Tim und die Weihnachtsfeier

Tim geht durch die wunderschön geschmückten
Tischreihen in den für den Caterer abgeschirmten
Teil. Die Kühlschränke surren in immer gleichem
Rhythmus. Tim öffnet einen nach dem anderen.
Immer nervöser klopft sein Herz und seine
Arme beginnen unkontrolliert zu zucken. Wo ist
der Wein? Das Bier? Der Prosecco? In den Kühlschränken
stehen einzig Mineralwasserflaschen.
Nicht zu fassen. Der Kopf von Tim dreht sich
von einer Seite auf die andere und er gibt undefinierbare
Laute von sich.
«Alles in Ordnung?» Eine junge Frau vom Catering-Team
blickt ihn sorgenvoll an. Tim starrt
sie nur mit zuckenden Augenlidern an. Sie dreht
sich um und läuft davon. Tim hat sich nicht
mehr unter Kontrolle. Ein Gefühl der Ohnmacht
überkommt ihn.
Peter schaut Tim mit einem falschen Lächeln an.
«Wo sind alle übrigen Getränke?», fragt ihn Tim
nun mit fester Stimme. «Du hast nur Mineralwasser
bestellt.» «Das kann nicht sein!» Tim ist
mit seinen Nerven am Ende. Kann sich nicht
einfach die Erde unter ihm öffnen und ihn verschlucken?
Da kommt Martin Losli um die Ecke. «Was ist
denn hier für eine Versammlung?» Er runzelt die
Stirn, als er in Tims hoffnungslose Miene blickt.
«Hallo Martin. Dein sauberer Herr Assistent hat
vergessen, den Alkohol zu bestellen. Mein Bruder
hat schon immer gewusst, dass Tim zu nichts zu
gebrauchen ist.» Der Hohn ist in Kuhns Stimme
nicht zu überhören.
«Hallo, Tim. Alles klar bei dir?» Die junge Frau
hat einen Catering-Kollegen geholt. Die direkte
Ansprache hilft Tim, sich zu beruhigen. Sein
Herzschlag normalisiert sich und die Zuckungen
hören auf. Er ist wieder fähig, Worte zu formulieren.
«Woher kennen Sie mich?», fragt Tim mit
noch zittriger Stimme. «Ich bin Peter Kuhn, der
Bruder von Karl Kuhn. Er hat mir erzählt, dass
du zu Losli gegangen bist.»
Bei jedem spöttischen Wort zuckt Tim zusammen
– er ist den Tränen nahe. Was für eine Demütigung.
Da sein Blick starr auf den Boden
gerichtet ist, sieht er nicht, wie sich die Gesichtsfarbe
von Martin Losli in ein tiefes Rot verfärbt.
«Peter, das reicht. Das ist der letzte Catering-Auftrag,
den du für uns ausführen darfst!» Mit jedem
Wort wird der sonst ruhige Unternehmer lauter.
Tim wagt kaum zu atmen.