WB-134-April-20
Kulturmagazin für das Weschnitztal
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Mörlenbach
Elfenhügel Donnersberg?
Von Island lernen heißt den Horizont erweitern, wenn es um komplexe
Baugenehmigungsverfahren geht. Als Folge muss die Trassenführung der
Ortsumgehung Mörlenbach wahrscheinlich komplett umgeplant werden.
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(kw) Es gehört zum isländischen Baugenehmigungsverfahren,
zu prüfen, ob durch ein Bauvorhaben Kulturgut beschädigt
wird. Zu den Kulturgütern zählen auch Geländeformationen
wie große Steine oder Felsen, die in der isländischen Folklore als
„von Elfen bewohnt“ angesehen werden. Das kann der Fall sein,
wenn zum Beispiel alte Märchen oder Erzählungen existieren,
die dies annehmen. In solchen Fällen wird ein externes Gutachten
von einer Person eingeholt, die als elfenkundig betrachtet
wird. Zu diesem Personenkreis gehörte Erla Stefánsdóttir, die
nach eigenen Angaben hellsichtig (isl. skyggn) war. Sie wurde
– von der Stadt Reykjavík, von Bauämtern anderer Städte und
von Privatpersonen – hin und wieder mit der Erstellung solcher
Gutachten beauftragt.
Je nach den räumlichen Gegebenheiten kann als Folge solcher
Gutachten etwa ein geplanter Straßenabschnitt modifiziert wer-
den und bestimmte Felsen werden von Baumaßnahmen nicht
angetastet. Der wohl bekannteste Fall einer Straßenverengung
wegen eines „Elfenfelsens“ ist der Álfhólsvegur („Elfenhügelweg“)
in Kópavogur. Dort ist vor dem Haus Nr. 125 eine Straßenverengung,
weil ein solcher Felsen in die Fahrbahn hineinragt. Ein weiteres
Beispiel findet man in der Stadt Grundarfjörður: Zwischen
den Häusern Nr. 82 und Nr. 86 der Hauptstraße liegt ein großer
Felsen, der den Raum der Hausnummer 84 einnimmt.
Nun mag man dieses Vorgehen der Isländer für ein aus der zu langen
Polarnacht entstandenes Umnachtungsereignis halten, aber
auch in anderen Kulturen werden feinstofflichen Wesen materielle
Rechte eingeräumt.
So kennt der japanische Shintoismus die Kami. Eine konkrete
Übersetzung des Begriffs ins Deutsche ist schwierig. Der Begriff
Kami kann u. a. auf Naturgeister, Gespenster und die Seelen Ver-