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Magazin für neue Kultur. Jahresmagazin des PopRat Saarland

Magazin für neue Kultur.
Jahresmagazin des PopRat Saarland

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#001<br />

poprat-saarland.de<br />

VERNISSAGE<br />

<strong>Pop</strong>rat Saarland empfiehlt: Meide, meide die <strong>Pop</strong>kultur<br />

27.04.18


- 2 -


„<br />

MEIDE, MEIDE DIE POPKULTUR –<br />

DANN GEHT‘S DIR BESSER…<br />

DIE POPKULTUR IST NICHT GUT FÜR UNS.<br />

Das singt der inhaltsstarke wie quietschfidele Indie-<br />

<strong>Pop</strong>-Barde und Autor PeterLicht im Jahr 2001 im<br />

Song „Meide die <strong>Pop</strong>kultur“, erschienen auf „Vierzehn<br />

Lieder“ (BMG Modul). PeterLicht muss es wissen,<br />

er ist selbst Teil dieser Maschinerie, dieser Krake,<br />

dieses Monsters. Also halten Sie sich gefälligst an<br />

seine Empfehlung! Er singt die Zeile mit Inbrunst<br />

und Euphorie und hat sie in fast kindisch wirkende<br />

catchy-poppige, wattig-flauschige Elektrobeats gepackt.<br />

Und schraubt sie so als Trojaner der <strong>Pop</strong>kultur<br />

in die Hirnwindungen der seligen Zuhörerinnen und<br />

Zuhörer. Dieser raffinierte Hund!<br />

Oder: machen Sie´s wie wir! Wir sind rund 140 <strong>Pop</strong>-<br />

Räte, darunter Musiker, bildende und darstellende<br />

Künstler, Verleger, Autoren, Produzenten, Konzertveranstalter,<br />

Galeristen, Musik-Journalisten, Agenturchefs,<br />

Labelchefs, Studiobesitzer, Clubbesitzer,<br />

Gamer, Dozenten an der <strong>Pop</strong>akademie, der HfM, der<br />

HBKsaar und der UdS, Fantasten, Filmemacher, Tänzer,<br />

Magazin-Herausgeber oder auch Festivalmacher,<br />

und wir zelebrieren diese Art Kultur, wir inszenieren<br />

täglich zur Freude vieler Menschen im Saarland ihre<br />

Inhalte und feiern ihre inszenatorische Stärke, ihre<br />

emotionale Wirkkraft, ihr Talent, Aufmerksamkeit zu<br />

gewinnen und weltweite Kommunikations-, Marketingund<br />

Vertriebswege zu suchen und zu finden. Ihr Gefühl<br />

für ihr Publikum. In der Masse und in der Nische.<br />

Und deshalb haben wir uns zusammen geschlossen,<br />

um öffentlich über die <strong>Pop</strong>kultur zu reden. Die Entscheider<br />

im Land auf sie aufmerksam zu machen. Ihnen<br />

zuzurufen, dass ihre Wirk- und Strahlkraft dem Saarland<br />

dienen kann. Dass sie die Aufmerksamkeit junger<br />

Menschen auf das Saarland zu lenken in der Lage ist,<br />

sie hierher locken und sie hier halten kann, wenn sie mit<br />

Verstand gefördert wird. Und dass sie aber mindestens<br />

das Kulturangebot im Saarland bereichert.<br />

Dieses Magazin, die erste Ausgabe des „<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“<br />

(nach der Nullnummer, in der wir vor zwei Jahren eine<br />

kulturpolitische Revolution in Form unseres Konzeptes<br />

„<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ verpackt hatten, die die Kulturlandschaft<br />

im Saarland verändert hat), ist pure Werbung.<br />

Es dient nichts anderem, als jeder Leserin und jedem<br />

Leser die Stärken der <strong>Pop</strong>kultur bewusst zu machen,<br />

zu zeigen, was popkulturell alles passiert im Land und<br />

welche Chancen die <strong>Pop</strong>kultur dem Land bietet, wenn<br />

sie strategisch klug gefördert wird.<br />

Und es dient dazu, die Arbeit des <strong>Pop</strong>Rates transparent<br />

zu machen und zu zeigen, wo dieser „wild bunch“<br />

an Kreativen überall wirkt und wie. Ein- bis zweimal im<br />

Jahr wollen wir <strong>Pop</strong>Räte ihnen mit Hilfe des Magazins<br />

„<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ einen Überblick verschaffen, was sich<br />

im Saarland in Sachen <strong>Pop</strong>kultur so alles bewegt. Dabei<br />

hat dieser Überblick nie einen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Artikel etwa zur starken Comic-Szene<br />

im Saarland, zur enorm breit und stark aufgestellten<br />

Festivallandschaft oder zur extrem charmanten und<br />

starken Clubszene rund um den „Sektor Heimat“ am<br />

Osthafen oder die Mauerpfeiffer-Jungs am Ludwigskreisel,<br />

die starke saarländische Fantastenszene<br />

oder die in den vergangenen Jahren qualitativ, quantitativ<br />

und vom Selbstbewusstsein her enorm gewachsene<br />

Bandszene im Saarland und vieles mehr fehlen<br />

hier und werden in kommenden Ausgaben beleuchtet.<br />

Aber dafür gibt es einen bunten Strauß anderer Geschichten<br />

rund um die aktuelle <strong>Pop</strong>kulturszene im<br />

Saarland.<br />

Also: meiden? Oder doch weiterlesen? Wir empfehlen:<br />

weiterlesen! Am besten mit PeterLichts „Meide die<br />

<strong>Pop</strong>kultur“ auf den Ohren!<br />

<strong>Pop</strong>Rat Peter Meyer, Vorsitzender des <strong>Pop</strong>Rates<br />

<strong>Pop</strong>Rat Markus Brixius, Herausgeber und Beirat im <strong>Pop</strong>Rat<br />

- 3 -


pop_ring_poster_lay02.indd 1 05.03.18 12:25<br />

POP GOES<br />

GRUNDSCHULE<br />

22<br />

COVER<br />

KÜNSTLERIN<br />

6<br />

DER ARTWALK<br />

16<br />

ANGEWANDTE<br />

POP-STUDIEN<br />

24<br />

COLORS OF POP<br />

RÜCKBLICK<br />

8<br />

LEGENDE QUEEN<br />

ELIZABETH II<br />

18<br />

RINGVORLESUNG<br />

FANTASTIK<br />

28<br />

IM INTERVIEW:<br />

PETER MEYER<br />

12<br />

POP IN THE CITY<br />

20<br />

GAME ON!<br />

30


FARK<br />

32<br />

BANDFOTOS<br />

56<br />

DIE<br />

MUSIKMACHER<br />

36<br />

HIPHOP AUS<br />

DEM SAARLAND<br />

47<br />

MUSIKBÜRO SAAR<br />

58<br />

ALTSTADTFEST<br />

38<br />

TANZ ALS TEIL<br />

DER POPKULTUR<br />

48<br />

POPSCENE<br />

62<br />

UNDERGROUND<br />

SAMPLER<br />

42<br />

STUDIO 30<br />

52<br />

DIE<br />

COMICMACHER<br />

64


- 6 -


PETIT<br />

COMITÉ<br />

PARIS<br />

COVERKÜNSTLERIN<br />

Die Deutsch-Italienische Saarbrücker Künstlerin,<br />

Sabrina Inzillo, ist im alten berühmt-berüchtigten<br />

„Chinesenviertel“, auch bekannt als das Nauwieser<br />

Viertel, in Saarbrücken geboren und aufgewachsen.<br />

Sie lebt und arbeitet in Saarbrücken und betreibt<br />

dort noch bis Ende Juni ein Atelier in der Stengelstraße<br />

1 in Saarbrücken, wo neben ihren Leinwandarbeiten<br />

auch die Originalarbeit zu der Covergestaltung<br />

der <strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong> zu sehen sind.<br />

Sabrina Inzillo kommuniziert sich selbst als<br />

Künstlerkollektiv „Petit Comite Paris“, um so verschiedene<br />

Disziplinen der Kunst, wie der Malerei,<br />

Illustrationen, Fotografie, Wandgestaltung, Glasfassadengestaltung,<br />

Gedichte und Design, ausleben<br />

zu können. „Ich bediene mich verschiedener Medien<br />

um Grenzen für mich selbst neu aufzubrechen und<br />

Verschiedenes neu zu verbinden. Ein ständiger wandel<br />

zwischen sein und werden.‘‘<br />

In ihrer Kunst beschäftigt sie sich mit der Physik<br />

z.B. mit den Aggregatzuständen von Wasser, Klangkörpern<br />

und der Zeit.<br />

petitcomiteparis.com<br />

instagram: petit_comite_paris<br />

Anmeldung Atelier: 1573 9436198<br />

<strong>Pop</strong>Rat Markus Brixius<br />

Bild: Tobias Wönne<br />

- 7 -


COLORS OF POP<br />

SO WAR‘S<br />

21.000 Menschen haben laut Festivalleitung das<br />

neue Festival „Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ goutiert, das im vergangenen<br />

Oktober in eineinhalb Wochen in rund<br />

100 Veranstaltungen, getragen von nach Angaben<br />

der Veranstalter weit über 1.300 Akteurinnen und<br />

Akteuren, darunter vielen <strong>Pop</strong>Räten, die gesamte<br />

wilde, bunte und inhaltsstarke Bandbreite der <strong>Pop</strong>kultur<br />

abgebildet hat.<br />

„Das Crossover aller Kulturgenres mit der Musik<br />

im Mittelpunkt: das macht die <strong>Pop</strong>kultur in ihrer<br />

Wirk- und Kommunikationskraft aus, aber auch<br />

ihre Mischung aus Qualität und Quote, aus Mainstream<br />

und Nische, aus Cheesyness und High End,<br />

aus starkem Inhalt und sexy Verpackung. Dieser<br />

vom <strong>Pop</strong>Rat vor zwei Jahren gesetzte und eingeführte<br />

Ansatz ist auch das Alleinstellungsmerkmal<br />

dieses einmaligen Festivals. Und er hat gezündet!<br />

Die Menschen haben das Festival gerne und gut<br />

angenommen. Und der <strong>Pop</strong>Rat ist froh, dass er mit<br />

seinen eigenen Veranstaltungen, aber auch mit den<br />

Veranstaltungen vieler <strong>Pop</strong>Räte außerhalb des Vereins<br />

Seines zum Gelingen des Festivals beitragen<br />

durfte. Höchste Anerkennung für die gigantische<br />

Moderations- und Kuratierungsleistung von Festivalleiter<br />

Thilo Ziegler und seinem kleinen, aber<br />

feinen Team, und Dank an die Landesregierung, an<br />

die Stiftung für die deutsch-französische kulturelle<br />

Zusammenarbeit, an alle Sponsoren, Akteure und<br />

Unterstützer für den Mut, etwas völlig Neues gewagt<br />

zu haben. Alle zusammen haben gewonnen<br />

und für das Saarland und seine Kultur- und Kreativkraft<br />

das Richtige getan!“, sagte der Vorsitzende<br />

des <strong>Pop</strong>Rates Saarland, Peter Meyer. „Jetzt, wo der<br />

Beweis, dass das Saarland <strong>Pop</strong>land sein kann, erbracht<br />

ist, bitte nicht nachlassen. Die Planungen für<br />

2019 müssen beginnen.“<br />

Der <strong>Pop</strong>Rat Saarland trug beim ersten Festival mit<br />

eigenen, selbst finanzierten Veranstaltungen und<br />

- 8 -


Kooperationen dazu bei, den Besucherinnen und<br />

Besuchern des „Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ einen state <strong>of</strong> the art<br />

in Sachen <strong>Pop</strong>kultur im Saarland zu bieten.<br />

„Im Historischen Museum Saar haben wir zusammen<br />

mit dem Team um den quirligen Museumsdirektor<br />

Simon Matzerath das Thema Vinyl und sein<br />

Comeback in der Ausstellung „Im Plattenland“ des<br />

saarländischen Künstlers OW Himmel in den Vordergrund<br />

gestellt. Dazu gab es in den zehn Tagen<br />

des Festivals auch Performances und Führungen<br />

des Künstlers. Und in einer Ausstellung in der Galerie<br />

Neuheisel von <strong>Pop</strong>Rat Benjamin Knur haben<br />

wir in Zusammenarbeit mit der HBKsaar Gig Posters<br />

von HBK-Studierenden von Pr<strong>of</strong>essor Ivica<br />

Maksimovic, betreut auch von Jonathan Kuntz und<br />

Dirk Rausch, gezeigt. Mit diesem Projekt, das bereits<br />

zum Wintersemester 2016/17 seinen Anfang<br />

nahm, haben wir kreativen Nachwuchs gefördert,<br />

HBK-Studierende an das Thema <strong>Pop</strong> herangeführt<br />

und mit der Gründung einer saarländischen Gig Poster-Bewegung<br />

Nachhaltigkeit geschaffen. Vertieft<br />

wurde das Thema in einer zweiten Ausstellung, der<br />

„Poster-o-rama“, einer Verkaufsausstellung, in der<br />

Plakate internationaler Gig Poster-Pr<strong>of</strong>is zu bestaunen<br />

und zu kaufen waren. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Saarcamp e.V. gab es erstmals auch ein<br />

Barcamp zum Thema <strong>Pop</strong>kultur mit dem Namen<br />

`<strong>Pop</strong>camp´ geben. Dort wurden verschiedene<br />

<strong>Pop</strong>-Projekte der Öffentlichkeit vorgestellt, diskutiert<br />

und weiter entwickelt werden. Und in Zusammenarbeit<br />

mit der Architektenkammer des Saarlandes<br />

und der htw saar – Schule für Architektur<br />

Saar haben wir in der AKS ein von <strong>Pop</strong>Rat Pr<strong>of</strong>essor<br />

Stefan Ochs organisiertes Symposium zum Thema<br />

„<strong>Pop</strong>event und Stadtentwicklung || pop<br />

and the city“ präsentiert, bei dem es Impulsreferate<br />

zum Thema, eine Podiumsdiskussion,<br />

eine Ausstellung von Semesterarbeiten<br />

der htw-Studierenden zum<br />

Thema sowie ein Konzert der Saarbrücker<br />

Indie Folk-Rocker „Mikromoon“ gab, by<br />

the way eines der bemerkenswertesten<br />

Konzerte des gesamten Festivals. Und<br />

- 9 -


schließlich haben wir zusammen mit dem „SR 3-Krimiabend“,<br />

„Krimitagen Saar“ und der Agentur Erlebnisraum<br />

eine Lesung mit Martina Heib, Chris Karlden<br />

und einem der Stars der Fantastik-Szene, <strong>Pop</strong>Rat<br />

Markus Heitz, präsentiert“, sagte der Vorsitzende<br />

des <strong>Pop</strong>Rates Saarland, Peter Meyer.<br />

„Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ ist das erste Festival, das die gesamte<br />

Bandbreite der <strong>Pop</strong>kultur abzubilden versucht<br />

und die inhaltlichen wie kommunikativen und wirkmächtigen<br />

Stärken der <strong>Pop</strong>kultur heraus arbeitet<br />

und dabei auch den drei <strong>Pop</strong>kulturgenre-Cluster besonderen<br />

Raum gibt, in denen das Saarland derzeit<br />

national wie international ein Player ist und die auch<br />

der <strong>Pop</strong>Rat in seiner täglichen Arbeit besonders in<br />

den Focus nimmt: Fantastik, Urban Art und Musik.<br />

Das ist sein weltweites USP, das ist der Markenkern<br />

des Festivals, sein unverkennbares Pr<strong>of</strong>il.<br />

„Alle möglichen <strong>Pop</strong>kulturgenres fanden Platz und<br />

Entfaltung in dem neuen Festival der <strong>Pop</strong>kultur.<br />

Das ist einzigartig und das vom <strong>Pop</strong>Rat gelebte,<br />

essentielle Alleinstellungsmerkmal, das wir in unserem<br />

Konzept „<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ entwickelt haben und<br />

mit der Universität des Saarlandes auch im Zertifikat<br />

„Angewandte <strong>Pop</strong>-Studien“ verfolgen. Unser<br />

Wunsch fürs Festival: Dass nach diesem erfolgreichen<br />

ersten, regional orientierten Aufschlag im<br />

Saarland, in dem deutlich wurde, wie sehr die <strong>Pop</strong>kultur<br />

den Puls der Zeit über starke Inhalte und propere<br />

Inszenierungen spürbar macht und ein kreatives<br />

Lebensgefühl der Freude und des Miteinanders<br />

transportiert und welche Effekte sie dabei auch für<br />

das Saarland und seine Kunst- und Kulturszene erzielen<br />

kann, das Festival weiter entwickelt werden<br />

sollte und sich internationaler präsentieren sollte,<br />

um auch eine Strahlkraft nach außen zu erzielen und<br />

Kulturbotschafter für das Saarland zu sein. Dazu<br />

braucht es internationale Acts und ein Zentrum,<br />

in dem die Festivaliers sich tummeln, treffen und<br />

austauschen können“, sagte der <strong>Pop</strong>Rat Saarland-<br />

Vorsitzende Peter Meyer.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Saarland<br />

Bilder: Lih Tsan<br />

- 10 -


- 11 -


AUFSCHWUNG FÜR<br />

DIE POPKULTUR IM<br />

SAARLAND<br />

DIE ARBEIT DES<br />

„POPRATES SAARLAND“<br />

– WAS GIBT‘S NEUES?<br />

Vor gut vier Jahren hat der <strong>Pop</strong>Rat als <strong>Pop</strong>stammtisch<br />

seine Arbeit an Konzept und Vision „<strong>Home</strong> <strong>of</strong><br />

<strong>Pop</strong>“ aufgenommen, vor zwei Jahren dann hat er das<br />

Konzept der Öffentlichkeit vorgestellt, sich als Verein<br />

„<strong>Pop</strong>Rat Saarland“ organisiert und mit seiner Arbeit<br />

zur Förderung der <strong>Pop</strong>kultur im Saarland begonnen.<br />

Ein Interview mit Peter Meyer, dem Vorsitzenden des<br />

<strong>Pop</strong>Rates.<br />

Was macht eigentlich der <strong>Pop</strong>Rat genau?<br />

Der Verein vernetzt <strong>Pop</strong>kultur-Akteure im Saarland<br />

und gibt der <strong>Pop</strong>kultur eine Stimme. Er sensibilisiert<br />

die Stake Holders im Land dafür, dass mit der <strong>Pop</strong>kultur,<br />

wenn sie strategisch gefördert wird, ein positives<br />

Image für das Saarland, mehr spannende Kultur, mehr<br />

junge, kreative Arbeitsplätze und damit für das Saarland<br />

auch für die Zukunft Innovationskraft gesichert<br />

und ausgebaut werden kann. Warum? Weil kein anderes<br />

Kulturgenre sich so in die Herzen der Menschen<br />

hinein inszenieren kann und weil wir an die emotionale,<br />

kommunikative, wirkmächtige und auch ästhetisch<br />

und inhaltlich wertvolle Kraft und Pionierkraft dieser<br />

Kultur glauben.<br />

Wir sind breit und tief in der saarländischen Kulturszene<br />

verwurzelt. Uns gehören fast 140 Musiker, bildende<br />

und darstellende Künstler, Verleger, Autoren,<br />

Galeristen, Musik-Journalisten, Agenturchefs, Labelchefs,<br />

Studiobesitzer, Clubbesitzer, Gamer, Dozenten<br />

an der <strong>Pop</strong>akademie, der HfM, der HBKsaar und der<br />

UdS oder auch Festivalmacher an, wir sind ein bunter,<br />

kreativer Haufen, ein, und wir sind mittlerweile Sammelbecken<br />

für branchennahe Vereine, eine Art Dachverein<br />

oder Verband für <strong>Pop</strong>kultur im Saarland.<br />

Wenn man sich auf eine Reise begibt, können sich<br />

Ziele und Wege verändern. Wie haben sich zwei<br />

Jahre Vereinsarbeit dahingehend auf den Verein<br />

ausgewirkt?<br />

Die Ziele sind in Stein gemeißelt und stehen in<br />

unserer Satzung: Wichtigste Aufgabe: Wir vernetzen<br />

<strong>Pop</strong>kultur akteure im Saarland und der Großregion<br />

und machen sie damit stark. Wir fordern außerdem<br />

weiterhin ein „<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ als strategisches <strong>Pop</strong>kulturzentrum<br />

und dienende Organisations- und<br />

Unterstützungseinheit für <strong>Pop</strong>kultur im Saarland und<br />

die Umsetzung der Kreativleuchttürme, die wir im<br />

Konzept „<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ benannt haben, damit die <strong>Pop</strong>kultur<br />

entsprechend ins Saarland und nach draußen<br />

wirken kann. Wir suchen den Schulterschluss mit allen<br />

Kulturgenres, wie ja im von uns konzipierten und losgetretenen<br />

Festival „Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ erfolgreich exerziert.<br />

