Reisebericht von Magdalena Schneider, August 2018
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Mzungu an der Precious Hope School<br />
Ein Mzungu (= weißer Mensch) mitten drin.<br />
Das war nicht nur für die Lehrkräfte und SchülerInnen der Precious Hope School<br />
in Mtwapa etwas Besonderes, sondern auch für mich.<br />
Wer bin ich?
Mein Name ist <strong>Magdalena</strong>, in Mtwapa, Kenia, auch bekannt als „Teacher<br />
<strong>Magdalena</strong>“. Ich bin 21 Jahre alt und studiere Lehramt Grundschule an der<br />
Universität Regensburg.<br />
Schon lange wollte ich mich in einem „armen“ Land engagieren. Es liegt mir am<br />
Herzen, besonders Kinder, trotz deren schweren Lebenssituationen, zum Lachen<br />
zu bringen, gemeinsam Zeit zu verbringen und noch mehr Erfahrungen in meinem<br />
späteren Beruf zu sammeln. Das Team „Strahlende Kinderaugen Kenia“, in dem<br />
unter anderem meine Großeltern und meine Tante aktiv sind, ermöglichten es mir,<br />
mein pädagogisch- didaktisches Praktikum vom 31.08.<strong>2018</strong> bis 12.10.<strong>2018</strong> an der<br />
„Precious Hope School“ in Mtwapa, Kenia, zu machen.<br />
Precious Hope School<br />
Die Precious Hope School - eine Schule für die Ärmsten der Armen- befindet sich<br />
20km nördlich <strong>von</strong> Mombasa, in der Stadt Mtwapa. Im Jahr 2017 wurde die neue<br />
Schule durch das Team in Deutschland gebaut und im Dezember 2017 dann<br />
schließlich eröffnet. Zuvor gab es nur einen einzigen Raum für alle Klassen, die<br />
Wände wurden als Tafel benutzt, die Kinder saßen am Boden. Auch diese<br />
„Schule“ besuchte ich. Heute werden in diesem Raum 6 Klassen <strong>von</strong> zwei<br />
Lehrkräften unterrichtet und sind nur durch Tafeln getrennt.<br />
Precious Hope School<br />
links: Küche, rechts: Schulgebäude, Klasse 2- 6
links: Schulgebäude, Klasse 2- 6; rechts: Klasse 1, Play Group, P.P. 1 und 2,<br />
Lehrerzimmer, Bibliothek<br />
„field“: Pausenhof, Sportplatz, Gemüse-/ Obstgarten (im hinteren Bereich)
Kinder und Lehrer der Precious Hope School bei der Abschiedsfeier am
Mein Schultag<br />
Mein Schultag startete um 8.40 Uhr direkt in der Severin Sea Lodge. Nach 30<br />
Minuten Fahrt mit dem Bus der Schule begann meine erste Stunde um 9.50 Uhr,<br />
Mathe in der 1. Klasse, gefolgt <strong>von</strong> Mathe in der 2. Klasse.<br />
Unterricht in der 1. Klasse.
Unterricht in der 2. Klasse.<br />
Nach jeder Stunde werden die Hefte korrigiert – das war auch meine Aufgabe.
Danach gab es für alle Kinder Haferbrei zum Frühstück (Porridge).<br />
Um 11.00 Uhr ging es weiter mit Sport, ebenfalls Klasse 1 und 2. Von 12.45 bis<br />
13.30 Uhr war Lunch-Time, es gab Reis mit Bohnen, abwechselnd mit Erbsen<br />
oder gemischt mit Tomaten, es schmeckte sehr gut – ich aß, wie jeder andere,<br />
alles mit, was die beiden Frauen in der Schulküche kochten. Beide Mahlzeiten<br />
werden durch Spenden des Projekts „Strahlende Kinderaugen Kenia“ finanziert –<br />
für einige Kinder das einzige Essen am Tag.<br />
Hier in der Küche wird täglich für die Kinder und Lehrer gekocht.
