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Movi 1/2018

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Bitte - Danke - Entschuldigung!<br />

Worte schaffen Beziehung.<br />

Wir gestalten Beziehung – jeden Tag, in jeder Gruppenstunde,<br />

auf jedem Lager. Mit allem, was wir zueinander sagen, nehmen<br />

wir Einfluss auf die Beziehungen in unserem Leben. Speziell im<br />

Umgang mit den Kindern in unserer Gruppe haben wir die<br />

Verantwortung, diese Beziehungen aktiv zu gestalten. Dazu ist es<br />

auch wichtig, unsere Worte immer wieder genau in den Blick zu<br />

nehmen. Was sagen wir zu den Kindern? Und was macht das<br />

mit unserer Beziehung?<br />

wird ein Befehl nicht zu einer Bitte. Um den Kindern tatsächlich<br />

einen ehrlichen und respektvollen Umgang mit diesem Wort<br />

vorzuleben, ist es wichtig, sich immer wieder zu fragen:<br />

> > Was erwarte ich, wenn ich die Kinder um etwas bitte? Lasse<br />

ich ihnen wirklich die Möglichkeit, ja oder nein zu sagen?<br />

> > Was höre ich, wenn mich ein Kind um etwas bittet? Nehme<br />

ich die Bitte ernst und antworte ich ehrlich?<br />

Gleichzeitig ist „Entschuldigung“ aber auch eines dieser Wörter wie<br />

„Bitte“ und „Danke“. Es soll Gewicht haben. Wird es gesagt, muss es<br />

gemeint sein.<br />

Zu Kindern „Entschuldigung“ sagen<br />

Wie das Wort „Entschuldigung“ schon sagt, geht damit zwar die<br />

Bitte an die anderen einher, den eigenen Fehler anzunehmen und<br />

anzuerkennen, aber durch dieses Wort ist einfach noch nicht wieder<br />

„alles gut“. Wenn Verletzungen passiert sind, braucht es Zeit, damit<br />

die Beziehung wieder hergestellt ist. Manchmal ist es auch im ersten<br />

Moment noch nicht möglich, sich zu entschuldigen. Das müssen<br />

wir als Gruppenleiter/innen auch immer wieder beachten, wenn es<br />

Konflikte in der Gruppe gibt.<br />

„Bitte, danke, Entschuldigung.<br />

Es sind einfache Worte, aber sie sind<br />

nicht einfach zu praktizieren!“<br />

Papst Franziskus<br />

„Wenn man Kindern Liebe predigt, lernen sie predigen<br />

und nicht lieben.“<br />

Ganz nach diesem weisen Satz, der der Psychoanalytikerin Alice<br />

Miller zugeschrieben wird, möchten wir hier drei Worte unter<br />

die Lupe nehmen, die wir oft von Kindern erwarten oder verlangen<br />

– Worte, die für Höflichkeit und „gute Erziehung“ stehen<br />

und die auch Papst Franziskus als die wichtigsten Worte in einer<br />

Beziehung bezeichnet hat. Alle drei können eine Haltung zeigen<br />

– ausdrücken, dass wir einander wichtig sind und aufeinander<br />

achten wollen. Sie können uns helfen, uns aufeinander einzustellen<br />

und unsere Beziehung zu stärken. Sie können aber auch,<br />

wie Papst Franziskus im Mai 2015 in einer Generalaudienz betont<br />

hat, zur reinen Maske werden. Anstatt uns einander näher zu<br />

bringen, können Worte auch einfach nur antrainierte Hülsen<br />

sein, die nur verwendet werden, um Regeln gerecht zu werden.<br />

Darum sollten wir gerade im Umgang mit Kindern über ihre<br />

Verwendung nachdenken.<br />

Bitte<br />

Wenn ich „Bitte“ sage, zeige ich erstmal mein eigenes Bedürfnis.<br />

Ich gebe meinem Gegenüber die Möglichkeit, zu sehen was<br />

mir fehlt, damit es mir gut geht. Diese Situation kennen Kinder<br />

sehr gut – etwas nicht alleine hinkriegen, zu klein für etwas sein,<br />

Hilfe brauchen. Täglich sind sie damit konfrontiert, um etwas<br />

zu bitten. Und oft kennen sie auch die zweite Seite dieses Wortes:<br />

Auf eine Bitte kann man „Nein“ sagen. Erwachsene schlagen<br />

Kindern ihre Bitten ab – weil sie das Gewünschte nicht für<br />

sinnvoll halten, weil sie gerade keine Lust darauf haben, oder<br />

weil es schlicht und einfach nicht möglich ist. Bitten sind, nach<br />

Marshall Rosenberg und seinem Ansatz der gewaltfreien Kommunikation,<br />

keine Befehle oder Anweisungen, sondern immer<br />

auch Angebote zum Austausch. Wenn ich „Bitte“ sage, gebe ich<br />

meinem Gegenüber die Chance, die eigene Einschätzung dazu<br />

zu legen und wir können uns gemeinsam auf den Weg machen.<br />

Zu Kindern „bitte“ sagen<br />

Viele Sätze, die Kinder – auch in der Gruppenstunde – hören,<br />

beinhalten ein „Bitte“. „Setzt euch bitte hin!“ „Räumt jetzt bitte<br />

auf!“ und „Seid jetzt bitte leise!“ sind aber keine Bitten im eigentlichen<br />

