08.07.2019 Aufrufe

Anya & Gundi_in Kapstadt

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Copyright © 2019 <strong>Anya</strong> & <strong>Gundi</strong> (Pty) Ltd<br />

Das Werk e<strong>in</strong>schließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte<br />

vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />

Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die E<strong>in</strong>speicherung,<br />

Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme<br />

jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche<br />

Genehmigung des Verlages untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten.<br />

Jegliche Beschreibungen von historischen Ereignissen oder realen Persönlichkeiten<br />

oder realen Orten s<strong>in</strong>d fiktiv angewandt. Die Namen und Charaktere s<strong>in</strong>d erfunden.<br />

ISBN: 978-0-620-84422-2<br />

Zeichnungen: Shân Fischer<br />

In<br />

<strong>Kapstadt</strong><br />

<strong>Anya</strong> & <strong>Gundi</strong> (Pty) Ltd<br />

29 Arnold Street, 7925 Cape Town<br />

South Africa<br />

www.anyaandgundi.com


Geister s<strong>in</strong>d alte Seelen, die schon viel erlebt haben. Geister können<br />

fliegen, brauchen ke<strong>in</strong>en Schlaf und treiben gerne Unfug. Sie leben<br />

überall und s<strong>in</strong>d für Menschen unsichtbar.<br />

Nur Tiere können sie sehen. Tiere und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Mädchen: <strong>Anya</strong>.<br />

Und <strong>Anya</strong>’s bester Freund heißt <strong>Gundi</strong>. <strong>Gundi</strong>, der Geist …


“Ojem<strong>in</strong>e!“, ruft <strong>Gundi</strong>. „Was ist das denn? Wo ist der Tafelberg?”<br />

<strong>Anya</strong> schaut erschrocken von ihrem Stadtplan auf. „Was me<strong>in</strong>st du?<br />

Wo? Wie? <strong>Gundi</strong>, das kann nicht se<strong>in</strong> – der Tafelberg ist doch RIESIG<br />

und mitten <strong>in</strong> <strong>Kapstadt</strong>!”<br />

<strong>Gundi</strong> ist hoch alarmiert, aber <strong>Anya</strong> hält schon Ausschau nach Hilfe,<br />

um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie spricht aufgeregt mit e<strong>in</strong>er<br />

Robbe, der Robbe Roberta. „<strong>Gundi</strong>, du glaubst es nicht, aber Roberta<br />

hat mir gerade erzählt, dass der Berg schon seit drei Wochen h<strong>in</strong>ter<br />

e<strong>in</strong>er riesigen, weißen Wolke verschwunden ist – so etwas ist noch nie<br />

passiert. <strong>Gundi</strong>, da müssen wir h<strong>in</strong>.”


<strong>Anya</strong> und <strong>Gundi</strong> stoßen auf die dicke, dichte, weiße Wolke an der<br />

Stelle, wo der Tafelberg anfangen sollte. Weit und breit ist ke<strong>in</strong> Berg<br />

zu sehen. Entschlossen und mutig geht <strong>Anya</strong> geradeaus <strong>in</strong> die Wolke<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. „Komm schon, <strong>Gundi</strong>!“, ruft sie aus dem Nebel. <strong>Gundi</strong> f<strong>in</strong>det<br />

das alles gar nicht gut. Dieser Nebel und der Rauch s<strong>in</strong>d selbst für<br />

e<strong>in</strong>en Geist ganz schön unheimlich – aber er will nicht feige se<strong>in</strong> und<br />

folgt <strong>Anya</strong> schnell.<br />

Die beiden Freunde gehen e<strong>in</strong>en schmalen, ste<strong>in</strong>igen Weg entlang, der<br />

an e<strong>in</strong>er Kreuzung endet. Nach l<strong>in</strong>ks lichtet sich die Wolke und man<br />

kann wieder etwas Horizont erkennen. Nach rechts wird es dagegen<br />

noch dichter und undurchsichtiger. <strong>Gundi</strong> versucht schon nach l<strong>in</strong>ks<br />

zu gehen, da zieht <strong>Anya</strong> ihn an den Hosenträgern. “Ne<strong>in</strong>, <strong>Gundi</strong>! Hier<br />

entlang. Ich will wissen, woher der Nebel kommt.” Und so gehen sie<br />

immer weiter nach oben und immer tiefer <strong>in</strong> die Wolke h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.


