28.05.2019 Aufrufe

GIG Juni 2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

34 KUNST THEATER<br />

Ums nackte Überleben<br />

„Das Floß der Medusa“<br />

am Theater Münster<br />

1816 läuft die französische Fregatte Medusa vor<br />

der Küste Afrikas auf eine Sandbank und kentert.<br />

Da die Rettungsboote nicht reichen, wird schnell<br />

ein Floß zusammengezimmert, auf dem 150 Menschen<br />

Platz finden. Als man das Floß nach zwei<br />

Wochen entdeckt, sind es nur noch 15. Der Rest<br />

ist Opfer eines grausamen Überlebenskampfes geworden.<br />

Der österreichische Autor Franzobel beschreibt<br />

das Ereignis in seinem Roman „Das Floß der Medusa“,<br />

der Stefan Otteni als Vorlage für seine<br />

Inszenierung diente. Die Bühne im Kleinen Haus<br />

ist eine kunstvoll verschachtelte Ebene aus Kommoden,<br />

Betten und anderen Möbelstücken, auf<br />

der die Schauspieler publikumsnah agieren. Hier<br />

PREMIEREN IM JUNI<br />

Starke Bilder<br />

mit Kraft und<br />

Dynamik:<br />

“Das Floß<br />

der<br />

Medusa“<br />

Foto: Theater Münster / Oliver Berg<br />

wird diskutiert und gekämpft. Menschen werden<br />

über Bord geworfen, damit das Floß nicht<br />

sinkt und alle in die Tiefe reißt. Die Werte<br />

der Zivilisation verlieren an Bedeutung angesichts<br />

einer Situation, in der jeder um das<br />

nackte Überleben kämpft.<br />

Optisch hat der 150-minütige Abend einiges<br />

zu bieten. Bühne, Kostüme, Licht, Soundtrack,<br />

eindrucksvoll inszenierte Kampfszene bis hin<br />

zur völligen Entblößung der Schauspieler - all<br />

das hat Kraft und Dynamik. Auch die Rückblenden,<br />

die Standesdünkel und Unfähigkeit<br />

des Kapitäns als Ursache der Katastrophe andeuten,<br />

sind geschickt in das Bühnengeschehen<br />

eingebunden. Ebenso die Bezüge zur Gegenwart,<br />

wenn am Ende Funksprüche zur Rettung<br />

von Flüchtlingen im Mittelmeer eingespielt<br />

werden.<br />

Trotzdem will das Ganze nicht so recht zünden.<br />

Das mag an der großen Zahl der Personen liegen,<br />

die von dem immerhin neunköpfigen Ensemble<br />

durch häufige Kostümwechsel verkörpert werden.<br />

Mit dem Schiffsarzt kristallisiert sich zwar eine Art<br />

Hauptfigur heraus, aber insgesamt erreichen die<br />

Rollen trotz guter Schauspieler wenig Kontur.<br />

Darunter leiden dann auch Dramaturgie und Spannung,<br />

sodass es am Ende hauptsächlich die Bilder<br />

sind, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen.<br />

Franz Kolbeck<br />

>> Weitere Vorstellungen am 08.06. um 19 Uhr sowie<br />

15. u. 27.06. jew. um 19.30 Uhr am Theater Münster<br />

(Kleines Haus); www.theater-muenster.com<br />

Tanzwoche Osnabrück<br />

Zum Ende der aktuellen Spielzeit wartet am<br />

Theater Osnabrück ein ganz besonderes Highlight<br />

auf alle Tanzfans: Vom 16. bis 22. <strong>Juni</strong><br />

gibt es jeden Tag eine andere Tanzproduktion<br />

zu erleben. Den Auftakt der Tanzwoche bildet<br />

das Amateurprojekt „Endlich Tanz!“. Im Laufe<br />

der Woche sind dann u.a. die Kompanie Beijing<br />

Dance / LDTX aus Peking und das Landesjugendballett<br />

Berlin zu Gast. Das große Finale<br />

der Tanzwoche bildet die 7. Ausgabe der<br />

Tanzgala mit Darbietungen von TänzerInnen internationaler<br />

Ensembles.<br />

>> 16.-22.06. OS - Theater am Domhof,<br />

emma theater, jew. 19.30 Uhr<br />

>> www.theater-osnabrueck.de<br />

Programm:<br />

emma theater<br />

16.06. Endlich Tanz!, 19 Uhr<br />

19.06. Tanz der Generationen<br />

21.06. Open Windows VII (auch 08/09.,<br />

11. u. 14.06.)<br />

Theater am Domhof<br />

17.06. The Contemporaries<br />

18.06. Bauhaus / Bolero (auch 03.07.)<br />

20.06. Selfless Selfie<br />

22.06. Tanzgala 18/19<br />

