Natura Trail Binntal DE
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Naturschätzen auf der Spur<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>®<br />
BINNTAL
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong><br />
BINNTAL<br />
®
Etappe 1<br />
Etappe 2<br />
Varianten<br />
Ausgangs-/ Zielpunkt<br />
Sehenswertes Gebäude<br />
NF-Partnerhaus<br />
Gaststätte/Berggasthof<br />
Sehenswürdigkeit<br />
Haltestelle<br />
1,2,6<br />
3,4,5<br />
7<br />
1,2,3,8<br />
1
2
© Naturfreunde Schweiz, 2017<br />
www.naturfreunde.ch<br />
ISBN 978-3-9524563-3-0<br />
®<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> ist eine geschützte Marke der<br />
Naturfreunde Schweiz, Bern
Inhaltsverzeichnis<br />
08<br />
12<br />
16–25<br />
16–23<br />
24–26<br />
24–26<br />
28–37<br />
28–35<br />
36–37<br />
36–37<br />
38–51<br />
52–65<br />
66–78<br />
80–89<br />
90–91<br />
92–93<br />
Landschaftspark <strong>Binntal</strong><br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>®<br />
Etappe 1<br />
Routenbeschrieb<br />
Essen & Trinken<br />
Übernachten<br />
Etappe 2<br />
Routenbeschrieb<br />
Essen & Trinken<br />
Übernachten<br />
Fauna<br />
Flora<br />
Landschaft & Geologie<br />
Kultur & Aktivitäten<br />
Die Naturfreunde<br />
Schweizer Pärke<br />
Inhaltsverzeichnis <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 7
Der Landschaftspark <strong>Binntal</strong><br />
Als Tal der verborgenen Schätze lockt das Oberwalliser<br />
Bergtal auf der Südseite des Goms zu einer<br />
Entdeckungsreise bis an die Grenze zum Piemont.<br />
1964 beschlossen die Stimmbürger von Binn – Frauen durften<br />
damals in der ganzen Schweiz noch nicht an die Urne – den<br />
grössten Teil ihres Gemeindegebietes unter Naturschutz zu<br />
stellen. In einem Vertrag mit Pro <strong>Natura</strong> und dem Schweizer<br />
Alpenclub SAC verpflichteten sich die Binner, auf einen weiteren<br />
Ausbau der Wasserkraftnutzung zur Energiegewinnung<br />
zu verzichten und keine Ferienhäuser und touristischen Transportanlagen<br />
mehr zu bauen. Sie wollten die Ursprünglichkeit<br />
ihres Tales bewahren und das traditionelle Nutzen mit Landund<br />
Alpwirtschaft, mit Forstwirtschaft und die Suche nach<br />
Mineralien erhalten. Vor mehr als 50 Jahren wurde dazu der<br />
<strong>Binntal</strong>vertrag ausgearbeitet – eine Pioniertat im schweizerischen<br />
Naturschutz. Damals gab es in der Schweiz noch kein<br />
Gesetz zum Schutz der Natur.<br />
Das <strong>Binntal</strong> gilt heute als eines der am besten erhaltenen<br />
Bergtäler der Schweiz. Die Gemeinde mit nicht einmal 150<br />
Einwohnern verfügt über zwei Ortsbilder von nationaler Be-<br />
8<br />
Naturfreunde Schweiz<br />
Landschaftspark <strong>Binntal</strong>
Aarau<br />
Zürich<br />
Bern<br />
Chur<br />
Lausanne<br />
Genf<br />
Brig<br />
Zermatt<br />
Landschaftspark <strong>Binntal</strong><br />
Lugano<br />
deutung: Schmidigehischere (Binn Dorf) und Fäld (Imfeld).<br />
Die Bauern nutzen und pflegen die Kulturlandschaft, und auf<br />
den weitläufigen Alpgebieten weiden jeden Sommer mehrere<br />
hundert Kühe und Rinder. Weltweit bekannt ist das <strong>Binntal</strong> auf<br />
Grund seiner geologischen Vielfalt. Das kleine Seitental des<br />
Goms ist zusammen mit der benachbarten Alpe Devero die<br />
mineralienreichste Region der Alpen. Über 270 verschiedene<br />
