GIG November 2019
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28<br />
FILM<br />
BEFLÜGELND<br />
But Beautiful<br />
Beflügelnde Worte vom Dalai Lama<br />
heit durchaus noch eine Chance hat. Da wäre<br />
etwa das deutsche Aussteiger-Ehepaar, das auf<br />
La Palma Brachland in eine blühende Permakultur<br />
verwandelt hat. Im Barefoot College in<br />
Indien bildet ein idealistischer Pädagoge Analphabetinnen<br />
darin aus, Solar-Kochanlagen zur<br />
Versorgung ihrer Dörfer zu bauen. In Österreich<br />
lebt ein Forstingenieur, der perfekt isolierende,<br />
aber atmende Holzhäuser ohne jede Chemie<br />
entwirft. Musikalisch-genussvoll wird es mit<br />
15,8mm<br />
SNEAKPREVIEW<br />
Mit „We Feed The World“, „Let’s Make Money“<br />
und „Alphabet“ befasste sich der österreichische<br />
Dokumentarfilmer Erwin Wagenhofer beinahe<br />
prophetisch seit 2005 nacheinander mit den Problemen<br />
der Lebensmittelindustrie sowie des<br />
Finanz- und Bildungswesens, als diese noch gar<br />
nicht so massiv offenlagen wie kurz darauf.<br />
Diesmal wählt der Regisseur einen gänzlich anderen<br />
Ansatz: Anhand inspirierender Beispiele<br />
zeigt er in „But Beautiful“, dass die Menschder<br />
Sängerin Lucia Pulido, dem Pianisten und Komponisten<br />
Kenny Werner und dem Jazz-Trio „Mario<br />
Rom’s Interzone“. Und dann ist da noch der Dalai<br />
Lama, der mit einfachen Begriffen und spitzbübischem<br />
Humor große Weisheiten präzise zusammenfasst.<br />
Sie alle kommen zu Wort und schicken das<br />
Kinopublikum nach der Devise „Nichts existiert unabhängig“<br />
auf eine gedanklich beflügelnde Reise<br />
durch die Welt. Peter Hoch<br />
D / A <strong>2019</strong>; Regie: Erwin Wagenhofer;<br />
Bundesstart: 14.11.; www.pandorafilm.de<br />
CIA-FOLTERPRAXIS ENTHÜLLT<br />
The Report<br />
Um eines der dunkelsten Kapitel amerikanischer<br />
Geheimdienstgeschichte geht es in dem beklemmenden<br />
Politthriller von Scott Z. Burns. Gut möglich,<br />
dass es auch im Dunkeln geblieben wäre, hätte<br />
es ihn nicht gegeben: Von 2009 bis 2012 leitete<br />
der Senatsmitarbeiter Daniel J. Jones den Untersuchungsausschuss,<br />
der die als „erweiterte Verhörmethoden“<br />
bezeichnete Folterpraxis des CIA in US-<br />
Gefangenenlagern nach 9/11 enthüllte. Seine<br />
ebenso langwierige wie gefährliche Ermittlungsarbeit<br />
und die politischen Widerstände, auf die Jones<br />
mit seinen Ergebnissen stieß, stehen hier im Fokus.<br />
Karge Schauplätze sind das Kellerbüro, in dem<br />
Jones und sein Team den über 6700 Seiten umfassenden<br />
Report erarbeiteten, sowie das Office der<br />
Senatorin Dianne Feinstein (Annette Bening), in deren<br />
Auftrag Jones die Untersuchung durchführte.<br />
Die Chronik der Ereignisse wird sorgfältig und ohne<br />
künstliche Dramatisierungseffekte herausgearbeitet,<br />
Hauptdarsteller Adam Driver überzeugt mit<br />
souveräner Zurückhaltung, die dem Thema angemessen<br />
ist. Dasselbe gilt für die Darstellung der<br />
Wird Daniel J. Jones (Adam Driver) zum<br />
Whistleblower?<br />
wenigen Folterszenen, die nur so viel wie nötig<br />
zeigen, um die menschenverachtenden (und<br />
sinnlosen) Praktiken darzulegen.<br />
Aufschlussreicher und schockierender Beitrag<br />
zur Aufarbeitung eines der größten Skandale<br />
der jüngeren US-Geschichte. Karin Jirsak<br />
USA <strong>2019</strong>; Regie: Scott Z. Burns; mit Adam<br />
Driver, Annette Bening, Jon Hamm u.a.; Bundesstart:<br />
07.11.; www.dcmworld.com<br />
NEPTUNISCH<br />
Der Leuchtturm<br />
