Hubert Rhomberg

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VORARLBERGER | BUSINESS Dich vor zwanzig Jahren auf Schiene zu bringen, war schon heavy für deinen Vater, sagst du. Jung, wild, schwer zähmbar? Hubert Rhomberg: Naja, ich war schon intensiv. Auch ein Raver. Wir waren mit einem großen und sehr, sehr lauten Wagen auf der Street Parade in Zürich und organisierten Clubbings mit Top DJ´s. Als über 3000 Leute kamen, waren wir schon fast überfordert. Legendär ist das KFL, welches du gegründet hast: „Kultur Fertig Los“, quasi der Arbeitstitel für ausschweifende Partys? Hubert Rhomberg: Hinter der Idee des KFL stand das Ziel, in Abbruchhäusern Möglichkeitsräume zu schaffen, in denen Dinge passieren, in denen Kultur und Leben sich verbinden. Daraus entstand eine eigene Szene. Während des Studiums bekamen wir wenig Geld von zu Hause. Mit einem gewissen unternehmerischen Denken wusste ich mir zu helfen. Nach wie vor fühle ich mich stark mit elektronischer Musik verbunden und höre sie gerne zu Hause in meinem Studio (es hat dicke Betonwände :-)). Mit seinem Vater zusammenzuarbeiten, ist für viele schwierig. Bei euch scheint das gut zu funktionieren. Warum? Hubert Rhomberg: Die Liebe hält alles zusammen. Und wir haben eine Verantwortung. Das Unternehmen ist weniger Besitz als Möglichkeit. In diesem Rahmen tue ich, was ich zu tun vermag. Das war schon bei meinem Urgroßvater, Großvater und bei meinem Vater so. Uns gehört im Prinzip ja nichts, ich gebe es nur – erneuert – an die nächste Generation weiter. Meinem Vater bin ich sehr dankbar. Er hat mir Freiheiten gegeben und mich gefördert. Obwohl ich manchmal mit Wahnsinnsideen gekommen bin. „Mein Vater hat mich machen lassen, obwohl ich manchmal mit Wahnsinnsideen gekommen bin.” Hubert Rhomberg Du bist der Geschäftsführer, obwohl du der jüngere Sohn bist … Hubert Rhomberg: Ja, mein Bruder Thomas hat seine Interessen in anderen Geschäftsfeldern gefunden. Ich bin sozusagen „Plan B“. Viele Chefs machen den Fehler, dass sie die Verantwortung automatisch den Kindern übertragen, obwohl jeder Mensch anders ist. Irgendwann kann jemand kommen, der einen weniger unternehmerischen Fokus hat. Unsere Firmenstruktur orientiert sich auch an den jeweiligen Talenten der Mitarbeiter. Unsere drei Kinder (14, 18, 20) versuchen Nadja und ich so zu erziehen, dass sie Freude am Tun haben und freie Menschen sind, die bereit sind, ihren Beitrag für die Allgemeinheit zu leisten und dabei einen positiven Spirit ins Unternehmen tragen. Dieser Spirit des unternehmerischen Geistes muss immer da sein. Bei dir ist der Knopf sozusagen aufgegangen, nachdem du drei Jahre bei der STRABAG gearbeitet hast. Hubert Rhomberg: Ja, da ist es richtig losgegangen. Ich habe zehn, zwölf Stunden täglich gearbeitet und bin auf den Geschmack gekommen. Zurück im Unternehmen wollte ich zeigen, was ich kann, und so ist unter anderem die heutige Bahntechnik gewachsen – mit 450 Mio. Euro Umsatz jährlich. Das war mein Baby, mein Herzensprojekt. Und das ging auch nur, weil ich anspruchsvolle Ziele und den Willen hatte, darüber zu diskutieren. Viele Leute haben gesagt: „Das geht nicht.“ Ich habe gefragt: „Warum nicht?“ Und darüber kam es dann zu einer inhaltlichen Diskussion.
