Waldverband Aktuell - Ausgabe 2018-02
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wald & Wirtschaft Vom Submissionsplatz in den Konzertsaal<br />
Der Moment der Wahrheit für die Geigenbaukollegen, Werner Trojer, Mizzi Costa, Andreas Ott und Ludwig Friess. Erst beim Spalten des Stammes offenbaren<br />
sich die inneren Werte des Holzes.<br />
Foto: Ludwig Friess<br />
Vom Submissionsplatz<br />
in den Konzertsaal<br />
Was geschieht eigentlich mit den wertvollen Stämmen nach der Submission? Neben den klassischen Furnierholzkäufern und<br />
Schnittholzhändlern sind auch immer wieder andere Käufer unter den Submissionskunden. Wohin geht die Reise dieser<br />
wertvollen Stämme, welche endgültige Bestimmung finden unsere bei der Wertholzsubmission versteigerten Hölzer?<br />
Mag. Roland Hinterberger<br />
Die folgende Reportage begleitet einen<br />
jungen Instrumentenbauer, welcher bei<br />
der diesjährigen Submission gemeinsam<br />
mit drei weiteren Instrumentenbaukollegen<br />
einen Riegelahorn ersteigert hat.<br />
Ludwig Friess ist ein junger Instrumentenbaumeister<br />
aus Haslach an der<br />
Mühl. Gemeinsam mit seinen Schulkollegen<br />
aus der Instrumentenbauschule in<br />
Hallstatt, Mizzotti Meisteratelier für Geigenbau<br />
und Werner Trojer einem Instrumentenbauer<br />
aus Osttirol, hat er einen<br />
Riegelahornstamm mit einer Länge von<br />
7,5 Metern, einem Mittendurchmesser<br />
von 47 cm und einer Kubatur von<br />
1,3 Festmetern erstanden. Der sympathische<br />
Mühlviertler gibt uns spannende<br />
Einblicke in die Welt des Geigenbaus<br />
und erklärt aus der Sicht eines Instrumentenbauers<br />
die wesentlichen Qualitätsanforderungen<br />
und worauf er beim<br />
Kauf das Hauptaugenmerk legt.<br />
Herr Friess, welche Kriterien sind<br />
beim Kauf des Stammes für Sie als<br />
Geigenbauer wichtig?<br />
Friess Als Instrumentenbauer suchen<br />
wir gezielt nach Bergahornstämmen<br />
mit Riegelwuchs. Dieses Holz wird<br />
seit Jahrhunderten im Geigenbau verwendet.<br />
Aus dem Riegelahorn gewinnen<br />
wir die Geigenböden und die Hälse.<br />
Neben den allgemeinen Qualitätskriterien<br />
wie beispielsweise Astigkeit<br />
und Holzfarbe spielt beim Instrumentenbau<br />
der Drehwuchs eine wichtige<br />
Rolle. Diese Eigenschaft kann man am<br />
besten am ganzen Stamm beurteilen.<br />
Idealerweise sollte der Stamm keinen<br />
Drehwuchs aufweisen. Für den Geigenbau<br />
braucht man relativ kurze Stammabschnitte,<br />
die Rohlinge für eine Geige<br />
sind ca. 55 bis 60 cm lang, weshalb die<br />
Krümmung des Stammes weitaus weniger<br />
Rolle als der Drehwuchs spielt.<br />
18<br />
<strong>Waldverband</strong>aktuell April <strong>2018</strong>