Und wir fordern die Aufmerksamkeit der Stake<br />

Holders und Opinion Leaders im Land für die enorme<br />

Innovations-, Kommunikations-, Inszenierungs- und<br />

Strahlkraft strategisch geförderter <strong>Pop</strong>kultur. Dazu<br />

gehört beispielsweise unter anderem auch eine<br />

große Eventhalle, ein Exportbüro für <strong>Pop</strong>kultur oder<br />

ein Musikzentrum als Tummelplatz für die saarländische<br />

Bandszene.<br />

Ansonsten sind wir stärker geworden, zahlreicher,<br />

haben uns breiter aufgestellt, wir sitzen mit am Tisch<br />

der Entscheider, werden als Ansprechpartner für und<br />

als Kooperationspartner bei popkulturellen Belangen<br />

ernst genommen, gehört und eingebunden, machen<br />

- 12 -


auch eigene Projekte, auch wenn das nicht das vordergründige<br />

Ziel ist.<br />

Was hat der <strong>Pop</strong>Rat seit der Gründung erreicht?<br />

Wir haben die <strong>Pop</strong>kulturakteure im Saarland vernetzt<br />

und ihnen ein Bewusstsein für sich selbst und ein Gefühl<br />

für die eigene Stärke und die Stärke einer organisierten<br />

Einheit gegeben. Wir haben die <strong>Pop</strong>kultur<br />

zum dauerhaften Thema gemacht und an die Tische<br />

der Entscheider gebracht. Wir haben durch unsere<br />

Arbeit die <strong>Pop</strong>kultur als „strategisch zu fördernd“ in<br />

den Koalitionsvertrag gehoben und werden dort als<br />

erste Adresse genannt. <strong>Pop</strong>Räte haben die Idee zum<br />

„Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ gehabt - eine unserer Ideen im „<strong>Home</strong><br />

<strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ -, wir haben es konzeptioniert und haben geholfen<br />

es zum Erfolg zu führen. Und der <strong>Pop</strong>Rat hat<br />

auf eigene Kosten spannende Programmelemente zu<br />

diesem tollen, neuen, bunten, breit aufgestellten Festival<br />

beigetragen. Der <strong>Pop</strong>Rat hat das Konzept des<br />

Zertifikats „Angewandte <strong>Pop</strong>-Studien“ geschrieben<br />

und in die Welt gesetzt - eine unserer Ideen im „<strong>Home</strong><br />

<strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ - und darf es jetzt als Kooperationspartner an<br />

der Seite der Universität des Saarlandes mit umsetzen<br />

helfen. Derzeit läuft im Rahmen des Zertifikats<br />

die Ringvorlesung zum Thema „Fantastik“, in der jeden<br />

Mittwoch, 18.30 Uhr, im Filmhaus die Fantastik<br />

aus wissenschaftlicher Sicht ausgeleuchtet wird und<br />

auch Vorlesungen von <strong>Pop</strong>Räten zu den Stärken der<br />

saarländischen Fantasten-Szene gehalten werden.<br />

Der Saarbrücker „Art Walk“ der <strong>Pop</strong>Räte Beni Knur<br />

und Patrick „Reso“ Jungfleisch ist erstmals überhaupt<br />

auf einer <strong>Pop</strong>Rat-Beiratssitzung diskutiert worden<br />

und hat dort positive Energie bekommen. Wir haben<br />

durch Kooperationen andere Akteure der <strong>Pop</strong>kultur<br />

stärker gemacht. Die Bandszene im Saarland wächst,<br />

wird qualitativ immer besser und musikalisch variabler.<br />

Es entstehen wieder Spielstätten wie etwa das<br />

Studio 30, es schießen Festivals aus dem Boden wie<br />

etwa das UNSERDING Tropical Mountain auf der<br />

Bergehalde in Reden, der <strong>Pop</strong>Rat-Partner Intensiv-<br />

Theater wird mit dem Kulturpreis des Regionalverbandes<br />

ausgezeichnet, Grundschulen befassen sich<br />

mit HipHop und Rap, nie abgerufene Fördergelder aus<br />

Bundestöpfen fließen endlich auch an <strong>Pop</strong>kulturveranstalter<br />

im Land, politische Stiftungen und andere<br />

Institutionen im Land befassen sich mit Chancen und<br />

Risiken der <strong>Pop</strong>kultur und, und, und. Die <strong>Pop</strong>kultur<br />

ist stark und selbstbewusst wie nie. In vielen Fällen<br />

stecken der <strong>Pop</strong>Rat oder einzelne <strong>Pop</strong>Räte dahinter.<br />

In anderen Fällen ist es die Grundstimmung, die positive<br />

Atmosphäre die Aufbruchstimmung, für die der<br />

<strong>Pop</strong>Rat gesorgt hat, die Kreative im Land ermuntert<br />

und ermutigt, popkulturelle Projekte zu starten. Dabei<br />

steht nie der <strong>Pop</strong>Rat im Mittelpunkt sondern die<br />

<strong>Pop</strong>kultur. Wann und wo auch immer <strong>Pop</strong>kultur im<br />

Land Unterstützung erfährt, freuen wir uns – ob wie<br />

Verursacher waren oder nicht. Oder ob wir – obwohl<br />

Verursacher – auch genannt werden oder nicht.<br />

Und wir haben selbst Projekte auf den Weg gebracht,<br />

etwa das in musikalischer wie sprachlicher Hinsicht<br />

wichtige und sehr erfolgreiche „<strong>Pop</strong> Goes Grundschule“mit<br />

<strong>Pop</strong>Rat Drehmoment, das von den Grundschulen<br />

gefeiert wird und in <strong>2018</strong> schon im zweiten Jahr<br />

veranstaltet wird.<br />

Wenn der Direktor des Regionalverbandes, Peter Gillo,<br />

bei seiner Laudatio zur Verleihung des Kulturpreises<br />

für Musik des Regionalverbandes, übrigens Dank der<br />

Energiearbeit des <strong>Pop</strong>Rates erstmals für das Genre<br />

„<strong>Pop</strong>“ verliehen, sagt: „Mit der Arbeit des <strong>Pop</strong>Rates hat<br />

die <strong>Pop</strong>kultur im Saarland einen enormen Aufschwung<br />

bekommen“, dann ist das das schönste Kompliment.


Was steht <strong>2018</strong> an?<br />

Die erfolgreiche Arbeit konsequent fortsetzen:<br />

<strong>Pop</strong>kultur vernetzen, fördern, unterstützen, in Projekte<br />

gießen. Und neben dem Festival für <strong>Pop</strong>kultur<br />

(„Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ - das in 2019 h<strong>of</strong>fentlich, wie versprochen,<br />

stattfinden wird) und dem Zertifikat „Angewandte<br />

<strong>Pop</strong>-Studien“ an der Saar-Uni vielleicht weitere<br />

Leuchttürme und Säulen aus unserem Konzept<br />

umsetzen oder umsetzen helfen, etwa ein <strong>Pop</strong>-Archiv<br />

oder eben das Magazin „<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“, das unsere<br />

Leserinnen und Leser gerade in der Hand halten. Oder<br />

<strong>Pop</strong>Rat Carmelo Lo Portos Idee eines Exportbüros<br />

für <strong>Pop</strong>kultur. Oder <strong>Pop</strong>Rat Marcel Sudes Idee des<br />

Musikzentrums. Auch die Forderung nach einer großen<br />

Eventhalle unterstützen wir.<br />

Bezüglich „Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ machen wir uns natürlich<br />

Sorgen. Nach den jüngsten Verlautbarungen weiß ja<br />

derzeit niemand mehr, wo es mit der Festivallandschaft<br />

im Saarland hingehen soll. Neues Klassik/<br />

<strong>Pop</strong>-Festival? Wenn ja, wie will man die höchst unterschiedlichen<br />

Zielgruppen unter einen Hut zwingen und<br />

dann auch noch Außenwirkung erzeugen? Oder doch<br />

weiter mit dem Erfolgsmodell „Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ und dem<br />

Alleinstellungsmerkmal des Festivals, die gesamte<br />

<strong>Pop</strong>kultur abzubilden, eben nicht nur die Musik, wie<br />

fast alle anderen Festivals das machen. Wenn es mit<br />

„Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ weitergehen soll, was der <strong>Pop</strong>Rat dringend<br />

empfiehlt, wird die Zeit langsam knapp. Vor allem<br />

auch, wenn da etwas entstehen soll, was auch eine<br />

Wirkkraft nach außen entfalten soll. Und diese Wirkkraft<br />

nach außen muss das Festival in seiner zweiten<br />

Ausgabe dringend entfalten, wenn es sich weiter entwickeln<br />

soll. Die Nabelschau der saarländischen <strong>Pop</strong>kultur<br />

in der ersten Ausgabe war wichtig, richtig und<br />

hatte Niveau, aber jetzt muss dringend der nächste<br />

Schritt gegangen werden. Das popkulturelle Jahr 2019<br />

wird jetzt schon durchgeplant, wer da zu lange mit<br />

guten Bookings wartet, klotzt in die Röhre. Und auch<br />

wenn das Festival für das Saarland touristisch ausgeschlachtet<br />

werden soll, müssen jetzt Programme geplant<br />

und Pakete geschnürt werden. Wir helfen gerne,<br />

wenn wir gefragt werden. Aber ob und gegebenenfalls<br />

welche Rolle der <strong>Pop</strong>Rat dabei spielen soll, ist zweitrangig.<br />

Wichtig ist, dass es weiter geht.<br />

Außerdem wünschen wir uns auch popkulturelle Elemente<br />

im Beitrag des Saarlandes für das Programm<br />

für die Kulturhauptstadt Europas 2022 in Esch/<br />

Alzette. Eines könnte eine saarländische Initiative für<br />

einen „Europäischen Art Walk“ sein, eine „Straße der<br />

Skulpturen“ in Urban Art, indem wir den Art Walk von<br />

Esch durch weitere Werke über das weltweite Urban<br />

Art/Street Art-Zentrum Weltkulturerbe Völklinger<br />

Hütte mit dem grandiosen Art Walk in Saarbrücken<br />

verbinden. Das Saarland hat – ein wichtiges Ergebnis<br />

unserer Analyse – große Stärken und unverrückbare<br />

Standortvorteile und Netzwerke im Bereich Urban<br />

Art/Street Art. Diese sehr gute Karte könnte in Richtung<br />

Esch ausgespielt werden. Außerdem wären Kooperationen<br />

mit der Rockhal oder der Kufa in Esch<br />

mit Bezug auf das Kulturhauptstadt-Jahr denkbar,<br />

beispielsweise in Sachen Musik-Nachwuchsförderung<br />

oder dauerhafter regionaler Förderung von<br />

jungen Acts und Bands. Wir stehen – wie immer – mit<br />

unseren Verbindungen, Netzwerken und Ideen als<br />

Partner bereit.<br />

Manche werfen dem <strong>Pop</strong>Rat vor, eine Art institutionelle<br />

<strong>Pop</strong>kultur-Polizei zu sein. Was sagst du dazu?<br />

Das Vorurteil ist mir nie begegnet. Aber gerade in der<br />

Kreativszene gibt es autonome Kräfte, die extrem<br />

viel Skepsis gegen jede Art von Organisiertheit und<br />

Organisationseinheiten haben, nicht nur gegen den<br />

<strong>Pop</strong>Rat. Das ist der freien Szene sozusagen immanent,<br />

und diese Grundskepsis dieser Kreativen muss<br />

es geben, und sie ist wichtig, weil wir auch kreative,<br />

freie Radikale brauchen. Die Skepsis führt bei uns<br />

im <strong>Pop</strong>Rat auch zum täglichen Überprüfen unseres<br />

Wegs und unserer Arbeit – und zum Nachkorrigieren.<br />

Trotzdem kann ich nur immer wieder betonen: Wenn<br />

du etwas erreichen willst, musst du dich organisieren.<br />

Und die Form des Vereins ist die demokratischste<br />

aller Organisationsformen. Und viele Skeptiker sind<br />

nach Gesprächen mit uns und Aufklärung über unsere<br />

Arbeit und unseren verrückten Haufen unserer Idee<br />

- 14 -


gefolgt und sind engagierte Mitglieder geworden.<br />

Und andere wiederum erkennen an, was wir machen<br />

und spielen mit uns Doppelpass oder sympathisieren<br />

mit uns, ohne sich direkt im <strong>Pop</strong>Rat binden zu wollen.<br />

Aber wir arbeiten auch gut und gerne für die, die<br />

sich nicht organisieren wollen und uns weiterhin mit<br />

Skepsis begegnen. Es geht ja nicht um den <strong>Pop</strong>Rat<br />

als Selbstzweck sondern um die Ermöglichung von<br />

möglichst viel <strong>Pop</strong>kultur im Land. Wir beziehen die<br />

meiste Energie aus unserer Begeisterung von innen<br />

heraus und aus dem Zulauf, den wir haben und den Erfolgen,<br />

die wir feiern dürfen sowie den schönen <strong>Pop</strong>kultur-Projekten<br />

im Land. Aber natürlich beziehen wir<br />

auch Energie aus Reibung an uns.<br />

Gegängelt oder gemaßregelt haben wir nie. Wozu sollten<br />

wir das? Und wie könnten wir das? Im Gegenteil:<br />

durch unsere Arbeit schaffen wir Vernetzung, Freiräume<br />

und neue Möglichkeiten der Darstellung für die<br />

gesamte Szene – wie etwa beim „Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ oder<br />

– auf wissenschaftlicher Basis – bei den „Angewandten<br />

<strong>Pop</strong>-Studien“ an der Uni des Saarlandes. Auch denjenigen,<br />

die sich aus Unwissenheit über uns beklagen,<br />

schaffen wir durch unsere Arbeit Freiheiten und Gehör<br />

für ihre Arbeit und eine Grundstimmung im Land, die<br />

allen <strong>Pop</strong>kultur-Projekten <strong>of</strong>fen und neugierig gegenüber<br />

steht und immer mehr ihren strategischen Mehrwert<br />

fürs Land erkennt, anerkennt und unterstützt.<br />

Was ist <strong>Pop</strong>kultur für dich?<br />

Kultur, die den Puls der Zeit wahrnehmbar macht, die<br />

die Zeichen der Zeit definiert, die Inhalte mit allen<br />

verfügbaren Instrumenten inszeniert, für Bauch, Herz<br />

und Kopf. Und die dann als unvergesslicher Moment<br />

im Gedächtnis dessen, der sie erleben durfte, für immer<br />

Spuren hinterlässt und in ihm Denk-, Gefühls und<br />

Handlungsvorgänge auslöst. Am besten im Schaffen<br />

weiterer Kultur, die wiederum erneut diese Momente<br />

schafft. Und ich meine Momente tiefster Empfindung<br />

und Bewegtheit, stärkster Reflektion. Die können<br />

tieftraurig oder endorphineuphorisch sein.<br />

Für uns als Verein bedeutet die <strong>Pop</strong>kultur auch das<br />

Aushalten und zugleich auch Ausleben der Ambivalenz<br />

dieser Kultur zwischen Mainstream und Nische, zwischen<br />

niederschwelligem Hochglanz-Massenprodukt<br />

und inhaltlich-visionärer Arbeit – beides kann <strong>Pop</strong>.<br />

Das ist geradezu das Talent der <strong>Pop</strong>kultur: Einerseits<br />

viele Menschen erreichen und andererseits auch für<br />

Generationen neuartige, spannende Zeichen setzen.<br />

Und die dann konsequent über Kommunikations-,<br />

Marketing-, Vertriebs- und Verkaufswege erfolgreich<br />

in die Welt drücken.<br />

Wir erleben das Aufeinandertreffen dieser beiden<br />

extremen Pole Mainstream und Indie täglich auch im<br />

Verein, denn wir haben Vertreter beider Lager. Und<br />

immer wenn die zusammen kommen, gibt´s Diskussionen<br />

– und neue Ideen und Projekte. Das geht nur<br />

mit einer moderierten Streitkultur – und ich meine hier<br />

eben nicht Zankkultur. <strong>Pop</strong>kultur bezieht ihre Stärke<br />

aus den Brüchen im Leben und dem Scheitern genauso<br />

wie aus der Euphorie und dem Enthusiasmus, der<br />

Freude am Leben. Hui, schon wieder diese Ambivalenz.<br />

Eine Zumutung, das wissen wir. Unter dem Dach der<br />

<strong>Pop</strong>kultur vereinen sich depressive Todesser genauso<br />

wie sexy Partybiester. Und die Werke des oder der<br />

einen sind so wertvoll wie die des oder der anderen.<br />

Borniert wird es, wenn vereinzelt von außen versucht<br />

wird uns über eine ganz enge <strong>Pop</strong>definition etwa<br />

auf einen bestimmten Zeitabschnitt der End-60er/<br />

Anfang-70er-Jahre zurückzuwerfen oder gar nur auf<br />

die Mainstream-Seite des <strong>Pop</strong> zu drücken. Diesen<br />

bedauernswerten Geschöpfen setzen wir über 140<br />

prominente, komplett andersdenkende <strong>Pop</strong>schaffende<br />

aus dem Land entgegen und rufen ihnen zu:<br />

bewegt euch raus aus eurer Schublade, steht euch<br />

nicht selbst im Weg. Einige von ihnen sind von der<br />

Kraft und Innovation unserer Bewegung und unserer<br />

Ideen überrascht und aus der Kurve getragen worden.<br />

Wir wollen ihnen gerne die Zeit geben sich uns doch<br />

noch anzuschließen.<br />

Interview: <strong>Pop</strong>Rat Markus Brixius<br />

- 15 -


DER ARTWALK<br />

UND WIE ER ENTSTANDEN IST<br />

Im Frühjahr 2016 haben wir zum ersten Mal davon gesprochen. Von der Idee, in Saarbrücken<br />

Hauswände und Fassaden von international bekannten Urban Art Künstlern bemalen zu lassen.<br />

Wie grandios es wäre. Wie es Stadt, Land und Region aufwerten würde. Der Gedanke wurde dann<br />

in einer Sitzung des <strong>Pop</strong>Rates konkreter. Im Gespräch mit Thilo Ziegler, der für das Kulturfestival<br />

„Colors <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ auf der Suche nach starken Kunstinhalten war. Das Ministerium für Bildung und<br />

Kultur war von Anfang an begeistert und wurde <strong>of</strong>fizieller Veranstalter des ArtWalks. Neben Landesmitteln<br />

wurden Fördergelder der EU genehmigt und so konnte die Arbeit beginnen. Patrick<br />

