In/Press // Ausgabe #2 // April 2018
Analyse / Praxis / Perspektive - linkes Infozine aus Braunschweig
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<strong>In</strong>/<strong>Press</strong><br />
(vgl. Gießelmann 2016: 134ff). Wohin<br />
die Reise gehen soll, offenbart<br />
JF-Chefredakteur Dieter Stein<br />
2014 in seinem Leitartikel ‚Es ging<br />
um die deutsche Ehre‘: „Dieser<br />
selbstlose Einsatz für die Ehre<br />
des Vaterlandes ist für uns heute<br />
schwer begreiflich. […] Auch dank<br />
dieser Tat können wir Deutsche<br />
heute aufrecht gehen.“<br />
Political Correctness und die<br />
Rede von den „68ern“<br />
Die Debatte um ‚politische Korrektheit‘<br />
ist ein Import aus dem<br />
angelsächsischen und insbesondere<br />
US-amerikanischem Raum.<br />
Ursprünglich als Konzept eines<br />
herrschaftssensiblen Umgangs<br />
in Sprache und Handlungen gedacht,<br />
wurde der Begriff rasch<br />
von konservativer Seite gekapert<br />
und zum rechten Kampfbegriff<br />
gegen vermeintliche Zensur und<br />
Unterdrückung umfunktioniert.<br />
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Nach Deutschland importiert<br />
wurde dieser Diskurs Anfang der<br />
1990er Jahre unter anderem in der<br />
Zeitschrift „Criticón“ von Armin<br />
Mohler: 1996 produzierte die Junge<br />
Freiheit Grafiken mit der Aufschrift<br />
„PC? Nein, Danke!“<br />
Mit diesem Begriff transportiert<br />
werden sollen die Bilder von ‚Meinungsdiktatur‘,<br />
‚Sprachpolizei‘<br />
und ‚Gesinnungsterror‘, wie Compact-Chefredakteur<br />
Jürgen Elsässer<br />
bereits 2009 darlegte: „Um es<br />
deutlich zu sagen: Die politisch<br />
Korrekten sind mittlerweile die<br />
größte Bedrohung für Demokratie<br />
und Meinungsfreiheit in diesem<br />
Land. Sie sorgen für Zensur, weit<br />
effektiver als das selige Ministerium<br />
für Staatssicherheit.“<br />
Häufig verbunden mit ‚PC‘ als<br />
Feindbild wird als Negativfolie alles<br />
Schlechte, was mit dem Symbol<br />
„68er“ in Zusammenhang steht.<br />
Transpi aus dem Umfeld des rassistischen <strong>In</strong>ternetportals „Politically <strong>In</strong>correct“<br />
IfS-Mitgründer Karlheinz-Weißmann<br />
meint damit etwa die „beispiellose<br />
Substanzvernichtung<br />
und Schwächung all dessen, was<br />
noch vor der ‚Dekadenz‘ bewahrte:<br />
Stärke der <strong>In</strong>stitutionen und<br />
Strenge der Justiz, Verteidigung<br />
der Hochkultur und Sorgfalt der<br />
Erziehung, Leistungsgedanke und<br />
Mißtrauen gegenüber der Utopie“<br />
Der Wunsch besteht in einem Zurück<br />
hinter 1968 und am besten<br />
auch gleich die Ideen der Französischen<br />
Revolution von 1789,<br />
zurück hinter die Prinzipien der<br />
Aufklärung und der Emanzipation.<br />
Eng damit verbunden ist der<br />
antifeministische Diskurs.<br />
Antifeminismus / „Gender-Marxismus“<br />
Analog zum ‚PC‘-Diskurs wird in<br />
dieser Perspektive auch Feminismus<br />
als systematische Männerdiskriminierung<br />
interpretiert und<br />
gewendet. Männer sind demnach<br />
Verfolgte und Benachteiligte, werden<br />
ausgrenzt oder gleich ganz<br />
mundtot gemacht. Die Forderung<br />
nach gesellschaftlicher Gleichstellung,<br />
beispielsweise durch das<br />
politische Programm des ‚gender<br />
mainstreaming‘, habe jedoch<br />
nicht nur für den einzelnen Mann<br />
<strong>#2</strong> / <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
negative Auswirkungen, sondern<br />
bedrohe am Ende den Fortbestand<br />
von Volk und Staat: „Völker, deren<br />
Frauen vermännlichen und deren<br />
Männer weibisch werden, negieren<br />
zwei Grundvoraussetzungen<br />
ihres Fortbestands: die Fähigkeit<br />
zur natürlichen Reproduktion und<br />
zur Selbstverteidigung.“ (Thorsten<br />
Hinz in der JF 48/2007)<br />
Ein wiederkehrendes Motiv ist in<br />
diesem Zusammenhang die Verschmelzung<br />
von männlichem Subjekt<br />
und Nation. Erklärtes Ziel ist<br />
dann auch die (Wieder-)Herstellung<br />
der vermeintlich natürlichen<br />
patriarchalen Geschlechter mit all<br />
ihren gesellschaftlichen Schlussfolgerungen.<br />
Der Verlag Antaios<br />
formuliert das 2016 in Bezug auf<br />
das übersetzte Buch des Neotribalisten<br />
und Maskulinisten Jack<br />
Donovan so: „Es geht also – gegen<br />
jeden Gender-Trend und gegen<br />
jede Verweichlichung des Mannes<br />
– um eine Reconquista maskuliner<br />
Ideale und um eine Re-Polarisierung<br />
der Geschlechter.“<br />
<strong>In</strong> dieser Vorstellung soll nicht<br />
nur die traditionelle Männlichkeit<br />
gerettet, sondern gewissermaßen<br />
auch die Frau von der Emanzipation<br />
befreit und in ihrer Rolle für<br />
die Volksgemeinschaft bestärkt<br />
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