Einige Male erlebte ich selbst, dass Kinder über das Wochenende hungern<br />
mussten, sie standen montags weinend vor uns und hatten einfach „nur“ Hunger –<br />
für uns in Deutschland unvorstellbar. Der Schulleiter, Jairus Orangi, half nicht nur<br />
in diesen Situationen oftmals mit großem Herzen. Wir fuhren auch in Dörfer, um<br />
den Kindern am Wochenende zu helfen oder er fuhr Kinder bzw. Eltern ins<br />
Krankenhaus, da sie es sich selbst nicht leisten könnten. Nach dem Mittagessen<br />
folgten täglich unterschiedliche Stunden in verschiedenen Jahrgangstufen – zum<br />
Beispiel Sport mit der P.P.1 und P.P.2 (das ist die sogenannte Vorschule, die<br />
Primary- School beginnt mit der Play Group, Alter 2-4, gefolgt <strong>von</strong> 2 Jahren<br />
Vorschule P.P.1 und P.P.2, Alter 4-6/7) oder Mathe in der 3. und 4. Klasse,<br />
Englisch oder Reading- Lessons (Leseübungsstunden). Für die ganz Kleinen gab<br />
es auch sogenannte „Sleeping- Lessons“, wie auch in unseren Kindergärten<br />
durften die Kinder einen Mittagsschlaf machen – mit verschränkten Armen auf den<br />
Tischen.
Ab 15.10 Uhr begann die „Games Time“ – ich trainierte einige Schülerinnen und<br />
Schüler der vierten, fünften und sechsten Klasse in Volleyball, lernte das<br />
kenianische Spiel „Uki“ kennen, wir hüpften gemeinsam Seil oder spielten<br />
gemeinsam Fußball. „Uki“ ist ein Lauf-/ Wurfspiel: Die Kinder markierten das Feld,<br />
an den äußeren Ecken waren mit Stecken Kreise in den Boden gezeichnet, ein<br />
gezeichneter Weg verband diese Kreise mit Wegen, auf denen es erlaubt ist, zu<br />
Laufen. Es gibt zwei Mannschaften, die Läufer und die Werfer. Während die<br />
Werfer einen Ball – gebastelt aus Stoff, gefüllt mit Sand – hin und her über das<br />
Spielfeld werfen, müssen die Läufer so viele Umrundungen, wie möglich schaffen.<br />
Sobald sie <strong>von</strong> den Werfern abgeworfen werden, dies ist während dem Lauf<br />
erlaubt, nicht jedoch, wenn der Läufer schon in einem Kreis steht, scheiden sie<br />
aus. Ziel ist es eine vereinbarte Anzahl an Kreisen zu durchlaufen, dh. zum<br />
Beispiel 150 Kreise. Auch die Lehrer und Lehrerinnen spielten mit – wie eine<br />
große Familie.
Oftmals stellten mir die Kinder auch nur Fragen und beschäftigten sich mit meinen<br />
Haaren oder meiner weißen, so ungewöhnlichen, für sie sehr faszinierenden, Haut.<br />
Zitat einer Schülerin: „Teacher <strong>Magdalena</strong>? When I will come to Germany, will I<br />
turn into colour white?“<br />
(Deutsche Übersetzung: „Lehrerin <strong>Magdalena</strong>? Was ist, wenn ich einmal nach<br />
Deutschland komme, werde ich dann weiß werden?“)<br />
Was mir die Zeit in Kenia gelehrt hat: Man kann das Leben dieser Menschen nicht<br />
verändern, sollte man auch gar nicht. Aber man kann ihnen helfen, ihre Situation<br />
selbst zu verbessern – auch, wenn man klein anfängt.<br />
Aus diesem Grund habe ich zusammen mit allen Kindern ein kleines Projekt zur<br />
Nachhaltigkeit gestartet. Für jede Klasse haben wir ein kleines Gemüsebeet, zum<br />
Beispiel mit Tomaten, Spinat, Skumawiki und vielem mehr, angebaut. Mein<br />
Wunsch ist es, dass die Kinder so lernen, Verantwortung zu übernehmen und<br />
selbst nachhaltig zu werden, indem sie sich um „ihr“ Gemüse kümmern und durch
den Verkauf Geld verdienen. Dieses können sie dann in Notlagen oder zum Kauf<br />
<strong>von</strong> Schulmaterial nutzen.<br />
Meine Unterkunft<br />
Meine Großeltern, die jedes Jahr mit ihrer Projektreise in der Severin Sea Lodge<br />
unterkommen, haben mir empfohlen, meine 6 Wochen dort zu verbringen.<br />
Anfangs wollte ich nicht, da es mir falsch vorkam „Luxus“ zu genießen und<br />
gleichzeitig im Alltag der „Armen“ mit zu leben. Ich genoss jeden Tag leckeres<br />
Frühstück und Abendessen mit hervorragendem Ausblick – ein Traum für jeden<br />
Urlauber. Im Nachhinein bin ich doch sehr froh, dass ich dort gutes Essen<br />
bekommen habe, einen guten Schlafplatz hatte und vor allem genug Sicherheit<br />
gewährleistet war, denn: Für ein weißes Mädchen, allein in Kenia, ist es nicht ganz<br />
ungefährlich, da hatten sie Recht. Außerdem fand ich auch im Hotel schnell<br />
Anschluss, traf auch in der Stadt bekannte Gesichter und fühlte mich rundum<br />
wohl!