Plötzlich hören sie e<strong>in</strong> Geräusch: “Paff-paff”. “Ojem<strong>in</strong>e! Was war<br />

das?”, fragt <strong>Gundi</strong> ängstlich.<br />

<strong>Anya</strong> zuckt nur mit den Schultern und pirscht weiter voraus.<br />

“Komm, wir gucken mal”, sagt sie. Das Geräusch wird immer lauter.<br />

“Paff-paff. PAFF-PAFF!” Am Ende e<strong>in</strong>er morschen, alten Leiter<br />

sehen sie e<strong>in</strong>e unheimliche Gestalt, die e<strong>in</strong>e dicke Pfeife im Mund<br />

hält.<br />

Während sie sich ihr vorsichtig nähern, hält sich <strong>Gundi</strong> ängstlich an<br />

<strong>Anya</strong> fest. Erst als sie sich nähern stellt er erleichtert<br />

fest, dass die Gestalt auch e<strong>in</strong> Geist ist. Der Geist<br />

nimmt e<strong>in</strong>en langen Zug aus der Pfeife. “Paff-paff”.<br />

E<strong>in</strong>e frische, weiße Wolke ersche<strong>in</strong>t.<br />

<strong>Anya</strong> kommt näher und fragt:<br />

“Wer bist du?”


“Hmm?” Der Pfeifen-Geist schaut etwas griesgrämig. “Wer will das<br />

wissen?”, fragt er.<br />

“Ich b<strong>in</strong> <strong>Anya</strong>, und das hier ist <strong>Gundi</strong>. Wir haben uns auf den Weg<br />

gemacht um herauszuf<strong>in</strong>den, wo diese dicke Wolke herkommt und<br />

wo der Tafelberg geblieben ist.” Und weil sie blitzgescheit ist, hat<br />

<strong>Anya</strong> schon begriffen, was passiert ist. “Weißt du eigentlich, dass<br />

de<strong>in</strong> Gepaffe der ganzen Stadt die Sicht auf den Berg nimmt?”, ruft<br />

sie empört. <strong>Gundi</strong> nickt zustimmend mit dem Kopf.<br />

Der Pfeifen-Geist senkt den Blick und schaut bekümmert auf se<strong>in</strong>e<br />

Pfeife. “Das ist alles Hanks’ Schuld.”<br />

“Hanks? Wer ist Hanks?”, fragt <strong>Gundi</strong>.<br />

“Er ist e<strong>in</strong> alter Pirat und me<strong>in</strong> bester Freund. Na ja, das war er<br />

zum<strong>in</strong>dest mal”, erklärt der Pfeifen-Geist traurig.<br />

“Wir haben uns gestritten. Hanks hat nur noch gejammert, es<br />

sei so langweilig mit mir. Er me<strong>in</strong>te, dass er neue Piratengeister-<br />

Abenteuer erleben will ... Er hat behauptet, mit mir wäre nichts<br />

mehr anzufangen. Da ist mir der Hut geplatzt! ‚Dann geh doch!’,<br />

hab ich gerufen. Und dann ist er gegangen –<br />

auf Abenteuer-Suche eben.”