Mineralien wurden bisher im <strong>Binntal</strong> gefunden, darunter rund<br />
zwei Dutzend, die bisher nirgendwo sonst entdeckt wurden.<br />
Landschaftspark <strong>Binntal</strong> <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 9
Nach der Jahrtausendwende tat sich die Gemeinde Binn mit<br />
den Nachbargemeinden Ernen, Grengiols, Bister, Niederwald<br />
und Blitzingen zusammen, um einen Naturpark zu gründen.<br />
2011 verlieh der Bund der Region das Label „regionaler Naturpark<br />
von nationaler Bedeutung“. Behörden und Bevölkerung<br />
nannten ihren Park von Beginn weg Landschaftspark,<br />
um zu betonen, dass die Pflege und die Erhaltung der wunderschönen<br />
Kulturlandschaft mitsamt den Siedlungen ein<br />
herausragendes Ziel des Parks ist. Auch soll der Park mithelfen,<br />
die regionale Wirtschaft zu stärken und so die Abwanderung<br />
aufzuhalten. Das grösste ökonomische Potenzial liegt im naturnahen<br />
Tourismus und in der Vermarktung regionaler Produkte;<br />
hier unterstützt die Parkverwaltung die einheimischen<br />
Betriebe. Auch fördert der Park die Zusammenarbeit und den<br />
Zusammenhalt in der Bevölkerung.<br />
Steckbrief des Parks<br />
Lage: Oberwallis, Südseite des Goms<br />
Fläche: 180 km 2<br />
Relief: 800 bis 3200 m. ü. M.<br />
Einwohner: 1300<br />
Gemeinden: 5<br />
Nachbarpark: Alpe Veglia - Alpe Devero (Italien)<br />
+41 (0)27 971 50 50 | info@landschaftspark-binntal.ch<br />
www.landschaftspark-binntal.ch<br />
10 Naturfreunde Schweiz Landschaftspark <strong>Binntal</strong>
Editorial<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> <strong>Binntal</strong> –<br />
im Reich der Mineralien<br />
Zum Rhonetal hin durch die Twingischlucht abgegrenzt,<br />
wartet das abgeschiedene Bergtal mit Erstaunlichem. Den<br />
historischen Verkehrsweg Richtung Italien säumen bestens<br />
erhaltene, belebte Dörfer und Weiler. Den Talgrund und die<br />
Hangterrassen prägt die gepflegte Kulturlandschaft und in<br />
den Felshängen versteckt sich eine kaum übertroffene Vielfalt<br />
an Mineralien.<br />
Der <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> <strong>Binntal</strong> führt uns ausserdem zu einigen seltenen,<br />
teilweise nur hier vorkommenden Pflanzen und Tieren.<br />
Während dem kurzen Bergsommer erblühen die Bergmatten<br />
in ihrer Blütenpracht. Im Hochsommer halten die schattenspendende<br />
Schlucht und Bäume sowie die Höhenlage die<br />
Temperatur angenehm. Im Herbst wirken die verfärbten<br />
Wälder wie verzaubert und viele Tiere verabschieden sich<br />
ins Winterquartier. Dank dem Strassentunnel bleibt das<br />
<strong>Binntal</strong> auch im Winter zugänglich und bietet fantastische<br />
Schneeschuhtouren.<br />
Die <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>® Taschenführer der Naturfreunde Schweiz entstehen<br />
in enger Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Schweizer<br />
Pärke und deren Pärken. Das Projekt wird mit weiteren <strong>Natura</strong><br />
<strong>Trail</strong>s® in regionalen Naturpärken fortgesetzt.<br />
Wir wünschen Ihnen abwechslungs- und entdeckungsreiche<br />
Ausflüge!<br />
Mirjam Wittwer-Rohner<br />
Projektleiterin, Naturfreunde Schweiz<br />
Editorial <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 11