Jungfleisch und ich wurden als Kuratoren engagiert.<br />

- 16 -


Wir wählten den Namen „ArtWalk“, weil alle Bürger<br />

und Touristen eingeladen sind, einen Spaziergang<br />

durch Saarbrücken zu machen und dabei ganz verschiedene<br />

Wandgemälde renommierter Künstler<br />

zu entdecken. Für die Menschen, die in Saarbrücken<br />

leben, werden die Bilder zu festen Elementen ihres<br />

Alltags, zum Gesicht ihrer Stadt. Und genau das ist<br />

das Besondere am ArtWalk im Vergleich zu ähnlichen<br />

Projekten in anderen Städten: Anstatt die<br />

Wandkunst in industriellen Randgebieten gebündelt<br />

zu installieren, ist sie hier mitten ins Stadtbild integriert<br />

worden, in unseren Lebensmittelpunkt. Die<br />

Kunst durchdringt Saarbrücken in seinem Kern.<br />

Auch die Landeshauptstadt Saarbrücken, unter Federführung<br />

des Kulturdezernats, stand von Beginn<br />

an unterstützend zur Seite und hat uns geholfen,<br />

mit anderen Stellen wie dem Ordnungsamt ins Gespräch<br />

zu kommen. Alle Beteiligten waren eine große<br />

Hilfe. Parallel waren wir beide mit unserer eigentlichen<br />

Aufgabe beschäftigt: Wir mussten geeignete<br />

Wandflächen finden, mit deren Eigentümern reden<br />

und sie von dem Projekt begeistern. Wir haben unsere<br />

Wunschkünstler kontaktiert und sie eingeladen.<br />

Außerdem haben wir einige starke Sponsoren wie<br />

die Sparkasse Saarbrücken für das Projekt begeistern<br />

und dafür gewinnen können. Vielen Dank nochmal<br />

an dieser Stelle! Sie ergänzten die vorhandene<br />

Finanzierung und der ArtWalk in seiner aktuellen<br />

Dimension konnte realisiert werden.<br />

Als die ersten Künstler anreisten, wurden unsere Wände<br />

nach und nach mit Leben gefüllt. Und wir merkten,<br />

dass die Arbeit jetzt erst richtig beginnen sollte. Absperrungen,<br />

Hubsteiger, Gerüste, Farben, Transporte<br />

... alles musste organsiert und abgestimmt werden.<br />

Aber es hat großen Spaß gemacht und es war ein umwerfendes<br />

Gefühl, die Kunst und damit den ArtWalk<br />

nach und nach entstehen zu sehen.<br />

Um das Projekt von Anfang an sichtbar zu machen,<br />

haben wir alles bei Facebook (facebook.com/artwalksb)<br />

und Instagram (artwalk_saarbruecken)<br />

dokumentiert. Und nachdem der ArtWalk jetzt – zumindest<br />

für 2017 – fertig ist, gibt es alles gebündelt<br />

in unserem Katalog und auf der Webseite (artwalk.<br />

saarland) zu sehen, die auch einen Social Media<br />

Liveticker hat. Eine App wird es nächstes Jahr auch<br />

noch geben.<br />

Alles in allem ist der ArtWalk ein Projekt, das nur<br />

durch das Engagement vieler leidenschaftlicher<br />

Menschen mit Leben erfüllt werden konnte. Und<br />

jetzt ist er da! Und er wird in den nächsten Jahren<br />

h<strong>of</strong>fentlich größer werden und der Stadt als Teil ihres<br />

Gesichts dauerhaft erhalten bleiben. Wir haben<br />

schon einige Künstler und Wände im Auge.<br />

... Bis dahin!<br />

<strong>Pop</strong>Rat Benjamin Knur<br />

- 17 -


ANZEIGE<br />

DIE<br />

QUEEN<br />

IST<br />

POP!<br />

AUSSTELLUNG<br />

„LEGENDE QUEEN ELIZABETH II.“<br />

Das Bild der Queen hängt sogar im Büro von James<br />

Bond. Schließlich steht auch er „Im Geheimdienst<br />

Ihrer Majestät“ - so der Titel des Films von 1969,<br />

in dem Bond kurzfristig daran denkt, den Dienst<br />

zu quittieren. Und dem stilprägenden Queen-Gemälde<br />

von Pietro Annigoni aus dem Jahr 1955 zum<br />

Abschied zuprostet.<br />

Queen Elizabeth II. ist eine lebende Legende, in<br />

ihrem Leben spiegelt sich eine ganze Epoche. Sie ist<br />

die am meisten dargestellte Person des 20. und 21.<br />

Jahrhunderts. Bis Sonntag, den 6. Januar 2019, zeigt<br />

das Weltkulturerbe Völklinger Hütte die Ausstellung<br />

„Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“.<br />

Sie präsentiert Fotos, Gemälde, Briefmarken<br />

und Münzen aus einer der größten Sammlungen<br />

dieser Art, der Sammlung Luciano Pelizzari.<br />

Die Exponate porträtieren Queen Elizabeth II. als<br />

Monarchin, politische Akteurin, Familienoberhaupt<br />

und als Traumfigur für die Briten und für eine weltweite<br />

Fangemeinde. Queen Elizabeth II. ist aber<br />

auch zu einem Motiv und Emblem der <strong>Pop</strong>-Kultur<br />

geworden. Die Ausstellung zeigt diese Entwicklung<br />

in verschiedenen Dekaden mit Bildern der <strong>Pop</strong>-Kultur<br />

wie dem Porträt von Andy Warhol.<br />

Bekanntestes Beispiel ist das Plattencover zu „God<br />

save the Queen“ von den „Sex Pistols“, das den Titel<br />

und den Bandnamen über Augen und Mund eines<br />

Porträts der Queen zeigt. Der Song war damals ein<br />

Skandal, heute gilt das Cover von Jamie Reid als<br />

eines der besten der <strong>Pop</strong>-Geschichte. Mit 92 Jahren<br />

wird die Queen in den Augen vieler Beobachter<br />

„von Jahr zu Jahr cooler“. In dem UrbanArt-Werk von<br />

Jef Aérosol, das im Weltkulturerbe Völklinger Hütte<br />

zu sehen ist, hat der Künstler den Sänger der „Sex<br />

Pistols“ Johnny Rotten und Queen Elizabeth II.<br />

friedlich nebeneinander gesetzt.<br />

Wie sehr Queen Elizabeth II. <strong>Pop</strong> sein kann, zeigte<br />

sich bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 2012<br />

in London. Dort wurde ein Film eingespielt, in dem<br />

James Bond (Daniel Craig) und die Queen per Hubschrauber<br />

zum Olympiastadion fliegen. Ein echter<br />

Hubschrauber flog heran und Doubles sprangen ab.<br />

Kurz darauf erschien die echte Queen und eröffnete<br />

die Spiele – unter tosendem Applaus.<br />

WKE<br />

Bild: Jef Aérosol: God save the Queen, 2017<br />

- 18 -


CEO | Generaldirektor<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

Besucherservice Tel. + 49 (0) 6898 / 9 100 100<br />

Banksy's<br />

Dismaland & Others<br />

Fotografien von Barry Cawston<br />

bis 4. November <strong>2018</strong><br />

Ottmar Hörl<br />

Second Life – 100 Arbeiter<br />

Skulpturenprojekt im Weltkulturerbe Völklinger Hütte<br />

ganzjährig<br />

Legende<br />

Queen Elizabeth II.<br />

Sammlung Luciano Pelizzari<br />

bis 6. Januar 2019<br />

Täglich geöffnet ab 10 Uhr<br />

www.voelklinger-huette.org<br />

- 19 -


POPEVENT UND<br />

STADTENTWICKLUNG<br />

<strong>Pop</strong>event und Stadtentwicklung? Wie soll das denn<br />

gehen? Und dann auch noch zusammen? Ja, das geht,<br />

das geht sogar steil.<br />

Behauptet jedenfalls <strong>Pop</strong>rat Stefan Ochs, der am<br />

17.10.2017 im Rahmen des Colours <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>-Festivals<br />

einen Event gleichen Titels in der Architektenkammer<br />

des Saarlandes, die auch der Veranstalter war,<br />

kuratierte. Es wurde im wesentlichen darüber diskutiert,<br />

welche nachhaltige Wirkung temporäre, periodische<br />

oder stationäre Events und deren festen oder<br />

fliegenden Bauten für die Entwicklung einer Stadt<br />

und deren Stadtraum haben könnten.<br />

Der Architekt und Pr<strong>of</strong>essor an der Schule für Architektur<br />

Saar, die genauso wie der <strong>Pop</strong>rat e.V. Kooperationspartner<br />

der Veranstaltung war, ließ Akteure der<br />

Stadtentwicklung und der <strong>Pop</strong>kultur im Battle einführender<br />

Vorträge und im Showdown des Podiums<br />

aufeinandertreffen. So begaben sich Architekten,<br />

Veranstalter, Stadtplaner, Freiraumgestalter, Theoretiker,<br />

Rockkulturförderer, Stadtpolitiker und sogar<br />

eine Musikerin ins Scheinwerferlicht der Debatte und<br />

loteten aus:<br />

Stören oder beflügeln sich <strong>Pop</strong>event und Stadtraum<br />

gegenseitig? Bedingen sie sich, passen sie zusammen<br />

oder sollte man sie räumlich trennen? Wie könnte<br />

durch eine kluge und synergetische Mischung von<br />

Funktionen und Abläufen popkultureller Veranstaltungen<br />

ein lebenswerter urbaner Raum, temporär<br />

oder andauernd, mit großer Vielfalt entstehen?<br />

Der Hausherr, Präsident der Architektenkammer<br />

- 20 -


POP<br />

IN THE<br />

CITY<br />

Alexander Schwehm, begrüßte knapp und herzlich<br />

und der Vorsitzende des <strong>Pop</strong>rates, Peter Meyer, bewarb<br />

diesen saarländischen Verbund der <strong>Pop</strong>kulturschaffenden<br />

in knapper Präzision.<br />

Dann durfte der Initiator des Abends mit einem wehmütigen<br />

"Was wäre wenn?" die Kurzvortragsreihe<br />

eröffnen. Ja, was wäre wenn, so fragte Stefan Ochs,<br />

was wäre wenn die beiden großen Saarbrücker Rockfestivals<br />

von 1978 und 1979 in Saarbrücken geblieben<br />

wären und damit jedes Jahr hunderttausend Fans an<br />

die Saar locken würden? Rock an der Saar statt am<br />

Ring? Saarbrooklyn, Montreux und Glanstonbury,<br />

Namen, die durch die Welt des <strong>Pop</strong>s wie transzendente<br />

Milch, ephemerer Honig und elysischer Donner<br />

hallen. Ins gleiche große Horn der Standortrelevanz<br />

und des Stadtbranding blies Thilo Ziegler, der sich<br />

als Veranstalter eine Eventhalle für 10000 Besucher<br />

möglichst in Innenstadtnähe als Win-Win-Situation<br />

für Stadt und Promoter wünscht. Kosmisch wurde<br />

es mit dem Architekturtheoretiker Dr.Ulrich Pantle,<br />

der in einem verbalen LSD-Rausch an die Bedeutung<br />

der <strong>Pop</strong>kultur für die Entwicklung der urbanen<br />

Stadtgesellschaft erinnerte, während anschließend<br />

haltigen urbanen Entwicklung harrt, umzusetzen.<br />

Norbert Küntzer, der das Saarbrücker Altstadtfest<br />

organisiert, beschrieb die enorme Außenwirkung<br />

dieser populären Freiluftkulturveranstaltung für die<br />

größte Metropole der großregionalen Quatropôle.<br />

Die Musikerin Annina Cassalino beschrieb schließlich<br />

das Problem vieler <strong>Pop</strong>bands, die notwendigen<br />

Randbedingungen zur Entwicklung ihrer Musik in<br />

Saarbrücken nur schwer finden zu können. Von Proberäumen,<br />

die selten, teuer und meist ohne technische<br />

Infrastruktur wenig inspirierend sind war ebenso<br />

die Rede wie von seltenen Auftrittsmöglichkeiten<br />

für unbekannte Bands, die sich ihr Publikum erst mal<br />

erspielen müssten und dafür dringend geeignete<br />

locations benötigen. Wie soll sich so eine lebendige<br />

Musikszene entwickeln oder gar ein saarländischer<br />

<strong>Pop</strong>kulturexport jenseits von Nicole und Bonny M.<br />

entstehen? So klagte das Publikum und schwelgte<br />

selig in amerikanischen Verhältnissen, wo es in jeder<br />

Strasse eine Bar mit Spielfläche für Livemusik oder<br />

gar einen Klub für ein paar hundert Zuhörer gäbe. Vor<br />

allem letztere Vorstellung, der ultimative Spielort<br />

für Livemusik unter besten technischen und räumli-<br />

der Stadt- und Freiraumplaner Luca Kist die Wirkung<br />

verschiedener Großeventformate wie Internationale<br />

Bauausstellungen oder Olympische Spiele als<br />

wirkungsvolle Stadtentwicklungsszenarien präsentierte.<br />

Marcel Sude, der dem saarländischen Rockförderverband<br />

vorsteht, erläuterte die Notwendigkeit<br />

eines Musikzentrums mit Klub, Produktion und<br />

Nachwuchsförderung als wünschenswerten Focus<br />

der <strong>Pop</strong>kulturentwicklung in der Region.<br />

chen Vorraussetzungen und in der geeigneten Größe,<br />

ja genau das, nein, genau der, der schien konsensfähig.<br />

Das greifbarste Ergebnis des Abend war ein gemeinsamer<br />

Wunsch aller Beteiligten:<br />

Ein Klub mit 500 Plätzen, mit verschiedenen Produktionsbereichen<br />

und dem Auftrag der Nachwuchsförderung<br />

muss her!<br />

Und so war nach kurzem Boxenstop und Soundcheck<br />

die Bühne im Schaufenster der ehrwürdigen Architektenkammer<br />

Die anschließende Podiumsdiskussion, vom unermüdlichen<br />

für die großartige Band Mikromoon<br />

Stefan Ochs moderiert, zeigte einen bereitet, deren Konzert einen spannenden und unterhaltsamen<br />

realitätsnahen Stadtplanungsdezernenten Pr<strong>of</strong>.<br />

Abend beendete.<br />

Heiko Lukas, der als Musikfreund grundsätzliche alle<br />

Anregungen guthieß. Sein Credo war imperativ und<br />

simpel: Entwickelt konkrete Projekte, sucht euch<br />

Wer hätte das gedacht? Man kann wirklich steil gehen,<br />

in der Architektenkammer, die <strong>Pop</strong>kultur macht<br />

es möglich.<br />

Unterstützer, bringt sie zu uns und wir realisieren<br />

sie gemeinsam. Sein konkreter Vorschlag war, das<br />

von allen gewünschte Musikzentrum im Osthafen<br />

<strong>Pop</strong>Rat Pr<strong>of</strong>. Dipl.-Ing. Stefan Ochs<br />

Bild: Sascha Markus<br />

Saarbrückens auf städtischer Fläche, die einer nach-<br />

- 21 -


POP GOES<br />

GRUNDSCHULE<br />

RAP IN DER PENNE<br />

„<strong>Pop</strong> goes Grundschule“ heißt eine Initiative des <strong>Pop</strong>-<br />

Rates Saarland zusammen mit dem Saarländischen<br />

Rockmusikerverband (SRV), die seit Anfang 2017 ein<br />

Stück lebendige <strong>Pop</strong>kultur in vierten Klassen saarländischer<br />

Grundschulen erfahrbar machen will.<br />

„<strong>Pop</strong>kultur ist die Kultur, die die Saarländer am<br />

häufigsten nutzen und die ihren Alltag durchdringt.<br />

Und gerade die Jüngeren und Jüngsten nutzen das<br />

Subgenre "Rap/HipHop" am stärksten. Der deutsche<br />

HipHop mit seinen Stars ist das erfolgreichste<br />

Subgenre der <strong>Pop</strong>kultur hierzulande. Wir wollen<br />

mit diesem Tageskurs in Sachen Rap, durchgeführt<br />

von Vorzeige-Rapper und <strong>Pop</strong>Rat Drehmoment aus<br />

Saarlouis, dieses Stück <strong>Pop</strong>kultur ganz praktisch in<br />

die vierten Klassen der Grundschulen tragen. Drehmoment<br />

wird mit den Kindern einen Tag lang texten<br />

und rappen, was das Zeug hält. Und sensibilisiert sie<br />

damit nicht nur für dieses beliebte Musikgenre und<br />

gibt ihnen ein Gefühl für Text und Rhythmus, sondern<br />

auch für den richtigen und verantwortungsvollen<br />

Umgang mit dem Wort – entgegen der Gangsta- und<br />

Crime-Rapper-Sprache, die nicht nur in Bezug auf<br />

Kollegahs und Farid Bands Auftritt bei der Echo-Verleihung<br />

diskutiert wird, sondern auch über die Schulhöfe<br />

immer stärker Einzug hält in den Slang der<br />

Schüler. Wir wollen den verantwortungsvollen Rap<br />

präsentieren. Wir h<strong>of</strong>fen, dass viele Grundschulen<br />

dieses Angebot annehmen“, sagte der <strong>Pop</strong>Rat-Vorsitzende<br />

Peter Meyer.<br />

Die Vorsitzende des SRV, Kathrin Berger, sagte: „<strong>Pop</strong><br />

Goes Grundschule ist ein tolles Projekt der Nachwuchsförderung.<br />

Auch Kinder, die sonst nicht selbst<br />

musizieren, haben so die Möglichkeit, ihre Kreativität<br />

zu entdecken. Besonders gut finde ich, dass die Kids<br />

Text und Musik selbst mit erarbeiten. Es ist immer<br />

sehr interessant, durch eigene Kreation von Musik<br />

etwas von der Weltsicht der Kinder zu erfahren.“<br />

Rapper Drehmoment hat bisher fünf Soloalben<br />

selbst produziert. Der gebürtige Saarlouiser hat<br />

das Saarland und das junge Radio des SR, UNSER-<br />

DING, beim New Music Award 2014 der ARD im Admiralspalast<br />

in Berlin vertreten. Er war Finalist der<br />

„SAE Jamession 2007“, dem größten Rap-Contest<br />

Deutschlands und ist Träger des „Kulturpreises Saarlouis<br />

2009“ für „Musik und Komposition“. Das <strong>Pop</strong>-<br />

Rat-Vorstandsmitglied steht ständig auf den Bühnen<br />

Deutschlands, darunter drei Auftritte beim „Halberg<br />

Open Air“ und zwei Gastauftritte im Rahmen von<br />

Gentleman´s „Diversity-Tour“, mit dem er auch schon<br />

Songs produziert hat. Der studierte Kulturwissenschaftler<br />

leitet seit 2014 Rap-Workshops an weiterführenden<br />

Schulen im Rahmen des Verbands saarländischer<br />

Jugendzentren in Selbstverwaltung.<br />

- 22 -


„Die Arbeit mit Grundschülern der<br />

vierten Klasse wird ein spannendes<br />

Abenteuer. Ich freue mich auf die glücklichen<br />

Gesichter, wenn die ersten Texte<br />

stehen oder wir sogar zusammen<br />

den von der Schulleiterin gewünschten<br />

Schulsong hinkriegen. Mir ist es<br />

wichtig, dass ich die Kids da abhole,<br />

wo sie stehen und die Texte, die wir<br />

zusammen schreiben, etwas mit der<br />

Lebenswirklichkeit der Kinder zu tun<br />

hat. Über das Texten lernen die Kinder,<br />

sich selbst und ihre Umwelt zu reflektieren<br />

und sich so auch schon sehr früh<br />

gesellschaftlich relevanten Themen<br />

anzunähern – und das spielerisch mit Spaß und<br />

Spannung. Und der aktive, reflektierte Umgang mit<br />

Sprache kann auch Grundlage sein für eine bessere<br />

Deutschnote nach der Grundschule“, sagte Drehmoment.<br />

Der Initiator des Projekts, der <strong>Pop</strong>Rat Saarland, ist<br />

ein Zusammenschluss von <strong>Pop</strong>kultur-Treibenden.<br />

Seine Ziele: die Förderung der <strong>Pop</strong>kultur und ihrer<br />

nachhaltigen Entwicklung in allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen; die Entwicklung und Beförderung<br />

des <strong>Pop</strong>kultur-Konzeptes „<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ mit seinen<br />

Kreativsäulen und dem Ziel des Aufbaus der Marke<br />

„<strong>Pop</strong>land Saarland“; die Vernetzung der <strong>Pop</strong>kultur-Akteure<br />

des Saarlandes und der Großregion und<br />

deren Aktivitäten untereinander und auf nationaler<br />

und internationaler Ebene; die Förderung der Zusammenarbeit<br />

der alten Kulturen und neuen Kulturen/<strong>Pop</strong>kultur-Genres.<br />

Im November vergangenen<br />

Jahres hatte er der Öffentlichkeit das viel beachtete<br />

Konzept „<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>“ zur strategisch-institutionellen<br />