Der Pfeifen-Geist erzählt weiter: “Hanks und ich haben doch immer<br />

zusammen unsere Pfeifen geraucht, um den Berg auch mal für uns<br />

alle<strong>in</strong>e und um Ruhe vor den Menschen zu haben. Wenn unser Berg<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wolke liegt, kommen ke<strong>in</strong>e Menschen, dann ist es hier<br />

oben so schön friedlich. Und jetzt, da Hanks weg ist, kann ich die<br />

Menschen gar nicht mehr ertragen.”<br />

<strong>Anya</strong> grübelt. “Hmm. Du paffst also de<strong>in</strong>e Pfeife, weil du Hanks<br />

vermisst?”<br />

Der Pfeifen-Geist schaut sie unsicher an. “Äh … Na ja, ist ganz okay<br />

so alle<strong>in</strong>e. Aber wenn Hanks hier wäre, wäre es e<strong>in</strong>fach lustiger.”<br />

“Was habt ihr beide denn sonst immer so gemacht?”, fragt <strong>Gundi</strong><br />

neugierig.<br />

Der Pfeifen-Geist nimmt wieder e<strong>in</strong>en dicken Zug. “Was Geister<br />

so machen. Wir haben gerne Touristen geärgert, weil die sich so<br />

dümmlich anstellen. Wenn wir die Gondel geschaukelt haben, dann<br />

haben immer alle so lustig aufgeschrien. Hanks hat auch gern<br />

Picknick-Proviant geklaut. Wir hatten e<strong>in</strong>fach immer viel Spaß.”<br />

Und dann ergänzt er traurig: “Aber jetzt ist er weg.”


<strong>Anya</strong> spr<strong>in</strong>gt auf: “Ganz klarer Fall! Du vermisst<br />

de<strong>in</strong>en Freund. Komm, <strong>Gundi</strong>, wir ziehen los und<br />

f<strong>in</strong>den Hanks! Und ich weiß auch schon, wo wir<br />

anfangen. Am Meer. Piraten wollen doch immer<br />

ans Meer. Los geht’s!”<br />

“Ojem<strong>in</strong>e, ojem<strong>in</strong>e. <strong>Anya</strong>, Piraten s<strong>in</strong>d<br />

gefährlich”, flüstert <strong>Gundi</strong>, der sich gefreut<br />

hat, dass das Verschw<strong>in</strong>den des Tafelbergs<br />

so schnell aufgeklärt werden konnte. Aber<br />

<strong>Anya</strong> ist schon auf dem Weg – wild dazu<br />

entschlossen, Hanks zu f<strong>in</strong>den.<br />

“Bis hoffentlich bald, Pfeifen-Geist!”, ruft<br />

<strong>Gundi</strong>. Überrumpelt und verdattert schaut er<br />

den beiden nach.


<strong>Anya</strong> rennt vor, und sobald sie die Straße erreichen, spr<strong>in</strong>gt sie auf<br />

ihr Skateboard. <strong>Gundi</strong> muss sich beeilen, um h<strong>in</strong>terher zu kommen.<br />

“Wir fahren erst zum Meer und schauen, ob wir andere Geister<br />

f<strong>in</strong>den, die den Piraten eventuell gesehen haben”, ruft <strong>Anya</strong>. Nach<br />

kurzer Zeit kommen beide <strong>in</strong> C<strong>amp</strong>s Bay an, e<strong>in</strong>em belebten Bezirk<br />

am Meer gelegen.<br />

Als sie unter Palmen entlangfahren, bemerkt <strong>Anya</strong> am Strand e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe von Geistern. Sie stoppt ab und geht auf sie zu.<br />

“Haaalloo! Entschuldigung!”, ruft sie laut. Sie geht schneller und<br />

schneller, weil sie bemerkt, dass alle Geister e<strong>in</strong> Surfbrett unter<br />

dem Arm haben und kurz davor s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>s Meer zu paddeln. “Wir<br />

suchen Hanks, den Piraten-Geist.<br />

Habt ihr ihn gesehen?”<br />

Endlich dreht sich e<strong>in</strong>er von Ihnen um. “Ja, e<strong>in</strong> Hanks war e<strong>in</strong> paar<br />

