Auf Kurs, Ausgabe November 2018
Das Kirchenjournal »Auf Kurs« der ev.-luth. Kirchengemeinden Bremerhavens, Ausgabe November 2018
Das Kirchenjournal »Auf Kurs« der ev.-luth. Kirchengemeinden Bremerhavens, Ausgabe November 2018
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Kirche und Musik<br />
10<br />
Chorreise der Evangelischen Stadtkantorei Bremerhaven<br />
nach Kroatien<br />
Am Sonntag telefonierte<br />
der Priester von Split<br />
mit dem Priester von Sibenik.<br />
»Mensch, sind die gut!«,<br />
sagte er sinngemäß, »die musst<br />
du unbedingt in deiner Messe<br />
singen lassen!« So sangen wir<br />
in der Kathedrale des heiligen<br />
Jakobus in Sibenik nicht nur<br />
unser Konzert, sondern vorweg<br />
auch die Messe. Es war<br />
schön, dass wir mit unserer<br />
Kantorin Eva Schad solchen<br />
Zuspruch bekamen.<br />
Vorangegangen war die Messe<br />
im Mausoleum des grimmigen<br />
Christenverfolgers Diokletian,<br />
das, lange nach dem Tod des römischen<br />
Kaisers, zur Kathedrale<br />
umfunktioniert worden war.<br />
Das spätrömische Gebäude in<br />
Split war erfüllt von barocker<br />
Glaubenspracht. Unter der <strong>Auf</strong>sicht<br />
zahlloser steinerner Engel,<br />
Heiliger und Schildträger sangen<br />
wir das Hauptwerk unserer<br />
Konzerte, die Missa »Dies Sanctificatus«<br />
von Giovanni Pierluigi<br />
da Palestrina. Wir standen<br />
ungewohnt in engem Raum,<br />
eher im Haufen als im Halbkreis,<br />
Tenor und Alt nebeneinander,<br />
aber das Üben in den Monaten<br />
zuvor zeigte seine Wirkung: Die<br />
Gottesdienstbesucher klatschten<br />
beeindruckt, nachdem der<br />
Priester uns erwähnt hatte.<br />
Acht <strong>Auf</strong>tritte hatten wir auf<br />
unserer Reise vom 29. September<br />
bis zum 6. Oktober <strong>2018</strong>.<br />
Unser Programm reichte von<br />
der Renaissance über die Romantik,<br />
etwa mit dem »Abendlied«<br />
von Josef Gabriel Rheinberger,<br />
bis hin zur Gegenwart,<br />
etwa mit dem Spiritual »Steal<br />
Away«.<br />
Die Kirchengebäude spiegelten<br />
die Umbrüche von Gotik zu Renaissance<br />
und Frühbarock im<br />
bunten Neben- und Ineinander<br />
der Stile. In der Kathedrale von<br />
Trogir konnten wir anhand der<br />
Entstehungsdaten der Seiten-<br />
Altäre die Kunstgeschichte vom<br />
frühen 15. Jahrhundert bis um<br />
1800 verfolgen. Zu den weiteren<br />
Stationen gehörten Kirchen<br />
in Imotski auf und auf der Insel<br />
Hvar. Im Küstenörtchen Makarska<br />
speisten wir zum Dank<br />
für unser Konzert zum Stadtjubiläum<br />
sogar als Gäste der<br />
Stadt.<br />
Einen Teil der Konzerte bestritt<br />
unsere Chorleiterin mit Orgelwerken.<br />
Es war ein besonderer<br />
Wunsch der Partner in Kroatien<br />
gewesen, dass eher bekannte<br />
Stücke gespielt werden sollen.<br />
Und das war auch gut so,<br />
denn gerade die d-Moll-Toccata<br />
erwies sich auf den manchmal<br />
widerspenstigen und bescheiden<br />
gestimmten Instrumenten<br />
als unzerstörbar und<br />
wurde jedes Mal vom Publikum<br />
beklatscht. Obwohl wir<br />
die Stücke kannten, war es<br />
auch für uns spannend zu<br />
hören, wie das Ringen zwischen<br />
unserer Kantorin und so<br />
mancher Orgel ausgehen<br />
würde. Dabei kamen auch unkonventionelle<br />
Methoden zum<br />
Einsatz: In Makarska etwa<br />
musste Eva Schads getreue Registrantin<br />
