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Grounded Theory - Wolfgang Ruge

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2 Was ist <strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong>?<br />

<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />

<strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong> 4<br />

In diesem Kapitel möchte ich skizzieren, was sich hinter dem Begriff <strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong><br />

verbirgt. Dabei werde ich nach einer Definition des Begriffes die Entstehungsbedingungen<br />

und erkenntnistheoretischen Hintergründe skizzieren, da diese für ein Verständnis des<br />

Konzepts essenziell sind.<br />

2.1 Definition<br />

Anselm Strauss und Juliet Corbin (1990, 24) definieren die <strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong><br />

folgendermaßen: „The grounded theory approach is a qualitative research method that uses a<br />

systematic set of procedures to develop an inductively derived grounded theory about a<br />

phenomenon“.<br />

In diesem kurzen Zitat, das im englischen Sprachraum oftmals als Standarddefinition<br />

zitiert wird, fällt schon eine Schwierigkeit des Begriffes auf. Der Begriff „<strong>Grounded</strong><br />

<strong>Theory</strong>“ wird sowohl für ein Set an systematischen Prozeduren - anders formuliert:<br />

Methoden - als auch für das Ergebnis des Forschungsprozesses gebraucht. Dadurch stellt<br />

sich die Frage, ob die <strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong> nun eine Methode, eine Methodologie oder eine<br />

spezifisch gestaltete Theorie darstellt.<br />

Die Antwort auf diese Frage öffnet das Tor zum Verständnis der <strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong>.<br />

Mit <strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong> wird sowohl die Theorie als auch der Prozess ihrer Generierung, welcher die<br />

Verwendung systematischer Methoden einschließt, bezeichnet. Diese doppelte<br />

Verwendung des Begriffes liegt in der erkenntnistheoretischen Position der <strong>Grounded</strong><br />

<strong>Theory</strong>, genauer der Position Anselm Strauss‘, begründet, welche davon ausgeht, dass die<br />

Qualität einer Theorie im Prozess ihrer Genierung begründet liegt. Susan Leigh Star<br />

beschreibt dieses Verhältnis mit der Metapher des Klebstoffes:<br />

„Das im Begriff ‚<strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong>‘ enthaltene Oxymoron ist ein Hinweis, dass diese Methode eine Form<br />

des Ringens mit dem ist, was den sichtbaren Grund mit der unsichtbaren Abstraktion vereint. Das der<br />

‚Kleber‘ Arbeit ist, wird in unterschiedlicher Weise in der Diskussion sichtbar, die die Arbeit der Forscher<br />

[…] fokussiert“ (Star 1991, 207, zit. n. Strübing 2008, 14; vgl. zum Verhältnis von Forschung und Arbeit<br />

auch Strauss 2004, 438f.).<br />

Das, was Star hier als sichtbaren Grund bezeichnet, ist das Phänomen, auf welches sich<br />

die <strong>Grounded</strong> <strong>Theory</strong>, die unsichtbare Abstraktion, bezieht. Sichtbare Empirie und<br />

unsichtbare Theorie werden durch Arbeit „zusammengeklebt“.

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