Beijing Dance / LDTX: „Selfless Selfie“<br />

Foto: Yin Peng<br />

Auswahl aus<br />

„24 Stunden Münster“<br />

Für den ehrgeizigen Theatermarathon<br />

„24 Stunden Münster“ entstanden<br />

im letzten Jahr zahlreiche Stücke,<br />

die zu schade dafür sind, in der<br />

Schublade zu versauern. Eine kleine Auswahl<br />

steht im <strong>Juni</strong> auf dem Spielplan<br />

des Kleinen Bühnenbodens. Den<br />

Anfang macht das Lebensstück „An allen<br />

anderen Tagen nicht“, außerdem<br />

gibt es „Der Ordner / GesternIchHeute“<br />

und „Felix. Dann bin ich glücklich“<br />

zu sehen.<br />

>> MS - Der Kleine Bühnenboden,<br />

jew. 20 Uhr;<br />

www.derkleinebuehnenboden.de<br />

Programm:<br />

14.06. An allen anderen Tagen nicht<br />

16.06. Der Ordner / GesternIchHeute<br />

23.06. Felix. Dann bin ich glücklich<br />

(auch 30.06.)<br />

kehren zu dürfen. Die Bitte wird ihm<br />

gewährt. Doch auf der Erde blüht die<br />

Korruption. Als Guercoeur die Zustände<br />

ändern möchte, wird er abermals<br />

getötet. Diesmal aber von den eigenen<br />

Leuten.<br />

>> Premiere am 15.06. um 19.30 Uhr<br />

am Theater am Domhof OS; weitere<br />

Vorstellungen am 19., 23. u. 26.06.<br />

sowie 02. u. 05.07. jew. um 19.30 Uhr;<br />

www.theater-osnabrueck.de<br />

Frischluft<br />

Die Kompanie Tanzprojekte Heidi<br />

Sievert lädt zu zwei Vorstellungen<br />

ihrer aktuellen Produktion „Frischluft“.<br />

Darin erkundet das Ensemble<br />

Begriffspaare wie „Lebendigkeit erfahren“<br />

oder „Verbundenheit erle-<br />

17,0mm<br />

Guercoeur<br />

Als der Titelheld der Oper von Albéric<br />

Magnard bei einer mittelalterlichen<br />

Schlacht umkommt, bittet er im<br />

Himmel darum, zum Schutz seiner Untertanen<br />

wieder auf die Erde zurückben“<br />

auf tänzerische Weise. Es<br />

kommt zu einem leichtfüßigen Zusammentreffen<br />

von Spiel und Tanz,<br />

ein bewegtes Erkunden und Erweitern<br />

des eigenen Spielraums. Die<br />

Choreografie stammt von Lena van<br />

Bebber.<br />

>> Premiere am 16.06. um 18 Uhr am<br />

Theater Münster (Kleines Haus);<br />

weitere Vorstellung am 14.07. um<br />

18 Uhr; www.tanzspektrum.de<br />

Cloudy Shadows<br />

Das jährliche „Urbane Intermezzo“<br />

im Rahmen des Projekts „Frauen-<br />

ZeitAlter“ des Amts für Gleichstellung<br />

der Stadt Münster lädt am<br />

Dienstag, 25. <strong>Juni</strong>, zu einem eintritts-<br />

und anmeldefreien Theaterhappen<br />

auf<br />

dem Platz des<br />

Westfälischen<br />

Friedens.<br />

„ C l o u d y<br />

Shadows“<br />

nennt sich das<br />

Stück, das tänzerisch<br />

und<br />

schauspielerisch<br />

Grauzo-<br />

„Frischluft“ der Kompanie<br />

Tanzprojekte Heidi Sievert<br />

nen, Übergänge und Zwischenräume<br />

unseres Lebens erkundet.<br />

>> Premiere am 25.06. um 18 Uhr<br />

auf dem Platz des Westfälischen<br />

Friedens MS; weitere Vorstellung<br />

am 26.06. um 18 Uhr;<br />

www.stadt-muenster.de/<br />

gleichstellung<br />

Der Garten<br />

Mädchen als Marionette („Puppet<br />

On A String“)? Konnte man in den<br />

1960er Jahren beim Grand Prix<br />

ungeteert und -gefedert singen.<br />

Heute kommt einem die Galle<br />

hoch. Begriffe wie Selbstbestimmung<br />

und Fremdgesteuertsein<br />

stellt das Cactus-Ensemble in seiner<br />

neuen Produktion „Der Garten“<br />

in den Vordergrund. Kompromisslos<br />

lädt es auf einen experimentellen<br />

Ritt durchs weite<br />

Feld der falschen Verhältnisse.<br />

>> 27.06. - 04.07. MS - Pumpenhaus,<br />

jew. um 20 Uhr (am 30.06. mit<br />

Gebärdensprachendolmetscher);<br />

www.pumpenhaus.de<br />

Texte: Benedikt Niederschmid

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!