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Fotos: duplo@kleberbudn25.de<br />
Die Bamberger<br />
Designerin Friederike Aumüller macht<br />
Mode nur mit rechten Winkeln<br />
„Wir tanzen<br />
im Viereck“<br />
und aus der Reihe<br />
Mode ist nicht nur Kleidung. Mode ist eine Lebenseinstellung,<br />
ein Bekenntnis und letztlich auch Kunst. Fashion-Girls,<br />
berühmte Models und Modezaren haben in<br />
unzähligen Zitaten versucht, diese Welt zu beschreiben.<br />
Legendär der Spruch von Karl Lagerfeld, dass der Träger<br />
von Jogginghosen die Kontrolle über sein Leben verloren<br />
habe. Selbstbewusst die Weisheit von Coco Chanel:<br />
„Ich mache keine Mode. Ich bin die Mode!“ Hochhackig<br />
die Erkenntnis von Viktoria Beckham: „In flachen<br />
Schuhen kann ich mich nicht konzentrieren!“ Aus Bamberg<br />
kommt nun eine neue Kampfansage: „Wir tanzen<br />
im Viereck“. So heißen das noch kleine Mode-Label auf<br />
der Weide 18 und die Lebensphilosophie von Friederike<br />
Aumüller (34). Die Designerin, Schneiderin, Managerin<br />
und Verkäuferin in Personalunion, die auch noch selber<br />
modelt, macht Kleider, T-Shirts, Capes und Röcke nur<br />
aus rechteckigen Stoffen. Die FN ließ sich die (Blick-)<br />
Winkel ihrer Mode erklären.<br />
„Wir tanzen im Viereck“, das<br />
klingt fast wie die Schoko-Werbung<br />
„quadratisch, praktisch,<br />
gut“. Wie kommt man auf einen<br />
solchen ungewöhnlichen Namen?<br />
Friederike Aumüller: Ich versuche,<br />
meine Kleidung im Rechteck<br />
zu belassen, auch um Verschnitt<br />
zu sparen. „Wir tanzen im Viereck“<br />
ist ein Song von „Stereo Total“. Ich<br />
habe nachgefragt, ob ich diesen<br />
Titel für meine Modefirma verwenden<br />
darf. Und der Komponist<br />
hat ja gesagt. Ich habe das Lied<br />
auf WG-Partys während meines<br />
Mode-Design-Studiums in Trier<br />
gehört. Und mein Label ist quasi<br />
meine Diplomarbeit, die ich hier in<br />
Bamberg fortsetze.<br />
Wie ungewöhnlich müssen Sie<br />
sein, um einen solchen Sprung in<br />
die Selbständigkeit zu wagen?<br />
Puh! Ich hatte nach meinem Studium<br />
direkt eine Anstellung als<br />
Design-Assistentin. Und ich habe<br />
von Anfang an nicht verstanden,<br />
was ich da machen soll. Ich kann<br />
irgendwie nicht im Namen einer<br />
Firma designen. Was ich mache, ist<br />
eher Kunst. Und so habe ich nach<br />
zehn Monaten gekündigt. Meine<br />
Kolleginnen haben gesagt: Das<br />
ist aber mutig. Ich sehe das völlig<br />
anders. Mutig wäre es gewesen, zu<br />
bleiben…<br />
Wie muss man sich die Fabrikation<br />
vorstellen: Frau näht<br />
viereckige Stoffe aneinander<br />
– so wie die Indianer mit ihrem<br />
Lendenschurz?<br />
Ja, so in etwa (lacht). Ich versuche,<br />
alles möglichst einfach zu lassen.<br />
Ich mag es einfach schlicht. Die<br />
meiste Mode ist mir zu überladen.<br />
Und durch mein Viereckkonzept<br />
werden meine Sachen auch sehr<br />
schlicht und zeitlos. Das Kleid,<br />
das ich anhabe, ist durch ein großes<br />
Viereck entstanden. Mit zwei<br />
Löchern für die Arme – und einer<br />
einzigen Naht.<br />
Sehen Sie realistische Chancen,<br />
sich gegen die großen Modelabels,<br />
die in Billiglohnländern<br />
produzieren lassen, durchzusetzen?<br />
Jaaah, natürlich. Ich sehe für meine<br />
Art der Kleidung derzeit einen<br />
regelrechten Trend. Und ich hoffe,<br />
dass es nicht nur ein Trend bleibt,<br />
sondern eine neue Richtung wird.<br />
Ich setze auf Nachhaltigkeit, Bio-<br />
Baumwolle, recycelte Stoffe wie<br />
alte Sari-Seiden oder hochwertigen<br />
Merino-Strick. Es muss ein<br />
Umdenken stattfinden. Und das<br />
tut es ja auch schon. Man setzt auf<br />
kleine Labels. „Do it yourself“ ist<br />
wieder in.<br />
Haben Sie vorher eine Marktanalyse<br />
gemacht oder haben Sie<br />
auf Ihr Bauchgefühl gesetzt?<br />
Ich habe gar nichts gemacht. Ich<br />
habe auch keinen Business-Plan<br />
geschrieben. Ich bin einfach so da<br />
reingeraten – dank meiner ersten<br />
Schneiderin, die auch auf den Fotos<br />
mit mir modelt. Mein Gewerbe<br />
habe ich vor zwei Jahren angemeldet.<br />
Dann habe ich ein Jahr lang<br />
einfach Schnitte gemacht, denn<br />
ich kann ja ohne Artikel nicht<br />
einfach aufmachen. Ich musste<br />
zunächst etwas produzieren. Bzw.<br />
produzieren lassen. Denn alles<br />
selbst machen, wäre am Anfang zu<br />
viel gewesen. Und dann habe ich<br />
im Dezember 2016 eröffnet. Auch<br />
jetzt habe ich ab und an noch Unterstützung<br />
von Schneiderinnen.<br />
4 www.fraenkische-nacht.de