KB Nr. 31 Bildung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6<br />
der<br />
VON KRÄUTERARZNEI BIS HAUT DER BERGE<br />
Die Heilpraktikerin und Autorin Susanne Heim<br />
Schon von Kindesbeinen an begeisterte sich<br />
Susanne Heim bei Ausflügen mit ihrem Vater<br />
im heimischen Tegernseer Tal für die Natur.<br />
„Ich erinnere mich gerne an die zauberhaften<br />
Geschichten meines Vaters Michael Heim“, erzählt<br />
sie lebhaft und mit leuchtenden Augen.<br />
„Er vermittelte mir, dass alle Wesen im Wald<br />
schützenswert sind, weil sie uns Menschen<br />
wohlgesonnen sind.“ Das Gefühl von Sicherheit<br />
und Geborgenheit in der Natur hat sie ihr ganzes<br />
bisheriges Leben begleitet. Und die Sprache der<br />
Märchen und Wunder habe ihr Herz geöffnet.<br />
Heilkraft der Pflanzen<br />
Seit jeher war sie fasziniert von den Heilkräften<br />
der Natur. Was also lag näher als die berufliche<br />
Hinwendung zur Naturheilkunde? Die dreijährige<br />
Ausbildung an der renommierten Heilpraktikerschule<br />
Josef Angerer in Schwabing bot ihr<br />
„Rüstzeug und Fundament“ für ihre praktische<br />
Arbeit. Noch heute ist sie ihren großen Lehrmeistern<br />
Thomas Rest und Eike Merz dankbar.<br />
Rest als bekannter Heilpraktiker, bei dem die<br />
Patienten schon frühmorgens im Wartezimmer<br />
saßen und Nummern für die Behandlung zogen,<br />
und Merz, der als Pharmazeut altes mit neuem<br />
Wissen verband, brachten der jungen Heilpraktikerin<br />
Vertrauen entgegen. Dieses Mutmachen,<br />
etwa bei der Augendiagnostik oder bei chiropraktischen<br />
Griffen, habe ihr bei ihrem beruflichen<br />
Werdegang sehr geholfen.<br />
Wenn Susanne Heim als Sennerin auf der Bernau-Alm<br />
am Risserkogel war, machte sie alles<br />
selbst, Käse, Butter, Joghurt. Die Arbeit mit<br />
dem Jungvieh und das Leben in und mit der<br />
Natur weiteten den Blick auf die „Zeichensprache<br />
der Natur“ und die „schöpferischen Kräfte<br />
der Planeten“ und ihren Zusammenhang<br />
mit Kräften wie Feuer, Luft, Wasser und Erde.<br />
Alles passt und gehört zusammen. Und so fügt<br />
sich ihre Arbeit in den Kreislauf der Natur ein.<br />
Seit einigen Jahren gibt Susanne Heim Kräuterkurse.<br />
Da geht es beispielsweise um das Erkennen<br />
und Bestimmen von Heilpflanzen oder<br />
um die Herstellung von Kräuterarznei. Immer<br />
steht die Vermittlung traditioneller Kräutermedizin<br />
in Verbindung mit modernem Wissen im<br />
Mittelpunkt. „Wir wollen die Natur für unsere<br />
Gesundheit nützen, ohne sie auszuplündern“,<br />
erklärt sie. Wie Heim in ihrem 2016 erschienenen<br />
Buch „Handwerk der Kräutermedizin“<br />
schreibt, braucht es den richtigen Zeitpunkt<br />
zum Sammeln der Kräuter, das genaue Maß<br />
und Gewicht, geeignetes Handwerkszeug und<br />
bewährte Rezepte. Das Buch bietet vielfältige<br />
praktische Anregungen, von der Herstellung<br />
von Kräutertees, Tinkturen, Likören bis hin zu<br />
Salben und Ölen. Daneben fehlen auch wissenschaftliche<br />
Ausführungen ebenso wenig wie<br />
eine detaillierte Aufstellung des „alten Wissens“<br />
und seiner Bedeutung für das moderne<br />
Leben.<br />
Heilkraft der Berge<br />
Was hat es nun aber mit der „Haut der Berge“<br />
auf sich? Und wieder funkeln und blitzen<br />
die wachen Augen, als Susanne Heim von der<br />
„neuen zusätzlichen Bedeutung des Begriffs<br />
Naturheilkunde“ und ihrem Projekt „Haut der<br />
Berge“ spricht.<br />
Sie erzählt von der Vorbereitung für ihr nächstes<br />
Buch „Heilkraft der Tegernseer Berge“ und<br />
dem großen Anliegen, das dahinter steht: der<br />
schonende Umgang mit den Tegernseer Bergwäldern.<br />
Dabei vergleicht Heim den Bergwald<br />
mit einem Organismus. Waldbäume atmen wie<br />
unsere Lunge. „Quellwasser und Bäche sind wie<br />
unsere Blutgefäße und Lymphbahnen. Der Hu<br />
mus des Waldbodens ist wie unsere Haut – ein<br />
Super organismus mit Millionen von Lebewesen“,<br />
erklärt sie. Diese Haut gilt es zu schützen. Jedes<br />
noch so kleine Lebewesen sei in irgendeiner Weise<br />
an unserem Wohlergehen beteiligt. Mit Sorge<br />
betrachtet Susanne Heim die Veränderungen,<br />
die immer größere Zerstörung bringen. So sieht<br />
sie etwa die tiefen Fahrspuren zum Abtransport<br />
der Baumstämme, die Vernichtung wertvollen<br />
Waldbodens durch eine stetige Verbreiterung<br />
der Forststraßen und Schäden durch Seilkran-<br />
Arbeiten. Dem stellte sie sich im Dezember 2018<br />
in einem viel beachteten Vortrag entgegen. Daraufhin<br />
entstand unter dem Schirm der Schutzgemeinschaft<br />
Tegernseer Tal der Arbeitskreis<br />
„Haut der Berge“. Es tut sich etwas. Nicht nur von<br />
Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz reden,<br />
sondern ernsthaft dabei sein, mitmachen, das ist<br />
die Herangehensweise von Susanne Heim.<br />
Das Buch „Handwerk der Kräutermedizin“ und<br />
die Neuerscheinung (ab Ende 2019) können<br />
direkt bei der Verfasserin bestellt werden.<br />
www.tegernseer-kraeuterapotheke.de<br />
Monika Heppt<br />
Feste<br />
100 Jahre Herbaria - 200 Jahre Fremdenverkehr Leitzachtal