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gelegene Orte, an den Rand, weil man zur Erreichung dieser Orte Zeit in den innerstädtischen<br />
Verkehrsstaus oder bei der Parkplatzsuche verliert.<br />
Der Architekturtheoretiker Lars Lerup 4 widmet sich der kleinräumigen Differenzierung<br />
moderner Gewerbegebiete in Texas. Hier wird die räumliche Nähe zur Autobahn<br />
ein Indikator für die Bedeutung und Wirtschaftskraft eines Unternehmens. Mit<br />
wachsendem Erfolg rücken Unternehmensstandorte immer näher an die Autobahn. Die<br />
erste, von der Autobahn sichtbare Reihe ist für die big + global player reserviert. Über<br />
die Länge der Autobahn verteilt entsteht ein Band an besonders begehrten Standorten.<br />
Mit der Nähe zur nächsten Ausfahrt steigt die Attraktivität der Gewerbegebietsflächen<br />
weiter, bzw. nimmt mit Entfernung zur Abfahrt ab. So entsteht ein neuartiges Raumgefüge,<br />
bei dem jede Ausfahrt zu einem individuellen zentralen Ort wird. Diese neuen<br />
Kategorien für Erreichbarkeit und Attraktivität haben Auswirkungen auf den Bodenmarkt<br />
– auch in Deutschland. Daten aus der Region Dresden beispielsweise zeigen, dass<br />
Bodenpreise mit der Nähe zur Autobahn bis zum fünffachen steigen können. Für Büroflächen<br />
in autobahnnahen Bürozentren werden Mieten auf dem Preisniveau von Kernstädten<br />
erzielt. Teilweise ist der Rand als Bürostandort sogar schon teurer als die City 5 .<br />
Auf der anderen Seite werden durch Autobahnen neue Randlagen und Resträume<br />
definiert, dort nämlich, wo eine Autobahn ohne städtebauliche Begleitmaßnahmen<br />
durch einen vorhandenen Siedlungsraum geführt wird. Luftverschmutzung und Lärmbelastungen<br />
bedingen eine stetige Abwertung der Umgebung. Der Stadtraum entlang<br />
der Autobahn verliert an Attraktivität. So kann es passieren, dass gut erschlossene Stadtquartiere<br />
zur inneren Peripherie werden.<br />
Central Place theorie: classic/modern<br />
P1<br />
P3<br />
P2<br />
P1: highest order central place<br />
P2: lower order central place<br />
P3: lowest order central place<br />
P4: auxialiary order central place<br />
P5<br />
P6<br />
P5: increasing central place<br />
P6: outskirt central place<br />
declining central place<br />
highway<br />
Diese Phänomene werden in der klassischen Zentrale-Orte-Theorie nicht berücksichtigt.<br />
Walter Christaller hatte in seiner aus einer bayrischen Landregion abgeleiteten<br />
Theorie eine klare Hierarchie und gleichzeitig einen klaren Dualismus zwischen Zentrum<br />
und Peripherie definiert. Doch Autobahnen können an neuen Stellen Randlagen<br />
innerhalb der Zentren und neue Zentralitätsmuster in der ehemaligen Peripherie produzieren.<br />
Hier wird unklar, was Zentrum und was Peripherie ist.<br />
Das Auto formt sich seine eigene Stadt und ist damit ein in der Stadtplanung einzurechnender<br />
Faktor. Die Autobahn ist ein Instrument, das Städte und Stadträume gestaltet<br />
– egal, ob dieses Instrument bewusst angewandt wird oder nicht.<br />
WieSo mAn AutobAhnen bAuen Wollte<br />
Als Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten<br />
Konzepte für kreuzungsfreie Autostraßen entwickelt<br />
wurden, gab es keine eindeutigen<br />
Vorstellungen davon, welchem Zweck sie dienen<br />
sollten.<br />
When the first concepts for streets without crossings were developed at the beginning<br />
of the 19th century, there was no clear vision about the purpose of these<br />
streets.<br />
Um 1900 gab es nur wenig Autos. Die Massenmotorisierung war mehr Vision denn Realität.<br />
Die Autobahn musste also nicht nur als technisches Bauwerk erfunden, auch ihr<br />
genauer Zweck musste erst noch bestimmt werden. Die großzügigen Straßenbreiten<br />
und der neue Blick vom fahrenden Auto luden dazu ein, sie als großräumiges Gestaltungselement<br />
für Landschaften zu nutzen. Ihre logistische Bedeutung machte sie für das<br />
Militär interessant. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit wurde sie als Arbeitsbeschaffungsprogramm<br />
eingesetzt und auch Planer und Architekten entdeckten die breite Straße als<br />
Instrument, um ihre modernen Stadtutopien umsetzen zu können.<br />
Funktion: Parkway<br />
Der amerikanische Parkway war ein Vorreiter der modernen Autobahnen. Entworfen<br />
von Calvert Vaux und Frederick Law Olmsted, den Landschaftsplanern des Central<br />
Parks in New York, sollten sie die neuen New Yorker Stadtparks untereinander verbinden<br />
und selbst Teil des Landschaftsraums werden. Der Long Island Parkway war für eine<br />
moderate Fahrgeschwindigkeit entworfen worden, um möglichst schöne Einblicke in<br />
die Stadtlandschaft zu gewähren. Park-Straße und Park wurden durch eine gemeinsame<br />
Gestaltung zu einer Einheit. Die Autostraße war Teil eines Erholungssystems. Erst nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg, als der Pendlerverkehr stieg, bekam sie auch eine verkehrliche<br />
Funktion und musste nun sogar um- und ausgebaut werden, um den Verkehrsanforderungen<br />
des Alltags gerecht werden zu können.<br />
08-09