Torsten Danielsen N ́GUIDE ®
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ARBEITS-GERECHT<br />
Kolumne von & mit<br />
Markus Schleifer<br />
Ich hab da ein Attest<br />
von meinem Arzt<br />
Vielleicht kennen Sie die Situation. Ein Mitarbeiter kommt<br />
mit einem Attest vom Arzt seines Vertrauens und darin<br />
steht, er könne diese und jene Tätigkeiten aus seinem Aufgabenbereich<br />
nicht mehr ausüben.<br />
Was steckt dahinter?<br />
Wie im richtigen Leben gibt es mehrere Möglichkeiten. Einmal<br />
kann es sein, dass tatsächlich eine gesundheitliche Einschränkung<br />
vorliegt. Genauso oft aber kommen Arbeitgeber zu mir, die mir<br />
berichten, dass dem Mitarbeiter neue, ungeliebt Aufgaben, zugewiesen<br />
wurden, oder es war eine Umorganisation der Arbeit<br />
notwendig und dem Mitarbeiter passt das Ergebnis nicht. Das<br />
nennen Psychologen dann passiven Widerstand.<br />
Wie verhalte ich mich?<br />
Was sie nicht machen sollten, ist das Attest ungeprüft hinzunehmen.<br />
Sie haben mehrere Möglichkeiten. Zuerst einmal hilft es<br />
weiter, wenn sie wie bei jeder anderen schwierigen Situation im<br />
Geschäftsleben vorgehen, was ist Ursache und was ist Wirkung?<br />
Dann werden sie sehr schnell eine gut begründete Vermutung<br />
haben, ob tatsächlich ein gesundheitliches Problem dahinter<br />
steckt, oder ob das Attest nur vorgeschoben ist.<br />
Egal was der Hintergrund ist, sie müssen immer das Attest hinterfragen.<br />
Welcher Arzt hat es ausgestellt, von welchen Arbeitsbedingungen<br />
ist der Arzt ausgegangen und, sie müssen dem Attest<br />
genau entnehmen können, was der Mitarbeiter zukünftig noch<br />
darf und was nicht. Können sie diese Informationen dem Attest<br />
nicht entnehmen dürfen sie beim Arzt nachfragen. Ganz wichtig<br />
dabei, der Arzt kann sich dabei nicht auf die Schweigepflicht berufen,<br />
er muss ihnen Auskunft geben, sonst brauchen sie das Attest<br />
nicht zu beachten. Liegt wirklich ein ernstes gesundheitliches<br />
Problem zugrunde, dann ziehen sie ihren Betriebsarzt hinzu und<br />
überlegen sich, wie sie die Arbeit umgestalten können. Vermuten<br />
sie das Thema passiver Widerstand hinter dem Attest, dann<br />
schalten sie ebenfalls den Betriebsarzt ein und lassen diesen eine<br />
Einschätzung der Situation vornehmen.<br />
Muss man dem Attest nachgeben, können Sie sich überlegen,<br />
ob Sie den Mitarbeiter noch lange beschäftigen wollen, denn hat<br />
er einmal mit der Nummer Erfolg…Wenn sie mittelfristig eine<br />
Trennung in Betracht ziehen, würde ich die Aufgaben die laut<br />
Attest nicht in Frage kommen weglassen und, Achtung, keine<br />
neuen Aufgaben übertragen.<br />
Was ist das Risiko des Mitarbeiters?<br />
Wieso schlage ich so etwas vor?<br />
Das hängt mit dem Risiko des Mitarbeiters zusammen. So ein<br />
Attest hat nämlich einen ganz entscheidenden Hacken. Der Mitarbeiter<br />
belegt damit selbst, dass er für Teile der Arbeit nicht geeignet<br />
ist. Liegt der Anteil über 30 % seiner Aufgaben können sie<br />
eine personenbedingte Kündigung vorbereiten. Können sie dem<br />
Mitarbeiter glaubhaft keine neuen Aufgaben<br />
geben, dann können sie die Arbeitszeit und damit<br />
das Gehalt über eine Änderungskündigung<br />
reduzieren. Sie schlagen damit den Mitarbeiter<br />
im Fall des passiven Widerstandes mit seinen<br />
eigenen Waffen. Das finde ich persönlich ziemlich<br />
cool.<br />
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