Tage lang mit uns hier – komischer Kauz! Das Surfen war nicht so<br />

se<strong>in</strong>e Sache. Er schien sehr traurig. Er me<strong>in</strong>te, er wolle dorth<strong>in</strong>, wo<br />

die Affen wohnen. Ke<strong>in</strong>e Ahnung, was er damit me<strong>in</strong>te.” Der Surfer-<br />

Geist bemerkt, dass se<strong>in</strong>e Freunde schon im Wasser s<strong>in</strong>d und eilt<br />

ihnen nach.<br />

<strong>Anya</strong> ruft ihm noch zu: “Danke für den Tipp! Weißt du auch, <strong>in</strong><br />

welche Richtung er gegangen ist?“ Der Geist zeigt Richtung Süden:<br />

“Ich glaube, er g<strong>in</strong>g da lang.” Und mit e<strong>in</strong>em Schwung spr<strong>in</strong>gt er auf<br />

das Surfbrett, im Nu ist er auf und davon.<br />

<strong>Gundi</strong> und <strong>Anya</strong> grübeln:<br />

“Wo leben hier Affen?”


<strong>Anya</strong> und <strong>Gundi</strong> fahren weiter am Meer entlang. “Richtig schöne<br />

Strände hier”, sagt <strong>Gundi</strong> begeistert. Doch schon nach kurzer<br />

Zeit jammert er: “Hörst du, wie me<strong>in</strong> Magen grummelt? Ich habe<br />

Hunger. Lass uns bitte e<strong>in</strong>e Pause machen.”<br />

“Na gut”, sagt <strong>Anya</strong>. “Du hast Glück, da drüben ist e<strong>in</strong> Markt.”


Am vollen und lauten Hout Bay Markt erwischen sie den dicken<br />

Futtergeist Max, wie er gerade e<strong>in</strong>en Schokoladenkuchen von<br />

e<strong>in</strong>em Stand stibitzt. <strong>Gundi</strong> läuft das Wasser im Mund zusammen.<br />

Während auch er sich nach Leckereien umsieht, spricht <strong>Anya</strong> Max<br />

an und fragt nach Hanks. Max schmatzt und erwidert laut, wobei er<br />

Krümel spuckt: “Ja, der war hier! Der dürre Pirat – hat ihm aber nicht<br />

gefallen. Er hat irgendetwas von dem w<strong>in</strong>digen Süden gefaselt. Da<br />

wollte ich nicht mit, und er ist alle<strong>in</strong> weitergezogen.”<br />

<strong>Anya</strong> denkt wieder nach. “Hmm. Okay. Komm, <strong>Gundi</strong>, wir versuchen<br />

es weiter <strong>in</strong> Richtung Süden.” <strong>Gundi</strong> seufzt. Er hätte gerne e<strong>in</strong>e<br />

längere Pause gemacht, aber immerh<strong>in</strong> hat er e<strong>in</strong>e Tüte mit den<br />

leckeren südafrikanischen Milch-Törtchen ergaunert, die so toll nach<br />

Zimt riechen.<br />

Draußen vor dem Markt sieht <strong>Anya</strong> e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Transportwagen<br />

mit der Aufschrift Kap-Transport – Zur südlichen Spitze. Gerade als<br />

der Wagen aus e<strong>in</strong>er Parklücke fährt, nimmt sie <strong>Gundi</strong> an die e<strong>in</strong>e<br />

und ihr Skateboard <strong>in</strong> die andere Hand. Schnell spr<strong>in</strong>gen sie auf die<br />

Ladefläche, ohne dass der Fahrer sie sehen kann.