Förderung der <strong>Pop</strong>kultur im Saarland vorgestellt.<br />

Er ist sehr breit in der saarländischen Kulturszene<br />

verwurzelt, in ihm finden sich Musiker, darstellende<br />

Künstler, Verleger, Autoren, Galeristen, Journalisten,<br />

Agenturchefs, Labelchefs, <strong>Pop</strong>akademie-Absolventen,<br />

Absolventen der Hochschule für Musik und der<br />

HBKsaar, Dozenten der Universität des Saarlandes,<br />

Festivalmacher und Veranstalter von Konzerten,<br />

Conventions, <strong>Pop</strong>-Projekten, Lesungen und Happenings,<br />

in ihm sind aber auch branchen-nahe Vereine<br />

wie der Saarländische Rockmusiker Verband (SRV),<br />

der Rockförderverein Saarbrücken, Rockstar e.V.,<br />

das Musikmanagement-Netzwerk der Universität<br />

des Saarlandes e.V., der Verein 2. Chance, das Initiativ<br />

Theater e.V. oder das Musikbüro e.V. mit Machern<br />

vertreten. Er wird also bereits als eine Art Dachverein<br />

oder Verband für <strong>Pop</strong>kultur angesehen.<br />

Der <strong>Pop</strong>Rat finanziert das Projekt an der jeweiligen<br />

Grundschule zur Hälfte, die andere Hälfte kommt von<br />

den Grundschulen selbst und/oder deren Fördervereinen.<br />

Angedacht ist, neben Drehmoment auch noch<br />

weitere Musiker mit dem Projekt „<strong>Pop</strong> Goes Grundschule“<br />

in die Grundschulen zu schicken.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Saarland<br />

Bild: Peter Meyer<br />

- 23 -


Die Universität des Saarlandes hat in Kooperation<br />

mit dem <strong>Pop</strong>Rat Saarland e.V. mit starker, bundesweiter<br />

medialer Aufmerksamkeit zum Wintersemester<br />

2017/18 ein interdisziplinäres Zertifikat<br />

„Angewandte <strong>Pop</strong>-Studien“ im Bachelor Optionalbereich<br />

an der Universität des Saarlandes eingeführt.<br />

Derzeit läuft im Rahmen dieses Zertifikats die<br />

Ringvorlesungsreihe „Fan/Fantasy/Fantastic – The<br />

Fantastic In Contemporary <strong>Pop</strong>ular Culture“, in der<br />

unter anderem auch sechs <strong>Pop</strong>Räte ihre Expertisen<br />

in sachen Fantasy und Fantastik demonstrieren.<br />

Das Zertifikat legt einerseits wissenschafts-theoretische<br />

Grundlagen durch eine „interdisziplinäre<br />

Einführung in die <strong>Pop</strong>kultur“ (Modul 1.). Hier werden<br />

<strong>Pop</strong>kultur-Theorien und –Klassiker behandelt.<br />

Ebenso werden <strong>Pop</strong>kulturgenres vorgestellt. Die<br />

Entfaltung ihrer Kommunikations- und Durchdringungskraft<br />

durch das Zusammenwirken dieser<br />

Genres wird ebenso untersucht wie ihr weltweiter<br />

Siegeszug sowie ihre regionalen Eigenheiten. Das<br />

Zertifikat befasst sich mit inhaltlichen Stärken und<br />

Schwächen der <strong>Pop</strong>kultur, mit Massentauglichkeit<br />

und <strong>Pop</strong>-Avantgarde, mit ihrer Fähigkeit zur Abbildung<br />

und Bedienung des Massengeschmacks genauso<br />

wie ihrer Stärke, den Puls der Zeit fühlbar zu<br />

machen und inhaltlich starke Zukunftsentwürfe zu<br />

produzieren. Andererseits beinhaltet es eine starke<br />

Praxisorientierung (Modul 2 & 3), zum einen durch<br />

die zu erarbeitenden <strong>Pop</strong>-Projekte in Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>Pop</strong>Rat Saarland in „<strong>Pop</strong> in der Praxis“<br />

(Modul 2) und zum anderen durch die Vermittlung<br />

von Grundlagen für die Selbständigkeit im Bereich<br />

<strong>Pop</strong>kultur in „Wirtschaftliche Grundlagen der <strong>Pop</strong>und<br />

Kreativ-Wirtschaft“ (Modul 3), getragen durch<br />

den Gründer-Campus der Universität des Saarlandes<br />

und flankiert durch den <strong>Pop</strong>Rat Saarland.<br />

Geografisch hat das Zertifikat zwei Schwerpunkte:<br />

die USA als Wiege der <strong>Pop</strong>kultur, jahrzehntelanger<br />

Teilchenbeschleuniger und gnadenloser Distributor<br />

dieser Kultur sowie Heimat der weltweit bedeutendsten<br />

Produzenten und Exporteure von <strong>Pop</strong>-Kultur,<br />

andererseits das Saarland und die Großregion<br />

und die Chancen und Risiken eines möglichen „<strong>Pop</strong>landes<br />

Saarlandes“ sowie seinen starken <strong>Pop</strong>kulturgenre-Clustern<br />

„Musik“, „Urban Art/Street Art“ und<br />

„Fantastik“ sowie „Musical“.<br />

„Wir beschäftigen uns seit dem Wintersemester<br />

mit einem spannenden, sehr gegenwärtigen und<br />

weltumfassenden Phänomen, das seit Jahrzehnten<br />

auch spannende regionale Prägungen hat: der <strong>Pop</strong>kultur.<br />

<strong>Pop</strong> bezeichnet kulturelle Erzeugnisse, Produkte<br />

und Alltagspraktiken, die vor allem seit dem<br />

20. Jahrhundert im Zuge der Modernisierung als<br />

Massenkultur Verbreitung gefunden haben. Oft erscheint<br />

<strong>Pop</strong> daher als weltweit vereinheitlichte Kultur<br />

der Massen. Im Gegensatz zur Volkskultur wirkt<br />

<strong>Pop</strong>-Kultur mit dessen globalen Ikonen und Formationen<br />

zunächst nicht wie ein Ausdruck lokaler Gesellschaften<br />

und Traditionen, sondern bildet selbst<br />

die Grundlagen von Gemeinschaften geteilter Fankulturen,<br />

Lebensstilnormen oder auch Konsummustern.<br />

Dabei situiert sich gerade die <strong>Pop</strong>-Kultur<br />

immer an der Schnittstelle weltweiter historischer,<br />

wirtschaftlicher und politischer Verhältnisse, deren<br />

- 24 -


Verständnis auch für ihre Anwendung wesentlich ist.<br />

<strong>Pop</strong>-Studien bezeichnen die Erforschung von global<br />

verschränkten Kulturphänomenen, deren Form und<br />

Funktion grundlegend durch Masse und Markt geprägt<br />

sind. Mit der Bezeichnung “<strong>Pop</strong>” – so Thomas<br />

Hecken – geht es `in die Bereiche von <strong>Pop</strong>musik<br />

und Hollywoodkino teilweise ebenso tief hinein wie<br />

in die von Marketing und Werbung, Wahlkämpfen<br />

und Meinungsumfragen, TV-Serials und Illustrierten,<br />

Fantreffen und Internetblogs, Mode und Alltagsdesign,<br />

Spektakel und Event, DIY und Kulturindustrie´.<br />

Diese Phänomen, seine Wurzeln, seinen<br />

Werdegang, seine Auswirkungen, seine Stärken und<br />

Schwächen – auch im Saarland- wollen wir genauer<br />

unter die Lupe nehmen und gleichzeitig den Studierenden<br />

theoretische und praktische Basisinstrumente<br />

an die Hand geben, möglicherweise ihre<br />

berufliche Karriere in einem der vielen Bereiche der<br />

<strong>Pop</strong>kultur zu gründen“, sagte die Universitäts-Pr<strong>of</strong>essorin<br />

und Verantwortliche für das Zertifikat,<br />

Pr<strong>of</strong>essorin Dr. Astrid M. Fellner (Amerikanistik).<br />

„Die universitäre Ausbildung mit starkem Praxisbezug<br />

ist ein zentraler Leuchtturm unseres Konzeptes<br />

"<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>", weil es die große Chance bietet, die<br />

popkulturellen Aktivitäten des Saarlandes wissenschaftlich<br />

zu beleuchten und fundierte Erkenntnisse<br />

über ein "<strong>Pop</strong>land Saarland" und seine möglichen<br />

Stärken und Schwächen sowie über die Risiken und<br />

Chancen der <strong>Pop</strong>kultur fürs Saarland zu generieren.<br />

Außerdem bietet es die Möglichkeit, versierte <strong>Pop</strong>arbeiter<br />

für das Land auszubilden und junge Menschen<br />

für das Thema <strong>Pop</strong>kultur zu begeistern und<br />

h<strong>of</strong>fentlich in der Folge im popkulturellen Berufskontext<br />

an das Saarland zu binden. Im Gegensatz<br />

etwa zur nahen <strong>Pop</strong>akademie in Mannheim wählt<br />

die Universität des Saarlandes den Ansatz, die<br />

<strong>Pop</strong>kultur als Gesamtphänomen des Zusammenwirkens<br />

aller <strong>Pop</strong>kulturgenres zu sehen: Die Musik<br />

steht im Zentrum, aber <strong>Pop</strong>kultur im Wortsinne<br />

wird sie erst durch die Symbiose verschiedener<br />

Kunstformen, aber auch durch konsequente Bearbeitung<br />

von Kommunikations-, Marketing- und<br />

Vertriebswegen. Damit übernimmt die UdS den<br />

Ansatz des <strong>Pop</strong>Rates, ein Ansatz, der für unsere<br />

strategische <strong>Pop</strong>arbeit im Saarland steht. Mit Zertifikat<br />

und popkulturellem Gesamtansatz werden<br />

zwei wesentliche Ideen des <strong>Pop</strong>Rates konkret und<br />

wirklich, w<strong>of</strong>ür wir uns anderthalb Jahre massiv eingesetzt<br />

haben und was uns sehr froh macht. Mein<br />

besonderer Dank gilt den Pr<strong>of</strong>essoren Fellner und<br />

Kleinertz, die direkt die Chancen des Zertifikats für<br />

die UdS und die Studierenden gesehen haben sowie<br />

den <strong>Pop</strong>Räten Miriam Bilke-Perkams, Kai Jorzyk<br />

und Samira Scheibner, die mit mir zusammen das<br />

Thema an der Uni dauerhaft und erfolgreich penetriert<br />

haben sowie unserem leider verstorbenen<br />

<strong>Pop</strong>Rat-Mitglied und Freund Dr. Dominik Schmitt,<br />

mit dem zusammen ich im `<strong>Home</strong> <strong>of</strong> <strong>Pop</strong>´ die theoretische<br />

Grundlage formulieren durfte“, sagte der<br />

Vorsitzende des <strong>Pop</strong>Rates Saarland, Peter Meyer.<br />

Und Dr. Lil Helle Thomas (Kunstgeschichte) ergänzte:<br />

„Das Institut für Kunstgeschichte an der<br />

Universität des Saarlandes vertritt seit vielen<br />

Jahren einen bildwissenschaftlichen Ansatz. In der<br />

Bildwissenschaft operiert man mit einem dezidiert<br />

erweiterten Bildbegriff. Neben den klassischen<br />

Bildkünsten (Skulptur, Malerei) widmet man sich<br />

ebenso den Gattungen Film und Design sowie etwa<br />

den Zeugnissen der Werbung. Spätestens seit dem<br />

Iconic Turn wird die Trennung von Hoch- und <strong>Pop</strong>kultur<br />

in Frage gestellt. Ziel ist das Vermitteln von<br />

Kernkompetenzen in der Analyse von Bildern und<br />

Gegenständen. Die <strong>Pop</strong>kultur, die sich grundsätzlich<br />

als eine äußerst vielfältige und medial vielgestaltige<br />

Bewegung bezeichnen lässt, kann dabei im<br />

Speziellen aus Sicht der Kunstgeschichte sowohl<br />

ästhetische als auch soziale Positionen formulieren.<br />

Neben Klassikern der <strong>Pop</strong>-Art sind daher ebenso<br />

Theorien und Texte der <strong>Pop</strong>kultur zu erörtern<br />

(zum Beispel Umberto Eco, Max Imdahl Susan<br />

Sontag oder Andy Warhol)“.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Saarland<br />

- 25 -


ANGEWANDTE<br />

POP-STUDIEN<br />

DAS ZERTIFIKAT<br />

Das Zertifikat Angewandte <strong>Pop</strong>studien hat einen<br />

Umfang von 24 Credit Points. Belegt werden müssen<br />

Veranstaltungen aus allen drei Modulen:<br />

Modul 1: „Interdisziplinäre Einführung in die <strong>Pop</strong>kultur“:<br />

getragen durch Veranstaltungen zum Beispiel in<br />

den Fächern Amerikanistik, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft;<br />

- Öffnung bestehender Veranstaltungen in den<br />

Fächern für die Studierenden des Zertifikats.<br />

- Angebote und Veranstaltungen befassen sich<br />

inhaltlich mit der Geschichte und Theorie der<br />

<strong>Pop</strong>kultur oder Klassikern der <strong>Pop</strong>kultur und<br />

den <strong>Pop</strong>kulturgenres.<br />

Anhand von Beispielen werden Entstehung und Entwicklung<br />

von <strong>Pop</strong>-Kultur anschaulich vermittelt. Die<br />

Studierenden werden befähigt, <strong>Pop</strong>-Kultur in einem<br />

gesamtgesellschaftlichen Kontext zu situieren und<br />

aus diesem heraus zu konzeptualisieren. Medientheoretische<br />

Grundlagen werden ebenso vermittelt<br />

wie Kernkonzepte der Kultur- und Musikwissenschaft<br />

und der Kunstgeschichte. Neben Aspekten<br />

ästhetischen Ausdrucks werden dabei die Verwebung<br />

kultur-historischer Dimensionen mit der Rolle<br />

des technologischen Wandels, sowie der Wirkmacht<br />

politischer und staatlicher Akteure analytisch aufgezeigt.<br />

Modul 2: „<strong>Pop</strong> in der Praxis“ in Kooperation mit dem<br />

<strong>Pop</strong>Rat bestehend aus einem <strong>Pop</strong>-Projekt zu aktuellen<br />

Themen in der <strong>Pop</strong>kultur.<br />

Studierende erarbeiten Themen eigenständig, reflektiert<br />

durch die Expertise von Mitgliedern aus<br />

dem <strong>Pop</strong>Rat und präsentieren einen Abschlussbericht<br />

zum <strong>Pop</strong>-Projekt. Im Modul kann ein zweites<br />

<strong>Pop</strong>-Projekt absolviert werden oder eine regelmäßig<br />

statt findende Vortragsreihe (Ringvorlesung) zu<br />

spezifischen Themen aus der <strong>Pop</strong>-Kultur besucht<br />

werden.<br />

Modul 3: „Wirtschaftliche Grundlagen der <strong>Pop</strong>- und<br />

Kreativ-Wirtschaft“.<br />

Das Modul soll Grundlagen zur Selbständigkeit im<br />

<strong>Pop</strong>-Bereich vermitteln. Inhalte werden durch den<br />

Gründer-Campus der Universität des Saarlandes<br />

getragen sowie von Experten aus der Praxis (Öffnung<br />

bestehender Veranstaltungen in den Fächern)<br />

begleitet. Berufsfelder im <strong>Pop</strong>-Bereich können in<br />

diesem Modul durch ein mindestens vierwöchiges<br />

Praktikum im <strong>Pop</strong>-Bereich mit Unterstützung des<br />

Career Centers erkundet werden.<br />

- 26 -


Das<br />

poppige<br />

kultmedium<br />

seit 1994<br />

INSZENE MEDIA, MITGRÜNDER DER BUNDESWEITEN - 27 -<br />

MARKE CITYCARDS<br />

WWW.IN-SZENE.NET | 0681 95803920


RINGVORLESUNG<br />

FANTASTIK<br />

FAN, FANTASY, FANTASTIC -<br />

THE FANTASTIC IN CONTEMPORARY<br />

POPULAR CULTURE<br />

Das Thema Fantastik ist aus der <strong>Pop</strong>ulärkultur<br />

nicht wegzudenken. Ob TV-Serien oder<br />

Computerspiele, Literatur oder LARP-Veranstaltungen,<br />

Fantastik ist allgegenwärtig in der<br />

kulturellen Landschaft der Gegenwart und sie<br />

ist extrem vielfältig in ihren konkreten Ausprägungen.<br />

Trotz ihrer steigenden <strong>Pop</strong>ularität ist<br />

eine ernsthafte (kultur)kritische Auseinandersetzung<br />

mit der Fantastik erst ein relativ junges<br />

Phänomen. Die Ringvorlesung, die sowohl einen<br />

Teil des Studienprogramms der Amerikanistik,<br />

als auch ein wesentliches Modulelement für<br />

das Zertifikat „Angewandte <strong>Pop</strong> Studien“ darstellt,<br />

setzt sich zum Ziel, den Studierenden<br />

und der breiten Öffentlichkeit einen möglichst<br />

abgerundeten Überblick über die kulturellen<br />

Besonderheiten und Dimensionen der Fantastik<br />

zu vermitteln. Um dies zu gewährleisten,<br />

wurden Expertinnen und Experten aus den Bereichen<br />

Wissenschaft, Kunst, und Kultur eingeladen,<br />

in jeweils 1,5-stündigen Vorträgen unterschiedliche<br />

Aspekte des Fantastischen in der<br />

<strong>Pop</strong>kultur der Gegenwart zu beleuchten. Dabei<br />

liegt das besondere Augenmerk einerseits auf<br />

dem kulturellen Raum der USA, anderseits auf<br />

lokalen Kulturphänomenen und Kulturindustrien<br />

im Saarland und der besonderen Stärke der<br />

saarländischen Fantastikszene, ihren Akteuren,<br />

Strukturen und Events.<br />

„Die Fantastik ist neben der Musik und der<br />

Urban Art eines der drei stärksten Genres der<br />

<strong>Pop</strong>kultur im Saarland, ein Feld, auf dem wir<br />

national wie international hervorragend aufgestellt<br />

und vernetzt sind und europaweit Anerkennung<br />

und Aufmerksamkeit erhalten sowie<br />

Gäste ins Saarland ziehen. Das kristallisiert<br />

sich an wichtigen Szene-Events wie beispielsweise<br />

der FaRK in Reden (mit über 40.000<br />

Menschen die größte Fantastik-Convention<br />

Europas sowie buntestes, schrägstes und poppigstes<br />

Event des Jahres), organisiert von einer<br />

starken saarländischen Szene rund um <strong>Pop</strong>Rat<br />

Benjamin Kiehn. Dass unsere saarländische<br />

Fantastik-Szene national wie international ein<br />

wichtiger Player ist und viel Aufmerksamkeit<br />

für das Saarland generiert, verdanken wir aber<br />

beispielsweise auch Fantastik-Spitzen-Autoren<br />

wie <strong>Pop</strong>Rat Markus Heitz, der lebendigen<br />

- 28 -


Fantasy-Liverollen-Szene<br />

um die <strong>Pop</strong>Räte Julian<br />

Blomann und Dr. Dr.<br />

Matthias Trennheuser und<br />

Andreas Plöger und ihrem<br />

„Epic Empire“ auf dem<br />

„Utopion“-Gelände in Bexbach,<br />

den weit über die<br />

Grenzen des Saarlandes<br />

hinaus wirkenden Aktivitäten<br />

des „Drachenwinkels“<br />

und Asheras und ihren<br />

Velvet Serpents rund um<br />

<strong>Pop</strong>Rätin Tanja Karmann<br />

oder der SaarCon rund um<br />

<strong>Pop</strong>Rat Gregor Theado<br />

oder der in der Fantastik-<br />

und Splatterfilm-Szene<br />

agierenden <strong>Pop</strong>Rätin<br />

Germaine Paulus mit ihrer<br />

„Sideshow“. Die saarländische<br />

Fantastik-Szene ist<br />

ein internationales Aushängeschild des <strong>Pop</strong>landes<br />

Saarland. Deshalb unterstützt der <strong>Pop</strong>Rat durch<br />

seine Bemühungen den Ausbau der Fantastik-Szene<br />

zu einem immer stärkeren Kreativ- und <strong>Pop</strong>kulturgenre-Cluster<br />

für das Saarland. Dazu gehört unbedingt<br />

auch die wissenschaftliche Bestandsaufnahme<br />

und dialogische Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema. Dies wird uns durch diese Ringvorlesung im<br />

