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Jagd & Natur Ausgabe Januar 2018 | Vorschau

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<strong>Jagd</strong> & Gesellschaft<br />

<strong>Jagd</strong>liches Tun<br />

Warum jagen wir?<br />

Eine persönliche Betrachtung jagdlichen Tuns<br />

tige Umstellung erfolgte aber erst, je nach Weltgegend,<br />

vor zehn- bis fünfzehntausend Jahren. Gejagt<br />

wurde trotzdem weiterhin, und dies bis zum heutigen<br />

Tag. Zudem: Die Menschheit verzehrt gegenwärtig<br />

mehr Fleisch denn je zuvor.<br />

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Foto: Peter A. Widmer<br />

JAGD & NATUR<br />

Vor vielen Jahren erkundigte sich meine damals<br />

pubertierende Tochter einmal ganz unerwartet,<br />

mit welchem Recht ich Tiere töte. In jenen Tagen<br />

nahm ich eine solche Frage nicht sehr ernst. Nun<br />

möchte ich es tun. Nein, ich muss es tun. Unter dem<br />

Druck eines gewaltig fortschreitenden Wandels in<br />

Wissenschaft und Gesellschaft und eines zunehmend<br />

jagdfeindlichen «Zeitgeistes» ist es in mir zum<br />

Wanderfalke mit<br />

geschlagenem<br />

Rebhuhn: Seine<br />

Art zu jagen ist<br />

ihm vorgegeben<br />

und seit Urzeiten<br />

die gleiche. Er<br />

hat keine Wahl.<br />

(Foto: Matej<br />

Vranič)<br />

Text: Peter A. Widmer<br />

zwingenden Bedürfnis angewachsen. Ein purer Reflex<br />

von Selbstverteidigung? – Mag sein. Ich kann nur<br />

hoffen, es sei mehr.<br />

Ein <strong>Natur</strong>phänomen<br />

In der <strong>Natur</strong> heisst Jagen für den Jäger überleben, für<br />

den Gejagten bedeutet es den Tod. Weder jagende<br />

noch gejagte Tiere können wählen, wie sie sich verhalten<br />

sollen. Fressen und gefressen werden ist unabänderliches<br />

Programm.<br />

Kurzer Blick in fernste Zeiten<br />

Die Entwicklung dessen, was wir unter menschlicher<br />

Vernunft zu verstehen glauben, vollzog sich in Hunderttausenden<br />

von Jahren. Zwar war der Mensch anhand<br />

seines Gebisses und seines Körperbaus von<br />

der <strong>Natur</strong> nicht als eigentliches Raubtier vorgesehen.<br />

Dennoch spielten die <strong>Jagd</strong> und damit der Fleischverzehr<br />

über riesige Zeiträume hinweg eine überlebenswichtige<br />

Rolle. Erst der Übergang zum sesshaften<br />

Bauerntum (Ackerbau und Viehzucht), der bei weitem<br />

nicht überall auf der bewohnten Erde gleichzeitig<br />

erfolgte, liess die existenzielle Bedeutung der<br />

<strong>Jagd</strong> schwinden. Diese, historisch gesehen, kurzfris-<br />

Einig sind sich Forscher, Wissenschaftler und Denker,<br />

dass das Jägersein unser Wesen entscheidend<br />

geformt hat. Sehr hoher Fleischkonsum soll unser<br />

Gehirn zwar langsam, aber stetig vergrössert haben.<br />

Und die <strong>Jagd</strong> selbst wird als Ursprung und Förderer<br />

unserer geistigen und seelischen Entfaltung erachtet.<br />

Unsere gesamten zivilisatorischen und kulturellen<br />

Leistungen werden auf sie zurückgeführt. Beim<br />

Jagen erkannte der Mensch, wie er sich die <strong>Natur</strong><br />

zunutze machen, Tiere und schliesslich seinesgleichen<br />

(!) beherrschen und somit Macht ausüben<br />

konnte. «Seid fruchtbar und mehret euch und füllet<br />

die Erde und machet sie euch untertan», hat nach<br />

Aussage der Bibel Gott zu den Menschen gesprochen.<br />

Und diese haben es getan. In den letzten<br />

150 Jahren derart gründlich, dass die Welt, wenigstens<br />

in Zeitaltern gerechnet, kurz vor dem Abgrund<br />

zu stehen scheint.<br />

Die Entscheidung<br />

«Das Leben», schreibt Ortega y Gasset in seinen<br />

‹Meditationen über die <strong>Jagd</strong>›, «ist kurz und drängt; es<br />

besteht vor allem aus Eile, und es bleibt einem<br />

nichts anderes übrig, als ein bestimmtes Daseinsprogramm<br />

auszuwählen und alle übrigen auszuschliessen,<br />

man muss darauf verzichten, das eine zu<br />

sein, um das andere sein zu können, kurz, man<br />

muss gewisse Beschäftigungen den übrigen vorziehen.»<br />

Foto: Karl-Heinz Volkmar<br />

JAGD & NATUR<br />

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