Auf der Fahrt isst <strong>Gundi</strong> zufrieden die leckeren Milch-Törtchen,<br />

während <strong>Anya</strong> weiter nachdenkt. “Affen und w<strong>in</strong>diger Süden … Wo<br />

kann der Piraten-Geist denn nur se<strong>in</strong>?”<br />

Sie fahren weiter entlang e<strong>in</strong>er ste<strong>in</strong>igen, steilen und kurvenreichen<br />

Küstenstraße. Da erblicken sie e<strong>in</strong>en alten Geist auf e<strong>in</strong>er Mauer.<br />

„Das ist doch John Chapman!“, ruft <strong>Gundi</strong> begeistert. “Der war<br />

e<strong>in</strong>er der ersten Seereisenden, die hier <strong>in</strong> <strong>Kapstadt</strong> Halt machten.<br />

Ganz schön mutiger Kerl! Ich wusste gar nicht, dass er hier<br />

geblieben ist.” <strong>Gundi</strong> w<strong>in</strong>kt John aufgeregt zu, der schüchtern<br />

zurückw<strong>in</strong>kt. Aber da nimmt der Wagen schon die nächste Kurve<br />

und John Chapman ist nicht mehr zu sehen. “Schade!” <strong>Gundi</strong> tröstet<br />

sich mit e<strong>in</strong>em kräftigen Biss <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Milch-Törtchen.


Nach e<strong>in</strong>er Stunde Fahrt hält der Wagen an. <strong>Gundi</strong> und <strong>Anya</strong> s<strong>in</strong>d<br />

so durchgerüttelt, dass sie schnell von der Ladefläche klettern. Sie<br />

gehen zu e<strong>in</strong>em nahe gelegenen Strand und überlegen, was sie als<br />

nächstes tun können. “Guck, da h<strong>in</strong>ten ist e<strong>in</strong> Wal!” <strong>Gundi</strong> zeigt mit<br />

dem F<strong>in</strong>ger auf das Meer.<br />

“Wow – der ist ja riesig. Und schau mal, <strong>Gundi</strong>, auf se<strong>in</strong>er Fontäne<br />

schwebt e<strong>in</strong> Geist!” <strong>Anya</strong> hat recht. Der Wal spuckt e<strong>in</strong>e große<br />

Fontäne Wasser, und auf dem Wasser balanciert tatsächlich e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Geist. “Los, <strong>Gundi</strong>, flieg da mal h<strong>in</strong>! Der Geist hat e<strong>in</strong>e super<br />

Aussicht über das Meer. Vielleicht hat er Hanks gesehen.”<br />

“Ojem<strong>in</strong>e, <strong>Anya</strong>”, jammert <strong>Gundi</strong> kläglich. Unsicher schwebt er<br />

h<strong>in</strong>aus auf das wilde Meer. <strong>Anya</strong> lässt sich <strong>in</strong> den Sand fallen und<br />

wartet auf ihren Freund. Es dauert nicht lange, da landet e<strong>in</strong><br />

pitsche-patsche nasser und prustender <strong>Gundi</strong> wieder neben ihr.<br />

“<strong>Anya</strong>!”, ruft er aufgeregt. “Hanks war tatsächlich hier. Und Wally,<br />

der kle<strong>in</strong>e Geist, hat mit ihm gesprochen. Hanks war wohl immer<br />

noch sehr traurig und auf dem Weg zu Freunden. Andere Piraten,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em alten Schiff leben. Was das wohl bedeutet?”


Erschöpft legt sich <strong>Gundi</strong> neben <strong>Anya</strong> und schließt die Augen. <strong>Anya</strong><br />

überlegt und dann ist ihr auf e<strong>in</strong>mal alles klar. Sie spr<strong>in</strong>gt auf.<br />

“<strong>Gundi</strong>, ich weiß, wo Hanks ist. Affen, W<strong>in</strong>d, der tiefe Süden und e<strong>in</strong><br />

Piraten-Geisterschiff. Das muss doch am Kap der Guten Hoffnung<br />

se<strong>in</strong>! Ich habe mal gelesen, dass da vor langer Zeit e<strong>in</strong> Piratenschiff<br />

gesunken ist.”<br />

“Ojem<strong>in</strong>e, ojem<strong>in</strong>e, <strong>Anya</strong>, e<strong>in</strong> Geisterschiff, das ist aber ganz schön<br />

unheimlich.” <strong>Gundi</strong> kann sich nur schwer aufraffen, aber <strong>Anya</strong><br />

ist schon wieder losgelaufen. Gut, dass das Kap nicht mehr weit<br />

entfernt ist. Schnell schw<strong>in</strong>gen sich beide auf das Skateboard. Als<br />

