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TBC mit neuem Programm<br />
am 11. <strong>April</strong> in der Alten Seilerei<br />
Achtung,<br />
Infektionsgefahr!<br />
Fotos: Reinhard Haberberger<br />
Gefühlt gab es TBC schon, als noch mächtige Mammute<br />
und Wollnashörner durch die fränkischen<br />
Kaltsteppe streiften und sich der Jagdattacken<br />
der hiesigen Aborigines erwehren mussten. Doch<br />
im Gegensatz zu den Urelefanten ist das „Totale<br />
Bamberger Cabaret“ einfach nicht totzukriegen.<br />
Seit 33 Jahren kämpft Deutschlands dienstältestes<br />
Kleinkunsttrio in unterschiedlichen Besetzungen<br />
mit furiosen Sketchen und bissigen Songs gegen<br />
den alltäglichen, fränkischen und weltpolitischen<br />
Wahnsinn. Das Bamberger „Driemdiem“ erfindet<br />
sich dabei immer wieder neu. So auch mit ihrem<br />
aktuellen Titel „Wann, wenn nicht wir?“, den es<br />
am 11. <strong>April</strong> in der Alten Seilerei zum Besten geben<br />
wird. Die FN ließ sich schon mal mit TBC von<br />
Michael A. Tomis infizieren.<br />
TBC ist eine weltweit verbreitete,<br />
äußerst ansteckende<br />
bakterielle Infektionskrankheit<br />
mit oft tödlichem Ausgang. Nur<br />
in Bamberg und Umgebung nehmen<br />
die Menschen TBC nicht<br />
ernst, ja sie lachen sogar darüber...<br />
TBC: Ja, Gottseidank. Wir sind<br />
natürlich auch ansteckend. Für<br />
den Namen bin ich übrigens nicht<br />
verantwortlich, obwohl ich schon<br />
lange bei TBC bin. Der Name ist<br />
so etwas wie ein Markenzeichen<br />
für politisches fränkisches Kabarett<br />
geworden.<br />
Seit 33 Jahren gibt es TBC.<br />
Das riecht nach Rekord...<br />
Wohl wahr. Es gibt nur wenige<br />
Truppen, die so lange unterwegs<br />
sind. Ich freue mich auf die nächsten<br />
33 Jahren, dann kann ich beruhigt<br />
in Rente gehen. Und wenn<br />
Georg Koeniger dann noch auftritt,<br />
dann wäre er über 90 Jahre.<br />
Vielleicht brauchen wir dann<br />
einen Ersatz, wir können ja mal<br />
einen Aufruf starten.<br />
TBC machte in seinem irdischen<br />
Dasein immer wieder<br />
Wiedergeburten mit neuen Akteuren<br />
durch. Von den Gründungsmitgliedern<br />
ist keiner<br />
mehr dabei. Bei Rockgruppen<br />
wäre ein solcher Personalwechsel<br />
tödlich. Warum bei TBC<br />
nicht?<br />
Die Leute haben es immer gut angenommen,<br />
dass ein Neuer wieder<br />
frischen Wind in die Gruppe<br />
brachte. Ich hatte schon gewisse<br />
Befürchtungen, als ich für Helmut<br />
„Stöcker“ Vorndran gekommen<br />
bin. Ich fragte mich: Au, au, au -<br />
geht das gut? Wird das Publikum<br />
mich akzeptieren? Aber das Publikum<br />
ging und geht immer gut<br />
mit, hat uns begleitet und auch in<br />
neuen Zusammensetzungen immer<br />
getragen.<br />
Kann man sagen, wie viel altes<br />
TBC im neuen TBC steckt?<br />
Von der Art der Darstellung hat<br />
sich nicht viel geändert. Wir spielen<br />
Sketche, die nicht zusammenhängen,<br />
singen. Wir haben keinen<br />
roten Faden, der sich durchs Programm<br />
zieht. Und so war es auch<br />
in den Anfangszeiten. Allerdings<br />
sagen unsere langjährigen Fans,<br />
dass wir politischer geworden<br />
sind. Das war nicht unbedingt<br />
unsere Absicht, das liegt wohl an<br />
unserer Themenwahl. Letztendlich<br />
macht uns die Mischung aus<br />
Nonsens, fränkischem Klamauk<br />
und politischen Themen aus.<br />
Hat sich Kabarett generell<br />
über die Jahre verändert?<br />
Die Grenzen zwischen Kabarett<br />
und Comedy sind fließender geworden.<br />
Kabarett ist mehr im<br />
Mainstream angekommen. Kabarett<br />
war früher eher etwas für<br />
das studierte Publikum. Das hat<br />
sich etwas aufgelöst durch die<br />
Comedy-Szene der vergangenen<br />
Jahre. Und zwar nicht zu unserem<br />
<strong>Nacht</strong>eil, sondern durchaus zu<br />
unserem Vorteil.<br />
Wie viel Bamberg, Franken<br />
und die Welt stecken in eurem<br />
neuen Programm?<br />
Wir haben schon die eine oder<br />
andere weltpolitische Nummer<br />
drin, aber das Fränkische schimmert<br />
immer wieder durch. Daher<br />
kommen wir ja schließlich auch.<br />
Das können und wollen wir nicht<br />
verleugnen.<br />
Freut man sich als Kabarettist<br />
eigentlich über jeden Idioten,<br />
der die Weltbühne betritt?<br />
Gut, dass Sie keinen Namen nennen.<br />
Aber ich weiß schon, wen<br />
Sie meinen! Es ist tatsächlich so,<br />
wenn wir eine neue Nummer, ein<br />
neues Programm zusammenstellen.<br />
Trump haben wir aktuell nicht<br />
mehr im Programm, der ist schon<br />
zu ausgelutscht. da vergeht selbst<br />
uns das Lachen.<br />
Und wer ist an seine Stelle<br />
getreten?<br />
Wir machen uns u.a. über die AfD,<br />
IKEA und noch extremere Gruppierungen<br />
lustig. Themen, die uns<br />
aktuell beschäftigen, fließen immer<br />
mit ins Programm hinein.<br />
Darf der Rechte auch lachen?<br />
Was ist das denn für eine Frage?<br />
Interessante Frage! Natürlich darf<br />
er auch lachen, besonders, wenn<br />
er dabei zu neuen Erkenntnissen<br />
kommt. Das ist vielleicht eine<br />
Utopie, eine Wunschvorstellung.<br />
Aber vielleicht sagt der eine oder<br />
andere Zuschauer bei unserem<br />
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