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Leseprobe:Elazar Benyoetz Was sich ereignet findet nicht statt

Das vorliegende Besondere Heft dokumentiert die Freundschaft, die Elazar Benyoëtz und seine Gattin Metavel seit Jahrzehnten mit Paul Rutz, em. Dompfarrer und Domherr in Solothurn, verbindet und die tiefe innere Beziehung Silja Walters zu Elazar Benyoëtz. Diese ging weit über den sachbezogenen Informationsaustausch und die notwendige Planung hinaus. Davon zeugt nicht nur das literarische Ergebnis ihres Austausches, sondern auch der Briefwechsel. Dieses Heft dokumentiert die bisher nur ausschnittweise publizierte Korrespondenz von Elazar Benyoëtz mit Silja Walter. Die Sprache, in der Elazar Benyoëtz schreibt, ist reduziert, die Form klar und streng und hierin besteht auch der logische Zusammenhang zwischen Benyoetz und dem Aphorismus. Die Distanz schärft den Blick für das Hintergründige, Versteckte und Verborgene, das sich der Wahrnehmung entzieht; die Nähe unmittelbarer existenzieller Betroffenheit weckt die Witterung für das Bedrohliche der Sprachverstecke. Aus dieser Materie nährt sich das geniale Wortspiel von Elazar Benyoëtz. Sein aphoristisches Denken verwandelt das Wortspiel in ein ›Zauberspiel der Sprache‹ und macht es wiederum zu einem Instrument tiefgreifender Erkenntnis, zur Offenbarung geheimer Bezüge.

Das vorliegende Besondere Heft dokumentiert die Freundschaft, die Elazar Benyoëtz und seine Gattin Metavel seit Jahrzehnten mit Paul Rutz, em. Dompfarrer und Domherr in Solothurn, verbindet und die tiefe innere Beziehung Silja Walters zu Elazar Benyoëtz. Diese ging weit über den sachbezogenen Informationsaustausch und die notwendige Planung hinaus. Davon zeugt nicht nur das literarische Ergebnis ihres Austausches, sondern auch der Briefwechsel. Dieses Heft dokumentiert die bisher nur ausschnittweise publizierte Korrespondenz von Elazar Benyoëtz mit Silja Walter.

Die Sprache, in der Elazar Benyoëtz schreibt, ist reduziert, die Form klar und streng und hierin besteht auch der logische Zusammenhang zwischen Benyoetz und dem Aphorismus. Die Distanz schärft den Blick für das Hintergründige, Versteckte und Verborgene, das sich der Wahrnehmung entzieht; die Nähe unmittelbarer existenzieller Betroffenheit weckt die Witterung für das Bedrohliche der Sprachverstecke. Aus dieser Materie nährt sich das geniale Wortspiel von Elazar Benyoëtz. Sein aphoristisches Denken verwandelt das Wortspiel in ein ›Zauberspiel der Sprache‹ und macht es wiederum zu einem Instrument tiefgreifender Erkenntnis, zur Offenbarung geheimer Bezüge.

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Aller Gründe Grund, aller Wissenschaften Säule – zu wissen,<br />

dass es dort einen Gott gibt: »lejda schejesch scham Eloha! «<br />

Mit diesem hinreißenden Hinweis beginnt das Hauptwerk<br />

des Maimonides, Mischne Thora: Man habe zu wissen, dass<br />

dort <strong>sich</strong> aller Gründe Grund, die erste Ursache befinde, und<br />

darum sei dorthin unser erster Gedanke, alles Tun und Wirken<br />

gerichtet, denn dort ist der Ausschließliche, in <strong>sich</strong> Ruhende,<br />

dank dem wir, du und ich, hier, dankbar dienend, Jemand<br />

sein dürfen.<br />

Denn wir haben die Thora zu empfangen, damit sie wieder<br />

und wieder in uns entstehe, <strong>sich</strong> an uns bewähre, nach uns,<br />

durch uns gezogen, in erweiterte Weite entlassen werde »lejda<br />

schejesch scham Eloha! « Zu wissen, dass es dort einen Gott<br />

gibt.<br />

Das war die große Unterstreichung meiner Jugend, das Dort<br />

als Wort der Sehnsucht, der Beugung und Aufrichtung, der<br />

Neugier, des Aufbruchs. Denn dort war der Schlüssel zum<br />

Allhier, zum Blau des Himmels, zum Grau des Alltags.<br />

Dort – ein Diesseits ohne Ende, kein Jenseits von Wort und<br />

Anfang<br />

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