Fraenkische-Nacht-Januar-2019-Alles
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Bamberger Literaturfestival<br />
war die Publikumsresonanz? Und<br />
wenn die Rückmeldung positiv ist,<br />
dann etabliert sich eine Veranstaltung<br />
wie BamLit.<br />
Frauen machen den Großteil<br />
des lesenden Publikums aus.<br />
Können Sie dieses Phänomen erklären?<br />
(lacht) Wie kann ich Frauen erklären?<br />
Was verlangen Sie von mir?!<br />
Aber mal im Ernst: Männer sind<br />
heutzutage viel mehr, als es die<br />
Generation unserer Väter betraf,<br />
mit dem Lebenserwerb beschäftigt.<br />
Sie wollen alle den Lebensstandard<br />
erhalten oder ausbauen. Dafür ist<br />
aber immer mehr Arbeit nötig. Dieses<br />
von „Nine to five“-Arbeiten gibt<br />
es in der Regel nicht mehr. Man(n)<br />
Kritiker werfen den Machern<br />
von BamLit vor, keinen roten Faden,<br />
kein Motto zu haben...<br />
Das kann ich nicht nachvollziehen.<br />
Wenn wir ein Thema hätten, dann<br />
würden wir uns einengen. Ein Gregor<br />
Gysi passt dann auch nicht zu<br />
einem Harald Lesch. Obwohl sich<br />
viele für Gysi interessieren, die Veranstaltung<br />
ist ausverkauft, müssten<br />
wir auf ihn wegen eines „roten<br />
Fadens“ verzichten. Das macht<br />
keinen Sinn. Literatur ist (leider)<br />
ein Minderheitenprogramm. E gibt<br />
nur einen bestimmten Personenkreis,<br />
der sich für Literatur interessiert.<br />
Und wenn ich dann aus<br />
diesem sehr speziellen Kuchen,<br />
den wir anbieten, nicht viele kleine<br />
Stückchen mache, wo jeder seinen<br />
Teil bekommt, der ihm schmeckt,<br />
sondern nur einen Kuchen mit nur<br />
einer Geschmacksrichtung, dann<br />
haben wir nur noch die Hälfte an<br />
Besuchern. Das wollen wir, das<br />
können wir nicht. Wir wollen möglichst<br />
viele, die lesen, bei BamLit<br />
dabeihaben.<br />
BamLit betreibt mit 43 Kinderlesungen<br />
auch Leseförderung.<br />
Wie muss man sich das<br />
vorstellen?<br />
In dem wir viele Lesungen kostenlos<br />
anbieten, gibt es eine niedrige<br />
Schwelle, sich mal auf Literatur<br />
Wir bieten Sachbuch und Belletristik<br />
relativ gleichwertig an und versuchen<br />
alle Altersgruppen zu berücksichtigen.<br />
hat weniger Zeit, weniger Muße, sich<br />
anderen Dingen zu widmen. Man(n)<br />
macht vielleicht noch ein bisschen<br />
Sport oder kümmert sich um die<br />
Familie. Einer Lesung zu folgen oder<br />
ein Buch zu lesen - das schaffen<br />
viele einfach nicht mehr. Bei Frauen<br />
ist das anders. Sie lesen den Kindern<br />
noch etwas vor, ihre Affinität zum<br />
Buch, zum Lesen ist einfach traditionell<br />
größer. Aber ich muss zugeben:<br />
Das sind alles Spekulationen!<br />
einzulassen. Wir gehen in die Gemeindebüchereien,<br />
Kindergärten<br />
und Schulen. Das ist für die<br />
Kinder, bei denen zuhause kein<br />
Bücherregal mehr an der Wand<br />
steht, vielleicht die erste und die<br />
unmittelbare Konfrontation mit<br />
Literatur, mit dem Buch. Lesen<br />
und Schreiben gut zu beherrschen<br />
ist in unserem Land längst keine<br />
Selbstverständlichkeit mehr.<br />
Welche Highlights gibt es bei<br />
BamLit <strong>2019</strong>?<br />
Die Highlights sehen Sie auch an<br />
den verkauften Tickets. Das Publikum<br />
hat quasi vorab entschieden.<br />
Wobei das sicher nur eine Perspektive<br />
ist. Ich setze auf die Neugier<br />
des Publikums und seine Lust,<br />
etwas noch Unbekanntes für sich<br />
zu entdecken. Ansonsten ist diese<br />
Frage an einen Kurator eine immer<br />
etwas hinterhältige Frage. Aber ich<br />
bin mir sicher, dass alle Autorinnen<br />
und Autoren das einlösen, was ich<br />
mir von ihnen verspreche und das<br />
Publikum von ihnen erwartet...<br />
Thomas Pregl<br />
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