Sinn. Nur weil das Wort „Bitte“ in einem Satz vorkommt,<br />

Danke<br />

Danke sagen, tut gut! Ein ehrliches „Danke“ zeigt Wertschätzung<br />

und gibt dem/der Empfänger/in die Rückmeldung, dass sie Einfluss<br />

auf das Leben des/der Anderen hat. Ein ehrliches „Danke“<br />

sagt auch: „Ich sehe, dass du dich bemühst!“, und bringt uns näher<br />

zusammen.<br />

“Danke” sagen und “Danke” denken verändert aber auch den eigenen<br />

Blickwinkel. Wenn ich bewusst „Danke“ sage, lenke ich<br />

meine Aufmerksamkeit auf das, was gut gelaufen ist – und auch<br />

darauf, dass ich nicht alles selbst kann oder muss.<br />

Zu Kindern „danke“ sagen<br />

Gegenüber anderen Erwachsenen ist es für uns selbstverständlich,<br />

uns zu bedanken, wenn sie uns unterstützen, uns helfen, uns Gutes<br />

tun. Gegenüber Kindern ist es oft nicht so offensichtlich, wo<br />

man ehrlich danken kann und dann kann es passieren, dass es<br />

gar nicht ausgesprochen wird. Denn „Danke“ kann man nicht<br />

nur sagen, wenn alles perfekt war – es geht auch um die ehrliche<br />

Rückmeldung, dass die Bemühungen erkannt wurden und die<br />

guten Absichten dahinter wertgeschätzt werden. Um „Danke“<br />

einerseits nicht zu einer leeren Worthülse verkommen zu lassen<br />

aber es andererseits auch nicht nie auszusprechen, sind folgende<br />

Fragen zur Selbstreflexion geeignet:<br />

> > Wann sage ich „Danke“ zu den Kindern? Erwähne ich, wofür<br />

ich dankbar bin? Wie geht es mir mit dem unerfüllten Bedürfnis,<br />

wenn ich ein “Danke” erwarte aber keines bekomme?<br />

> > Was beobachte ich bei den Kindern? Wie und wann sagen sie<br />

„Danke“ zueinander?<br />

Entschuldigung<br />

Nicht nur Elton John hatte diese Erkenntnis: Sorry seems to be the<br />

hardest word – „Entschuldigung“ zu sagen, ist eine der schwierigsten<br />

Aufgaben. In einer Welt, in der so viel Wert auf Leistung<br />

und Perfektion gelegt wird wie in unserer, kommt ein Wort, das<br />

auf eigene Fehler hinweist, schwer über die Lippen. Wir alle sind<br />

es gewohnt, uns möglichst gut darzustellen und schauen nicht<br />

gern auf unsere eigenen Fehler. Für eine belastbare Beziehung ist<br />

aber die wichtigste Grundlage, ehrlich mit den eigenen Fehlern,<br />

die eben einfach zum Mensch-Sein dazugehören, umzugehen.<br />

> > Wie verhalte ich mich, wenn es Konflikte zwischen Kindern in<br />

der Gruppe gibt? Wie unterstütze ich die Kinder dabei, sich ehrlich<br />

und aufrichtig mit ihren Fehlern auseinanderzusetzen?<br />

> > Wie gehe ich als Gruppenleiter/in mit meinen eigenen Fehlern<br />

um? Sage ich „Entschuldigung“ auch zu den Kindern? Was meine<br />

ich, wenn ich es sage?<br />

Wie bereits vorhin erwähnt, ist es nicht einfach, eine Entschuldigung<br />

auszusprechen und genauso schwer – oder vielleicht auch noch<br />

schwerer – ist es, manchmal eine Entschuldigung anzunehmen. Wer<br />

eine Entschuldigung ausspricht, spricht damit eigentlich eine Bitte,<br />

einen Wunsch aus. Das heißt eben auch, dass das Gegenüber diese<br />

auch ablehnen kann. Wie auch immer sich die Beziehungen zwischen<br />

Menschen in solchen schwierigen Situationen gestalten, ist es wichtig<br />

die Wertschätzung gegenseitig nicht aus den Augen zu verlieren.<br />

Manchmal brauchen Menschen einfach Zeit, um Konflikte zu verdauen<br />

und das muss gegenseitig respektiert werden.<br />

Beziehung gestalten - Vorbild sein<br />

Solange diese Wertschätzung und der gegenseitiger Respekt gewahrt<br />

werden, ist ehrliche Kommunikation möglich. Nur wenn wir<br />

als Gruppenleiter/innen und Menschen mit den uns anvertrauten<br />

Kindern authentisch kommunizieren, ist es möglich eine stabile und<br />

belastbare Beziehung aufzubauen und kann somit das Fundament<br />

für eine gelungene Gruppenarbeit sein. In diesen gegenseitigen<br />

Beziehungen können wir für die Kinder Vorbilder sein und ihnen<br />

Raum öffnen, um selbst in wertschätzende Kommunikation hineinzuwachsen.<br />

Bitte<br />

Entschuldigung<br />

Danke<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Marshall Rosenberg - Gewaltfreie Kommunikation<br />

Papst Franziskus, Generalaudienz Mai 2015: https://w2.vatican.va/content/francesco/<br />

de/audiences/2015/documents/papa-francesco_20150513_udienza-generale.html<br />

VERONIKA SCHIPPANI • NANI GOTTSCHAMEL • KATHI BEREIS

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