<strong>Gundi</strong> zurückschaut, bemerkt er, dass die Wolke über dem<br />

Tafelberg immer dicker wird und sogar langsam näher kommt.<br />

Wenn Sie den Piraten nicht rechtzeitig f<strong>in</strong>den, könnte bald alles<br />

vernebelt se<strong>in</strong>. “Ojem<strong>in</strong>e, ojem<strong>in</strong>e”, murmelt <strong>Gundi</strong> besorgt.


Endlich erreichen sie das magische Kap der Guten Hoffnung. “Boa<br />

– ist das schön!”, rufen sie gleichzeitig aus, während sie sich die<br />

Hände vor ihre Gesichter halten, um sich vor dem W<strong>in</strong>d zu schützen.<br />

<strong>Anya</strong> bemerkt die frei laufenden Pavian-Affen.<br />

Da tippt <strong>Gundi</strong> <strong>Anya</strong> auf die Schulter und zeigt auf den Felsen<br />

unter dem Leuchtturm. <strong>Anya</strong> sieht, was er me<strong>in</strong>t. Sofort klettert<br />

sie die Ste<strong>in</strong>e hoch. <strong>Gundi</strong> kommt mit, bleibt aber immer vorsichtig<br />

h<strong>in</strong>ter ihr. Oben auf dem Felsen angekommen, stehen die Freunde<br />

nun vor e<strong>in</strong>er Gestalt mit e<strong>in</strong>er Augenklappe. Der Pirat sitzt mit<br />

angezogenen Be<strong>in</strong>en da und schaut aufs Meer. Er sieht traurig aus.<br />

“Hallo Hanks”, sagt <strong>Anya</strong>.


Der Pirat dreht sich verwundert um und schaut sie mit großen<br />

Augen an. “Wer seid ihr?”<br />

“Ich b<strong>in</strong> <strong>Anya</strong>, und das hier ist <strong>Gundi</strong>. Wir haben de<strong>in</strong>en Freund<br />

am Tafelberg getroffen. Wegen eurem Streit raucht er den ganzen<br />

Tag und deswegen kann man den Berg nicht mehr sehen. Hanks, du<br />

musst wieder zurückkommen!”<br />

Hanks macht e<strong>in</strong> grimmiges Gesicht, aber er muss auch e<strong>in</strong> bisschen<br />

schmunzeln. “Dieser Sturkopf! Das war doch nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Streit.<br />

Ich vermisse ihn ganz fürchterlich. Die Piraten-Geister hier s<strong>in</strong>d<br />

alle schon sooooo alt, die Affen reden nicht mit Geistern und dieser<br />

W<strong>in</strong>d macht mich ganz hibbelig. Ich wollte doch schon seit langem<br />

zurück, aber weil alles so voller Rauch ist, f<strong>in</strong>de ich den Tafelberg<br />

nicht mehr.”<br />

<strong>Anya</strong> ist ganz aufgeregt. “Dann komm mit! Zusammen f<strong>in</strong>den wir<br />

den Weg, wir kommen da ja gerade her.” Während <strong>Gundi</strong> dem<br />

Piraten-Geist hilft, die Klippen vorsichtig herunterzugleiten,<br />

kümmert sich <strong>Anya</strong> um den Transport. Sie hat e<strong>in</strong>en roten<br />

Bus gesichtet, auf dem Stadtrundfahrt steht. <strong>Anya</strong> knotet ihr<br />

Skateboard mit e<strong>in</strong>er Schnur an der h<strong>in</strong>teren Stoßstange fest und<br />

schon geht es zurück <strong>in</strong> die Stadt.


