hallo-greven_23-06-2018
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Das liebe Geld<br />
Samstag, <strong>23</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
Altersvorsorge für Azubis?<br />
Wann sich das Sparen lohnt<br />
Mit der privaten Altersvorsorge<br />
sollte man früh<br />
beginnen – so viel ist<br />
klar.<br />
mögenswirksame Leistung<br />
abgeschlossen, liegt die Einkommensgrenze<br />
bei 17900<br />
Euro (35800 Euro bei Verheira-<br />
Aber müssen schon<br />
Azubis von ihrem<br />
ersten Geld für das<br />
Alter beiseitelegen?<br />
«Nein, müssen<br />
sie nicht», findet Niels<br />
Nauhauser, Finanzexperte der<br />
Verbraucherzentrale Baden-<br />
Württemberg. Altersvorsorge<br />
sei zwar wichtig, aber nicht<br />
immer der erste Punkt, der abgehakt<br />
werden muss.<br />
„Wenn Sie zum Beispiel ein<br />
Auto brauchen, um zum Ausbildungsbetrieb<br />
zu fahren,<br />
kann das für Sie ein besseres<br />
Sparziel sein.“ Ein weiterer<br />
wichtiger Punkt: „Sie müssen<br />
erstmal einen Notgroschen<br />
beiseitelegen“, rät Nauhauser.<br />
Denn wenn das erste Auto mal<br />
in die Werkstatt muss, können<br />
oder wollen vielleicht<br />
nicht gleich die Eltern einspringen.<br />
Die gute Nachricht: Azubis<br />
bekommen beim Vermögensaufbau<br />
möglicherweise Hilfe.<br />
„Viele Betriebe bieten Vermögenswirksame<br />
Leistungen“,<br />
erklärt Nauhauser. Dieses<br />
Geld zahlen Chefs zusätzlich<br />
zum Lohn, je nach Branche<br />
monatlich bis zu 40 Euro.<br />
Sechs Jahre wird in den VL-<br />
Vertrag eingezahlt, am Jahresende<br />
darauf kann der Sparer<br />
an sein Geld.<br />
VL-Verträge gibt es unter anderem<br />
als Banksparplan, Bausparvertrag<br />
oder als Aktienfondssparplan.<br />
Beste Renditechancen<br />
bieten nach Ansicht<br />
der Stiftung Warentest Aktien.<br />
Sparer müssen allerdings mit<br />
Rückschlägen an den Börsen<br />
rechnen. Ein langer Atem hilft<br />
hier gegen Verluste.<br />
Durch ihr meist geringes<br />
Einkommen haben Azubis zusätzlich<br />
Anspruch auf die<br />
staatliche Arbeitnehmersparzulage.<br />
Die Zulage von bis zu<br />
80 Euro pro Jahr wird gezahlt,<br />
wenn Beschäftigte im Jahr<br />
weniger als 20000 Euro verdienen.<br />
Bei gemeinsam veranlagenden<br />
Ehepaaren sind<br />
es 40000 Euro. Hat der Sparer<br />
einen Bausparvertrag als Ver-<br />
teten). Hier gibt es 43 Euro im<br />
Jahr dazu.<br />
Aktienfonds sind auch aus<br />
Sicht von Niels Nauhauser<br />
meist die beste Wahl für den<br />
Vermögensaufbau. „Riester-<br />
Verträge sind oft unrentabel“,<br />
urteilt der Abteilungsleiter Altersvorsorge,<br />
Banken, Kredite<br />
der Verbraucherzentrale.<br />
„Und betriebliche Altersvorsorge<br />
lohnt sich nur, wenn der<br />
Chef 30 Prozent oder mehr dazuzahlt.“<br />
Ein wichtiger Punkt:<br />
„Das Geld ist bis zum Renten-<br />
eintritt weg.“ Für Azubis bedeutet<br />
das schon mal einen<br />
Zeitraum von 40 Jahren. (dpa)<br />
Die Rentenlücke schließen<br />
Je früher man spart, desto geringer ist der monatliche finanzielle Aufwand<br />
Wer sich allein<br />
auf die gesetzliche<br />
Rentenversicherung<br />
verlässt,<br />
wird mit dem Geld vermutlich<br />
kaum auskommen.<br />
Stellt sich die Frage: Lässt sich<br />
die Rentenlücke schließen,<br />
wenn alle bis 70 arbeiten? Mit<br />
dieser Frage beschäftigt sich<br />
eine Studie der Ruhr-Universität<br />
