GOLFdirekt news 2018-02

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news Eine Hommage an Bernhard Langer Der mit den Enkeln tanzt Als ich vor rund 30 Jahren, auf dem Rückflug von der damaligen Open, das bekannteste deutsche Boulevardblatt zum Lesen bekam, konnte ich im Kleingedruckten des Sportteils einen Dreizeiler lesen. Dieser lautete: „Langer nur Dritter bei den British Open!“ Es war zu jener Zeit schon eine Sensation, dass man überhaupt über Golf berichtete. Dies war nur H. Jung, dem damaligen Sportchef der größten deutschen Zeitung, zu verdanken, der mit Golf begonnen hatte. Die Sportreporter jener Zeit, wie Harry Valerien, Eberhard Stanjek usw. entdeckten damals, zusammen mit den in Rente gehenden Fussballstars wie Franz Beckenbauer und Co., auch den Golfsport. Bernhard Langer war zu dieser Zeit bereits absolute Weltklasse, matchte sich mit Ballesteros, Faldo, Norman, Mark McNulty uvm. Auch die Generation vor Langer, wie Tom Watson, J. Nicklaus, Arnold Palmer, Lee Trevino waren noch aktiv. Ein Tiger Woods war noch im Babyalter, als Langer sensationell sein erstes Masters gewann. Wenn dann diese Größen gelegentlich in Mitteleuropa aufteeten und Dank Ballesteros zum ersten Mal der Ryder Cup außerhalb Grossbritanniens in Valderrama stattfand, wurde das Interesse an Golf im deutschsprachigen Raum, auch Dank der Erfolge Langers, größer. Schätzungsweise 70 Prozent der heutigen deutschen Golferinnen und Golfer spielten damals noch nicht und die meisten Golfhelden jener Zeit sind den wenigsten der heutigen Golfer noch ein Begriff. Mit Tiger Woods änderte sich dies schlagartig. Auch Otto Normalverbraucher, wenngleich er nicht spielte, wurde durch Woods mit Golf konfrontiert. Sicherlich trugen dazu auch die entsprechenden Nebengeräusche aus dem Leben von Woods bei. Bild: Keith Allison / wikimedia commons Einer aber blieb immer konstant: Keine Skandale, nur Jahr um Jahr Erfolge. Präzision, wie ein Schweizer Uhrwerk, dies zeichnet seinen Weg bis heute aus. Bewundernswert dabei ist, dass das alles ein Ergebnis jahrelanger hoher Trainingsintensität und Selbstdisziplin war. Wenn Langer bei der 147. British Open, mit 61 Jahren als ernsthafter Gegner gegen Leute wie Suri, Sam Locke (19), Fowler, Day, Finau, Schaufelle usw. – alle Anfang zwanzig – antritt, könnten dies seine Enkeln sein. Die meisten seiner Kontrahenten von damals sind längst in Pension. Leider haben auch die Erfolge Langers nicht den großen erhofften Golfboom, wie bei Boris Becker im Tennis, in Deutschland gebracht. Die Fußstapfen Langers sind seinem prädestiniertem Nachfolger Martin Kaymer trotz dessen Majorsiege, immer noch zu groß. Er scheiterte auch heuer wieder am Cut bei den Open, im Gegensatz zu Langer. 14
Ausgabe 02/2018 Vergleiche zwischen Sportlern verschiedener Generationen hinken jedoch immer und sind zugegeben auch unfair. Wer, wie ich selbst noch, die Bilder von damals üblichen Persimmonholzschlägern im Kopf hat und diese gespielt hat und dies mit dem heutigen Material und Technik vergleicht, versteht, wovon ich spreche. Jahrhundertgolfer, wie Langer kann man nicht aus den Ärmeln schütteln. Aber es muss sich sicher einiges im deutschen Golf, beginnend mit der Infrastruktur, ändern. Sam Locke mit 19, dass erhoffte neue schottische Wunderkind, schaffte ebenfalls den Cut in Carnoustie. Er wird als Amateur noch von der „Paul Lawrie-Stiftung“ (ehemaliger Majorsieger) gefördert. Ein Wort zu den diesjährigen Bedingungen in Carnoustie. Noch nie hatte ich den Kurs mit so humanen Bedingungen erlebt. Bei all meinen Besuchen zeigte er Zähne, sprich Windböjen, Regen, dichtere, grüne Roughs und Fairways. Nur diese heurigen, außergewöhnlich sonnigen Bedingungen ermöglichten die niedrigen Scores. Jeder sollte bei einem Schottlandtrip auch Carnoustie als „Muss“ im Programm haben. Im übrigen würde ich den Besuch einer Open immer den Besuch einer Rydercupveranstaltung vorziehen. Bernhard Langer: Fakten Geboren am 27. August 1957 in Anhausen, Bayern. Profi seit: 1972; Erster Profi-Turniersieg im Alter von 17 Jahren. Turniersiege: 110 Majorsiege: 2 (1985, 1993) 10 Senior Majors (2 x 2010, 2 x 2014, 1 x 2015, 2 x 2016, 3 x 2017) Mit seinem Sieg beim Senior PGA Championship im Jahr 2017 war er der erste Golfer der Geschichte der Champions Tour, der alle fünf Senior Majors gewann. Langer ist einer von nur fünf Spielern, der auf allen sechs Kontinenten, auf denen Golf gespielt wird, offizielle Turniere gewann. Bekannt ist Mr. Consistency („der Beständige“) auch für seine Einsätze im Ryder Cup, wo er zwischen 1981 und 2002 zehnmal Teil des Europa-Teams war. Bild: Bild: Croes, Rob C. / Anefo / wikimedia commons Autor: Heinz Schmidbauer ehemaliger Profi-Golfspieler, Sportlehrer, Head-Pro, Golftrainer, Club- Manager und -Direktor. Kolumnist u. a. für golfsportmagazin.de Auszeichnungen: • World Golf Hall of Fame (2002) • Officer of the Most Excellent Order of the British Empire (2006) • Gewinner des European Tour Order of Merit (1981, 1984) • European Tour Player of the Year (1985, 1993) • Champions Tour Rookie of the Year (2008) • Jack Nicklaus Trophy (2008–10, 2014–16) • Arnold Palmer Award (2008–10, 2012–16) • Byron Nelson Award (2008/09, 2014–16) • Charles Schwab Cup (2010, 2014, 2015, 2016) • Payne Stewart Award (2018) 15
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