VORARLBERGER | BUSINESS PLAN B Es ist schön, Dinge zu erschaffen. Aber wir bauen nicht nur Infrastruktur und Häuser, sondern schaffen Räume und prägen unseren Lebensraum nachhaltig. Das ist eine Verantwortung. Der öffentliche Raum muss mehr Qualität bekommen. Die Hälfte ist zugunsten von Parkplätzen zubetoniert. Darin steckt viel Potenzial: Fahrzeuge sind eigentlich Stehzeuge. Selbstfahrende Autos werden kommen und die heutigen Stellplätze somit verfügbar werden. Wir haben bereits 2002 die Nachhaltigkeit als Kern unserer Unternehmensstrategie festgeschrieben. „In Indien habe ich mich dekonstruiert und neu erkannt.” Hubert Rhomberg Euer erstes Holzhochhaus der Welt spart 90 Prozent an CO 2 -Emissionen und steht in Dornbirn. Das Know-how wird bereits in Singapur genutzt. Micro-Appartements sollen urbanes Wohnen ermöglichen. LCTnext: Das ist digitales Planen, bei dem alle funktionalen Komponenten mit einer IP-Adresse ausgestattet sind. Ein ganzes kabelfreies Gebäude, gesteuert mit dem Handy … Was kommt als Nächstes? Hubert Rhomberg: Wir beschäftigen uns sehr mit der Zukunft und stehen am Anfang einer gigantischen Entwicklung, vor allem im Bereich der Digitalisierung. Wenn wir uns nicht radikal ändern, werden wir von neuen Mitbewerbern verdrängt, die wir heute womöglich noch gar nicht kennen. Mit nachhaltigen Lösungen, die wir heute schon entwickeln, können wir Vorreiter digitalisierter Bauweise sein. Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit künstlicher Intelligenz und der Frage, wie sie unser tägliches Tun unterstützen kann. In Bezug auf Wissenstransfer, Vernetzung und Organisationsentwicklung setzen wir auf kollaboratives Zusammenarbeiten. Das eröffnet uns neue Möglichkeiten in Bezug auf Effektivität im Unternehmen. Unser „Digital Day“, eine interne Vortragsveranstaltung zu Zukunftsthemen unserer Branche, war ein großer Erfolg. Darum folgt bald der nächste. Wie werden sich Organisationen in der Zukunft verändern? Hubert Rhomberg: Wir werden viel mehr Wissen teilen. Was mich vor Jahrzehnten bereits bei Star Trek und dort bei der zugegebenermaßen wenig sympathischen Spezies der BORG faszinierte, war deren Motto. „Was einer von ihnen weiß, wissen alle.“ Jedes Mal, wenn sie eine Lebensform an ihr Netzwerk anschlossen, wussten alle, was diese wusste. Geschwindigkeit und technologischer Wandel erfordert rasche Anpassungen. Dies können nur stark selbstorganisierende und selbstlernende Einheiten, die auf das Wissen der gesamten Organisation zugreifen können und nicht durch hierarchische Ebenen durchmüssen, leisten. Nur so werden wir die Herausforderungen der Zukunft meistern. Auch in Sachen ökologischer Verkehr wie beim Car-Sharing-Modell „Caruso“ lässt du aufhorchen, oder mit digitaler Maut über App für reinen Transit durch die Stadt und mautfrei durch den Pfändertunnel. Du bringst viel Pioniergeist ein. Warum? Hubert Rhomberg: Wir lassen Produkte entstehen, die hundert Jahre und länger bleiben. Mir sind Werte wie Nachhaltigkeit, Familie und Pioniergeist wichtig. Ich bin kein Freund des Finanzkapitalismus, sondern einer echten Marktwirtschaft mit realen Werten. Richtungsweisend und themenbestimmend bist du, wenn du immer die auslösenden Ursachen für ein Problem suchst und dort ansetzt, anstatt dich auf die Symptombehandlung zu konzentrieren. Langfristig denken und Zusammenhänge erkennen, darauf kommt es an. Das ist für mich Kybernetik und damit das Modell der Zukunft.
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