Rahmen der „Angewandten <strong>Pop</strong>Studien“ der Universität<br />

des Saarlandes und des <strong>Pop</strong>Rates Saarland<br />

jetzt ermöglicht“, sagte der <strong>Pop</strong>Rat-Vorsitzende<br />

Peter Meyer.<br />

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus<br />

Deutschland, Österreich und England bieten Vorträge<br />

in englischer als auch in deutscher Sprache<br />

zu einzelnen Genres, Werken, Autoren und theoretischen<br />

Grundlagen des Fantastischen. Die praktische<br />

und gelebte Seite des Themas wird durch die<br />

Vorträge der Künstler und Vertreterinnen und Vertreter<br />

der Kulturindustrien im Saarland erläutert,<br />

allesamt <strong>Pop</strong>Räte.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Saarland<br />

- 29 -


GAME ON!<br />

DIE SAARLÄNDISCHE<br />

SPIELEINDUSTRIE<br />

IM AUFWIND<br />

Die saarländische Videospielbranche hat in den vergangenen<br />

Monaten eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen:<br />

Mit der Einrichtung der ersten saarländischen Gamesförderung<br />

und der Gründung von Game Dev Saar sind<br />

erste Schritte zur Etablierung einer immer wichtigeren<br />

Industrie an der Saar unternommen worden.<br />

Im Sommer 2017 fand ein Treffen am Sankt Johanner<br />

Markt statt, dessen Tragweite den drei Teilnehmern<br />

selbst nicht bewusst war. Unabhängig voneinander<br />

hatten sie sich vorgenommen, einen regelmäßigen<br />

Stammtisch für saarländische Spieleentwickler ins Leben<br />

zu rufen, um die lokale Szene zu vernetzen. Nur wenige<br />

Wochen später fanden sich über zwanzig Interessierte<br />

zum ersten Treffen zusammen. Der <strong>of</strong>fene Stammtisch wird<br />

seitdem an jedem zweiten Donnerstag im Monat wiederholt<br />

und hat in der Zwischenzeit zahlreiche Entwickler aus dem Saarland<br />

und darüber hinaus angelockt. Mittlerweile bezeichnet sich die Gruppe als<br />

Game Dev Saar und kann auf Facebook und Twitter gefunden werden.<br />

Unabhängig von dieser Entwicklung war die Landesmedienanstalt Saarland schon<br />

länger an der Schaffung einer saarländischen Gamesförderung interessiert. Die<br />

Saarland Medien unterstützt schon seit Jahren Filmprojekte aus der Region, aber<br />

für Videospiele hatte es bislang kein derartiges Angebot gegeben. Über Monate<br />

setzte sich die LMS dafür ein, dass auch Games einen Platz im Haushalt des Jahres<br />

<strong>2018</strong> erhalten würden – letztendlich mit großem Erfolg: Im November 2017 wurde<br />

publik, dass 100.000 € aus dem Budget der Staatskanzlei für die Förderung von<br />

Videospielen eingeplant worden waren.<br />

- 30 -


Der enge Kontakt zwischen Game Dev Saar und Landesmedienanstalt<br />

war zu diesem Zeitpunkt bereits hergestellt. Bis<br />

heute finden immer wieder Treffen statt, in denen über die<br />

Zukunft der saarländischen Gamesbranche beraten wird.<br />

Auch öffentliche Veranstaltungsreihen wie „Gründer in<br />

der Gamingbranche im Saarland“, die im November 2017<br />

in der LMS eröffnet wurde, sollen im laufenden Jahr fortgeführt<br />

werden. Gemeinsame Ziele für die kommenden<br />

Monate umfassen das Wachstum der lokalen Branche<br />

durch die Ausgründung neuer Studios, eine stärkere Vernetzung<br />

der lokalen Industrie, eine größere Sichtbarkeit<br />

auf Bundesebene und – dies alles und mehr betreffend –<br />

eine möglichst fruchtbare Nutzung der neuen Fördermittel.<br />

Auch auf Bundesebene hat sich zuletzt viel bewegt, weshalb<br />

es umso wichtiger ist, als Bundesland anschlussfähig zu bleiben.<br />

Anfang des Jahres haben sich BIU und GAME unter dem Namen „game<br />

– Verband der deutschen Bundesbranche“ zusammengeschlossen und im<br />

April, als Reaktion auf den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD, ein Modell<br />

für den „Deutschen Games-Fonds“ vorgelegt, der als Grundlage für eine bundesweite<br />

Förderung dienen soll. Die Spieleindustrie in Deutschland schneidet im internationalen<br />

Vergleich bislang eher unterdurchschnittlich ab. Angesichts der großen<br />

weltweiten Wirtschaftskraft der Gamesbranche erscheint es sinnvoll, auf Landesund<br />

Bundesebene Maßnahmen zu ergreifen, die der deutschen Spielebranche den<br />

internationalen Anschluss ermöglichen.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Julian Colbus<br />

Bild: Game Dev Saar<br />

- 31 -


FANCY A FARK?<br />

DO SOME CHARITY...<br />

Die meisten wirklich coolen („groß“ traue ich mich<br />

nicht zu schreiben) Dinge entstehen wie so <strong>of</strong>t aus<br />

einer Schnapsidee oder Langeweile. Aus letzterem<br />

entstand die FaRK. Nach dem Entschluss ein anderes<br />

Charityevent (den Großen Mittelaltermarkt zu<br />

Illingen) nur noch als Biennale aufzulegen, war mir<br />

schlicht langweilig. Dieser für mich unerträgliche<br />

Zustand musste behoben werden. Also überlegte<br />

ich, was man im Saarland aufbauen könnte, was es<br />

bis dato noch nicht gab.<br />

Das Grundgerüst eines Charityevents ohne festen<br />

Eintritt, getragen durch Sponsoren und mit freiwilligem,<br />

kostenlosen Engagement aller Künstlerinnen<br />

und Künstler sollte beibehalten werden.<br />

Das Thema war etwas schwieriger. Events zu den<br />

Themen Gaming, Tabletop, Rollenspiel, Fantasy,<br />

SciFi und Mittelalter gab es ja schon. Natürlich wollte<br />

ich auch niemanden dieser Veranstalter auf die<br />

Füße treten.<br />

Doch irgendwann war mir bewusst, dass dieses neue<br />

Event keine klassische Convention sein sollte. Nein,<br />

ich wollte das größte Familientreffen aller Nerds in<br />

Europa erschaffen. Also sollte es auch alle Themengebiete<br />

und Spielarten der Fantastik abdecken. Wo<br />

es einst fast Größenwahn klang, zeigt die Geschichte,<br />

dass der Plan aufging.<br />

Die FaRK ist heute mit 45.000 Besucherinnen und<br />

Besuchern ein einzigartiges Fantastik-Event. Sie<br />

hat Größe und Format von anderen namhaften Messen<br />

und Conventions und lag 2017 mit der Besucherzahl<br />

sogar auf Platz 1 in Deutschland.<br />

Die FaRK ist aber auch kein Event, sie ist ein<br />

Familien treffen, sie ist Ideologie, sie ist die Verkörperung<br />

einer Idee. Heute bewältigen 90 ehrenamtliche<br />

Helferinnen und Helfer ohne Murren und<br />

Knurren ein Event von 10 Tagen (Aufbau und Abbau<br />

mitgerechnet) auf mehr als 30.000 Quadratmetern<br />

im industriekulturellen Herzen des Saarlandes.<br />

Und sie wächst weiter!<br />

Aber egal wie groß die FaRK noch wird, so ist eines<br />

klar, sie wird auch irgendwann verschwinden. Bis dahin<br />

vergehen h<strong>of</strong>fentlich noch 20 Jahre, aber es wird<br />

so kommen. Szenen und Interessen verändern sich<br />

und sind stets dem Wandel unterlegen und das ist<br />

gut so! Aus diesem Grund war es auch nie mein Ziel<br />

ein Event für die Ewigkeit zu schaffen.<br />

Nein, es ging mir darum eine Idee in die Köpfe zu<br />

pflanzen. Die Idee, kultureller Teilhabe für jeden<br />

Menschen. Die Idee, nicht-kommerzielle Veranstaltungen<br />

zu erschaffen. Die Idee, Menschen für die<br />

Gute Sache zu begeistern.<br />

Die Idee, aus meiner Idee eine breite Masse von Ideenträgern/innen<br />

erwachsen zu lassen, die mit jedem<br />

Event und jeder Veranstaltung die sie auf die Beine<br />

stellen, unsere Welt etwas besser werden lassen.<br />

Ideen leben ewig!<br />

So fancy a FaRK?<br />

<strong>Pop</strong>Rat Benjamin Kiehn,<br />

Bilder: Veranstalter<br />

- 32 -


Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann<br />

trommle nicht Männer zusammen um<br />

Holz zu beschaffen, Aufgaben zu<br />

vergeben und die Arbeit einzuteilen,<br />

sondern lehre die Männer die Sehnsucht<br />

nach dem weiten, endlosen Meer.<br />

Antoine de Saint-Exupery<br />

- 33 -


Püttlingen | Saarland<br />

9. – 11. August <strong>2018</strong><br />

bisher bestätigt<br />

BROILERS<br />

MARTERIA<br />

KRAFTKLUB<br />

BEATSTEAKS<br />

IN FLAMES<br />

Bad religion | WIZO<br />

FEINE SAHNE FISCHFILET<br />

SUPERGEHEIMER20JAHREROCCOOPENERALSGRATULANT<br />

GORGOL BORDELLO | KÄPTN PENG &<br />

die Tentakel<br />

von Delphi<br />

HOT WATER MUSIC | SXTN | GLORIA | Mad caddies<br />

MASSENDEFEKT | DRANGSAL | CREEPER | LEONIDEN<br />

AUDIO88 & YASSIN | SWMRS | INVSN | the t.c.h.i.k.<br />

SILVERSTEIN | IDleS | THE MENZINGERS<br />

zeal and ardor | TIAVO | KILLERPILZE | u.v.m.


DIE MUSIKMACHER<br />

IM SAARLAND IST MUSIK DRIN<br />

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es in unserer<br />

Region in Sachen popkultureller Infrastruktur<br />

noch Nachholbedarf gibt - Stichwort: moderne<br />

Eventhalle bzw. Neubau der Saarlandhalle. Auf der<br />

anderen Seite gibt es hier zahlreiche Musikmacher,<br />

ergo Enthusiasten, die sich tagtäglich auf verschiedenste<br />

Art und Weise der Verbreitung und Vermarktung<br />

von Musik widmen.<br />

Der folgende Überblick hat keineswegs den Anspruch,<br />

allumfassend zu sein, wurde aber mit größtmöglicher<br />

Objektivität zusammengestellt. Er soll<br />

als grobe Leistungsschau der Region verstanden<br />

werden: In welchen Sparten sind hier Musikmacher<br />

zugange - ganz gleich ob hobbymäßig oder hochpr<strong>of</strong>essionell?<br />

Fangen wir mit den Plattenfirmen an: Es gibt<br />

beispielsweise Kawumm Records von <strong>Pop</strong>Rat<br />

Michael Reufsteck, der seit 1989 in Saarbrücken<br />

das Kawumm, einen Shop für Subkultur, betreibt. Er<br />

hatte 2016 das gleichnamige Label für Veröffentlichungen<br />

seiner Band Honey Creek und für andere<br />

Künstler, „die Spaß machen“, initiiert.<br />

Dieser Vorsatz gilt sicherlich auch für Genetikk, die<br />

im Dezember des letzten Jahres Outta This World<br />

aus der Taufe gehoben haben und mit ihrem ersten<br />

Signing Tiavo gleich eine Punktlandung hinlegten: „Oh<br />

Lucy“, das Debütalbum des Saarbrücker Duos, stand<br />

im März auf Platz 24 der Deutschen Albumcharts.<br />

Etwas kleinere, aber ebenso schmackhafte Brötchen<br />

backen Emerald & Doreen Recordings. Seit<br />

2012 versorgen <strong>Pop</strong>Rat Markus Schneider, Stefan<br />

Maurer (The Robot Scientists) und Eric Schemer<br />

ihre immer größer werdende Fangemeinde mit<br />

„futuristischer Indie-, Chill- und Dancemusik“ in zumeist<br />

rein digitaler Form.<br />

Das Indielabel Meudiademorte existiert bereits<br />

seit 2003. Pascal Hector veröffentlicht hier nicht<br />

nur Produkte der eigenen Band Datashock, sondern<br />

auch die befreundeter Künstler - und das gerne auch<br />

analog: auf Kassette.<br />

Nur noch sporadisch aktiv ist Vinylaceton, ehemalig<br />

Buschlee Vinylaceton, das Label von Marco Busch<br />

- 36 -


und Martin Daub. Sie hatten in der Vergangenheit<br />

LPs von Möfahead, Membran, No Hope, Demon<br />

Incarnate und Stickboy veröffentlicht. Sie kooperieren<br />

in letzter Zeit öfters mit Cris Lauers Label<br />

Wooaaargh, das wie Vinylaceton seinen Sitz im beschaulichen<br />

Hirzweiler hat.<br />

In St. Wendel residiert Kidnap Music, Heimat von<br />

The Baboon Show, Pascow und des Newcomer-<br />

Deutschpunk/Hardcore-Quartetts Giulio Galaxis.<br />

In Tholey hat sich <strong>Pop</strong>Rat Tim Masson mit<br />

Midsummer Records auf Indierock-, Hardcore- und<br />

Punk-Künstler spezialisiert. Weitere hiesige Labels<br />

wären Fond Of Life (Primstal), Buddy Building<br />

(Schiffweiler) und Dead Serious (Saarbrücken), um,<br />

nur einige zu nennen.<br />

Masson ist übrigens hauptberuflich bei der Neunkircher<br />

Kulturgesellschaft gGmbH (Geschäftsführer<br />

<strong>Pop</strong>Rat Uwe Wagner) angestellt, die in der<br />

ehemaligen Hüttenstadt Kultur in all ihren Facetten<br />

auf die Bühne bringt (siehe Neue Gebläsehalle und<br />

Stummsche Reithalle). In Saarbrücken veranstalten<br />

u.a. das Haifischblut Collective (<strong>Pop</strong>Rat Alex<br />

Koch) sowie die Saarvent GmbH (<strong>Pop</strong>Räte Stephan<br />

Junkes, Mario Strasser) regelmäßig Konzerte. Letztere<br />

verantwortet das Programm der Garage und<br />

ist auch in der Saarland-, Congresshalle sowie im<br />

E-Werk zugange. Gleiches gilt für die 4 plus 1 Konzerte<br />

GmbH (<strong>Pop</strong>Räte Thilo Ziegler und Dennis<br />

Scherer), die beispielsweise auch das preisgekrönte<br />

Electro Magnetic Festival im Weltkulturerbe<br />

Völklinger Hütte organisiert. An gleicher Adresse in<br />

der Saargemünder Straße sitzt auch die Presented<br />

For People GmbH & Co.KG, die seit Jahren das weit<br />

über das Saarland hinaus bekannte Open Air-Festival<br />

Rocco del Schlacko veranstaltet.<br />

In Saarwellingen gibt es dann noch die Antattack<br />

Event GmbH (Antattack Festival), Gesellschafter<br />

<strong>Pop</strong>Rat Dr. Horst Brünnet), in Merzig die Kultopolis<br />

GmbH und in Trier die <strong>Pop</strong>p Betriebsgesellschaft<br />

mbH, die mit <strong>Pop</strong>p Concerts Booker und <strong>Pop</strong>Rat Kai<br />

Jorzyk nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch im<br />

Saarland regelmäßig Kulturveranstaltungen realisiert<br />

- im September etwa an zwei aufeinanderfolgenden<br />

Tagen Die Toten Hosen auf der Festwiese<br />

am Bostalsee.<br />

Aber was wären die Veranstalter ohne die Booker?<br />

An lokalen Booking Agenturen gibt es in Hemmersdorf<br />

die Hotellounge International Concert Agency<br />

von <strong>Pop</strong>Rat Chris Burr (Gemma Ray, Swans, Giant<br />

Sand, The Sonics) und seit letztem Jahr in Tholey die<br />

Firma Royal Rankpop Tourbooking, die für kleinere<br />

Punkrock-, Indie-, Hardcore- und Rap-Acts Club-,<br />

JuZ- und Festivalshows bucht.<br />

Nicht zu vergessen die Manager: Ever Ever<br />

Management von <strong>Pop</strong>Rat Carmelo Lo Porto, eine<br />

Management- und Consulting Agentur mit eigener<br />

Verlagsedition, kümmert sich aktuell um Nicole<br />

Cross und das Newcomer-Duo Nie Und Nimmer.<br />

Lukas Adamidis, der nebenbei auch Labelmanager<br />

bei Outta This World ist, betreut derweil unter dem<br />

Banner Side By Side Management die Künstler<br />

Tiavo, Kaffkönig und Philipp Leon.<br />

So viel zu dem sicherlich unvollständigen Überblick.<br />

Aber er zeigt, dass sich das Spektrum an Dienstleistern<br />

im Bereich der Musikschaffenden in unserer<br />

Region durchaus sehen lassen kann. Dieser könnte<br />

wahllos erweitert werden um Musikschulen oder<br />

Schallplatten- und Musikläden, denn auch sie tragen<br />

maßgeblich zur Verbreitung und Vermarktung<br />

von Musik bei.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Kai Florian Becker<br />

