Die Neue Hochschule Heft 4/2018
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: "Die Wissenschaft und die 'gute Sache'"
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18 Fachaufsätze<br />
Was braucht der Prof zu seinem Glück?<br />
Marketing-Professoren sind sehr zufrieden mit ihrem Leben, in ihrem Beruf<br />
schätzen sie Unabhängigkeit, Gestaltungsspielräume, Zeitsouveränität und die<br />
sinnvoll erachtete Arbeit mit ihren Studierenden und nehmen Einkommensabstriche<br />
dafür billigend in Kauf. | Von Prof. Dr. Christa Wehner und Carolin Lange<br />
Foto: Winfried Reinhardt<br />
Prof. Dr. Christa Wehner<br />
Studiendekanin Betriebswirtschaft/<br />
Marktforschung und<br />
Konsumentenpsychologie<br />
christa.wehner@hs-pforzheim.de<br />
Fakultät für Wirtschaft und Recht<br />
<strong>Hochschule</strong> Pforzheim<br />
Tiefenbronner Straße 65<br />
75175 Pforzheim<br />
Foto: privat<br />
Carolin Lange, B.Sc.<br />
Betriebswirtschaft/Marktforschung und<br />
Konsumentenpsychologie<br />
Carolinlange@web.de<br />
Frau Lange schließt 2019 ihr Masterstudium<br />
Unternehmenskommunikation an der <strong>Hochschule</strong><br />
der Medien in Stuttgart Vaihingen ab.<br />
„Geld allein macht nicht glücklich“, sagt<br />
schon der Volksmund, und die moderne<br />
Glücksforschung bestätigt diese These,<br />
auch wenn sich die „positive Psychologie“<br />
mit der Identifizierung der Einflussfaktoren<br />
auf das Lebensglück von Menschen<br />
angesichts der Vielzahl von Einflüssen<br />
naturgemäß schwertut. Unbestritten ist<br />
allerdings, dass neben familiären Gegebenheiten<br />
und den sozialen Beziehungen<br />
im privaten Umfeld für die meisten<br />
Menschen die täglichen Erfahrungen im<br />
Berufsleben einen prägenden Einfluss auf<br />
Lebenszufriedenheit und Glücksempfinden<br />
haben.<br />
Im Folgenden wird über die Ergebnisse<br />
einer Online-Umfrage berichtet,<br />
die unter Professorinnen und Professoren<br />
der Arbeitsgemeinschaft für Marketing<br />
(AfM) im Frühjahr 2017 durchgeführt<br />
worden ist. 124 Kolleginnen und Kollegen<br />
haben daran teilgenommen, was bei einer<br />
Gesamtzahl von circa 630 AfM-Mitgliedern<br />
und ähnlichen soziodemografischen<br />
Strukturmerkmalen als repräsentativ für<br />
die Grundgesamtheit angesehen werden<br />
kann. Ein Viertel der Teilnehmer war<br />
weiblich, drei Viertel waren männlich, das<br />
Durchschnittsalter lag bei etwas über 50<br />
Jahren; 72 Prozent waren in den Gehaltsgruppen<br />
W2/C2 eingruppiert, 28 Prozent<br />
in W3/C3. <strong>Die</strong> Befragten konnten sich<br />
auf einer Skala von 1 (sehr unzufrieden)<br />
bis 5 (sehr zufrieden) entscheiden, zur<br />
übersichtlicheren Darstellung werden im<br />
Folgenden die Werte 1 und 2 als bottom<br />
two, die Werte 4 und 5 als top two zusammengefasst.<br />
Sofern diese Zusammenfassung<br />
auffällige Abweichungen innerhalb<br />
der Subgruppen verdeckt, wird dies im<br />
Text erwähnt.<br />
Zunächst wurde nach der allgemeinen<br />
Zufriedenheit mit verschiedenen<br />
Aspekten des Lebens gefragt, wobei sich<br />
generell eine auch im Vergleich mit<br />
anderen akademischen Berufsgruppen<br />
hohe Lebens- und Berufszufriedenheit<br />
herausstellte: 89 Prozent der Befragten<br />
sind mit ihrem Leben insgesamt sehr<br />
zufrieden oder zufrieden, 77 Prozent<br />
sagen dies über ihren Bekanntenkreis,<br />
74 Prozent über ihre Arbeit, aber nur 55<br />
Prozent über das persönliche Einkommen<br />
– dies ist der niedrigste Wert unter<br />
allen acht abgefragten Kategorien. Unter<br />
W2/C2-Kolleginnen und -Kollegen sind<br />
dabei gerade einmal 49 Prozent zufrieden<br />
mit ihrem Salär, während dies immerhin<br />
71 Prozent der W3/C3-Professoren<br />
angaben. Da in der erstgenannten Gruppe<br />
empirisch die W-Besoldung dominiert,<br />
in der zweiten dagegen die C-Besoldung,<br />
spricht viel dafür, dass der Systemwechsel<br />
von der C- zur W-Besoldung als nachteilig<br />
angesehen wird. Offenbar hilft die<br />
hohe Arbeitszufriedenheit aber über das<br />
als mäßig empfundene Gehalt hinweg,<br />
jedenfalls würden 82 Prozent ihren Beruf<br />
Bekannten weiterempfehlen, der Medianwert<br />
der Antworten liegt sogar bei 5, d.<br />
h. eine deutliche Mehrheit kreuzte „auf<br />
jeden Fall“ an.<br />
Was sind die Ursachen für die insgesamt<br />
doch sehr positive Einschätzung der eigenen<br />
Berufswahl? Dazu wurde erstens nach<br />
den Gründen für die Annahme des Rufs<br />
an die <strong>Hochschule</strong> und zweitens nach<br />
04 | <strong>2018</strong> DNH