Zwei Männer, die unterschiedlicher und eigenartiger<br />
nicht sein könnten: Der saufende, Seemannsgarn<br />
spinnende Haudegen Thomas Wake<br />
(Willem Dafoe) und sein neuer Gehilfe, der<br />
schweigsame junge Holzfäller Ephraim Winslow<br />
(Robert Pattinson). Ein Leuchtturm auf einer<br />
einsamen Insel am Ende der Welt. Mieses<br />
Wetter, harte Arbeit, Lagerkoller. Böse Visionen,<br />
dunkle Geheimnisse. Die Stimmung wird<br />
zunehmend gereizt...<br />
Dafoe und Pattinson vollführen als tickende<br />
Zeitbomben in kammerspielartigem Setting ei-<br />
© Atsushi Nishijima<br />
3,6mm<br />
Lara<br />
Neues Berlin-Porträt von Jan-Ole Gerster<br />
(„Oh Boy“, 2012), wieder mit Tom Schilling,<br />
diesmal als Sohn der ehrgeizigen Lara (Corinna<br />
Harfouch). An ihrem 60. Geburtstag<br />
spielt ihr einziger Sohn sein erstes Konzert<br />
als Komponist. Die Frau Mama ist zwar nicht<br />
eingeladen, hat aber eine ganz eigene Vorstellung<br />
davon, wie der Tag verlaufen soll...<br />
D <strong>2019</strong>; Regie: Jan-Ole Gerster; mit Corinna<br />
Harfouch, Tom Schilling, André Jung u.a.;<br />
Bundesstart: 07.11.; www.studiocanal.de<br />
Marianne & Leonard -<br />
Words Of Love<br />
Neue Künstlerbiografie von Regisseur Nick Broomfield.<br />
Hier widmet sich der Regisseur von „Kurt &<br />
Courtney“ und „Whitney - Can I Be Mine“) Leonard<br />
Cohen und seiner Muse und großen Liebe<br />
Marianne Ihlen, die den Singersongwriter u.a. zu<br />
„Hey, That’s No Way To Say Goodbye“ und „So<br />
Long, Marianne“ inspirierten.<br />
USA <strong>2019</strong>; Regie: Nick Broomfield; Bundesstart:<br />
07.11.; www.pieceofmagic.com<br />
Bernadette<br />
Um einen eskalierenden Nachbarschaftsstreit<br />
geht es in der neuen Tragikomödie von Richard<br />
Linklater, der für „Boyhood“ bei der Berlinale<br />
Lara (Corinna Harfouch) fühlt sich nicht ganz<br />
wohl an ihrem 60. Geburtstag<br />
2014 mit dem Silbernen Bären für die beste Regie<br />
prämiert wurde. Die Streithennen sind mit Oscar-<br />
Gewinnerin Cate Blanchett („Blue Jasmine“) und<br />
Comedy-Queen Kristen Wiig vielversprechend besetzt.<br />
USA <strong>2019</strong>; Regie: Richard Linklater; mit Cate<br />
Blanchett, Billy Crudup, Kristen Wiig u.a.;<br />
Bundesstart: 21.11.; www.universumfilm.de<br />
Land des Honigs<br />
Der Debütfilm der mazedonischen Filmemacher Ljubomir<br />
Stefanov und Tamara Kotevska gewann beim<br />
Sundance-Filmfestival <strong>2019</strong> den Preis für die Beste<br />
Dokumentation. Im Mittelpunkt steht das besondere<br />
Leben der mazedonischen Wildbienen-Imkerin<br />
Hatidze Muratova, die mit ihrem traditionellen<br />
Handwerk im Einklang mit der Natur eine aussterbende<br />
Kunst betreibt.<br />
MAZ 2018; Regie: Tamara Kotevska, Ljubomir Stefanov;<br />
mit Hatidze Muratova u.a.; Bundesstart: 21.11.;<br />
www.neuevisionen.de<br />
17,0mm<br />
Klappstuhl Sperrsitz Parkett Balkon Loge<br />
© Studio Canal<br />
Stephen Kings Doctor Sleeps<br />
Erwachen<br />
Und noch eine King-Verfilmung: Nach „Friedhof<br />
der Kuscheltiere“ und „ES Kapitel 2“<br />
kommt hier die Adaption eines Romans aus jüngerer<br />
Zeit. „Doctor Sleep“ (2013) setzt die Geschichte<br />
aus „Shining“ (1977) fort: Danny Torrance<br />
(Ewan McGregor), inzwischen erwachsen,<br />
muss sich darin der Vergangenheit stellen.<br />
USA <strong>2019</strong>; Regie: Mike Flanagan; mit Ewan<br />
McGregor, Rebecca Ferguson, Kyliegh Curran<br />
u.a.; Bundesstart: 21.11.; www.warnerbros.de<br />
Texte: Karin Jirsak<br />
Hatidze und die Bienen<br />
© Neue Visionen Filmverleih