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> ®<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>® – Naturschätzen auf der Spur<br />
Spannende, erlebnisreiche Routen bringen die<br />
regionalen Pärke aktiven Naturinteressierten<br />
näher. Dazu lässt der <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>® Taschenführer<br />
die Natur sowie den kulturellen Reichtum<br />
der Region entdecken.<br />
Was ist ein <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>®?<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>s sind Themenwege durch Schutzgebiete, die<br />
Lust auf das Erleben von heimischen Tieren, Pflanzen und<br />
Lebensräumen wecken. Gleichzeitig sensibilisieren sie für<br />
den Schutz von Natur und Landschaft und unterstützen die<br />
nachhaltige Regionalentwicklung.<br />
Auf Grund des 2004 in Österreich lancierten Projektes entstanden<br />
bis heute an die 150 <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>s in Deutschland,<br />
deren 30 in Österreich und weitere in Osteuropa. <strong>Natura</strong><br />
<strong>Trail</strong>s stehen deshalb mittlerweile europaweit für natur- und<br />
umweltverträgliche Freizeitgestaltung. Von der Österreichischen<br />
UNESCO-Kommission wurde die Marke <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>®<br />
2008 als Dekadenprojekt im Bereich „Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung“ ausgezeichnet.<br />
12<br />
Naturfreunde Schweiz<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong>
Die Natur verdient Respekt<br />
Nicht nur die Ersten möchten die vielfältigen<br />
Naturerlebnisse entdecken können. Deshalb gilt<br />
es, als Wanderer Folgendes zu beachten:<br />
Pflanzen schonen<br />
Viele wildwachsende Pflanzen stehen unter Schutz, Jungwuchs<br />
und Hecken bieten unzähligen Tierarten Lebensraum.<br />
Tiere respektieren<br />
Tiere sind oft schreckhaft, wollen nicht aufgescheucht werden.<br />
Vorsicht mit Feuer<br />
Kräftiger Wald braucht bis 200 Jahre, um zu wachsen,<br />
abgebrannt ist er in einigen Stunden.<br />
Wege benutzen<br />
Querfeldeingehen vernichtet Kulturland und stört das Wild.<br />
Abfälle einpacken<br />
Herumliegende Abfälle können Mensch und Tier gefährden.<br />
Rücksicht<br />
Fremdes Eigentum ist zu respektieren und so zu<br />
hinterlassen, wie es angetroffen wurde.<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 13
Signalisation<br />
Mit dem <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> <strong>Binntal</strong> befinden wir uns auf<br />
Wander- und Bergwanderwegen. Dank der einheitlichen,<br />
zuverlässigen Signalisation der Wanderwege<br />
in der Schweiz sind die Routen leicht zu finden.<br />
Die auf den Wegweisern angegebenen Wanderzeiten basieren<br />
auf einem Durchschnitt von 4.2 km pro Stunde. Steigungen<br />
und Gefälle sind in diesen Richtzeiten eingerechnet, Rast zeiten<br />
jedoch nicht. Bei der Angabe der Wanderzeit in unserem Taschenführer<br />
diente eine Wanderung mit Kindern und kurzen<br />
Picknick-Pausen als Richtwert.<br />
Wanderziele Zeitangaben Wanderwegkategorien<br />
Nahziel<br />
Zwischenziel<br />
Routenziel<br />
Spezialhinweis<br />
45 min Nahziel<br />
1 h 30 min<br />
3 h<br />
Standort<br />
628 m<br />
Routenziel<br />
Routenname<br />
Routenziel<br />
1 h 30 min<br />
3 h<br />
45 min<br />
Zusatzinformationen<br />
Standortfeld<br />
Routentrennstrich<br />
