hallo-steinfurt_13-07-2019
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ST 4 HALLO Plus<br />
Samstag, <strong>13</strong>. Juli <strong>2019</strong><br />
Das „Amazonaslein“<br />
Paddelurlaub in der Nähe von Lübeck. Wo einst die Fischer ihre Hütten für die Netze bauten<br />
Was für ein billiger Werbegag<br />
– ein Flüsslein bei Lübeck<br />
„Amazonas des Nordens“ zu<br />
nennen. So mag mancher<br />
Gast denken, der an die Wakenitz<br />
reist und die Tourismusbroschüren<br />
gelesen hat.<br />
Bis er auf der Straße scharf<br />
bremst und Nandus über die<br />
Wiesen staksen sieht. Laufv<br />
ö-<br />
gel aus, ja genau: Südamerika.<br />
echs der straußenähnli-<br />
Vögel sind im Jahr<br />
Schen<br />
2000 aus einem Gehege ausgebüxt,<br />
seitdem haben sie<br />
sich prächtig vermehrt.<br />
Moritz Löffelmann, 31, ist<br />
Förster. Er lebt mit Frau,<br />
Kind und Hunden auf<br />
einem Bauernhof südlich<br />
des Ratzeburger Sees. Die Kanutour<br />
auf der Wakenitz<br />
macht er regelmäßig mit der<br />
Familie.<br />
Stromschnellen gibt es<br />
nicht, und der Fluss fließt<br />
noch träger als der echte<br />
Amazonas. Derart träge sogar,<br />
dass es schlauer ist, in<br />
Lübeck zu starten und gegen<br />
Wir suchen<br />
Zusteller (m/w/d)<br />
ab 18 Jahren für die Verteilung<br />
der Tageszeitung/von Briefen von<br />
montags–samstags in der Nacht<br />
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würden wir uns ganz besonders<br />
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Telefon (02 51) 690-664<br />
Montag – Freitag 8.00–17.00 Uhr<br />
zeitungsbotenbewerbung@aschendorff.de<br />
www.dienachtlichter.de<br />
Leben am Wasser: Moritz Löff<br />
elmann mit seiner Frau auf der Wakenitz.<br />
die Strömung zu paddeln.<br />
„So haben wir den Wind im<br />
Rücken“, sagt Löffelmann.<br />
An der Einstiegsstelle<br />
sieht es zunächst nicht nach<br />
Dschungel aus, sondern<br />
nach reichem Vorort. Hinter<br />
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der ersten Brücke weichen<br />
die Anwesen Schrebergärten.<br />
Seerosen blühen weiß,<br />
Haubentaucher und Blässhühner<br />
tauchen nach Beute,<br />
zwei Graureiher flattern<br />
dicht über dem Wasser.<br />
Langsam wird es wilder. Irgendwo<br />
hier beginnt auch<br />
das Naturschutzgebiet, das<br />
1999 eingerichtet wurde.<br />
Im klaren Wasser dümpeln<br />
Barsche zwischen verwundenen<br />
Stängeln der Seerosen.<br />
Wiesen von Seegras<br />
und salatartigen Pflanzen<br />
wiegen vor sich hin.<br />
Schmetterlinge und leuchtend<br />
blaue Libellen schwirren<br />
umher. Bäume neigen<br />
sich fotogen über die<br />
Schwertlilien. Und am Ufer<br />
wuchert ein Dickicht aus<br />
Brombeeren, Büschen und<br />
Foto: dpa<br />
Farnen.<br />
Ohne die Staumauer in<br />
Lübeck wäre dieses Ökosystem<br />
am Wasser deutlich<br />
schmaler, sagt Löffelmann.<br />
Die vermeintliche Wildnis<br />
ist in Wahrheit stark vom<br />
Menschen geprägt. Das<br />
sieht man schon an den Ausflugslokalen,<br />
die am Ufer<br />
mit frischem Bier locken.<br />
Einst bauten die Fischer<br />
hier Hütten für ihre Netze.<br />
Als immer mehr Städter ins<br />
Grüne strömten, bewirteten<br />
sie die Gäste. Die Hütten<br />
wuchsen zu Gaststätten. Bis<br />
der Zweite Weltkrieg ausbrach<br />
und die Wakenitz bald<br />
danach zum Grenzfluss zwischen<br />
den beiden Deutschlands<br />
wurde. Vor Ausbuchtungen<br />
am Ostufer warnten<br />
fortan Schilder, und im Gebüsch<br />
dahinter patrouillierten<br />
Grenzsoldaten.<br />
Der Unterschied zwischen<br />
beiden Ufern ist bis heute<br />
frappierend. Auf der Westseite<br />
passiert man offene Felder.<br />
Auf der Ostseite wuchert<br />
undurchdringliches<br />
Grün, die norddeutsche<br />
Spielart eines Dschungels.<br />
Die Stelzwurzeln der<br />
Schwarzerlen fingern mangrovenhaft<br />
ins Wasser, umgekippte<br />
Bäume liegen kreuz<br />
und quer. „Solche aufgeklappten<br />
Wurzelteller sind<br />
perfekt für den Eisvogel“, erklärt<br />
Löffelmann. „Hier baut<br />
er sein Nest.“ Oft kann man<br />
den farbenprächtig gefiederten<br />
Jäger herumschwirren<br />
sehen. An diesem Tag<br />
macht er sich rar.<br />
Der sanfte Bootstourismus<br />
scheint sich gut mit<br />
dem Naturschutz zu vertragen.<br />
Als das Magazin „Geo“<br />
1999 zum ersten Tag der Artenvielfalt<br />
an die Wakenitz<br />
rief, fanden Forscher 2066<br />
Arten von Pflanzen und Tieren.<br />
Die Autobahnbrücke<br />
durch das Schutzgebiet<br />
konnten sie nicht verhindern.<br />
Ein leises Brummen<br />
kündigt sie an, dann spreizt<br />
sie sich in all ihrer Hässlichkeit<br />
in die Idylle.<br />
Von hier ist es nicht mehr<br />
weit bis zum Fährhaus Rothenhusen<br />
mit seinem hübschen<br />
Fachwerk und der Terrasse<br />
am Ratzeburger See.<br />
Leider. Aber man kann ja zurückkehren.<br />
In puncto Anreise<br />
schlägt der kleine,<br />
nördliche Amazonas den<br />
großen, südlichen klar.<br />
(dpa)<br />
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Für die Herstellung wird<br />
Recycling-Papier verwendet.<br />
Östlich der Wakenitz durchstreifen Nandus die Landschaft – ein paar Tiere sind vor einigen<br />
Jahren aus einem Gehege entkommen.<br />
Foto: Carina Jahnke/HLMS GmbH/dpa