Gemeinsam Glauben // Ausgabe 0 (Null Nummer)
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Blick über den Tellerrand // 23<br />
EIN NEUES GESICHT<br />
BEI UNS<br />
Bild: Dayl Daylight Environment<br />
Operation Mobilisation, kurz OM, ist<br />
ein Missions-und Hilfswerk, dass sich<br />
für dynamische Gemeinschaften von<br />
Jesus-Nachfolgern unter den am wenigsten<br />
Erreichten einsetzt.<br />
Auch in Oberösterreich ist OM tätig. Im<br />
folgenden Bericht geht es um die Situation<br />
von einheimischen christlichen<br />
Gemeinden und Menschen von anderen<br />
Religionen, die zu Jesus gefunden<br />
haben. Meiner Meinung betrifft das in<br />
einem gewissen Maß auch uns in den<br />
evangelischen Gemeinden in Bad Hall,<br />
Neukematen und Sierning. Die Informationen<br />
dazu stammen von OM.<br />
Egal in welcher größeren Stadt Österreichs<br />
man sich umschaut – es<br />
fällt auf, dass das Straßenbild der<br />
Zentren von einer großen Vielfalt<br />
von Menschen der verschiedensten<br />
Herkunftskulturen geprägt sind. Im<br />
Sonntagsgottesdienst einer Kirche<br />
jedoch spiegeln sie die moderne Gesellschaft<br />
nicht in ihrer ganzen ethnischen<br />
Vielfalt wieder. Sie hinken<br />
diesbezüglich noch stark hinterher.<br />
Besonders stark macht sich das bei<br />
der geringen Zahl von Besuchern mit<br />
muslimischem Hintergrund bemerkbar.<br />
Auch bei Afghanen und Iranern<br />
– normalerweise die Hauptgruppe –<br />
ist die Fluktuation sehr hoch. Wenige<br />
können für längere Zeit in die Gemeinschaft<br />
integriert werden.<br />
Woran liegt das? Einer der Hauptschlüssel<br />
zum Verständnis dieser<br />
Herausforderung liegt wohl im unterschiedlichen<br />
Zugang, was Gemeinschaft<br />
betrifft. Muslimisch geprägte<br />
Kulturen sind durchwegs kollektivistische<br />
Kulturen, das heißt die soziale<br />
Gruppe ist „alles“. Sie wirkt identitätsstiftend,<br />
über sie wird der Status<br />
definiert, sie steht höher als das Individuum,<br />
ihr ordnet man alles unter.<br />
Wichtige Entscheidungen, Entspannung,<br />
Freude, Leid – alles wird in der<br />
Gruppe gemeinsam erlebt.<br />
Im Gegensatz dazu steht unsere individualistische<br />
Kultur. Mein Status<br />
hängt primär davon ab, was ich geleistet,<br />
geschaffen, verdient, aufgebaut<br />
habe. Ich setze Grenzen, damit<br />
ich meine Freiräume habe, ich brauche<br />
meine Zeit alleine um nachzudenken,<br />
um Freude und Leid mit mir<br />
selbst auszumachen. Gemeinschaft<br />
planen wir – wir machen uns Termine<br />
aus, wann wir zusammen kommen<br />
und meistens gibt es einen wichtigen<br />
Grund, warum wir es tun – vielleicht<br />
einen Geburtstag, einen Hauskreis,<br />
eine Sitzung oder eine Aussprache.<br />
Einzelne Wenige schaffen es, diese<br />
Kulturgrenze zu überqueren, ohne<br />
dabei sämtliche Brücken zu ihrer<br />
Herkunftskultur abzubrechen. Für<br />
eine österreichische Gemeinde sind<br />
Migranten, die eine solche Rolle übernehmen<br />
können und wollen, sehr<br />
seltene und wirklich kostbare Perlen,<br />
die gefunden und dann auch poliert<br />
werden sollten.<br />
OM zusammen mit weiteren einheimischen<br />
Christen möchte, soweit es<br />
im österreichischen Kontext sinnvoll<br />
ist, Menschen mit muslimischem Hintergrund<br />
kulturell entgegenkommen,<br />
besonders auch was Gemeinschaft<br />
und Gastfreundschaft anbelangt. Im<br />
Projekt „Neue Heimat“ wird in der<br />
Folge die Gründung von neuen Gemeinden<br />
gefördert. Eine neue Heimat<br />
in Christus, aber auch eine neue<br />
Heimat in Österreich, eine Gemeinde,<br />
wo man richtig ankommt, weil man<br />
sich willkommen fühlt.<br />
<br />
Heidrun Edelbauer<br />
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