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H.W. Wagner: Dach- und Wandschiefer - ein traditioneller Baustoff in Mitteleuropa

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H. Wolfgang <strong>Wagner</strong> : <strong>Dach</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wandschiefer</strong> - <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>traditioneller</strong> <strong>Baustoff</strong> <strong>in</strong> <strong>Mitteleuropa</strong><br />

Abb. 10. Ornamentdeckung mit Walisischer Schiefer auf der Nicolaikirche <strong>in</strong> Plön von 1868. L<strong>in</strong>ks Altdeckung<br />

(Purpur = Penrhyn, grau = Ffest<strong>in</strong>iog). Rechts: Vorbildliche Rekonstruktion mit grauem ch<strong>in</strong>esischen Schiefer<br />

(Ziyang/Shaanxi) <strong>und</strong> purpurrotem kanadischem Schiefer (Tr<strong>in</strong>ity Bay/Neuf<strong>und</strong>land).<br />

fer <strong>in</strong> den dort üblichen großen Formaten<br />

(60 x 30, 50 x 25 cm, zuweilen auch englische<br />

Zollmaße, Tab. 1) gedeckt. Auf<br />

der Halb<strong>in</strong>sel Eiderstedt besitzen von 18<br />

denkmalgeschützten Kirchen all<strong>e<strong>in</strong></strong> 16<br />

Dächer mit walisischem Schiefer (Eiderstedter<br />

Schutzengel o. J.).<br />

Nach dem Stadtbrand von 1842 wurde<br />

Hamburg mit vielen Schieferlieferungen<br />

aus Wales wieder aufgebaut, was allerd<strong>in</strong>gs<br />

heute im Stadtzentrum nur noch<br />

wenig zu erkennen ist. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>ige Schieferdächer <strong>in</strong> der Hamburger<br />

Speicherstadt <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>igen Vororten.<br />

Häufig gab es auch Ornamentdeckungen<br />

unter Nutzung der <strong>in</strong> Wales vorkommenden<br />

Schieferfarben schwarzgrau,<br />

purpur <strong>und</strong> grün. Leider werden solche<br />

Dächer nur selten nach Verrottung der Befestigung<br />

mit noch verwertbarem Orig<strong>in</strong>alschiefer<br />

oder zum<strong>in</strong>dest mit passendem<br />

Importschiefer rekonstruiert (Abb. 10).<br />

Die Verwendung von Walisischem Schiefer<br />

im 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

war nicht nur auf die Küstenländer beschränkt,<br />

sondern erfolgte auch entlang<br />

der großen Flüsse Rh<strong>e<strong>in</strong></strong>, Elbe, Oder <strong>und</strong><br />

Donau. In Südpolen (ehemaliges Schlesien)<br />

gab es auf damals schon baufälligen<br />

Gutshöfen noch kurz nach der Wende<br />

solche Ornamentdeckungen.<br />

Die Hauptstadtregion Berl<strong>in</strong>, Potsdam<br />

<strong>und</strong> Umgebung ist nicht unbed<strong>in</strong>gt durch<br />

Schieferdächer geprägt. Viele Denkmäler<br />

besitzen sogar so flach geneigte Dächer,<br />

dass traditionelle Ziegel <strong>und</strong> Schiefer gar<br />

nicht gedeckt werden können. Trotzdem<br />

gibt es <strong>e<strong>in</strong></strong>ige schöne Beispiele.<br />

Neben dem wuchtig-imperialen Neorenaissancebau<br />

des Reichtages von 1894<br />

hat der Architekt Paul Wallot 1904 im<br />

gleichen Stil den eher eleganten Palast<br />

des Reichstagspräsidenten (heute Parlamentarische<br />

Gesellschaft) geschaffen,<br />

der <strong>e<strong>in</strong></strong> französisches Rechteckschieferdach<br />

<strong>in</strong>klusive der Z<strong>in</strong>karbeiten am First<br />

besitzt. In den Jahren 1997 bis 1999 wurde<br />

das Gebäude orig<strong>in</strong>algetreu restauriert<br />

<strong>und</strong> mit <strong>e<strong>in</strong></strong>em Schieferdach aus<br />

ch<strong>in</strong>esischem Schiefer aus Vorkommen<br />

des Daba Shan versehen. Die Herkunft<br />

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