Reisen im 18. Jahrhundert - Voltaire
Reisen im 18. Jahrhundert - Voltaire
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<strong>Voltaire</strong>: <strong>Reisen</strong> <strong>im</strong> <strong>18.</strong> <strong>Jahrhundert</strong><br />
um, die Seile waren zu schwach, hatten sich gelöst und zerrissen teilweise. Das Fahrzeug sackte<br />
aber nur in sich zusammen, was diesen zweiten Bruch sehr viel weniger unangenehm für unsere<br />
<strong>Reisen</strong>den machte. Man lief schnell hinter den Arbeitern her, die weggingen und nicht<br />
zurückkommen wollten. Sie waren nur zum Mitkommen zu bewegen, indem man ihnen<br />
versprach, besser bezahlt zu werden. Mit Hilfe der Kutscher gelang es ihnen, die Fahrzelle<br />
anzuheben und besser zu befestigen, ohne dass <strong>im</strong> Inneren des Wagens irgendetwas<br />
durcheinander geraten wäre. Aus übertriebener Vorsicht schlug man den Arbeitern vor, bis nach<br />
Nangis mitzukommen, was sie auch taten und wo man ohne weiteren Unfall ankam und sie<br />
diesmal reichlich bezahlte, so dass sie sehr zufrieden umkehrten. Die Achse wurde durch einen<br />
Hufschmied dieser Stadt gründlich repariert, er untersuchte auch die Fahrzelle, die sich, alt wie<br />
sie war, in ziemlich schechtem Zustand befand, die Stürze hatten mehrer Teile eingedrückt.<br />
Dieser Handwerker empfahl, wenn man Unfälle verhindern wollte, bis nach La Chapelle nur <strong>im</strong><br />
Schritt zu fahren, und auf diese Weise legte man die letzten drei Meilen zurück, um <strong>im</strong> sicheren<br />
Hafen anzukommen…..<br />
32. 1750<br />
o Paris - Potsdam/Berlin (1750) 990 km 18 Tage<br />
Route: Paris – Compiègne (26.6.- 28.6.)- Fontenoy,Raucoux,Laufeldt :Brief an M Deniset qu’en<br />
bon historiographe et en bon citoyen j’allai voir en passant les champs de Fontenoy, de Raucoux, et de Laufeldt. Il n’y<br />
paraissait pas; tout cela était couvert des plus beaux blés du monde; les Flamands et les Flamandes dansaient<br />
comme si de rien n’eût été., Kleve (krank:-2.7.-15.7. wohnt bei der Prinzessin von Kleve)-<br />
Wesel-Hildeshe<strong>im</strong>-Halberstadt-Potsdam (21.7.) – Charlottenburg –Berlin<br />
Reisebericht an Friedrich II, später überarbeitet (französicher Text, siehe Anhang 2).<br />
Im Juli 1750.<br />
Beau Sans-Souci, daignez attendre<br />
Schönes Sans Souci, geruhet<br />
den schwächslichsten unter den Menschenzu empfangen<br />
Íns Paradis soll ich mich begeben<br />
Aber der teufel hat doie Strassen dorthin gebaut<br />
Auf einem breiten Weg des Bistums<br />
Hildeshe<strong>im</strong>,<br />
schönes Land für einen Priester und würdig<br />
einem häretischen König zu gehören.<br />
Sire, welch Hundeland ist dieses Westphalen und die Gegend um Hannover und Hessen! Hier<br />
schafft man an zweiTagen gerade einmal 3 Meilen. Ich war in Kleve 14 Tage lang außer Gefecht;<br />
ich hatte Fieber, da konnte Eure Majestät - wie damals die Helden bei Homer - die Pferde<br />
antreiben und ihnen predigen so viel sie wollte.<br />
Unter allen modernen Nationen sind Frankreich und das kleine Belgien die einzigen, die Strassen<br />
haben, die der Antike ebenbürtig sind …. Der Passierbescheid des Königs für die Kontrollstellen<br />
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