Bochum im Auftrag von Fidelity<br />
International.<br />
Auf Grundlage des geltenden<br />
Rentenrechts erarbeiteten<br />
Prof. Martin Werding und<br />
Benjamin Läpple darin Modellrechnungen<br />
auf Basis typischer<br />
Erwerbsbiografien für<br />
verschiedene Berufsgruppen.<br />
Das zentrale Ergebnis: Längeres<br />
Arbeiten allein ist keine<br />
Lösung. So wird die Rentenlücke<br />
zwar kleiner, wenn Beschäftigte<br />
statt mit 67 erst mit<br />
70 Jahren in Rente gehen. Ohne<br />
zusätzliche Vorsorge lässt<br />
sich der Lebensstandard im<br />
Alter aber nicht halten.<br />
„Das zeigt eines ziemlich<br />
klar“, sagt Dirk Ulbricht, Direktor<br />
des Instituts für Finanzdienstleistungen<br />
(iff) in<br />
Hamburg. „Man muss sich<br />
vom Tagesgeldkonto und dem<br />
Sparbuch als Geldanlage verabschieden.“<br />
Denn ohne ein<br />
wenig Risiko schaffen es Anleger<br />
kaum, das nötige Kapital<br />
anzusparen.<br />
Das gilt vor allem, weil man<br />
nicht in jedem Fall davon ausgehen<br />
kann, dass die 85 Prozent<br />
des letzten Nettoeinkommens<br />
in jedem Fall reichen.<br />
„Das ist nur ein statistischer<br />
Mittelwert“, erklärt der Volkswirtschaftler.<br />
„Der Teufel<br />
steckt hier oft im Detail.“<br />
So wollen manche Rentner<br />
zum Beispiel weite Reisen<br />
unternehmen. Und das kann<br />
teuer werden. Ulbrichts Rat<br />
daher: „Setzen Sie sich hin<br />
und beschäftigen sich konkret<br />
mit Ihrer Situation.“<br />
Aktien bieten<br />
langfristig höhere<br />
Rendite<br />
Je früher das Sparen beginnt,<br />
desto geringer kann die<br />
monatliche Sparrate ausfallen.<br />
Ein Beispiel: Beginnt ein<br />
Facharbeiter bei Berufseintritt<br />
mit dem Sparen, muss er monatlich<br />
180 Euro beiseitelegen,<br />
um seine Rentenlücke zu<br />
schließen, wenn er mit 67 Jahren<br />
in Rente geht. Spart er dagegen<br />
erst, wenn er noch rund<br />
25 Jahre zu arbeiten hat, muss<br />
er schon 393 Euro pro Monat<br />
aufbringen. Zugrunde liegt jeweils<br />
eine Rendite von drei<br />
Prozent pro Jahr.<br />
Solche Wertentwicklungen<br />
sind mit Zinsprodukten derzeit<br />
aber kaum möglich. Daher<br />
kommen Sparer um<br />
schwankungsanfälligere Anlagen<br />
nicht herum. Wer breit<br />
gestreut auf Aktien setzt,<br />
nimmt zwar das Kursrisiko in<br />
Kauf, kann dafür langfristig<br />
aber auch mit einer höheren<br />
Rendite rechnen, erklärt die<br />
Stiftung Warentest.<br />
In der Vergangenheit konnten<br />
Anleger mit einem Anlagehorizont<br />
von zehn Jahren mit<br />
einem börsengehandelten<br />
ETF auf den MSCI World Index<br />
im besten Fall 20,2 Prozent pro<br />
Jahr erwirtschaften, im<br />
schlechtesten Fall lag die Rendite<br />
bei minus 3,8 Prozent pro<br />
Jahr.<br />
Angst vor Crashs müssen Anleger<br />
dabei nicht haben: Selbst<br />
nach schweren Rückschlägen<br />
hat sich der weltweite Aktienmarkt<br />
in der Vergangenheit<br />
immer wieder berappelt. Bei<br />
einem Anlagezeitraum von 20<br />
Jahren machten Anleger auch<br />
im schlechtesten Fall keinen<br />
Verlust. Hier lag die beste Rendite<br />
bei 16,6 Prozent pro Jahr,<br />
die schlechteste bei 3,3 Prozent<br />
pro Jahr. (dpa)<br />
Azubis müssen nicht zwingend<br />
gleich von Beginn an für das Alter<br />
sparen. Foto: dpa<br />
„<br />
Betriebliche Altersvorsorge<br />
lohnt sich<br />
nur, wenn der Chef<br />
30 Prozent oder<br />
mehr dazuzahlt.<br />
