01.04.2020 Aufrufe

Dance for You Magazine 55 (July/August 2013)

The international dance magazine is dedicated to the dance world. Dance for You is published six times per year in German and English Language. It is our intention to make current dance events transparent and to inform objectively about facts and newest developments. With a unique mixture of topics and a modern, clear appearance, technically competent and understably presented, Dance for You Magazine is read by theatres, dance companies, dancers, choreographers, performers, show business, dance schools, associated clubs, dancewear manufacturers, retailers, dance competitons, dance festivals, agencies, show organziers and more.

The international dance magazine is dedicated to the dance world. Dance for You is published six times per year in German and English Language. It is our intention to make current dance events transparent and to inform objectively about facts and newest developments. With a unique mixture of topics and a modern, clear appearance, technically competent and understably presented, Dance for You Magazine is read by theatres, dance companies, dancers, choreographers, performers, show
business, dance schools, associated clubs, dancewear manufacturers, retailers, dance competitons,
dance festivals, agencies, show organziers and more.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

46

Die Geschichte vom Soldaten, Ballett im Revier © Costin Radu Orpheus, Ballett im Revier © Costin Radu

Zwischen gestern

und heute

Das „Ballett im Revier“ tanzt zwei

Strawinsky-Stücke: „Die Geschichte vom

Soldaten“ und „Orpheus“

„Von Chur nach Walenstadt heimwärts wandert

ein Soldat“: Ein Schauspieler steht im

Rampenlicht des Gelsenkirchener Musiktheaters

im Revier (MIR) wie einst ein Vorleser

auf der Wanderbühne und erzählt „Die

Geschichte vom Soldaten“. 1918 wurde das

Von Isabell Steinböck

Musiktheater von Igor Strawinsky (Libretto:

Charles-Ferdinand Ramuz) in Lausanne

uraufgeführt, jetzt wagten sich die renommierten

Tänzer, Jiří und Otto Bubeníček,

an die Inszenierung dieses märchenhaften

Stücks.

Der Stoff wirkt erstaunlich aktuell: Auf dem

Weg nach Hause begegnet ein armer Soldat

dem Teufel. Dieser bietet dem jungen Mann

einen gefährlichen Tausch an. Seine geliebte

Geige soll er gegen ein Buch hergeben, das

die Börsenkurse der Zukunft vorhersagt.

Reichtum und gesellschaftliches Ansehen

locken den Unwissenden, dass er dabei sein

Lebensglück, schließlich gar seine Seele verliert,

hat er wohl nicht geahnt...

So sehr sich das Thema auch anbietet, Jiří

Bubeníček verzichtet auf eine Aktualisierung

und lässt seinen Soldaten mit Hosenträgern

und Gamaschen wie im 20. Jahrhundert auftreten

(Kostüme: Elsa Pavanel). Entsprechend

konventionell wirkt seine Choreografie in

diesem mitunter langatmigen Stück. Ein Plus

sind die versierten Tänzer: Mit Mimik und

Gestik stellt Junior Demitre den Soldaten als

liebenswerten jungen Mann dar, erst fröhlich

und unbedarft, mit hohen Beinen vorwärts

drängend, später verhärmt, dann neue Hoffnung

fassend, bis er schließlich in die Hölle

stürzt. Joseph Brunn als wandlungsfähiger

Teufel ist wunderbar hinterlistig und böse,

wenn er dem armen Soldaten auflauert und

mit großen Sprüngen auf den Leib rückt,

die Geige stets wie eine Geliebte im Arm.

Nicht zu vergessen Schauspieler Sebastian

Schwab, dem das Kunststück gelingt, den

Tänzern seine Stimme zu leihen, zu erzählen

und auch selbst als Figur mit den Solisten zu

interagieren.

Das zweite Strawinsky-Stück des Abends,

„Orpheus“, ist eine spannungsreiche Choreografie

um Liebe und Verlust. Cathy Marston,

Leiterin des Bern Ballett, inszeniert den

Mythos um Sänger Orpheus, der in die Unterwelt

hinabsteigt, um seine Frau Eurydike

von den Toten zurückzufordern als zeitloses,

berührendes Stück. Im Zentrum steht die

Trauer des Sängers, der sich sehnsuchtsvoll

an den Körper seiner Frau klammert, anstatt

ihre Seele zu erkennen. Ballettchefin Bridget

Breiner stellt die suchende Seele ausdrucksvoll

dar, wenn sie den Geliebten umfasst, ihm

am Hals hängt wie ein hilfloses Kind oder ihn

mit langen Beinen umschmeichelt. Gegen

die Körperlichkeit der Toten (Kusha Alexi) hat

sie zunächst keine Chance.

Ines Aldas Bühne aus metallenen Gitterstäben

passt zur emotionalen Kälte die diese

Stück ausstrahlt, ebenso wie die Soldaten,

die Orpheus (lebensnah: Sergio Torrado) den

Weg zur Toten versperren, so dass er sich

endlich ihrer armen Seele zuwendet. Doch

da ist es bereits zu spät. Am Ende rotiert der

Geist zwischen den Gitterstäben, auf ewig

gefangen.

www.danceforyou-magazine.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!