KB Nr. 30 Visionen
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14<br />
Max von Bredow<br />
Michael Pelzer<br />
Monika Ziegler<br />
Michael Pelzer hat eine Vision. Der Altbürgermeister<br />
von Weyarn, der mit seinem Konzept<br />
der Bürgerbeteiligung deutschlandweit Maßstäbe<br />
setzte und jetzt als Bildungsbeauftragter im<br />
Landkreis Miesbach tätig ist, will im Oberland<br />
Impulse setzen. „Impulse, die wunderschöne<br />
Gegend zu schützen und zu erhalten.“<br />
Die Landschaft des Oberlandes sei ein Geschenk,<br />
sagt der engagierte Politiker. Der hohe<br />
Zuzugsdruck aber berge die Gefahr, dass man<br />
ihr durch die Art der Bebauung die Seele nimmt.<br />
„Ich möchte etwas tun, um die Baukultur ins Bewusstsein<br />
der Menschen zu bringen“, erklärt er<br />
seine neue Idee.<br />
Unter Baukultur versteht Michael Pelzer nicht<br />
nur die Architektur des einzelnen Hauses, sondern<br />
vielmehr die Ortsentwicklung. „Architektur<br />
ist ein soziales Ereignis“, behauptet er. Denn<br />
früher hätten die Orte eine Struktur gehabt,<br />
einen Ortskern, in dem die Kommunikation<br />
stattgefunden habe. Heute seien die Ortsmitten<br />
zuweilen ausgestorben.<br />
Baukultur ist Bildungsauftrag<br />
Die Idee, Baukultur im Landkreis Miesbach zu<br />
thematisieren, hat Michael Pelzer aus Vorarlberg<br />
mitgebracht. Begeistert erzählt er, wie<br />
dort gebaut wird. „Das ist ein Wallfahrtsort<br />
für die Architektur“, sagt er, denn diese passe<br />
zur Landschaft und man arbeite mit dem heimischen<br />
Werkstoff Holz. Die Häuser seien an<br />
der althergebrachten Form zu erkennen, würden<br />
sich aber den neuen Bedürfnissen anpassen.<br />
Einen Verbündeten für seine Vision hat Michael<br />
Pelzer im Verein Landluft, der sich in Deutschland<br />
und Österreich der Architektur verpflichtet<br />
fühlt und für die Förderung der Baukultur tätig<br />
ist. Als Beirat kann der Miesbacher Kreisrat<br />
hier seine Ideen einbringen und andererseits die<br />
Ideen des Vereins regional umsetzen.<br />
In einem LEADER-Projekt sollen jetzt die Landkreise<br />
Miesbach, Rosenheim, Bad Tölz und<br />
Garmisch-Partenkirchen gemeinsam Leuchtturmgemeinden<br />
auswählen, Veranstaltungen<br />
zur Bewusstseinsbildung organisieren und mit<br />
medialer Begleitung die Baukultur zum Thema<br />
machen. Michael Pelzer spricht von einem<br />
Bildungsauftrag, denn früher sei Architektur<br />
Pflichtfach an den weiterbildenden Schulen gewesen.<br />
ARCHITEKTUR ALS<br />
SOZIALES EREIGNIS<br />
Baukultur im Oberland<br />
Als gelungenes Beispiel sieht er die Bebauung<br />
des Klosterangers in Weyarn. „Flächen sparen<br />
gehört zur Baukultur“, sagt er. In Weyarn fand<br />
auch im September die Auftaktveranstaltung<br />
zum Thema Baukultur im Oberland statt. Im<br />
Bürgergewölbe konnte man sich in einer Ausstellung<br />
über die zehn Preisträger der Europäischen<br />
Metropolregion München informieren,<br />
darunter der Klosteranger. Bei einer Führung<br />
über den Klosteranger erläuterten Architekten<br />
und Vertreter des Bauträgers Quest das Projekt.<br />
Max von Bredow, Vorstandsvorsitzender der<br />
Quest AG, hat für die Philosophie seiner Baukultur<br />
ein einfaches Rezept, “schee“ soll es sein,<br />
und „was Gscheits“. Dass er dabei mit regionalen<br />
Handwerksbetrieben zusammenarbeitet,<br />
steht außer Frage.<br />
Parallel dazu hat Kreisbaumeister Werner<br />
Pawlovsky ein Architekturforum ins Leben gerufen.<br />
Michael Pelzer erklärt, dass Architekten,<br />
ähnlich wie Ärzte und Juristen, ihr Wissen<br />
vermitteln müssen. „Sie sollen in einen Dialog<br />
mit den Bürgern treten“, meint er, und ist bei<br />
seinem Lieblingsthema, der Bürgerbeteiligung<br />
angekommen.<br />
Gute Beispiele nämlich gibt es zuhauf. Auch im<br />
Landkreis Miesbach. Da sind die preisgekrönten<br />
Hüttentürme, die Florian Nagler für den Tannerhof<br />
entworfen hat. Und der eben ausgezeichnete<br />
Klosteranger in Weyarn, der vorbildhaft eine<br />
innerörtliche Nachverdichtung realisiert und<br />
zeigt, wie Flächenfraß reduziert werden kann.<br />
Dass er zudem bezahlbaren Wohnraum schafft,<br />
ist in einer Zeit explodierender Immobilien- und<br />
Mietpreise ein zusätzlicher Pluspunkt.<br />
Aus der Region,<br />
für die Region.<br />
Unabhängig. Regional. Fair.<br />
www.ewerk-tegernsee.de