14<br />
Naturfreunde Schweiz<br />
Signalisation
Wanderweg<br />
Erfordert ausser normaler Aufmerksamkeit keine besonderen<br />
Anforderungen. Bei Nässe, Schnee und Eis Rutschgefahr,<br />
Absturzstellen sind mit Geländer gesichert.<br />
Ausrüstung: festes Schuhwerk, der Witterung angepasste<br />
Kleidung<br />
Farbe: gelb<br />
Bergwanderweg<br />
Steile, schmale, teilweise exponierte Wege, unwegsames<br />
Gelände; gute körperliche Verfassung, Bergtüchtigkeit, Trittsicherheit,<br />
zuweilen Schwindelfreiheit sind nötig. Wetterumsturz,<br />
Steinschlag möglich, Rutsch-, Absturzgefahr auf<br />
nassen Passagen.<br />
Ausrüstung: feste Bergschuhe mit griffiger Sohle, Kälte-,<br />
Wind-, Sonnen- und Regenschutz, Taschenapotheke,<br />
Orientierungsmittel<br />
Farbe: weiss-rot-weiss<br />
Die Natur verdient Respekt <strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 15
16 Naturfreunde Schweiz Etappe 1
1<br />
Der Kulturweg durch Dörfer und auf<br />
historischen Pfaden<br />
Genusswanderung über die Rhone nach Ernen,<br />
weiter auf alten Wegen zur Twingischlucht und<br />
ins <strong>Binntal</strong>.<br />
Etappe 1<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 17
Etappe 1:<br />
Von Fürgangen nach Heiligkreuz<br />
Start/Ziel<br />
Restaurant<br />
Naturfreundehaus<br />
Start: Fürgangen 1202 m<br />
Ziel: Heiligkreuz im Lengtal 1472 m<br />
Distanz: 13 km; 4h<br />
Höhenmeter: 652 m 357 m<br />
←<br />
←<br />
Schwierigkeit: mittel, T2<br />
Saison: Mai – Ende Oktober<br />
Verpflegung / Unterkunft: Seite 24 – 26<br />
Infrastruktur: Picknickplatz auf dem Wasen<br />
An-/Rückreise: Zug bis Fürgangen, Bus ab Binn<br />
18 Naturfreunde Schweiz Etappe 1
Nervenkitzel auf der 280 Meter langen Hängebrücke<br />
Die erste Etappe bringt uns vom Rhonetal ins <strong>Binntal</strong>. Wir<br />
durchwandern auf historischen Wegen geschichtsträchtige<br />
Dörfer, dunkle Wälder, Felsensteppen, Wiesen und die<br />
tiefe verzaubernde Twingischlucht, nach der sich das Tal<br />
öffnet und verzweigt: ins <strong>Binntal</strong> und ins Lengtal.<br />
Quietschend hält der Zug der Matterhorn Gotthard Bahn<br />
MGB am Bahnhof Fürgangen, einem Weiler des Ferienortes<br />
Bellwald. Bereits vom Zugfenster aus haben wir die 280 Meter<br />
lange Hängebrücke erspäht, die in 90 Metern Höhe die<br />
junge Rhone überspannt. Wir gelangen durch eine Unterführung<br />
zur Hängebrücke, die bei jedem Schritt leicht schwankt.<br />
Breitbeinig gehend erreichen wir das linke Ufer der Rhone<br />
und sind im Landschaftspark.<br />
Mühlebach heisst das schmucke Dörfchen mit dem ältesten<br />
Dorfkern in Holzbauweise in der Schweiz. Bei einem Abstecher<br />
ins Dorf können die Baujahre der Häuser auf kleinen<br />
Messingtäfelchen abgelesen werden; das älteste Gebäude ist<br />
ein Stadel von 1381. Bei der Kapelle der Heiligen Familie auf<br />
dem Hügel sind die vergletscherten Schneeriesen zu sehen,<br />
im Osten der Galenstock und im Westen das Weisshorn, einer<br />
der höchsten Berge der Schweiz.<br />
Etappe 1<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 19
Auf der Binnegga eingangs <strong>Binntal</strong><br />
Wir verlassen das Dorf auf der Asphaltstrasse Richtung Ernen.<br />
Kurz nach der Brücke über den Milibach weist uns ein Wegweiser<br />
auf eine Wiese mit einer eigenartigen Holzkonstruktion:<br />