Meine Freizeit<br />
Ich durfte sehr viel vom Alltag der Kenianer mitnehmen. Wir kochten gemeinsam<br />
bei verschiedenen Lehrern, ich lernte viele Zuhause der Kinder kennen, nahm an<br />
einem Gottesdienst teil, besuchte die Mädchen vom „Mintos Children Home“, ein<br />
Waisenhaus, das auch <strong>von</strong> dem Projekt „Strahlende Kinderaugen Kenia“<br />
unterstützt wird und vieles mehr. Ich bekam also einen sehr großen Einblick in das<br />
„richtige“ Kenia. Das Leben der meisten Kinder ist sehr einfach, oftmals schlafen<br />
3-4 Personen gemeinsam auf einer sehr dünnen Matratze oder am Boden. Strom<br />
und fließend Wasser gibt es nicht. Für den Großteil der Kinder der Precious Hope<br />
School ist es ein Geschenk zur Schule gehen zu dürfen. Dafür sind sie sehr<br />
dankbar. Ohne die Unterstützung des Teams „Strahlende Kinderaugen Kenia“<br />
könnten sie sich keine Schulbildung leisten - für uns unvorstellbar. Insgesamt wird<br />
der Schulbesuch <strong>von</strong> 155 Kinder (<strong>von</strong> insgesamt 210 Kinder der Schule) komplett<br />
finanziert, das heißt: Schulgeld, Schuluniform, Schulmaterialien, Transport und<br />
zwei Mahlzeiten am Tag.
Nachdem gefühlt alle Kinder des Dorfes vor der Haustür des Lehrers, bei<br />
welchem wir gemeinsam Mittagessen kochen wollten, standen, entschieden<br />
wir uns, die Kids einzuladen, um gemeinsam zu kochen.
Kirchenbesuch mit der Familie vom Schulleiter. (ganz links: Jairus<br />
Kochen in einem kenianischen „Restaurant“.<br />
Öffentliches Verkehrsmittel: Boda- Boda.
Natürlich habe ich auch die Schönheit Kenias erlebt: 4 Tage Safari machten mich<br />
sprachlos, Schnorcheln direkt vor dem Hotel im indischen Ozean war fantastisch.<br />
Auch die Mombasa- Tour war sehr interessant. Ich sah zum Beispiel, wie die<br />
Männer und Frauen im Holzschnitzerdorf arbeiten, auch die Altstadt war mehr als<br />
sehenswert.<br />
Holzschnitzerddorf in Mombasa.
Besuch des Obst- und Gemüsemarktes in Mombasa.
Schnorcheln direkt vor dem Hotel im Indischen Ozean.
Mein Fazit<br />
Wahnsinnige Erfahrungen, ganz viel Abenteuer, viele lachende, herzliche und<br />
dankbare Kinder, dazu ganz viel Zuneigung und Liebe – auf der anderen Seite viel<br />
Leid, einige Tränen und schreckliche Lebensumstände und Situationen. All das<br />
machte meine Zeit in Kenia zu einer unvergesslichen Zeit! All das gibt mir einen<br />
Grund nochmal zu kommen!<br />
Wie man sieht, fiel nicht nur mir der Abschied schwer.<br />
Verfasserin: <strong>Magdalena</strong> <strong>Schneider</strong>, 23.11.<strong>2018</strong><br />
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