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Leseprobe Ebook "irgendwo im Wald - die kleine Enttäuschte ISBN 978-3-96218-020-1

Klapptext: In einer hohlen Buche nahe der plappernden Eiche hat die kleine Enttäuschte vor nicht allzu langer Zeit ihre Praxis eröffnet und betreut verstaubte Buchleichen. Eigentlich ... denn sie träumt davon ein aufgehendes Starlette zu sein und einen begehrten Dreizack auf dem Walk of Hell zu ergattern. Und dann kommen ihr auch noch laufend die Hauptprotagonisten in die Quere, um sich lauthals über ihr weltberühmtes und auferlegtes Leben ... äh ENDE zu beschweren. Eine schwarzhumorige Geschichte über verletzte Gefühle, motzende Helden und blutige Dinners, die sich hinter altbekannten Buchseiten wirklich abspielten.


Klapptext:
In einer hohlen Buche nahe der plappernden Eiche hat die kleine Enttäuschte vor nicht allzu langer Zeit ihre Praxis eröffnet und betreut verstaubte Buchleichen. Eigentlich ... denn sie träumt davon ein aufgehendes Starlette zu sein und einen begehrten Dreizack auf dem Walk of Hell zu ergattern. Und dann kommen ihr auch noch laufend die Hauptprotagonisten in die Quere, um sich lauthals über ihr weltberühmtes und auferlegtes Leben ... äh ENDE zu beschweren.
Eine schwarzhumorige Geschichte über verletzte Gefühle, motzende Helden und blutige Dinners, die sich hinter altbekannten Buchseiten wirklich abspielten.

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Es war bereits dunkel und finster,<br />

als wir das Zuhause von der <strong>kleine</strong>n <strong>Enttäuschte</strong>n erreichten. Obwohl, bei genauerem Betrachten, Zuhause konnte das hier niemand<br />

nennen. Es war kein Haus, in dem <strong>die</strong> <strong>kleine</strong> <strong>Enttäuschte</strong> lebte, kein Holzgewächs und mitnichten ein Wurzelstock. Es kam<br />

einen Hain bedeutend nahe und schien dennoch ganz anders. Eine Halle der ewigen Lichter mitten <strong>im</strong> <strong>Wald</strong> aus Bäumen erschaffen.<br />

Unzählige Wanderer pilgerten hier vorbei und mitten hindurch. Für blinde Augen, <strong>die</strong> nicht sahen, taube Ohren, <strong>die</strong> nicht hörten und<br />

schweigsame St<strong>im</strong>men, <strong>die</strong> nicht sprechen konnten, blieb <strong>die</strong>ser Ort für alle Zeit hinter dem Schleier der Wirklichkeit verschlossen.<br />

Der <strong>kleine</strong>n <strong>Enttäuschte</strong>n begegnete niemand, der blind, taub und stumm war. Der <strong>kleine</strong>n <strong>Enttäuschte</strong>n begegnete nur:<br />

ein Protagonist.<br />

Nahe der plappernden Eiche läutete ein gläsernes Windspiel verst<strong>im</strong>mt in eine hohle Buche. Ein behaarter Fuß trat energisch<br />

<strong>die</strong> Tür auf, <strong>die</strong> zitternd gegen <strong>die</strong> Wand donnerte. Verächtlich schnappte er mit seinen <strong>kleine</strong>n Händen das schlingernde Schild und<br />

entzifferte es: „Kummerkasten für verstaubte Buchleichen - geöffnet - Beratung ausschließlich in angemessener Kleidung.“ Er roch<br />

gleichgültig an seinen Achseln und zuckte mit den Schultern. Patschend lief er mit <strong>kleine</strong>n Schritten zu der Alabasterschönheit, <strong>die</strong><br />

anmutig am Schreibtisch saß. „Dürres, blasses Klappergestell!“ Nörgelte er gelangweilt und zog sich den Hosenbund bis zum Bauchnabel<br />

hoch.<br />

Sie bekam von dem nichts mit, denn sie saß grübelnd vor ihrer Wachstafel und las kaum hörbar <strong>die</strong> letzten Zeilen:<br />

„Mein Plan zum Star:<br />

Erstens: singen und tanzen.<br />

Zweitens: Schreibkunst erlernen.<br />

Drittens: Malerei und Bildhauerei stu<strong>die</strong>ren.“<br />

Sie runzelte <strong>die</strong> Stirn und spielte mit den knöchernen Griffel. Leonardo, ihr guter Freund, schnitzte ihn einst aus der Elle eines<br />

wahnsinnigen Poeten. Natürlich erst, nachdem der Herumtreiber sich an der Ponte Vecchio in Florenz erhängt hatte.<br />

„Die verzogenen Töchter und ihre lauwarmen Betten. Hach, <strong>die</strong> Renaissance, wundervolle Zeiten“, kicherte sie und strich <strong>die</strong><br />

Punkte zwei und drei.<br />

„Meine betörende St<strong>im</strong>me zwang Nero schon in <strong>die</strong> Knie. Hm, welches Lied soll ich darbieten?“ Ihr wollte partout keins einfallen.<br />

„Das Schreiben ist zu knifflig. Be<strong>im</strong> Malen nach Zahlen verzähle ich mich und eine Staublunge möchte ich nicht. Es bleibt der<br />

Gesang.“ Sie nickte zufrieden.<br />

Eine <strong>kleine</strong> Gestalt postierte sich vor ihrem Mahagonischreibtisch und schmetterte einen goldenen Ring provozierend auf <strong>die</strong><br />

Tischplatte. Gelangweilt öffnete sie ihre Hand und forderte: „Nummer!“ Ein Pergamentstück segelte hinein und zerfiel zwischen ihren<br />

Fingern. In krakeligen, blassen Lettern erschien das Profil des Kunden. Wabernd verrauchte es und verflüchtigte sich ins Nichts.<br />

„Namen sind Schall und Rauch“, flüsterte sie und linste über den Rand ihrer Schreibtafel. Ihre makellosen Züge entgleisten. Ein<br />

laufender Meter mit Lockenschopf in zerfledderten Hosen, zerrissenem Hemd und zu groß gewachsenen, dreckigen Füßen stand mit<br />

kugelrunden blauen Veilchen vor ihr. Sie rümpfte ihre leicht schräge Stupsnase. Besann sich und verzog <strong>die</strong> dünnen, apfelroten Lippen<br />

zu einem Lächeln. Bevor sie ihn begrüßen konnte, blaffte er:<br />

„Ich steh mir seit Stunden <strong>die</strong> Beine in den Bauch!“<br />

„Nehmen Sie Platz“, wies sie ihn zu dem klapprigen, ungemütlichen Stuhl ihr gegenüber.<br />

„Meinetwegen“, grunzte der <strong>kleine</strong> Wicht.<br />

Eine erboste Welle brandete gegen ihre Praxis. Neugierig reckte sie ihren Hals und spähte aus dem Fenster. Unzählige Gestalten<br />

lungerten vor ihrem Büro.<br />

„Ich hoffe, <strong>die</strong> haben alle eine Nummer gezogen“, sprach sie leise und wandte sich ihrem Klienten zu.<br />

„Das ist eine Hausnummer, <strong>die</strong> du dir geleistet hast!“, fiepte er.<br />

„Ich verstehe nicht, was Ihr …“<br />

„… Problem ist?“, schrie der Däumling, setzte zum Sprung an und landete auf ihrem Schreibtisch, beugte sich vor und sein dreckiges<br />

Gesicht kam ihrem bedrohlich nahe:<br />

„Du hörst mir jetzt zu!...”<br />

Ende der <strong>Leseprobe</strong>.

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