong><br />

Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu<br />

klettern!«, lacht die ewigjunge Schriftsteller<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> die Kamera.<br />

Astrid L<strong>in</strong>dgren ist die berühmteste<br />

K<strong>in</strong>derbuchautor<strong>in</strong> aller Zeiten. Generationen<br />

von K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d mit und <strong>in</strong><br />

ihrer phantastischen Welt aufgewachsen;<br />

alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland wurden bislang<br />

etwa 20 Millionen Astrid-L<strong>in</strong>dgren-Bücher<br />

verkauft. Zur Welt kam sie am 14.<br />

November 2007. Als zweites K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>es<br />

Pfarrhofpächters und se<strong>in</strong>er Ehefrau<br />

muss sie e<strong>in</strong>e behütete K<strong>in</strong>dheit verlebt<br />

haben – so hat sie es immer beschrieben.<br />

Bei der Lokalzeitung »Vimmerby<br />

Tidn<strong>in</strong>gen« lernte sie das Handwerk<br />

der Journalist<strong>in</strong> – bis erstmals Probleme<br />

<strong>in</strong> ihr Leben traten. Geschwängert vom<br />

Chefredakteur zog Astrid L<strong>in</strong>dgren <strong>in</strong>s<br />

anonyme Stockholm. Den Vater des K<strong>in</strong>des<br />

weigerte sie sich zu heiraten, was <strong>in</strong><br />

den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

e<strong>in</strong> unerhörter Vorgang war.<br />

45<br />

Astrid L<strong>in</strong>dgren musste kämpfen, um<br />

sich als Schrifsteller<strong>in</strong> durchzusetzen.<br />

Ihre »Pippi Langstrumpf« fand zunächst<br />

ke<strong>in</strong>en Verleger. 1945 kam das Buch dann<br />

auf den Markt, vier Jahre später auch <strong>in</strong><br />

Deutschland. Astrid L<strong>in</strong>dgren hatte sich<br />

als Lokaljournalist<strong>in</strong> angewöhnt, Texte<br />

erst zu stenografieren und dann abzutippen.<br />

Als <strong>in</strong> den 80er Jahren ihre Augen<br />

nachließen, griff sie zu e<strong>in</strong>em dicken<br />

Filzstift. Ihr Humor verließ sie nie. Als sie<br />

1997 zur Schwed<strong>in</strong> des Jahrhunderts ernannt<br />

wurde, sagte sie <strong>in</strong> ihrer Dankesrede:<br />

»Ihr verleiht den Preis an e<strong>in</strong>e Person,<br />

die uralt, halb bl<strong>in</strong>d, halb taub und total<br />

verrückt ist.« Sie wartete das Gelächter<br />

ab und sagte dann: »Wir müssen aufpassen,<br />

dass sich das nicht herumspricht.«<br />

Am 28. Januar 2002 ist Astrid L<strong>in</strong>dgren<br />

<strong>in</strong> Stockholm gestorben. Zu ihrem Erbe<br />

zählt »Astrid L<strong>in</strong>dgrens Welt«.<br />

Arne Boecker arbeitet als Journalist<br />

für die Süddeutsche Zeitung.<br />

Fotos: Gaby und Otto Seitz<br />

Astrid L<strong>in</strong>dgrens Värlt<br />

Anfang Februar bis Ende August.<br />

Preise <strong>in</strong> der Hauptsaison: Erwachsene 275 Kronen,<br />

K<strong>in</strong>der (3 bis 12 Jahre) 165 Kronen. www.alv.se

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