- 37 -


ALTSTADTFEST<br />

BÜHNE FÜR DIE POPKULTUR<br />

INTERVIEW MIT NORBERT KÜNTZER<br />

<strong>Pop</strong>Rat Norbert Künzer ist 62 Jahre alt. Seit 30<br />

Jahren arbeitet Küntzer, selbst Schlagzeuger bei<br />

der Band Les cajons, bei der Landeshauptstadt im<br />

Veranstaltungsmanagement, wo er 2007 die künstlerische<br />

Leitung und Projektleitung des Saarbrücker<br />

Altstadtfestes übernahm. Wir haben uns mit<br />

Norbert über das Altstadtfest <strong>2018</strong> unterhalten<br />

und was die beliebte Feier mit <strong>Pop</strong>kultur zu tun hat.<br />

Was sind die Ursprünge des Saarbrücker Altstadtfestes,<br />

wie man es heute kennt?<br />

Ursprünglich ist das Altstadtfest 1975 aus einer<br />

Bürgerinitiative entstanden, die auf städtebauliche<br />

und politische Themen aufmerksam machen wollte.<br />

Gründungsmitglieder damals waren Jörn Wallacher,<br />

Hildegard Redicker, Helmut Müller und Ulricke Donié.<br />

Was ist deine Aufgabe beim Altstadtfest und wie<br />

lange machst Du das schon?<br />

Seit 2007 ist meine Hauptaufgabe ist die Programmgestaltung<br />

und die Projektleitung.<br />

Als ich 1988 bei der Stadt im Kulturamt angefangen<br />

habe und das damalige Rockbüro installiert habe,<br />

war ich auch schon mit in der Programmkommission.<br />

Für mich war und ist immer wichtig, dass das<br />

Saarbrücker Altstadtfest ein aktuelles Spiegelbild<br />

der regionalen und überregionalen Kultur- und Musikszene<br />

zeigt. Mit meiner ersten Band Farewell<br />

habe 1977 auf dem Altstadtfest gespielt. Damals<br />

habe ich den Entschluss gefasst hier mal arbeiten<br />

zu wollen.<br />

Wie lange dauert die Vorbereitung des Fests.<br />

Kannst Du die Phasen kurz beschreiben?<br />

Direkt nach dem Fest ist dann bereits wieder vor<br />

dem Fest. Resumée wird gezogen, wir machen im<br />

Team dann immer eine Klausurtagung. Manöverkritik<br />

ist wichtig, damit man das Fest auch immer<br />

weiterentwickeln kann. Im Oktober beginne ich<br />

dann mit dem Booking. Bei überregionalen Acts<br />

muss man früh anfragen, da die Planungen bei den<br />

Künstlern lange Vorlaufzeiten haben.<br />

3 – 4 Monate vor dem Fest geht es dann richtig los:<br />

Auschreibungen für Bühnen, Beschallung, Beleuchtung,<br />

Security, Infrastruktur organisieren, Personalplanung,<br />

Pressekonferenz organisieren, Plakat,<br />

Programme, Werbung, Sicherheitskonzept, Stände<br />

ausschreiben, nicht zuletzt alle Verträge mit den<br />

Künstlern, Bühnenpläne sichten, mit der Technik besprechen,<br />

Hotels buchen u.s.w.<br />

Also jede Menge arbeitstechnischer „Kleinkram“,<br />

den man nie so sieht.<br />

Wie hat sich das Fest in den letzten Jahren gewandelt,<br />

auch in Bezug auf das Thema Sicherheit?<br />

Die Sicherheit ist das größte Thema bei dem Fest.<br />

Mit Polizei, Feuerwehr, unterer Bauaufsicht, Ordnungsamt<br />

und Organisationteam wird die Lage vor<br />

jedem Fest genau erörtert, analysiert und dementsprechend<br />

vorbereitet. Die Sicherheit ist seit ein<br />

paar Jahren der größte Einzelposten bei den Gesamtkosten.<br />

Wir versuchen jedenfalls die Planung<br />

so genau wie möglich zu machen, um auf alle Fälle<br />

vorbereitet zu sein. Dennoch bleibt natürlich immer<br />

- 38 -


ein Restrisiko, aber Gott sei Dank ist in Saarbrücken<br />

noch nie was passiert.<br />

Welchen Anspruch hat das Altstadtfest an sich?<br />

Das Altstadtfest soll ein Kulturfest für die ganze<br />

Familie sein – „Umsonst und Draußen“.<br />

Wir versuchen unter anderem neben den lokalen<br />

Gruppen auch Künstler zu präsentieren, die normalerweise<br />

für umsonst nicht zu sehen sind, für<br />

die man normalerweise 30 – 40 Euro Eintritt zahlen<br />

muss. Jeder Bürger soll die Möglichkeit erhalten<br />

auch ohne den Geldbeutel aufmachen zu müssen, in<br />

den Genuss von interessanter Musikkultur zu kommen.<br />

Ich will in erster Linie Künstler präsentieren,<br />

die man normalerweise nicht so <strong>of</strong>t in Saarbrücken<br />

sieht. Außerdem habe ich den Anspruch mit dem<br />

Programm auch interessiertes Publikum von außerhalb<br />

anzusprechen.<br />

Auch überregionale Agenturen sind mittlerweile<br />

auf das Saarbrücker Altstadtfest als interessantes<br />

Sommerfestival aufmerksam geworden und bieten<br />

uns von sich aus schon sehr interessante Acts an.<br />

Der Amerikaner würde sagen:<br />

„Saarbrücken is on the map“, also Saarbrücken ist<br />

mit seinem Altstadtfest als interessanter Festivalort<br />

wieder auf der Karte. Und das wollen wir in den<br />

nächsten Jahren verbessern und noch ausbauen.<br />

Wieviele Menschen besuchen das Fest? Gibt es<br />

Zahlen zu den wirtschaftlichen Effekten des<br />

Festes (Hotelbuchungen, Umsätze, etc)?<br />

Wir haben im Schnitt bei gutem Wetter an 3 Tagen<br />

zwischen 200.000 und 250.000 Besucher. Das sind<br />

Zahlen der Polizei, nicht von uns.<br />

Das Fest ist mittlerweile auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />

für die Stadt geworden. Die Hotels<br />

sind an den Tagen fast alle ausgebucht. Auch die<br />

Kaufleute sieht man meistens mit grinsenden Gesichtern<br />

nach dem Altstadtfest herumlaufen. Also<br />

da wird schon einiges umgesetzt. Und die Gastronomie<br />

hat mit Sicherheit ebenfalls gute Umsätze<br />

beim Fest.<br />

- 39 -


<strong>Pop</strong>kultur und Altstadtfest. Welche Berührungspunkte<br />

gibt es?<br />

Viele, die Grenzen sind da fließend. <strong>Pop</strong> ist der<br />

Überbegriff. Das Altstadtfest ist für mich sowas<br />

ähnliches wie ein <strong>Pop</strong>-Kultur-Festival: Musik mit<br />

vielen unterschiedlichen Richtungen, Kinderprogramm,<br />

Jugendprogramm, Kunst und Kloores,<br />

Singer/Songwriter Poetinnentreffen, Tanz,<br />

ab und zu auch mal Theater. Das sind alles Facetten<br />

der <strong>Pop</strong>kultur. Insgesamt haben wir über 50 Gruppen<br />

an 3 Tagen auf mittlerweile 6 verschiedenen<br />

Bühnen, über 300 Stände und jede Menge Straßenmusik.<br />

Der <strong>Pop</strong>Rat präsentiert als Partner des Altstadtfests<br />

zahlreiche Bands.<br />

Was waren deine persönlichen Highlights in den<br />

vergangen Jahren?<br />

Natürlich verschiedenen Top Acts, die wir bekommen<br />

konnten, ohne richtig tief in die Tasche greifen<br />

zu müssen, da wir manchmal schon beim Programm<br />

einen guten „Riecher“ haben: Stefanie Heinzmann<br />

hatte einen tollen Auftritt, Knorkator haben richtig<br />

abgerockt, aber auch die beiden Tatortkommissare<br />

aus Münster Jan Josef Liefers und Axel Prahl mit ihren<br />

Bands Radio Doria und Inselorchester. Das Highlight<br />

bei den beiden war das gemeinsam gesungene<br />

Lied, das ich mir gewünscht hatte. Vor Jahren war<br />

eines meiner Highlights die percussive Theaterproduktion<br />

„Auto Auto“, wo zwei Leute einen ganzen<br />

Opel Corsa auf der Bühne am Staatstheater auseinandergenommen<br />

haben. Toll waren auch die Auftritte<br />

von Alan Stivell, Dan Ar Braz und Triyann aus<br />

der Bretagne, Max Mutzke oder gerade auch letztes<br />

Jahr die Gruppe Patax aus Spanien, eine wahnsinnige<br />

Truppe, Stanfour waren nicht auf Tournee<br />

und sind extra für ein Konzert nach Saarbrücken<br />

gekommen. Wolf Maahn hat mich auch begeistert.<br />

Aber auch lokale Bands machen immer wieder Spaß<br />

zu hören und zu sehen.<br />

Gibt es irgendwelche Geheimtipps, Dinge abseits<br />

der großen Bühnen, die man besuchen sollte?<br />

Also ein Geheimtipp in diesem Jahr sind die Straßenmusiker,<br />

die die selbstgebauten Cigar Box<br />

Gitarren spielen und quer über das Fest überall<br />

auftauchen. Die Silo – Leute werden wieder den<br />

Kaltenbachplatz bespielen. 2 Tipps noch: In Zusammenarbeit<br />

mit SR 1 werden Lotte und Phillip<br />

Dittberner am Staatstheater auftreten und der<br />

Innenh<strong>of</strong> der Stadtgalerie, mittlerweile ja kein Geheimtipp<br />