Wie erwartet, hält der Bus am Tafelberg. Hier hängt mittlerweile<br />

e<strong>in</strong> Schild: Auf unbestimmte Zeit geschlossen.<br />

Die drei spr<strong>in</strong>gen vom Skateboard, <strong>Anya</strong> lösst schnell das Seil vom<br />

Bus und sie laufen <strong>in</strong> die weiße Wolke, über den engen Weg, immer<br />

weiter nach oben und immer tiefer <strong>in</strong> den Dunst. Bis das vertraute<br />

Geräusch “Paff-paff” immer lauter wird.<br />

The pipe-smok<strong>in</strong>g ghost stops smok<strong>in</strong>g and the fog slowly lifts. The<br />

two friends have a lot to talk about. And as they chat away, they<br />

don’t notice <strong>Anya</strong> and <strong>Gundi</strong> slowly retreat<strong>in</strong>g.<br />

Schon bald darauf sehen sich der Pfeifen-Geist und Hanks wieder<br />

und fallen sich <strong>in</strong> die Arme. Glücklich, weil er endlich se<strong>in</strong>en Freund<br />

zurück hat, hört der Pfeifen-Geist mit dem Rauchen auf. Und siehe<br />

da, die Wolke hebt sich langsam.<br />

Die beiden Freunde haben sich viel zu erzählen, daher merken sie<br />

gar nicht, dass <strong>Anya</strong> und <strong>Gundi</strong> sich zurückziehen.


Etwas abseits setzen sich die beiden auf e<strong>in</strong>en Felsen und genießen<br />

den traumhaften Blick über die Stadt bis h<strong>in</strong> zum Kap. “Ist das nicht<br />

schön?” <strong>Anya</strong> seufzt. “Hier wollen wir e<strong>in</strong>e Zeit lang bleiben.”<br />

“Ja, okay”, erwidert <strong>Gundi</strong>. “Aber <strong>Anya</strong>, können wir jetzt erst mal<br />

wieder zurück? Ich habe schon wieder Hunger!” <strong>Anya</strong> spr<strong>in</strong>gt auf. “Na,<br />

dann los, zurück <strong>in</strong> unser Hotel! Mama und Papa warten bestimmt<br />

schon auf mich und ich habe ihnen jetzt auch viel zu erzählen.” Damit<br />

klettern beide zurück – jetzt kann der Urlaub beg<strong>in</strong>nen.


Cape Town Stadion<br />

<strong>Kapstadt</strong><br />

Tafelberg<br />

Auf den Spuren von <strong>Anya</strong> & <strong>Gundi</strong> <strong>in</strong> <strong>Kapstadt</strong>.<br />

Kap


Der Mythos<br />

In <strong>Kapstadt</strong>, zwischen August und April, zieht häufig e<strong>in</strong>e<br />

“Tischdecke” über den Tafelberg. Der Legende nach wollte sich e<strong>in</strong><br />

Pirat namens van Hunks e<strong>in</strong>es Tages zurückziehen und suchte sich<br />

dafür den Tafelberg aus. Dort genoss er die Ruhe am liebsten mit<br />

se<strong>in</strong>er großen Pfeife.<br />

E<strong>in</strong>es Tages gesellte sich e<strong>in</strong> Unbekannter zu ihm, der e<strong>in</strong>en<br />

schwarzen Hut und e<strong>in</strong>en Umhang trug. Auf die Frage, was er da<br />

tue, antwortete van Hunks stolz: “Pfeife rauchen! Ich b<strong>in</strong> der beste<br />

Pfeifenraucher aller Zeiten.” Der Fremde war ungehalten und sagte<br />

bestimmend, dass er selbst – ohne jede Frage – der beste Raucher sei.<br />

Nach e<strong>in</strong> paar Tagen gab der Unbekannte schließlich auf. Van<br />