die „Chännle“ (Holzkännel), über die früher das Wasser<br />
zu den Wiesen geführt wurde. Am Ende des Aquaedukts<br />
können wir den Weg über die Felder direkt nach Ernen oder<br />
einen Abstecher über den Mooshubel wählen. Der kurze<br />
Umweg lohnt sich. Er führt zunächst leicht ansteigend über<br />
eine Wiese, dann durch ein wildromantisches Tälchen zu<br />
den Weiden. Unvermittelt stehen wir vor den vier Meter<br />
hohen Säulen des Erner Galgens, der einstigen Richtstätte,<br />
ein schauerlicher und zugleich idyllischer Ort.<br />
In Ernen zeugen die grosszügigen Holzhäuser und die mächtige<br />
Pfarrkirche von der einstigen wirtschaftlichen und politischen<br />
Macht der einheimischen Familien, die im Wallis<br />
zahlreiche Bischöfe und Landeshauptmänner stellten.<br />
Nach einem Rundgang durchs Dorf folgen wir an der Strasse,<br />
die von Mühlebach herkommt, dem Wegweiser zur Trusera.<br />
Er lenkt uns auf ein leicht ansteigendes Asphaltsträsschen,<br />
20 Naturfreunde Schweiz Etappe 1
das nach einer Kurve in den Wald einbiegt. Nach rund zehn<br />
Minuten zweigt neben einem Bildstöcklein ein breiter Waldweg<br />
ab, der Uf en Eggen und zur Wallfahrtskapelle Maria Hilf<br />
führt. Wir folgen diesem Weg, der im dichten Fichtenwald<br />
immer steiler wird, bis wir die Trusera erreichen. So heisst die<br />
offene Wasserleitung, die das begehrte Nass vom Rappental<br />
über vier Kilometer weit zu den Äckern und Wiesen der Binnachra<br />
führt. Ihr folgen wir auf schmalem, fast waagrechtem<br />
Weg, queren ein Asphaltsträsschen und treffen auf einen<br />
breiten Waldweg mit dem Wegweiser Binnegga. Nach einem<br />
kurzen Aufstieg verlassen wir den Wald. Im Juni begrüssen<br />
uns hier farbenprächtige Blumenwiesen. Ein verlottertes<br />
Gasthaus „Zur frohen Aussicht“ zeugt von der Zeit, als der<br />
Saumpfad die einzige Verbindung ins <strong>Binntal</strong> war. Einige hundert<br />
Meter gehen wir nun auf dem durch den Park instand<br />
gestellten historischen Weg, zum Teil durch eine Felsensteppe,<br />
die trockenste Vegetationsart im Wallis, mit daran angepassten<br />
Tieren wie der Smaragdeidechse und Pflanzen wie<br />
dem Stängellosen Tragant. Wir erreichen den alten Dorfkern<br />
von Ausserbinn mit der Kapelle, die dem Landespatron des<br />
Wallis, dem heiligen Theodul gewidmet ist.<br />
Etappe 1<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 21
Die alte Strasse durch die Twinglischlucht<br />
mit Landart Nest<br />
Von hier kann man rund eine Viertelstunde der Strasse folgen<br />
oder nach rechts über Wiese und Zickzackweg hinunter in<br />
das wilde Tobel des Schlättergrabens steigen und auf der<br />
anderen Seite wieder hoch. Ein kürzlich erstellter Weg unterhalb<br />
der Strasse ermöglicht uns, die Asphaltstrecke bis<br />
zum Strassentunnel zu vermeiden. Knapp zwei Kilometer<br />
lang ist der Tunnel, der seit 1964 die Zufahrt ins <strong>Binntal</strong> auch<br />
im Winter sichert.<br />
Wir wählen jedoch die Strasse aus dem Jahr 1938 durch die<br />
Twingischlucht, mit kleinen Mäuerchen aus Natursteinen,<br />
in den Fels gesprengten Tunnels und – was wir besonders<br />
schätzen – keinem Asphalt. Dieser breite Fahrweg erschliesst<br />
uns eine wuchtige Naturlandschaft. Bis zu tausend Meter<br />
hoch erheben sich die steilen Felswände aus Bündnerschiefer,<br />
