lengericherwochenblatt-lengerich_24-08-2019
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LP 4 LENGERICHER WOCHENBLATT Extra Samstag, <strong>24</strong>. August <strong>2019</strong><br />
Ein Mittelgebirge will mehr<br />
In der Rhön lässt es sich bestens entspannen<br />
m „Eisenacher Haus“ auf<br />
Adem Ellenbogen, einer<br />
der höchsten Erhebungen<br />
Thüringens, treffen sich<br />
mehrere Wanderwege. Einer<br />
führt bis nach Eisenach,<br />
einer über den Höhenzug<br />
der Rhön, ein weiterer verbindet<br />
die Bahnhöfe Fulda<br />
und Meiningen. Sascha Sücker,<br />
Hoteldirektor im „Eisenacher<br />
Haus“, schwärmt indes<br />
von einem „Mekka der<br />
Wanderwege“. Doch die<br />
meisten Gäste in seinem<br />
Biergarten wandern nicht.<br />
Sie gehen nur ein paar<br />
Schritte zum Gipfel und besteigen<br />
die Aussichtsplatt-<br />
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Das Lengericher Wochenblatt erscheint<br />
in Verbindung mit der Tageszeitung<br />
Westfälische Nachrichten, Lengerich.<br />
Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2018<br />
form Noahs Segel. Überhaupt<br />
könnte mehr los sein<br />
im „Eisenacher Haus“.<br />
„Übers Jahr gesehen liegt die<br />
Auslastung bei nicht mal 30<br />
Prozent“, erzählt Sücker.<br />
Wenn es nach Thorn Plöger<br />
geht, wird sich das bald<br />
ändern. Der Geschäftsführer<br />
der Tourismusvermarktung<br />
Rhön GmbH will die<br />
Rhön zu Deutschlands bekanntestem<br />
Mittelgebirge<br />
machen, durch Messeauftritte,<br />
Werbung – und Überzeugungsarbeit<br />
vor Ort.<br />
„Die Vermieter müssen sich<br />
auf Kurzurlauber einstellen<br />
und online buchbar sein.“<br />
Sascha Sücker muss diese<br />
Hürde nicht mehr nehmen.<br />
Der gebürtige Berliner arbeitete<br />
als Suchmaschinen-Manager,<br />
als er zum ersten Mal<br />
von der Rhön hörte, einem<br />
ausgedehnten Mittelgebirge<br />
am „Grünen Band“, der ehemaligen<br />
innerdeutschen<br />
Grenze. Und von der Geschichte<br />
des „Eisenacher<br />
Hauses“. Erbaut vom Rhönklub<br />
Eisenach wurde die<br />
Wanderherberge nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg erst Ferienheim<br />
der DDR-Gewerkschaft,<br />
dann Horchposten<br />
der Staatssicherheit – und<br />
nach der Wende Tagungsund<br />
Wanderhotel. Sückers<br />
Frau und sein Schwager<br />
pachteten das Hotel von<br />
einem Investor aus Österreich.<br />
Noch viel zu tun<br />
„Hier hat man seine Ruhe“,<br />
sagt Sücker. Für die Region<br />
ist das Segen und Fluch<br />
zugleich. So gibt es am Fernwanderweg<br />
Hochrhöner zu<br />
wenige Unterkünfte. Ein<br />
Problem, das Fahrdienste der<br />
Hoteliers lösen.<br />
Zukünftig sollen aber auch<br />
Rucksackwanderer in<br />
Schutzhütten übernachten<br />
dürfen, so eine Idee der Rhön<br />
Die Rhön wurde 1991 von der UN<br />
ESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet. Wandern kann<br />
man dort bestens.<br />
Foto: Wolfgang Fallier/Rhön GmbH/dpa<br />
GmbH. „Wir bauen eine Butze,<br />
eine Art Zelt aus Holz mit<br />
Biotoilette, davor das Schild:<br />
Hier dürfen Sie im Holz<br />
schlafen“, erklärt Plöger.<br />
Dieter Klein ist skeptisch:<br />
„Das wird nicht reichen.<br />
Wer eine Region bekannt<br />
machen will, muss sie ständig<br />
bewerben und einen langen<br />
Atem beweisen“, sagt<br />
der Geschäftsführer von<br />
Kleins Wanderreisen. Der<br />
Reiseveranstalter vermittelt<br />
jährlich rund 250 Gäste ohne<br />
Gepäck auf den Hochrhöner.<br />
Viel Luft nach oben<br />
sieht Klein nicht.<br />
Klein ist den Hochrhöner<br />
selbst gelaufen. „Die vielen<br />
Ausblicke über die offenen<br />
Höhen haben mir gut gefallen“,<br />
sagt er. „Dass man<br />
durch drei Bundesländer<br />
wandert, wissen nicht alle.“<br />
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Aber: „Der Gast wünscht<br />
sich alle acht Kilometer eine<br />
Einkehrmöglichkeit, da hapert<br />
es in der Rhön noch.“<br />
Gute Aussicht bieten zwar<br />
auch Noahs Segel und sein<br />
Pendant, das rund fünf Kilometer<br />
entfernte Besucherzentrum<br />
Arche Rhön – verbunden<br />
durch einen 18 Kilometer<br />
langen Entdeckerpfad<br />
Hohe Rhön mit kindgerechten<br />
Infostationen.<br />
Doch nur wenige Familien<br />
entdecken den Weg wirklich.<br />
Anders das Bild auf der<br />
Wasserkuppe, Hessens<br />
höchster Erhebung: ein<br />
Schilderwald, Freizeitparks<br />
zum Klettern und Rodeln.<br />
Bisher besuche vor allem<br />
die bürgerliche Mitte die<br />
Rhön, sagt Plöger. Jetzt werde<br />
das sozialökologische Milieu<br />
beworben. Menschen,<br />
denen Nachhaltigkeit wichtig<br />
ist. Im Biergarten des<br />
„Eisenacher Hauses“ wird<br />
der Kaffee derweil in Plastikbechern<br />
gereicht. Es gibt<br />
noch viel zu tun in der<br />
Rhön.<br />
(dpa)<br />
Fliegerdenkmal im Abendlicht: Die Wasserkuppe ist mit 950<br />
Metern über dem Meeresspiegel der höchste Berg der Rhön<br />
und als „Wiege des Segelfl<br />
ugs“ bekannt.<br />
Foto: Holger Leue/Rhön GmbH/dpa