mehr, wird von Monsieur Chanson Gerd<br />

Heger und SR 2 Kulturradio mit tollen jungen Musikerinnen<br />

und Musikern bespielt werden.<br />

Unter welchem Motto steht das Altstadtfest <strong>2018</strong><br />

und worauf dürfen wir uns freuen?<br />

Wir machen am Sonntag eine riesige Drums Aktion<br />

auf dem Tblisser Platz. Es werden Schlagzeuger,<br />

Schlagzeugerinnen, Percussionisten aus allen Kulturen<br />

sich dort versammeln und gemeinsam mit<br />

der Thomas Blug Band und den Percussionisten<br />

und Schlagzeugern Pitti Hecht (Scorpions u.a.), Ralf<br />

Gustke / Söhne Mannheims) und unter Leitung von<br />

Manni von Bohr gemeinsam Songs spielen. Das<br />

Ganze wird gefilmt und zu einem großen Clip aus<br />

der Luft und vom Boden zusammengeschnitten. Die<br />

Aktion läuft im Rahmen der städtischen Kampagne<br />

PatchworkCity und heißt ONE WORLD, ONE BEAT.<br />

Und das wiederum ist das diesjährige Motto für das<br />

Saarbrücker Altstadtfest.<br />

Wir haben gemeinsam nur diese eine Welt! Lasst<br />

uns deshalb auch dementsprechend rücksichtsvoll,<br />

tolerant und friedlich miteinander umgehen. Musik<br />

verbindet und ist eine universelle Sprache, die, egal<br />

in welchem Land dieser Erde verstanden wird und<br />

die die Gefühle aller Menschen anspricht.<br />

Interview: <strong>Pop</strong>Rat Markus Brixius<br />

- 40 -


44<br />

44<br />

- 41 -


SAARLAND<br />

UNDERGROUND<br />

SAMPLER<br />

MUSIK MADE<br />

IN SAARLAND<br />

Seine Brötchen verdient <strong>Pop</strong>Rat Gregor Theado als<br />

Anwalt für Medien- und Informationsrecht in Saarbrücken.<br />

Der Schwerpunkt seiner Kanzlei, welche<br />

sich im Jahr 2016 zu der Bürogemeinschaft BTK<br />

Rechtsanwälte erweiterte, liegt in der Beratung der<br />

Kreativwirtschaft, insbesondere zum Urheber- und<br />

Medienrecht, sowie im Datenschutzrecht und der<br />

Vertragsgestaltung.<br />

Als Geschäftsführer der AMM Arts Music Media UG<br />

steuert Gregor Theado diverse Projekte vornehmlich<br />

aus den Bereichen Kunst und Musik sowie das<br />

hauseigene Musikerschmucklabel GemSessions.<br />

Er zeichnet zudem für die Werbe- und Aufklärungskampagne<br />

„ONS. aber sicher.“ mitverantwortlich und<br />

hat die jährlich stattfindende Veranstaltungsreihe<br />

„Musik.Video.Kunst“, bei welcher regionale Bands<br />

ihre Musikvideos vorstellen, ins Leben gerufen. Mit<br />

Herausgabe der „Saarland Underground“ CD Compilations<br />

fördert er seit dem Jahr 2005 den Austausch<br />

und die <strong>Pop</strong>ularität regionaler Bands.<br />

Er ist selbst begeisterter Hobbymusiker (vor allem<br />

E-Gitarre, Akustikgitarre, Gesang) und veröffentlicht<br />

als Singersongwriter („F*A*N“) und mit der<br />

Metal band „Berserk Inc.“ regelmäßig neue Songs und<br />

Musikvideos. Als Autor mehrerer Brettspiele und<br />

Fan von Fantasy im Allgemeinen ist er als Begründer<br />

und Mitorganisator der SaarCon, der Convention für<br />

Brett- und Gesellschaftsspiele in Saarbrücken, tätig.<br />

Soweit es seine Zeit zulässt, engagiert er sich gerne<br />

in regionalen Vereinen, insbesondere dem Musikbüro<br />

Saar e.V. sowie dem <strong>Pop</strong>Rat Saarland e.V., um die<br />

lokale Kulturszene zu fördern.<br />

Seit wann gibt es Saarland Underground und wie<br />

sehen diese Sampler denn aus?<br />

Die Saarland Underground Sampler erscheinen jährlich<br />

seit 2005. Von den anfänglich wenigen hundert<br />

CDs (damals noch jede höchstpersönlich handgebrannt)<br />

bis zu den mittlerweile pr<strong>of</strong>essionellen CD<br />

Produktionen, hat sich seither an Idee und Motivation<br />

nichts geändert: Die CDs dienen als Promotion<br />

und Give-aways und sollen dafür Sorge tragen, dass<br />

die teilnehmenden Bands und Musiker für sich werben<br />

können und bekannter werden.<br />

Im Laufe der Zeit hat sich dabei das Genre der<br />

auf den CDs vertretenen Bands jedoch erweitert:<br />

Während die Compilation-Reihe als reine Metal<br />

und Hardrock begann (in 2006 erschien allerdings<br />

zusätzlich bereits eine Rock/Alternative Ausgabe),<br />

gibt es seit dem Jahr 2016 nun zusätzlich eine<br />

genrefreie Ausgabe der Compilation, welche in Zusammenarbeit<br />

mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss<br />

(AStA) der Universität des Saarlandes<br />

herausgegeben wird: Jeweils zum Wintersemesteranfang<br />

verteilt der AStA seine „Ersti-Tüten“. Dies<br />

sind rund 2.500 Promopackages, welche Infos zur<br />

Universität, den Studiengängen sowie diverse Goodies<br />

verschiedener Anbieter enthalten und vor allem<br />

an Erstemesterstudtentinnen und -studenten verteilt<br />

werden. In diesen Ersti-Tüten finden die StudentInnen<br />

nun auch eine Saarland Underground CD mit<br />

regionalen Bands, damit insbesondere Studierende<br />

von außerhalb des Saarlandes gleich einmal in die<br />

regionale Musikszene eingeführt und damit vertraut<br />

gemacht werden.<br />

- 42 -


Die Teilnehmerzahl ist immer durch die<br />

Spiellänge einer CD beschränkt. In bisher<br />

zwei Jahrgängen gab es indes so viele Anfragen,<br />

dass dafür Doppel-CDs produziert<br />

wurden. In der Regel nehmen zwischen 12<br />

und 18 Bands pro Jahr teil. Im Jahr 2017<br />

wurde der <strong>Pop</strong>Rat erstmals Partner des<br />

Projekts.<br />

Wie sieht so ein CD Sampler genau aus?<br />

Der Anspruch besteht immer darin, das<br />

bestmögliche für die teilnehmenden Bands<br />

herauszuholen und so viele Sampler, wie es<br />

sinnvollerweise möglich ist, zu produzieren.<br />

Grenzen setzt an sich nur die Finanzierung,<br />

denn mangels üppiger Sponsorings<br />

ist man diesbezüglich auf die Mithilfe der<br />

teilnehmenden Bands angewiesen: Grafikkosten<br />

und die Produktionsgestaltung werden gesponsert,<br />

die Pressungskosten der CDs werden auf<br />

die teilnehmenden Bands aufgeteilt.<br />

Die Auflagen sahen zuletzt die Produktion von 1.000<br />

bis 3.000 Exemplaren vor, klassisches 12cm CD Format,<br />

pr<strong>of</strong>essionell gepresst, mit 4seitigem Booklet<br />

(innen stehen die Kontaktdaten der Bands) oder im<br />

griffigen (und für Promozwecke besser geeigneten)<br />

Pappschuber, cellophaniert. Von den Exemplaren<br />

erhalten die teilnehmenden Bands jeweils, je nach<br />

Auflage und Anzahl der Teilnehmer, in der Regel zwischen<br />

30 und 50 CDs, mit denen sie machen können,<br />

was sie wollen. Meistens werden die CDs verschenkt<br />

oder auf Konzerten für ein oder zwei Euro verkauft,<br />

sodass durch den Verkauf auch der Teilnahmebeitrag,<br />

der je nach Anzahl teilnehmender Bands normalerweise<br />

zwischen 50 und 80 € schwankt, bei Bedarf<br />

wieder refinanziert werden kann.<br />

Von jeder Produktion werden einige Exemplare für<br />

gezielte Promotionmaßnahmen genutzt, d.h., beispielsweise<br />

für das Bemustern von Online-Magazinen<br />

sowie A&R Abteilungen von Labels und Verlagen,<br />

um so auf die Bands verstärkt aufmerksam<br />

zu machen.<br />

Wer kann teilnehmen?<br />

Mit dem Sampler soll mithin vor allem weniger berühmten<br />

„Underground“ Bands, welche (noch) über<br />

keine namhaften Plattformen und Kontakte verfügen,<br />

eine Chance gegeben werden, sich einem größeren<br />

Publikum zu präsentieren. Im Übrigen kann<br />

jedoch jede Band / jedes Musikprojekt unter den<br />

folgenden Voraussetzungen teilnehmen:<br />

– Die Band hat ihren Proberaum oder zumindest<br />

ihren Schwerpunkt (z.B. Konzertveranstaltungen)<br />

im Saarland. Dabei ist Saarland Underground auch<br />

aufgeschlossen für außersaarländische Beiträge:<br />

Schon häufig waren insbesondere luxemburger<br />

oder rheinland-pfälzische Bands mit vertreten,<br />

welche häufiger auch mal im Saarland auftreten<br />

und Kontakte zu saarländischen Musiker geknüpft<br />

haben. Der Fokus auf die Region und damit auf das<br />

Anliegen, regionale Bands zu präsentieren und zu<br />

bewerben, ist dem Projekt sehr wichtig. Die Absicht,<br />

regional zu bleiben, liegt in dem Wunsch begründet,<br />

die hiesige Szene anzukurbeln.<br />

– Die Mitglieder der Band sollen nicht bei der GEMA<br />

oder sonstigen Verwertungsgesellschaften gemeldet<br />

sein. Die Gebühren, die ansonsten für die<br />

- 43 -


Produktion, Vervielfältigung und Verbreitung des<br />

Samplers an die GEMA entrichtet werden müssten,<br />

würden das Budget sprengen. Falls doch eine<br />

GEMA-Mitgliedschaft besteht, werden die anteilig<br />

hierdurch anfallenden Gebühren auf die jeweiligen<br />

GEMA-pflichtigen Bands bzw. Bandmitglieder umgelegt,<br />

welche die Gebühren im Rahmen der Jahresausschüttungen<br />

insoweit wieder von der GEMA –<br />

nach Abzug von deren Verwaltungskosten – vergütet<br />

erhalten.<br />

– Da auf jedem Sampler möglichst viele Beiträge<br />

Platz finden sollen, damit auch eine Vielzahl an<br />

Bands die Möglichkeit zur Teilnahme hat, soll der beigesteuerter<br />

Song in der Regel 4 bis 5 Minuten Spieldauer<br />

nicht überschreiten. Bei längeren Songs wird<br />

dies vorher mit den Bands abgeklärt, s<strong>of</strong>ern noch<br />

Spielzeit auf der jeweiligen Ausgabe über ist.<br />

– Es gilt grundsätzlich das first come, first served<br />

Prinzip: Auf einer CD ist immer nur begrenzt Platz.<br />

Das heißt, berücksichtigt werden zunächst einmal<br />

die Bands, die sich rechtzeitig angemeldet haben.<br />

– Damit auch rechtlich alles in trockenen Tüchern<br />

ist, füllt jede teilnehmende Band ein kurzes Teilnahmeformular<br />

aus, wo nicht nur die Daten zu der<br />

SUBTITLE<br />

Band, den Komponisten und Textern festgehalten<br />

werden, sondern auch die Zusicherung der Band<br />

enthalten ist, dass der Song für die Compilation<br />

verwendet werden darf und die Band über die erforderlichen<br />

urheberrechtlichen und sonstigen<br />

Nutzungsrechte verfügt.<br />

Wie läuft die Teilnahme ab?<br />

Zunächst wird die Compilation meist mit gewisser<br />

Vorlaufzeit angekündigt, um Werbung dafür zu machen,<br />

sodass sich möglichst viele Bands anschließend<br />

für eine Teilnahme auch anmelden. Jeder, der von dem<br />

Sampler erfährt und Interesse hat, kann sich per Mail<br />

bewerben. Wenn die Produktionsdetails festgelegt<br />

sind (sprich: wieviele Bands, welche Auflage, Konfektion),<br />

kann der Teilnahmebeitrag kalkuliert werden<br />

und die Phase für die verbindlichen Anmeldungen<br />

zur Teilnahme beginnt. Dann wird von jeder teilnehmenden<br />

Band der Song, das Teilnahmeformular und<br />

die Überweisung des Beitrags benötigt und schon<br />

wenige Wochen später startet die Produktion! Der<br />

Veröffentlichungstermin für den Metal & Rock Sampler<br />

liegt in der Regel im Juni, die Veröffentlichung<br />

der AStA Compilation erfolgt zum Wintersemesterbeginn<br />

im Oktober.<br />

Wie kann man das Projekt unterstützen?<br />

Jede Form der Unterstützung, aber insbesondere<br />

das Weiterverbreiten der Information, dass es den<br />

Sampler gibt und wie man als Band und Musiker<br />

daran teilnehmen kann, ist herzlich willkommen. Da<br />

Bands, insbesondere junge und noch nicht bekannte<br />

Bands, generell knapp bei Kasse sind und somit für<br />

viele auch bereits ein Teilnahmebeitrag von 50 €<br />

eine enorme Hemmschwelle darstellt, sind natürlich<br />

finanzielle Sponsorings ebenfalls sehr zu begrüßen.<br />

Wer ist „Saarland Underground“ und wie ist das<br />

Projekt entstanden?<br />

Das Projekt Saarland Underground wird seit jeher koordiniert<br />

und herausgegeben durch Gregor Theado,<br />

einen passionierten Musikfan, der irgendwann feststellte,<br />

dass es <strong>of</strong>fensichtlich im Saarland nicht nur<br />

sehr viele Bands gibt, sondern dass man leider – obwohl<br />

das Bundesland nun wirklich nicht groß ist –<br />

kaum von allen Bands Wind bekommt. Um die Bands<br />

miteinander zu verbinden, neue Kontakte zu knüpfen<br />

und damit auch Möglichkeiten zu neuen Gigs<br />

und einen Austausch der Musiker untereinander zu<br />

stärken, wurden die Saarland Underground Sampler<br />

ins Leben gerufen. Das Projekt wurde temporär von<br />

Theados damaliger Musikagentur Micro Phonics in<br />

den Jahren 2006 bis 2008 begleitet und auch heute<br />

durch seine Kanzlei oder seine Firma AMM Arts<br />

Music Media gefördert.<br />

Interview: <strong>Pop</strong>Rat Markus Brixius<br />

facebook.com/saarlandunderground<br />

kontakt@undergroundsampler.de<br />

- 44 -


- 45 -


ECHT<br />

FETT!<br />

HIPHOP<br />

SZENE<br />

AUS DEM<br />

SAARLAND<br />

- 46 -


Was für eine Integrations-Erfolgsgeschichte!<br />

Diese zu Beginn noch völlig<br />

artfremde Kultur, die seit Mitte der<br />

80er Jahre von den USA zu uns nach<br />

Deutschland geschwappt ist, gehört<br />

mittlerweile zum absoluten Etablishment<br />

der deutschen <strong>Pop</strong>kulturlandschaft.<br />

Hiphop und Rap waren noch nie<br />

angesagter als jetzt.<br />

Das Saarland war in Sachen Hiphop<br />

lange ein weißer Fleck – mal abgesehen<br />

von einer ziemlich aktiven und quirligen<br />

Untergrundszene, die aber nie wirklich<br />

Ausstrahlungskraft über die saarländischen<br />

Grenzen hinaus erhielt. Mittlerweile<br />

ist das Saarland aber, was Rap<br />

angeht, definitiv auf der Landkarte<br />

angekommen. Bekannte Acts wie<br />

DCVDNS, Genetikk und <strong>Pop</strong>Rat Esta haben bereits<br />

einige Male vom Saarland aus die deutschen Charts<br />

gestürmt. Genetikk konnte sogar schon mit 2 Alben<br />

den deutschen Chartthron besteigen. Auffällig ist die<br />

enorme Bandbreite der verschiedenen Hiphop-Stile<br />

hierzulande. Den einen saarländischen Rap-Stil<br />

sucht man vergebens. DCVDNS ist der Exoten-Entertainer,<br />

der traditionellen Battle-Rap paart mit<br />

einer Riesenportion endskurrilem Humor. Genetikk<br />

wiederum vereint als Grenzgänger des deutschen<br />

HipHop viele Stile in einem und erschafft daraus<br />

einen ganz eigenen – irgendwo zwischen Straßenrap<br />

und Ohrwurm-<strong>Pop</strong>. Und dann wäre da noch der<br />

Rapper Esta, der sich zuerst erfolgreich im Rahmen<br />

von Online-Rapbattle-Video-Turnieren einen Namen<br />

gemacht hat und dann weiter bekannt wurde. Neben<br />

den wirklich erfolgreichen Hiphop-Acts hat das Saarland<br />

noch andere Rap-Künstler in petto. Da wären<br />

auch noch das Rapper-Produzenten-Gespann Tiavo,<br />

das gerade von Genetikk selbst über ihrem neuen<br />

Label „Outta This World“ unter Vertrag genommen<br />

wurden und gerade den Rock-Rap wiederbelebt.<br />

Aber damit nicht genug. Neben den großen und angehenden<br />

Rap-Stars hat das Saarland auch weitere,<br />

etwas kleinere Rap-Perlen zu bieten wie den eher<br />

philosophischen <strong>Pop</strong>Rat und Rapper Drehmoment<br />

mit besonders lyrischem Tiefgang, die auf markante<br />

Sprüche setzende Rapformation MarkSign&MEF,<br />

Battlerap-Crews wie „ZweiZimmer Gefüge“ mit<br />

dem besonderen Jazz-touch und provokanter Antihaltung<br />

oder Newcomer wie der <strong>Pop</strong>Rat und Rapper<br />

Manu Meta aka der „Barfuss-MC“, der trotz modern<br />

urbanem Sound auch mal gerne seine Herkunft vom<br />

Land thematisiert.<br />

So vielfältig und stark aufgestellt wie heute war<br />

die Hiphop-Szene im Saarland sicherlich noch nie.<br />

Das heißt aber nicht automatisch, dass die saarländische<br />

HipHop-Szene auch gleichzeitig so groß ist<br />

wie noch nie. Warum? Eine Szene definiert sich auch<br />

darüber, dass es in ihr ein ähnliches Verständnis der<br />

Dinge und der Ästhetik gibt. Dabei triften die verschiedenen<br />

Perspektiven auf Hiphop zurzeit immer<br />

weiter auseinander. Nicht zuletzt auch deswegen,<br />

weil sie immer spezieller und individueller werden.<br />

Das gemeinsame „Programm“, das eine Szene erst<br />

zur Szene macht, weil alle, die sich selbst darin verorten,<br />

den Programmcode entschlüsseln können,<br />

zerfällt in immer mehr kleinere Teile. Es gibt zwar<br />

mehr bekannte Rap-Formationen im Saarland als<br />

jemals zuvor, die Kommunikation zwischen den verschiedenen<br />

Rap-Künstlern und unter HipHop- und<br />

Rap-Fans selbst hat jedoch spürbar nachgelassen –<br />

ein zwangsläufiges Resultat der zunehmenden Individualisierung.<br />

Was ohne Frage größer geworden ist<br />

im Saarland, ist die Bedeutung von HipHop in seiner<br />

Vielfalt und Rap im Allgemeinen. Das betrifft aber<br />

nicht nur im Saarland, sondern auch Deutschland und<br />

die ganze Welt. Die Hiphop-Szene an sich ist gleichzeitig<br />

eher geschrumpft oder hat sich in viele immer<br />

kleiner werdende Szenen aufgelöst. Gleichzeitig<br />

hat sich HipHop zunehmend in allen Schichten der<br />

Gesellschaft und Kultur integriert. Und deshalb war<br />

Hiphop noch nie mehr ein Spiegel der Gesellschaft<br />

als heute. Integration gelungen!<br />

<strong>Pop</strong>Rat Markus Trennheuser<br />

Bilder: Heks Sascha Haubold, Layoutist<br />

- 47 -


MUSIK BEWEGT<br />

TANZ ALS TEIL DER POPKULTUR<br />

Tanz, also die harmonische Bewegung zur Musik,<br />

ist untrennbar mit der <strong>Pop</strong>kultur verbunden. Musik<br />

vermittelt eine Lebendigkeit, die sich für viele<br />

Menschen zwangsläufig in Bewegung umsetzen<br />

muss. Musik „bewegt“ im wahrsten Wortsinn.<br />

Dabei sind die tänzerischen Ausdrucksformen<br />

genauso vielfältig und differenziert wie die Musikstile,<br />

zu denen Menschen tanzen möchten.<br />

Angefangen beim Tanz, der zum aktuellen Thema<br />

der <strong>Pop</strong>Rat-Ringvorlesungsreihe gehört,<br />

nämlich „Fan/Fantasy/Fantastic - The Fantastic<br />

in <strong>Pop</strong>ular Culture“, über Hip-Hop und Street<br />

Dance, dessen Nähe zur <strong>Pop</strong>kultur dem Genre<br />

immanent ist bis hin zu Gesellschaftstanz, der<br />

sich kontinuierlich der Aufgabe stellen muss,<br />

für paarweises Tanzen zeitgemäße Formen und<br />

Möglichkeiten zu finden – es gibt es eine breite<br />

Skala an Tanzstilrichtungen, die jeweils alle auf<br />

ihre ganz eigene Art und Weise in der <strong>Pop</strong>kultur<br />

verankert sind.<br />

Tanja Karmann steht in diesem Spektrum für die<br />

Verbindung zwischen Fantastik und Tanz. Ihren<br />

Zugang zum Tanz hat sie über den orientalischen<br />

Tanz gefunden. Schnell wurde klar, dass dies ihrer<br />

Art der Bewegung ist, aber die Kultur mit Musik<br />

und Kostümen, die zum orientalischen Tanz<br />

gehört, nicht ausreichte, um ihre eigene Vorstellung<br />

des Tanzes auszudrücken. Durch ihr Interesse<br />

an der Gothic- und Mittelalterszene und<br />

dem Mix verschiedener Strömungen ist ihr Tanzensemble<br />

„Asherah and The Velvet Serpents“ mit<br />

dem Kosenamen „Samtschlangen“ entstanden.<br />

Mit Einflüssen aus dem Mittelalter, Fantasy<br />

und ganz viel Kreativität werden hier orientalischer<br />

Tanz mit bauchtanzfremden Elementen,<br />

beispielsweise aus Irish Dance<br />

oder Modern Dance vermischt.<br />

Wichtig ist Trainerin und Tänzerin<br />

Tanja Karmann, dass ihre Choreographien<br />

die Zuschauer in fremde<br />

Welten mitnehmen. So zählen zu<br />

den bereits vertanzten Geschichten<br />

Themen wie Hexen, Piraten, irische<br />

Feen aber auch Star Wars. Bei dieser<br />

Art des Tanzes steht der künstlerische<br />

Aspekt im Mittelpunkt: Es geht<br />

ums Staunen, dass der Bühnentanz bei<br />

den Zuschauenden auslösen will.<br />

Ein ganz anderes Bild von Tanzen entwirft<br />

Matthias Müller, Mitglied im<br />

Vorstand der Europäischen Stiftung<br />

Tanzen (EUSTTA): Seine Tanzschule im<br />

rheinland-pfälzischen Frankenthal – eine<br />

knappe Stunde von der saarländischen Grenze<br />

entfernt – ist seit mittlerweile 20 Jahren auf<br />

dem Weg, um Gesellschaftstanz wieder da hin<br />

zu bringen, wo er seiner Meinung nach hingehört:<br />

Auf Hochzeiten, Familienfeiern, Stadtfeste und<br />

<strong>Pop</strong>konzerte. Es geht darum, dass sich Männer<br />

und Frauen auf Musik bewegen können, die sie<br />

aus dem Radio kennen und sich dabei wohlfühlen.<br />

Für viele hat Tanzen lernen immer noch viel<br />

mit dem Bild zu tun, das Anfang des Jahres im<br />

ZDF-Dreiteiler „Ku’damm 59“ gezeichnet wurde:<br />

Strenge Tanzlehrer, verbissenes Einüben der<br />

Schritte, Versagensängste. Doch darum geht es<br />

in heutigen Tanzschulen schon lange nicht mehr.<br />

Müller und seine Kollegen im Allgemeinen Deutschen<br />

Tanzlehrerverband (ADTV), zu dem auch<br />

neun Tanzschulen im Saarland gehören, machen<br />

- 48 -


sich intensiv Gedanken darüber, wie tanzen lernen<br />

so gelingt, dass entspanntes, paarweises Bewegen<br />

zu aktueller Musik möglich ist. Deshalb hat er sich<br />

mit einigen weiteren Tanzschulen und dem Motto<br />

„Tanzen kann auch fluup sein“ unter dem Dach der<br />

EUSTTA zusammengeschlossen: „Wir stehen dafür,<br />

dass Menschen unabhängig von Anlass, Kleidung<br />

und Schuhwerk auf aktuelle Musik tanzen können.<br />

Vor eine Stadtfestbühne mit guter Live-Musik gehören<br />

tanzende Menschen“, merkt man Müller seine<br />

Mission für alltagstaugliches Tanzen deutlich an.<br />

Gestützt wird seine Idee von einer Umfrage vor einiger<br />

Zeit, in der herauskam, dass rund 90 Prozent<br />

der Erwachsenen in Deutschland Tanzen cool finden.<br />

Die Herausforderung für die Tanzlehrenden besteht<br />

nun darin, dass viele der Befragten sich ein langsames,<br />

individuelles Lernangebot wünschen. In der<br />

Tanzschulbranche ist man deshalb auch in diesem<br />

Bereich in Bewegung.<br />

<strong>Pop</strong>Rätin Sarah Engels<br />

Bild: Michael H<strong>of</strong>fmann<br />

bauchtanz-saarbruecken.de<br />

adtv.de<br />

eustta.org<br />

fluup.org<br />

- 49 -


SAMSTAG, 13.10.<strong>2018</strong><br />

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Saarrondo - einfach feiern!<br />

66113 Saarbrücken | Europaallee 4a<br />

Tel. 0681 - 37 11 61<br />

info@saarrondo.de - 51 - | www.saarrondo.de


STUDIO 30<br />

LIVE-CLUB,<br />

STUDIO,<br />

KULTURZENTRUM<br />

Im Dezember 2017 eröffnete in der Mainzerstraße<br />

30 der neue Live-Club „Studio 30“ – ein in<br />

dieser Form einzigartiges Projekt im Saarland.<br />

Auf zwei Etagen verbinden sich ein Live-Tonstudio,<br />

regelmäßige Livemusik-Perfomances<br />

und ein kreatives Austauschzentrum zu einer<br />

aufregenden Musik-Location. Im Mittelpunkt<br />

steht immer die Leidenschaft für handgemachte,<br />

authentische Musik und alles was dazu gehört.<br />

Das beginnt bei der Pausen-Musik, die<br />

nicht wie üblich von CDs oder MP3s kommt,<br />

sondern noch als echtes Vinyl vom Plattenspieler<br />

abgespielt wird, geht über die leicht schräge<br />

Club-Einrichtung und endet bei der bunten<br />

Studio-30-Mannschaft, der man das Herzblut<br />

für das Projekt und die Leidenschaft für gute<br />

Live-Musik anmerkt. Egal ob für die kleine Show<br />

mit 50 Gästen und einem lokalen Singer-Songwriter,<br />

oder für die ausverkaufte Show mit 180<br />

Gästen und einem internationalen Headliner,<br />

das Team gibt immer 100% für einen gelungenen<br />

Abend.<br />

Jeden Freitag & Samstag finden auf den beiden<br />

Bühnen Konzerte der unterschiedlichsten<br />

Musikrichtungen statt. Auf der oberen Studio-Stage<br />

treten lokale und überregionale<br />

Newcomer bei freiem Eintritt auf, auf der Main-<br />

Stage finden dann die Konzerte regionaler und<br />

überregionaler Headliner statt. Ein<br />

wichtiger Bestandteil des Konzepts<br />

ist die Mischung aus talentierten<br />

Newcomern und etablierten Größen<br />

der Musikszene. Die aktive Nachwuchsarbeit<br />

auf der Studio-Stage<br />

bietet jungen Bands ein pr<strong>of</strong>essionelles<br />

Umfeld, um Erfahrungen zu<br />

sammeln, sich ein eigenes Publikum<br />

zu erspielen und im besten Fall zum<br />

Haupt-Act der Zukunft zu werden. Dabei<br />

spielt das Genre keine Rolle, vom rotzigen<br />

Punkrock, über ausgetüftelte Indie Sounds,<br />

bis hin zu gefühlvollem Singer-Songwriter-<strong>Pop</strong><br />

findet im Studio 30 jede Musikrichtung ihren<br />

Platz. Wichtig ist nur ein authentischer Auftritt<br />

und die live typische Gänsehaut.<br />

Für alle die in lockerer Atmosphäre ihre neuesten<br />

Songs vorstellen wollen oder einfach<br />

mit anderen Musikern Musik machen möchten,<br />

gibt es in unregelmäßigen Abständen die Open<br />

Stage. Bei diesen Jam-Sessions kann jeder mit<br />

seinem Instrument auf die Bühne kommen und<br />

zum Teil der Band bzw. bunt wechselnder Formationen<br />

werden. Dabei steht der Spaß an der<br />

Musik, die Spontanität und das gemeinsame<br />

Erlebnis im Vordergrund. Der Eintritt ist hier für<br />

Musiker und Besucher frei.<br />

- 52 -


Nach den Konzerten starten ab Mai die beiden<br />

Eventreihen „Louder Than.“ und „Studiorocker“.<br />

Die beiden DJ-Events bieten eine Alternative zum<br />

zunehmenden Mainstream in der Club-Szene und<br />

liefern einen Mix aus Rock, Punk, Alternative, Hardcore<br />

& Crossover (Louder Than.), Alternative, Rock<br />

& Indie (Studiorocker). Für Konzertbesucher ist der<br />

Eintritt bei den DJ-Veranstaltungen frei.<br />

Unter der Woche bietet das Studio 30, neben Konzerten<br />

unter anderem auch Platz für den regelmäßigen<br />

„Social Dance“, den das Team Lindy Hop Saarbrücken<br />

organisiert. Sowohl Neueinsteiger als auch<br />

erfahrene Tänzer haben hier in lockerer Atmosphäre<br />

die Möglichkeit, in die Welt des Swing der 20er-Jahre<br />

einzutauchen – häufig mit Live-Band vor Ort.<br />

Auch die Zukunft dürfte aufregend werden. Das<br />

Team plant bereits das Programm für den Herbst<br />

und feilt unablässig an neuen Veranstaltungskonzepten.<br />

Das bisher eher lokal orientierte Programm<br />

wird dabei mit nationalen und internationalen<br />

Künstlern ergänzt. Da das Studio 30 auch als Kreativzentrum<br />

und Austauschort für kreative Ideen<br />

dienen soll, sind alle die sich mit eigenen Konzepten<br />

oder Veranstaltungen einbringen herzlich eingeladen,<br />

sich bei einem Kaffee oder Tee über Ideen auszutauschen.<br />

<strong>Pop</strong>Rat David Lawrence<br />

- 53 -


- 54 -<br />

SAARBRÜCKEN | SAARLOUIS<br />

ST. WENDEL | HOMBURG | TRIER


- 55 -


BANDFOTOS<br />

MUSIK ALS BILD<br />

Es gibt sie die Klassiker des Bandfotos. Allen voran<br />

dieses Motiv. Ein paar Jungs stehen breitbeinig vor<br />

irgendeiner Kulisse und haben allesamt eine Sonnenbrille<br />

auf. Jeans sind dabei obligatorisch, gerne<br />

auch eine Lederjacke. All das soll Coolness und die<br />

Härte der Rockmusik symbolisieren. Zu diesem<br />

Stilmittel haben sogar schon die „Rolling Stones“<br />

gegriffen und bei den<br />

„Blues Brothers“ gehört<br />

das sozusagen zum Inventar.<br />

Leider bloß eines<br />

der langweiligsten<br />

Klischees des Genres.<br />

Und dabei ist wichtig<br />

zu wissen, dass es auch<br />

hier nur ein paar wenige<br />

Grundsätze eines guten<br />

Fotos sind, die es zu beachten<br />

gibt.<br />

Was will ich überhaupt<br />

fotografieren? Die<br />

komplette Band in der<br />

alle gleichberechtigt<br />

sind? („Beatles“) Oder eine klare Hierarchie herstellen<br />

zwischen dem herausragenden Sänger oder<br />

Gitarristen und der Band? („Eric Clapton“ „Santana“<br />

„Jimi Hendrix“) Dann muss diese Person klar dominant<br />

vorne platziert werden. Das kann zu Diskussionen<br />

in der jeweiligen Band führen, aber da (lach!)<br />

müssen die Herren Mitmusiker halt durch.<br />

Welcher Hintergrund soll gewählt werden? Neutral<br />

im Fotostudio? Oder besser in passender Natur?<br />

Vielleicht die leere Fabrikhalle? Letzteres wird<br />

gern genommen, wobei auch das wieder eines der<br />

Klischees des Rock’n’Roll ist, dreckig und kaputt.<br />

Aber passt es wirklich? Deswegen die dritte wichtige<br />

Frage.<br />

Was soll überhaupt die „Botschaft“ des Fotos sein?<br />

Brutalst mögliche Härte bei Hard Rock oder Metal?<br />

„Alternative“? (Was<br />

immer das ist?) Sixties-Feeling?<br />

„Street<br />

Credibility“ für Cross-<br />

Over oder Hip-Hop?<br />

Viele Fragen, die beantwortet<br />

werden<br />

müssen vor dem Fotoshooting.<br />

Doch wer<br />

stellt sie überhaupt?<br />

Und wer beantwortet<br />

sie? Entweder übernimmt<br />

hier einer aus<br />

der Band das Kommando,<br />

der sich obige<br />

Gedanken macht und<br />

vielleicht sowas wie der „Bandleader“ ist. Oder ein<br />

externer Kreativer wird hier zu Rate gezogen. In<br />

jedem Fall braucht es einen „Art Direktor“, der die<br />

Band berät oder anleitet, Style und Location entscheidet<br />

und dann dem Fotografen klare Anweisungen<br />

gibt. D.h. das geplante Bandfoto muss im Kopf<br />

des kreativen Entscheiders existieren, bevor die<br />

Band zur Fotosession antritt.<br />

- 56 -


Denn bei den Meistern der Kamera gibt es die eine<br />

Fraktion „Action! Ich will geile Bilder!“ und die zweite<br />

„Ruhe am Set! „Ich hab hier die Regie“. Erstere Methode<br />

führt gelegentlich zu (wenn auch seltenen)<br />

„geilen“ Bildern, meist jedoch zu Mittelmaß und<br />

Chaos. Letztere produziert in der Regel die stilprägenden<br />

Fotos, die <strong>of</strong>t über die eigene Epoche<br />

hinauswirken. Die wenigsten Fotografen sind „Art<br />

Direktoren“, aber das ist auch meist nicht ihr Job.<br />

Und dann gibt es noch zwei banale Aspekte, die<br />

ebenfalls bedacht werden müssen. Ist das Foto<br />

gedacht für Presse, Internet oder Plakat? Presse<br />

und Internet eher Querformat. Plakat (fast) immer<br />

Hochformat. Und dies noch wäre zu entscheiden, ob<br />

eventuell nur die Köpfe der Musiker gezeigt werden<br />

sollen, die Combo im Brustbildformat oder stehend<br />

von Kopf bis Fuß.<br />

Internet und Social Media geben uns ein weiteres Problem mit auf den Weg.<br />

Allzu <strong>of</strong>t werden Fotos gebraucht, die in der jeweiligen Website erst mal so<br />