„<br />
Niels Nauhauser, Finanzexperte der<br />
Verbraucherzentrale<br />
Die gesetzliche Rente wird vermutlich in den meisten Fällen nicht<br />
ausreichen. Deshalb ist private Vorsorge wichtig. Foto: dpa<br />
LiteraturTipps<br />
Brigitte WallstabeWatrermann und andere: „Anlegen mit ETF –<br />
Geld investieren mit ETF und Indexfonds“, Stiftung Warentest <strong>2018</strong>,<br />
176 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 9783868512953<br />
Thomas Hammer: „Geldanlage – Einfache Strategien für ihre Finanzplanung“,<br />
Verbraucherzentrale NRW 2017, 2<strong>06</strong> Seiten, ISBN 9783<br />
863360818, 16,90 Euro<br />
Kurz<br />
notiert<br />
Aktien können<br />
sich lohnen<br />
Deutsche Aktien können sich<br />
als Beimischung für ein breit<br />
aufgestelltes Depot lohnen. Nach<br />
Ansicht der Stiftung Warentest<br />
sollte der Anteil aber nicht mehr<br />
als 20 Prozent betragen. Denn ein<br />
einziges Land bietet keine ausgewogene<br />
Anlage. Erste Wahl sind<br />
ETFs auf den Deutschen Aktienindex<br />
Dax, den MSCI Deutschland<br />
und den FAZIndex, denn sie entwickeln<br />
sich parallel zum Markt.<br />
Bei allen dreien lag die Wertentwicklung<br />
in den vergangenen fünf<br />
Jahren bei rund 9 Prozent pro<br />
Jahr. Bei den gemanagten Fonds<br />
schafften die TopFonds bis zu<br />
22,2 Prozent. (dpa)<br />
Pflege zählt für<br />
die Rente<br />
Die ehrenamtliche Pflege eines<br />
Angehörigen zählt bei der<br />
Rente wie eine Erwerbsarbeit. Die<br />
dafür zu zahlenden Rentenbeiträge<br />
trägt die Pflegekasse des Gepflegten,<br />
erklärt die Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund. Die Höhe der<br />
Rentenbeiträge richtet sich nach<br />
dem Pflegegrad des Pflegebedürftigen<br />
und nach dem Umfang, in<br />
dem professionelle Pflegedienste<br />
bei der Versorgung helfen. Als<br />
Faustregel gilt: Je höher der Pflegegrad<br />
und je weniger professionelle<br />
Unterstützung, desto mehr<br />
Rente bekommen Pflegende für<br />
ihre Tätigkeit. (dpa)<br />
Verdienstausfall<br />
mindern<br />
Privates Krankentagegeld bietet<br />
Schutz gegen Verdienstausfall<br />
bei langer Krankheit. Sinnvoll ist<br />
das vor allem, wenn das Gehalt<br />
jeden Monat fest verplant ist –<br />
zum Beispiel für einen Kredit.<br />
Wichtig: Krankentagegeld zahlt<br />
der Versicherer immer nur bis zur<br />
Höhe des dann aktuellen Nettoeinkommens,<br />
erklärt die Stiftung<br />
Warentest. Maßgeblich ist bei<br />
Arbeitnehmern der Verdienst der<br />
letzten zwölf Monate vor der<br />
Krankheit, bei Selbstständigen des<br />
letzten Kalenderjahres. Ist das Nettoeinkommen<br />
nach Vertragsschluss<br />
gesunken, zahlt der Versicherer<br />
entsprechend weniger. Eine Ausgleichszahlung<br />
für zu viel gezahlte<br />
Beiträge gibt es nicht. Daher sollte<br />
die Versicherung über Einkommensveränderungen<br />
informiert<br />
werden. (dpa)<br />
Beide Partner<br />
haften<br />
Bei einem sogenannten Oder<br />
Konto können Paare grundsätzlich<br />
ohne Mitwirkung des anderen<br />
über das Konto verfügen. Wichtig<br />
hierbei: Die Kontoinhaber eines<br />
Gemeinschaftskontos haften gesamtschuldnerisch,<br />
erklärt der<br />
Bundesverband deutscher Banken<br />
in Berlin. Wenn einer der Partner<br />
das gemeinsame Konto überzieht,<br />
kann die Bank von dem anderen<br />
Kontoinhaber die gesamte Rückzahlung<br />
verlangen. (dpa)