Friederike Julius<br />
eine hängende Taste nach jeglichem<br />
Antippen wieder nach<br />
oben drücken, damit kein störender<br />
Dauerton entstand.<br />
Das Publikum, Einheimische<br />
wie Touristen, machte uns mit<br />
seinem Zuspruch Freude beim<br />
Singen. Geradezu liebevoll war<br />
der Empfang in der Konkathedrale<br />
Sankt Peter in Split. Sie<br />
war die jüngste Kirche unserer<br />
Reise, erbaut 1980, mitten im<br />
Sozialismus. Statt barocker<br />
Zierfreude dominierten hier<br />
klare, strenge Linien und<br />
schlichte Eleganz. Bei Bier, Limonade<br />
und Salzgebäck<br />
kamen wir mit Mitgliedern der<br />
Deutsch-Kroatischen Gesellschaft<br />
ins Gespräch.<br />
Einige Male bildeten wir auch<br />
auf einem öffentlichen Platz<br />
einen Flashmob und sangen<br />
das »Halleluja« aus Händels<br />
»Messias«, oder das »Laudate«<br />
von Knut Nystedt. Auch dabei<br />
wurden wir beklatscht, gefilmt<br />
und fotografiert.<br />
Die Schönheit der Natur in Kroatien<br />
lernten wir im Nationalpark<br />
Krka kennen. Über eine<br />
Kette von sieben Wasserfällen<br />
rauscht dort der Fluss Krka<br />
durch ein urig bewaldetes Tal<br />
hinab. Ein vielfach gekrümmter<br />
Weg führte uns über Treppen<br />
und Brücken durch eine<br />
Flora und Fauna von verschwenderischer<br />
Fülle. Hier<br />
sind auch einige historische<br />
Gebäude erhalten, die uns<br />
einen Einblick in das Leben der<br />
Menschen aus früherer Zeit<br />
gaben, darunter eine Schmiede,<br />
an der ein Freizeit-Handwerker<br />
die alte Arbeit demonstrierte.<br />
Weitere Ausflüge und<br />
Stationen führten uns zur Burg<br />
Klis, zu den Ruinen der antiken<br />
Stadt Salona, in das Hafenstädtchen<br />
Omis und zu zwei<br />
zauberhaften Bergseen, in<br />
denen einige Wagemutige auch<br />
badeten.<br />
Bei ihren traditionellen Essen<br />
erwiesen sich die Kroaten als<br />
raffinierte Fleischzubereiter.<br />
<strong>Auf</strong> einem dalmatinischen<br />
Bauernhof aßen wir Kalb, das<br />
nach stundenlangem Garen im<br />
Topf gereicht wurde. Nach einiger<br />
Grabungs-Arbeit, mit<br />
Messer und Gabel durch Haut,<br />
Fett und Knochen, kam das zarteste<br />
und leckerste Fleisch zum<br />
Vorschein, das man sich vorstellen<br />
kann.<br />
Großartig organisiert wurde<br />
die Reise von Hans Rummel<br />
und Agnieszka Janczewska. Sie<br />
fanden nicht nur wunderschöne<br />
Reiseziele und Gesangs-<br />
Etappen, sondern tüftelten<br />
auch günstige Preise für Flugzeuge,<br />
Busse und Unterkünfte<br />
aus. Obendrein walzte sich<br />
ihnen ein Geröll aus Schwierigkeiten<br />
entgegen. So wurden am<br />
Ende der Reise einem Chormitglied<br />
Ausweise und Geld gestohlen,<br />
und die Fluggesellschaft<br />
wollte das Mitglied nicht<br />
über die Grenze fliegen. Auch<br />
hier erwies sich Hans Rummel<br />
als unermüdlicher Problemlöser,<br />
der mit der hilfsbereiten<br />
kroatischen Polizei, der unhilfsbereiten<br />
deutschen Botschaft<br />
und der widerborstigen Fluggesellschaft<br />
die Einreise unseres<br />
Mitsängers nach Deutschland<br />
herbeiverhandelte.<br />
Eibe Meiners<br />
Kurzhinweis: Das Vokalensemble »Harmonie St. Petersburg«<br />
gastiert am Montag, 3. Dezember, um 19.30 Uhr in der Alten Kirche.<br />
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.