groß sind wie eine Briefmarke, höchstens das Format einer Postkarte haben.<br />

Vergesst hier die legendären Posters oder Konzertplakate. Die Fotos müssen<br />

also im Prinzip auch im Miniformat wirken. Bitte also ihr lieben Designer keine<br />

kreativen Spielchen mit diffusen Hintergrundmotiven<br />

sondern am besten klar konturierte Figuren<br />

mehr oder weniger in kontrastreicher Schwarz-<br />

Weiß-Optik vor weißem oder hellfarbigem Hintergrund.<br />

So wirken diese Motive auch klitzeklein wie<br />

die berühmten Briefmarken.<br />

All das gilt für die 100%ige optische Funktionalität<br />

des Bandfotos in allen Lebenslagen. Wer all diese<br />

„Golden Rules“ bedenkt, kann natürlich auch quer<br />

denken und seinem Spirit freien Lauf lassen. Da<br />

können gerne Menschen Kopf stehen oder Köpfe<br />

quer gezeigt werden. All dies, wenn (s.o.) den effektiven<br />

Gesetzen der Wirkungsmächtigkeit des<br />

Bandfotos in all seinen graphischen Anwendungen<br />

Rechnung getragen wird. Doch auch das geht nur<br />

gut, wenn der jeweilige Kreative die Gesetze des<br />

„Art Directors“ beherzigt.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Roland Helm<br />

- 57 -


MUSIKBÜRO<br />

SAAR E.V.<br />

Wir, das Musikbüro Saar e.V., sind ein ehrenamtlich<br />

und gemeinnützig agierender Verein in Saarbrücken.<br />

Unser Ziel ist es den Kulturaustausch in der<br />

SarLorLux-Region durch die Förderung von Livemusik<br />

zu unterstützten.<br />

Bands, Veranstalter, Technikverständige und andere<br />

Musikbegeisterte haben sich zusammengefunden,<br />

neue Kontakte geknüpft und bewiesen, wie<br />

viel kulturelles und musikalisches Potential an den<br />

Ufern der Saar zu finden ist. Zusammen wollen wir<br />

die lokalen Musikszene fördern und das enorme<br />

Potenzial der Region nutzen. Um diese Ziele zu erreichen,<br />

kann das Musikbüro Saar e.V. auf einen großen<br />

Pool an langjährig in der Musikbranche tätigen<br />

Menschen zurückgreifen, u.a. auch auf das Netzwerk<br />

des <strong>Pop</strong>Rates, Mitglied im Musikbüro.<br />

Mit dem Musikbüro Saar e.V. soll ein übergreifender<br />

Rahmen entstehen, in dem Projekte rund um handgemachte<br />

Musik der Region umgesetzt werden<br />

können. Freunde der Livemusik haben sich bereits<br />

zusammengefunden und planen vielfältige Aktivitäten<br />

für <strong>2018</strong> und darauf folgende Jahre, unter anderem<br />

Kooperationen mit regionalen Vereinen und<br />

Institutionen, sowie Soirées, Austauschkonzerte,<br />

bei denen wir den Bands und Musikern helfen ihren<br />

heimatlichen Radius zu erweitern und natürlich das<br />

Battle Of The Bands <strong>2018</strong>.<br />

Wir fördern die Musikszene zudem durch Künstlerund<br />

Veranstlaterberautung rund um die erfolgreiche<br />

Planung und Durchführung eines Events, sowie<br />

mit einer sich ständig erweiternde Liste<br />

an Auftrittsorten, die es Musikern<br />

ermöglicht einen geeigneten Veranstaltungsort<br />

im Großraum Saar zu finden.<br />

Das Flaggschiff unseres Non-Pr<strong>of</strong>it-Netzwerkes<br />

Musikbüro Saar e.V. ist<br />

das Battle Of The Bands. Durch diese<br />

jährlich stattfindende Veranstaltungsreihe<br />

bieten wir regionalen Bands die perfekte<br />

Plattform um sich vor einem großen<br />

Publikum und einer fachspezifischen Jury<br />

zu präsentieren. <strong>2018</strong> findet das Battle Of<br />

The Bands zum vierten Mal in Folge statt. Ab<br />

dem 28.03.<strong>2018</strong> begann die Bewerbungsphase, bei<br />

der sich interessierte Bands aus der Städtegemeinschaft<br />

Quattropole mit ihrer Demo-Aufnahme bei<br />

uns bewerben können. Eine eigens dafür bestellte<br />

Jury bewertet die Aufnahme unter musikalischen<br />

Gesichtspunkten und legt auf dieser Grundlage<br />

die Teilnehmer für das Battle Of The Bands fest.<br />

Der Contest steht allen Genres <strong>of</strong>fen, die es auf die<br />

Bühne drängt.<br />

- 58 -


Die Bands, die es in die Battles geschafft haben,<br />

beweisen sich ab August bis Oktober <strong>2018</strong> in livemusikaffinen<br />

Gastronomiebetrieben oder welchen,<br />

die musikaffiner werden möchten, in Saarbrücken<br />

vor Publikum und Fachjury.<br />

Durch transparente Jurybögen und Publikumsbewertungen<br />

werden am Ende acht Bands ausgewählt,<br />

die es ins im November stattfindende Semifinale<br />

geschafft haben.<br />

Das Finale mit den drei bestplatziertesten Livebands<br />

findet dann im Januar 2019 als Livemusik-Party<br />

auf großer Bühne statt. Die Siegerband<br />

erhält neben dem Liveband-Award „SAAR-AMP<br />

<strong>2018</strong>“ noch ein Preisgeld in Höhe von 2.500,-€.<br />

Insgesamt werden im Verlauf der Battle Of The<br />

Bands 5.000,-€ an die Musiker vergeben.<br />

Das Battle Of The Bands ist im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Band-Contests kein reiner Beliebtheitswettbewerb<br />

der teilnehmenden Bands, sondern will<br />

vor allem das Musikalische und die Performance der<br />

Gruppen in den Vordergrund stellen. Daher wird die<br />

Bewertung von einer ausgewählten Jury mit musikalischem<br />

Hintergrund vorgenommen, die stärker als<br />

die Publikumsstimmen in die Wertung eingehen.<br />

Das Battle Of The Bands ist die ideale Plattform, um<br />

die Livemusik-Kultur an der Saar voran zu bringen.<br />

<strong>Pop</strong>Rat David Lawrence<br />

- 59 -


„Den Denkern.<br />

Den Lenkern.<br />

Den Schwenkern.“<br />

– Drucken im Saarland<br />

- 60 -<br />

www.kerndruck.de


VERANSTALTUNGEN DER NEUNKIRCHER KULTURGESELLSCHAFT<br />

Neunkirchen<br />

Neue GeblAsehAlle<br />

THE PRODUCERS –<br />

MUSICAL PROJEKT NK<br />

03.–12.08.<strong>2018</strong><br />

KATRIN<br />

BAUERFEIND<br />

DO 27.09.<strong>2018</strong><br />

SMOKIE<br />

DI 02.10.<strong>2018</strong><br />

SOUL- & GOSPEL<br />

NIGHT<br />

MI 03.10.<strong>2018</strong><br />

BANNKREIS<br />

DO 04.10.<strong>2018</strong><br />

BODO WARTKE<br />

FR 05.10.<strong>2018</strong><br />

JOHANNES OERDING<br />

SA 06.10.<strong>2018</strong><br />

BAMBI –<br />

DAS WALDICAL<br />

SO 07.10.<strong>2018</strong><br />

Stummsche ReithAlle<br />

GAZPACHO<br />

DI 29.05.<strong>2018</strong><br />

ROCK YOUR<br />

HOLIDAYS<br />

SA 14.07.<strong>2018</strong><br />

NORLAND WIND<br />

SO 09.09.<strong>2018</strong><br />

BLESSED HELLRIDE<br />

& BAD BUTLER<br />

SA 15.09.<strong>2018</strong><br />

CHRISTINA LUX DUO<br />

SO 16.09.<strong>2018</strong><br />

JAZZMEETING<br />

(SAARL./STUTTGART)<br />

SO 23.09.<strong>2018</strong><br />

A TRAITOR LIKE<br />

JUDAS<br />

SA 29.09.<strong>2018</strong><br />

B-TIGHT<br />

DO 11.10.<strong>2018</strong><br />

Tickets bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. - 61 - www.nk-kultur.de/halbzeit<br />

Tickethotline: (0651) 97 90 777


ANZEIGE<br />

POPSCENE<br />

(FAST) ZEHN JAHRE - DAS TOTAL<br />

UMSONSTE POPKULTURMAGAZIN<br />

POPSCENE wurde, damals noch unter dem Namen<br />

SAARSCENE, im Jahr 2009 als Start-up an der Universität<br />

des Saarlandes gegründet – schlauerweise<br />

inmitten einer Medien- und Verlagskrise. Das Magazin<br />

setzte sich zum Ziel ein bisschen anders zu<br />

sein. Den Claim „<strong>Pop</strong>kultur“ erhielt es in Ausgabe<br />

zwei von dem US-amerikanischen Rollenspieldesigner<br />

Monte Cook, der sein Interview inmitten<br />

eines bunten Themenmix bestehend aus Pornostar<br />

Sascha Grey, Interessanten Berufen (Lack & Leder<br />

Designer), einem Beitrag aus der LGBT-Community,<br />

Musik und Veranstaltungstipps, einem Robbie<br />

Williams Fanbericht, Demo-Szene, Tunnel-Ohrläppchen,<br />

Rock-History, „Gutes Essen-Böses Essen“<br />

und der Piratenpartei wiederfand. Dieses Themenpotpourri<br />

bezeichnete Monte Cook kurzerhand als<br />

<strong>Pop</strong>kultur. Recht hatte er. Fortan trug das Magazin<br />

die <strong>Pop</strong>kultur dann auch im Namen.<br />

Mit der vielbeachteten Veranstaltungsreihe<br />

Model Madness gelang es<br />

dann auch ab 2010 diese Themenvielfalt<br />

mit einer Mischung aus<br />

Model-Contest, Burlesque und<br />

modernem Varieté auf die Bühne<br />

zu bringen. Das knallbunte Event<br />

wurde vom Privatfernsehen<br />

aufgegriffen und hatte<br />

somit auch bundesweit ein kleines Sternstündchen.<br />

Ende 2015 hatte SAARSCENE längst die Grenzen<br />

des Saarlandes überwunden und erschien auch in<br />

Trier, Luxemburg und der Westpfalz. Es war eine<br />

Umbenennung notwendig. Nach einer Phase der<br />

Verpuppung erschien dann Anfang 2016 erstmals<br />

POPSCENE.<br />

Mittlerweile hat sich aus dem reinen Printprodukt<br />

POPSCENE ein Verlagsservice entwickelt,<br />

aus dem heraus vor allem Veranstalter, aber auch<br />

Werbekunden auf Dienstleistungen wie Postering,<br />

Flyering, Mediengestaltung, Videoproduktionen,<br />

als auch weitere Medien, wie z.B. CityCards Gratispostkarten<br />

zurückgreifen können.<br />

Seit der Ausgabe Mai/<strong>2018</strong> erfreut sich auch das<br />

Publikum in Freiburg an POPSCENE. Ein wichtiger<br />

Schritt in Richtung Ausbau Südwesten.<br />

Hinter den Kulissen arbeiten die fleißigen POP-<br />

SCENE Elfen an der digitalen Transformation, um<br />

das Magazin fit für die Zukunft zu machen.<br />

Im August 2019 wird POPSCENE zehn Jahre alt.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Markus Brixius<br />

Bild: Tobias Wönne<br />

- 62 -


11 17<br />

DAS TOTAL UMSONSTE POPKULTURMAGAZIN<br />

DAS<br />

SZENE-MAG<br />

FÜR DIE<br />

GROSS<br />

REGION<br />

INTERVIEWS<br />

Joy Denalane<br />

Fury In The<br />

Slaughterhouse<br />

DAS GEHT<br />

Termine, Tipps<br />

und vieles mehr<br />

www.popscene.club<br />

DAS TOTAL UMSONSTE<br />

POPKULTURMAGAZIN<br />

- 63 -I<br />

www.popscene.club


DIE COMIC MACHER<br />

Elizabeth Pich und Jonathan Kunz<br />

können sich auf nichts einigen als<br />

auf ihren Lieblingsfilm: Alien. Und<br />

Karottenkuchen. Und Debbie Harry.<br />

Kennen gelernt haben sie sich beim<br />

Studium an der HBKsaar. Seitdem<br />

betreiben sie ihren Comicblog „War<br />

and Peas“, der wöchentlich eine<br />

Knallergeschichte zutage bringt.<br />

Kunz unterrichtet mittlerweile an<br />

der Saarbrücker Kunsthochschule,<br />

während Pich gerade ihr eigenes<br />

Atelier eröffnet hat und als freie<br />

Comiczeichnerin ihr Unwesen<br />

treibt. Von ihr stammt auch die<br />

Anti-Heldinnen-Saga „Fungirl“, die<br />

bald in Buchform erscheinen soll.<br />

<strong>Pop</strong>Rat Jonathan Kunz<br />

warandpeas.com<br />

- 64 -


&<br />

SOMMER FESTIVAL<br />

TRIER <strong>2018</strong><br />

PRÄSENTIEREN VERANSTALTUNGSHIGHLIGHTS IN DEINER REGION:<br />

Do. 14. Juni<br />

MADSEN<br />

Live <strong>2018</strong> – Open Air<br />

Fr. 15. Juni<br />

KONTRA K<br />

Gute Nacht Open Air<br />

Sa. 16. Juni<br />

MICHAEL<br />

PATRICK<br />

KELLY<br />

KETTCAR,<br />

ADAM ANGST, FJØRT, THE BABOON SHOW, TIM VANTOL,<br />

GURR, LYGO, FORTUNA EHRENFELD, BELGRAD U.V. M.<br />

„iD“ Open Air Tour<br />

MI 25.07.18<br />

CHRIS DE BURGH<br />

DO 26.07.18<br />

AMY MACDONALD<br />

FR 27.07.18<br />

1. TRIERER NACHT<br />

DER SPIELLEUTE<br />

MIT SALTATIO MORTIS,<br />

VERSENGOLD & FEUERSCHWANZ<br />

SA 28.07.18<br />

GENTLEMAN<br />

SPECIAL ACTS:<br />

THE HIVES<br />

TRIGGERFINGER<br />

SCHMUTZKI<br />

15.09.18<br />

BOSEN | FESTWIESE AM BOSTALSEE<br />

WEITERES HIGHLIGHT<br />

NIEDECKENS BAP · TOUR <strong>2018</strong><br />

11.10.18 · SAARBRÜCKEN · SAARLANDHALLE<br />

ZUSATZTERMIN<br />

TICKETS AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN & WWW.KARTENVORVERKAUF-TRIER.DE<br />

TELEFONISCHER KARTENSERVICE: 0651 9941188 - 65 - – NEWS & INFOS: WWW.POPPCONCERTS.DE


IMPRESSUM<br />

Herausgeber und Redaktion<br />

Markus Brixius<br />

Römerstadt 4<br />

66121 Saarbrücken<br />

Telefon: +49 (0) 681 - 39680534<br />

Mobil: +49 (0) 0178 - 7515710<br />

Mail: redaktion@popscene.club<br />

im Auftrag des <strong>Pop</strong>Rates Saarland<br />

e.V.<br />

Verlag<br />

INSZENE Media<br />

Römerstadt 4<br />

66121 Saarbrücken<br />

Telefon: +49 (0) 681 - 95803921<br />

Telefax: +49 (0) 681 - 3904278<br />

Mail: m.brixius@in-szene.net<br />

Web: in-szene.net<br />

Chefredakteur (v.i.S.d.P.)<br />

Markus Brixius<br />

Cover<br />

Bild: Sabrina Inzillo<br />

Layout<br />

INSZENE Artwork<br />

John Dittscheid<br />

Tobias Wönne<br />

Druck<br />

Kern GmbH<br />

In der Kolling 7<br />

66450 Bexbach<br />

kerndruck.de<br />

Distribution<br />

Saarlandweit, Trier,<br />

Kaiserslautern,<br />

Zweibrücken, Luxemburg;<br />

ca. 300 Auslagen;<br />

postalisch<br />

Erscheinungsweise<br />

Einmal jährlich<br />

Medienverteilung<br />

INSZENE Media<br />

in-szene.net<br />

HOME OF POP<br />

Magazin für neue Kultur<br />

poprat-saarland.de<br />

Veröffentlichungen, die nicht<br />

ausdrücklich als Stellungnahme<br />

des Herausgebers und Verlages<br />

gekennzeichnet sind, stellen<br />

die persönliche Meinung des<br />

Verfassers dar. Für unverlangt<br />

eingesendete Manuskripte und<br />

Illustrationen kann keine Haftung<br />

übernommen werden. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, nur<br />

mit Genehmigung der Redaktion.<br />

Für die Richtigkeit der Termine<br />

übernehmen wir keine Gewähr.<br />

Änderungen sind möglich.<br />

Wir danken<br />

Allen Mitarbeitern,<br />

Redakteuren, unseren<br />

Familien und Freunden.<br />

ALLES ÜBER DEN POPRAT AUF<br />

POPRAT-SAARLAND.DE


Du bist jung,<br />

qualifiziert und wirst<br />

häufig unterschätzt?<br />

Dann haben wir<br />

schon drei Dinge<br />

gemeinsam.<br />

willkommen.saarland


POP IST POPULÄR.<br />

POP IST BELIEBT.<br />

POP IST BEKANNT.<br />

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