durchzogen von Lawinenrunsen und Wassergräben. Das Klima<br />
ist rau und trocken. Auf spärlichem Humus wurzeln Föhren<br />
und im Juni blüht die seltene Walliser Levkoje am nackten<br />
Fels. Alljährlich stellen Kunstschaffende ihre Werke entlang<br />
der Strasse aus (s. S. 83); spannend, die Titel der Kunstwerke<br />
der Landart Twingi zu erraten.<br />
Am Ende der Schlucht steigen wir hinunter zum Ausgleichbecken<br />
beim Weiler Ze Binne, der ersten Siedlung im Tal. Hier<br />
22 Naturfreunde Schweiz Etappe 1
führt der Weg weiter nach Osten ins Innere <strong>Binntal</strong> mit den<br />
Weilern Binn, Giessen und Fäld oder direkt nach Süden ins<br />
Lengtal zum Weiler Heiligkreuz. Wir wählen den Weg nach<br />
Süden, entweder auf der asphaltierten Werkstrasse, oberhalb<br />
der Häusergruppe von Ze Binne, oder zwei Kurven hangaufwärts<br />
über den so genannten Bibelweg. Letzterer ist zwar<br />
rund fünfzehn Minuten länger, aber führt angenehm durch<br />
Wiesen und Wald. Bei der Verzweigung im Wald empfiehlt<br />
es sich, den oberen Weg nach Heiligkreuz einzuschlagen.<br />
In einer weiten Kurve gelangt man zum einzigen Gasthaus<br />
im Lengtal, das etwas erhöht ob der Wallfahrtskapelle (s. S.<br />
84) steht.<br />
Abkürzungen mit dem Postauto<br />
Ab Mitte Juni bis Mitte Oktober fahren nachmittags mehrere<br />
Postautos von Fiesch über Ernen nach Binn. Die Strecke von<br />
„Ernen Dorf“ nach „Steinmatten“, der Posthaltestelle vor der<br />
Twingischlucht, kann auch im Postauto zurückgelegt werden.<br />
Weitere Haltestellen unterwegs sind „Wasen Zauberwald“<br />
und „Ausserbinn“.<br />
Varianten: Zielort Fäld statt Heiligkreuz<br />
Wer statt Heiligkreuz den Weiler Imfeld (Fäld) als Übernachtungsort<br />
anpeilt, findet oberhalb Ze Binne nach einem kurzen<br />
Asphaltstück einen guten Weg durch Wiesen und ein Wäldchen<br />
nach Binn. Oberhalb des historischen Hotels Ofenhorn<br />
führt am Hang ein abwechslungsreicher Weg nach Fäld.<br />
Varianten: Talweg Ze Binne - Heiligkreuz<br />
Zurzeit laufen die Vorbereitungsarbeiten, den ehemaligen<br />
Tal- und Pilgerweg von Ze Binne nach Heiligkreuz wieder zu<br />
öffnen. Er ist nach dem Bau der Fahrstrasse zum Kraftwerk<br />
vollständig verfallen. In absehbarer Zeit wird dies der kürzeste<br />
und einfachste Zugang nach Heiligkreuz werden. Der<br />
Weg führt oberhalb des rauschenden Bergbachs unmittelbar<br />
an den Überresten eines Eisenschmelzofens aus dem 18.<br />
Jahrhundert vorbei und streift die Kraftwerkszentrale der<br />
Gommer Kraftwerke aus dem 20. Jahrhundert, seltene Zeugen<br />
industrieller Tätigkeiten im bäuerlich geprägten <strong>Binntal</strong>.<br />
Etappe 1<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 23
Essen & Trinken, Übernachten<br />
1<br />
Gasthaus Heiligkreuz, 1470 m ü. M.<br />
3996 Binn<br />
+41 (0)27 971 01 63<br />
info@gasthaus-heiligkreuz.ch | www.gasthaus-heiligkreuz.ch<br />
Das moderne Holzhaus steht auf historischen Mauern, oberhalb<br />
der Wallfahrtskapelle Heiligkreuz, in einer traditionellen<br />
Kulturlandschaft. Die sanften Wiesen mit den Lesesteinhaufen<br />
bilden einen lieblichen Kontrast zu den dunklen Wäldern<br />
und den wuchtigen Bergen. Heiligkreuz ist Ausgangsort zu<br />
zahlreichen leichten und anspruchsvollen Wanderungen oder<br />
Biketouren.<br />