Hunks war stolz und verkündete, dass er der größte Pfeifenraucher<br />

aller Zeiten sei. Doch dann erschrak er, als der Fremde preisgab,<br />

wer er tatsächlich war. Er war niemand anderes als der Teufel<br />

höchstpersönlich. “Ich b<strong>in</strong> hier, um dich zu holen”, sagte er. Und<br />

noch bevor van Hunks irgendetwas erwidern konnte, verschwanden<br />

beide mit e<strong>in</strong>em lauten Knall. Der genaue Ort des Wettstreits ist<br />

heute bekannt als Devil’s Peak.<br />

Der Legende nach wiederholt sich der Wettstreit immer wieder,<br />

wenn sich e<strong>in</strong>e neue Wolke über dem Berg bildet.<br />

Daraufh<strong>in</strong> veranstalteten beide e<strong>in</strong>en Rauchwettbewerb um<br />

herauszuf<strong>in</strong>den, wer tatsächlich der bessere Raucher ist. Als<br />

sie anf<strong>in</strong>gen, bildete sich e<strong>in</strong>e Wolke, die allmählich über den<br />

Tafelberg zog.


4<br />

6<br />

To Do’s <strong>in</strong> <strong>Kapstadt</strong> für Familien:<br />

1 Auf den Spuren von <strong>Gundi</strong>, <strong>Anya</strong>, Hanks und dem Pfeifen-Geist:<br />

den Tafelberg hochwandern, zum Beispiel von Kirstenbosch<br />

Garden aus (oder mit der Seilbahn hochfahren) und bis zu<br />

e<strong>in</strong>er der Übernachtungsmöglichkeiten spazieren. Dort bei<br />

Dämmerung grillen („braai“) und bei e<strong>in</strong>em Lagerfeuer spielen.<br />

Am nächsten Morgen wieder zurückwandern.<br />

1<br />

2 Mit dem Auto um das Kap fahren (eventuell versuchen, Hanks<br />

zu f<strong>in</strong>den) und am Chapman’s Peak (der nach John Chapman<br />

benannt ist) und bei den P<strong>in</strong>gu<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Simon’s Town anhalten.<br />

Hout Bay<br />

market<br />

2<br />

5<br />

Auf dem Weg lohnt es sich, kurz bei den Wochenendmärkten<br />

vorbeizugehen (Vorsicht vor dem dicken Futtergeist Max!).<br />

2<br />

Chapman’s<br />

Peak<br />

3 Surfen, Bodyboard<strong>in</strong>g und Spielplatz am Strand von<br />

Muizenberg. Eventuell die Küste entlanggehen bis Kalk Bay und<br />

3<br />

dort durch die Antiquitätenshops stöbern.<br />

4 Auch an der Waterfront f<strong>in</strong>det ihr viele<br />

Unternehmungsmöglichkeiten: Bootstouren, Aquarium, Spaß<br />

2<br />

Simon’s Town<br />

mit M<strong>in</strong>eralien und vieles mehr.<br />

5 In Constantia bei den We<strong>in</strong>gütern die K<strong>in</strong>der laufen lassen.<br />

Toll ist es auch e<strong>in</strong>fach auf e<strong>in</strong>er Picknick-Decke, wenn man<br />

ke<strong>in</strong>en Tisch gemietet hat. Wer mag, kann hier auch das<br />

Kletterparadies erkunden.<br />

2<br />

Cape of Good Hope<br />

6 Bei längeren Aufenthalten lohnen sich Fahrten <strong>in</strong> die nähere<br />

Umgebung: C<strong>amp</strong><strong>in</strong>g im Cederberg, Kite Surf<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Langebaan<br />

(auch für Anfänger) oder ihr genießt den West Coast National<br />

Park. Ebenso lohnen sich Waltouren <strong>in</strong> Hermanus oder<br />

Fahrradtouren <strong>in</strong> Franschhoek.


“E<strong>in</strong> Mythos macht S<strong>in</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nlosen Welt.”<br />

Rollo May, Author und Psychologe


Für Maya und Anuk

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!