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THEMEN
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In der Tat: Die besuchten Einrichtungen haben gezeigt, dass
die Gemeinschaft viel selbstverständlicher funktioniert. Die
Programmatik der AfD sieht die Ganztagsbetreuung der
Kinder (insbesondere unter 3 Jahren) kritisch. In Kitas, die
häufig 20 Nationalitäten und mehr unter einen Hut bringen
müssen, wo Erzieher versuchen, der Verwahrlosung
in vielen Familien entgegenzuwirken, wo gesunde, verhaltensauffällige
und behinderte Kinder gemeinsam spielen
sollen – da wird die „frühkindliche Bildung“ schnell zum
Stresstest für die zarte Kinderseele. Ohne sich des eigenen
Ichs bewusst zu sein, müssen die Kleinen sich in einer völlig
überfrachteten Umgebung behaupten. Auch in Island ist
die frühe Ganztagsbetreuung der Kinder Normalität – es
herrscht Arbeitnehmerknappheit und die Beschäftigungsquote
von Frauen liegt bei 84%. Hier ist die ‚Frühschule‘
fast eine pragmatische Notwendigkeit. Die Kindergärten
und Sportvereine strahlten allerdings Ruhe und Gemeinsinn
aus, wie ich sie hier in Deutschland schon lange nicht
mehr erlebt habe. Die isländische Politik und die Gesellschaft
sehen in ihrem Nachwuchs die kostbarste Ressource.
Deshalb wird viel in Bildung, Breitensport und Jugendarbeit
investiert. Kinder müssen schwimmen lernen. Der
Schwimmunterricht findet wöchentlich neben dem regulären
Sportunterricht statt. Am Nachmittag nutzen
VON ISLÄNDERN LERNEN
VERÄNDERUNGEN WOLLEN
Sicher ist Ihnen die diesjährige Fußballweltmeisterschaft
noch gut in Erinnerung. Vielen Fußballfans wurde aufgrund
der Politisierung des Sports der Spaß an den ohnehin
mäßigen Leistungen der ‚Mannschaft‘ genommen. Dafür
blickte man begeistert und wehmütig auf die isländische
Nationalmannschaft: Spieler, die ihrem Herkunftsland eindeutig
zuzuordnen waren, und Fans, die vor Stolz auf ihre
Identität strotzten. Dieses Land habe ich mit dem Blick auf
Kinder- und Jugendarbeit sowie frühkindliche und schulische
Bildung besucht. Für mich war folgende Frage besonders
spannend: Wie unterscheidet sich das Gemeinwesen in
einem Kindergarten oder einer Schule, wenn die Gemeinschaft
weitestgehend homogen ist?
fast alle Kinder eines der von der Kommune geförderten
Breitensportprogramme. Hierzulande leiden immer mehr
Kinder an Übergewicht, andere können weder Rad fahren
noch schwimmen. Die Zahlen sind bekannt – aber einer
in ihre Individuen atomisierten Gesellschaft, die sich nicht
als Volksgemeinschaft verstehen will und mittlerweile auch
kaum noch als solche zu erkennen ist, fällt es schwer, einen
Gemeinsinn zu erzeugen. Es fehlt an Verantwortungsgefühl
und einem gemeinsamen Willen aller Beteiligten, gegenzusteuern
und etwas zu verändern.
Von Isländern lernen
heißt vor allem:
Man muss Veränderung
wollen. Für unsere Kinder!
Iris Dworeck-Danielowski,
Mitglied des Landtags
BLICKWINKEL | NR.1 | WINTER 2018/19
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