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Fraenkische-Nacht-Mai-2018-Alles

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Fotos: duplo@kleberbudn25.de<br />

Die Bamberger<br />

Designerin Friederike Aumüller macht<br />

Mode nur mit rechten Winkeln<br />

„Wir tanzen<br />

im Viereck“<br />

und aus der Reihe<br />

Mode ist nicht nur Kleidung. Mode ist eine Lebenseinstellung,<br />

ein Bekenntnis und letztlich auch Kunst. Fashion-Girls,<br />

berühmte Models und Modezaren haben in<br />

unzähligen Zitaten versucht, diese Welt zu beschreiben.<br />

Legendär der Spruch von Karl Lagerfeld, dass der Träger<br />

von Jogginghosen die Kontrolle über sein Leben verloren<br />

habe. Selbstbewusst die Weisheit von Coco Chanel:<br />

„Ich mache keine Mode. Ich bin die Mode!“ Hochhackig<br />

die Erkenntnis von Viktoria Beckham: „In flachen<br />

Schuhen kann ich mich nicht konzentrieren!“ Aus Bamberg<br />

kommt nun eine neue Kampfansage: „Wir tanzen<br />

im Viereck“. So heißen das noch kleine Mode-Label auf<br />

der Weide 18 und die Lebensphilosophie von Friederike<br />

Aumüller (34). Die Designerin, Schneiderin, Managerin<br />

und Verkäuferin in Personalunion, die auch noch selber<br />

modelt, macht Kleider, T-Shirts, Capes und Röcke nur<br />

aus rechteckigen Stoffen. Die FN ließ sich die (Blick-)<br />

Winkel ihrer Mode erklären.<br />

„Wir tanzen im Viereck“, das<br />

klingt fast wie die Schoko-Werbung<br />

„quadratisch, praktisch,<br />

gut“. Wie kommt man auf einen<br />

solchen ungewöhnlichen Namen?<br />

Friederike Aumüller: Ich versuche,<br />

meine Kleidung im Rechteck<br />

zu belassen, auch um Verschnitt<br />

zu sparen. „Wir tanzen im Viereck“<br />

ist ein Song von „Stereo Total“. Ich<br />

habe nachgefragt, ob ich diesen<br />

Titel für meine Modefirma verwenden<br />

darf. Und der Komponist<br />

hat ja gesagt. Ich habe das Lied<br />

auf WG-Partys während meines<br />

Mode-Design-Studiums in Trier<br />

gehört. Und mein Label ist quasi<br />

meine Diplomarbeit, die ich hier in<br />

Bamberg fortsetze.<br />

Wie ungewöhnlich müssen Sie<br />

sein, um einen solchen Sprung in<br />

die Selbständigkeit zu wagen?<br />

Puh! Ich hatte nach meinem Studium<br />

direkt eine Anstellung als<br />

Design-Assistentin. Und ich habe<br />

von Anfang an nicht verstanden,<br />

was ich da machen soll. Ich kann<br />

irgendwie nicht im Namen einer<br />

Firma designen. Was ich mache, ist<br />

eher Kunst. Und so habe ich nach<br />

zehn Monaten gekündigt. Meine<br />

Kolleginnen haben gesagt: Das<br />

ist aber mutig. Ich sehe das völlig<br />

anders. Mutig wäre es gewesen, zu<br />

bleiben…<br />

Wie muss man sich die Fabrikation<br />

vorstellen: Frau näht<br />

viereckige Stoffe aneinander<br />

– so wie die Indianer mit ihrem<br />

Lendenschurz?<br />

Ja, so in etwa (lacht). Ich versuche,<br />

alles möglichst einfach zu lassen.<br />

Ich mag es einfach schlicht. Die<br />

meiste Mode ist mir zu überladen.<br />

Und durch mein Viereckkonzept<br />

werden meine Sachen auch sehr<br />

schlicht und zeitlos. Das Kleid,<br />

das ich anhabe, ist durch ein großes<br />

Viereck entstanden. Mit zwei<br />

Löchern für die Arme – und einer<br />

einzigen Naht.<br />

Sehen Sie realistische Chancen,<br />

sich gegen die großen Modelabels,<br />

die in Billiglohnländern<br />

produzieren lassen, durchzusetzen?<br />

Jaaah, natürlich. Ich sehe für meine<br />

Art der Kleidung derzeit einen<br />

regelrechten Trend. Und ich hoffe,<br />

dass es nicht nur ein Trend bleibt,<br />

sondern eine neue Richtung wird.<br />

Ich setze auf Nachhaltigkeit, Bio-<br />

Baumwolle, recycelte Stoffe wie<br />

alte Sari-Seiden oder hochwertigen<br />

Merino-Strick. Es muss ein<br />

Umdenken stattfinden. Und das<br />

tut es ja auch schon. Man setzt auf<br />

kleine Labels. „Do it yourself“ ist<br />

wieder in.<br />

Haben Sie vorher eine Marktanalyse<br />

gemacht oder haben Sie<br />

auf Ihr Bauchgefühl gesetzt?<br />

Ich habe gar nichts gemacht. Ich<br />

habe auch keinen Business-Plan<br />

geschrieben. Ich bin einfach so da<br />

reingeraten – dank meiner ersten<br />

Schneiderin, die auch auf den Fotos<br />

mit mir modelt. Mein Gewerbe<br />

habe ich vor zwei Jahren angemeldet.<br />

Dann habe ich ein Jahr lang<br />

einfach Schnitte gemacht, denn<br />

ich kann ja ohne Artikel nicht<br />

einfach aufmachen. Ich musste<br />

zunächst etwas produzieren. Bzw.<br />

produzieren lassen. Denn alles<br />

selbst machen, wäre am Anfang zu<br />

viel gewesen. Und dann habe ich<br />

im Dezember 2016 eröffnet. Auch<br />

jetzt habe ich ab und an noch Unterstützung<br />

von Schneiderinnen.<br />

4 www.fraenkische-nacht.de

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