Infrastruktur: Restaurant mit regionalen und saisonalen<br />
Gerichten, sonnige Gartenterrasse, grosszügiger Aufenthaltsraum<br />
und vier Gästezimmer: 1x 2-3er Zimmer und 3x<br />
2-4er Zimmer (mit zwei Betten auf der Galerie), insgesamt<br />
15 Betten, alle Zimmer mit Dusche/WC.<br />
24 Naturfreunde Schweiz Etappe 1
Veranstaltungen: Spielnachmittage für Kinder, Sagenabende,<br />
Heil- und Wildkräuter, Kartenspiel «Troggu/Tappe»<br />
Zufahrt: Abzweigung rechts, unmittelbar nach dem Tunnel<br />
ins <strong>Binntal</strong>, Parkplatz bei der Talstation der Werksbahn der<br />
Gommer Kraftwerke gkw.<br />
Öffnungszeiten: Mitte Mai bis Mitte Oktober; Ruhetage<br />
Restaurant: Mo/Di im Mai, Juni und Oktober, Juli und August<br />
täglich offen.<br />
Café Amy’s Schafstube<br />
1<br />
Gemütliches Lokal in unmittelbarer Nähe der Hängebrücke<br />
Feine Gommerspiis und köstliche, selbstgemachte Süss- und<br />
Salzgebäcke.<br />
Lengbodenstrasse 32, 3995 Mühlebach<br />
+41 (0)27 921 60 83 | +41 (0)76 404 06 41<br />
amy_imhof@hotmail.ch | www.amysschafstube.ch<br />
Café B&B Hängebrigga<br />
2<br />
Grosszügiger neuer Betrieb, Café mit kleiner Karte, 5 Zimmer<br />
Sportausstellung der Snowboard-Alpin-Olympiasiegerin<br />
Patrizia Kummer.<br />
Lengbodenstrasse 20, 3995 Mühlebach<br />
+41 (0)27 527 11 66<br />
Beatrix@haengebrigga.ch<br />
ErnerGarten<br />
Restaurant mit exquisiter Küche von Klaus Leuenberger.<br />
Generationenhaus, Bieutistrasse 22, 3995 Ernen<br />
berglandhof@rhone.ch, www.berglandhof.ch<br />
3<br />
Etappe 1<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 25
Sport-Café<br />
Wo sich Gäste und Einheimische treffen. Feine<br />
Kaffeespezialitäten.<br />
Kirchstrasse 1, 3995 Ernen<br />
+41 (0)27 971 25 25<br />
info@sport-café.ch | www.sport-café.ch<br />
4<br />
Hotel Alpenblick<br />
5<br />
Saisonale Küche mit regionalen Produkten. Terrasse mit<br />
schöner Aussicht.<br />
<strong>Binntal</strong>strasse 6, 3995 Ernen<br />
+41 (0)27 971 15 37<br />
info@alpenblick-ernen.ch | www.alpenblick-ernen.ch<br />
Hotel Mühlebach - Restaurant Moosji<br />
Gommerspezialitäten und schöne Panorama-Terrasse.<br />
3995 Mühlebach<br />
+41 (0)27 971 14 41<br />
info@moosji.ch | www.hotelmuehlebach.ch<br />
6<br />
Gasthaus Jägerheim<br />
Vorzügliche Küche mit ausgewählten Walliser Weinen.<br />
Üsserbi 1, 3995 Ausserbinn<br />
+41 (0)27 971 11 31<br />
info@jaegerheim.ch | www.jaegerheim.ch<br />
Twingi Stubji<br />
Klein und fein, sinnlich und erholsam in<br />
eindrücklicher Landschaft.<br />
Ze Binne 15, 3996 Binn<br />
+41 (0)79 621 05 08<br />
peter.mangold@alpsaga.ch | www.alpsaga.ch<br />
7<br />
8<br />
Weitere Möglichkeiten zur Einkehr und Unterkunft:<br />
www.landschaftspark-binntal.ch<br />
26 Naturfreunde Schweiz Etappe 1
Die Schweizer Pärke -<br />
kleine Weltwunder<br />
Jetzt „Schweizer Pärke“-<br />
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www.paerke.swiss<br />
Etappe 1<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 27
28 Naturfreunde Schweiz Etappe 2
2<br />
Der Panoramaweg über die Schapler<br />
Alpen zur Mineraliengrube<br />
Aufstieg von Heiligkreuz zu Lärchenwäldern<br />
und Alpweiden und Abstieg über die Mineraliengrube<br />
zum malerischen Weiler Fäld.<br />
Etappe 2<br />
<strong>Natura</strong> <strong>Trail</strong> 29
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