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wer hat angst vorm schattenmacher? - HTM Magazin

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Hey Lzzy, hab ich Dich endlich erreicht!<br />

Hi Max, ich weiß auch nicht, was da los war. Ich warte schon länger und musste<br />

sogar noch ein anderes Interview vorziehen, aber jetzt haben wir uns ja dran.<br />

Na Gott sei Dank. Wir <strong>hat</strong>ten ja bereits in München teilweise über Euer<br />

neues Album gesprochen. Nur <strong>hat</strong>te ich es just an diesem Tag erhalten<br />

und nur die zweistündige Autofahrt, um mir einen Eindruck zu verschaffen.<br />

Wir haben gerade Halbzeit zum Release. In weiteren sechs Wochen<br />

erscheint die Scheibe hier in Deutschland. Wie ist Dein Zustand gerade?<br />

Hehe, mein Zustand ist unbeschreiblich… die Spannung bringt mich um. Ich will<br />

endlich wissen, wie die Leute die neuen Songs finden, vor allem weil wir doch<br />

einige Neuerungen mit hinein gepackt und mutiger als je zuvor komponiert haben.<br />

Konntest Du Dich ein wenig damit… [tut tut tut… plötzlich war die Verbindung<br />

unterbrochen]<br />

[Ich rief erneut an] Lzzy? Bist Du da?<br />

Was war das denn jetzt wieder? Ich glaube, die Rock’n’Roll-Götter wollen uns<br />

heute auseinanderbringen… Frechheit!<br />

Das lassen wir nicht zu! Du wolltest wissen, ob ich das Album angehört<br />

habe? Ich kann Dir gar nicht genau sagen, wie oft schon. Es ist fantastisch<br />

und ist “Album der Ausgabe” [in diesem Heft] geworden!<br />

Oh, wirklich? Das ist ja spitze! Ich <strong>wer</strong>de gleich nach unserem Gespräch meinen<br />

Jungs davon berichten, die <strong>wer</strong>den sich auch tierisch freuen. [lacht]<br />

Ihr konntet live bei uns schon ein paar Nummern antesten. Wie waren<br />

die Reaktionen? Liegen Euch schon Kritiken vor?<br />

Weißt Du, wir kommen ja wahnsinnig gerne nach Übersee und speziell nach<br />

Deutschland, da die Fans unglaublich konzentriert sind und sich richtig mit der<br />

Musik auseinandersetzen. Die amerikanischen Fans sind da viel einfacher einzuschätzen<br />

– entweder sie gehen ab, dann mögen sie’s oder sie tun es eben nicht.<br />

Und in Deutschland flippen die Leute vielleicht etwas weniger aus, bescheren uns<br />

dann aber einen herzlichen Applaus und einen warmen persönlichen Empfang.<br />

Das merkt man auch an den unglaublich netten Menschen, die uns nach den Konzerten<br />

noch am Merchstand oder Tourbus besuchen kommen, um sich mit uns zu<br />

unterhalten. Man spürt sofort die Leidenschaft der Leute. Das gilt auch für die Reviews,<br />

die wir erhalten. Du glaubst gar nicht, wie viel wir dabei noch selbst über<br />

unsere eigene Platte lernen! Und das macht uns glücklich.<br />

Dann bin ich mal gespannt, was Du heute wieder dazu lernst! [lacht] Ich<br />

hab mich natürlich auch eingängig mit dem Werk beschäftigt. Aber als<br />

erstes erklär uns bitte mal, warum die Scheibe „The Strange Case Of…“<br />

heißt.<br />

Das ganze Album wurde inspiriert durch die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde<br />

[„The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ vom schottischen Schriftsteller Robert<br />

Louis Stevenson anno 1886]. Als wir die ersten Song geschrieben <strong>hat</strong>ten,<br />

wurde uns ein ungeheurer Anstieg an Energie bewusst… die Stücke waren<br />

schneller, härter, ich schrie wie irre umher und wir <strong>hat</strong>ten eine neue Facette an<br />

uns entdeckt. Als wir in der Mitte des Schreibprozesses ankamen, entwickelten<br />

sich plötzlich sehr persönliche, sanfte Stücke, die im krassen Gegensatz zu den<br />

anderen Liedern standen. Diese Dualität erinnerte mich dann an die Geschichte<br />

von Jekyll und Hyde, was ich geradewegs meinen Jungs erzählte. Die drehten sich<br />

nur um und sagten: „Hey Lzzy, Du bist Miss Hyde!“ und plötzlich machte alles Sinn.<br />

Obwohl die Charaktere der Originalgeschichte völlig konträr sind, haben sie gezeigt,<br />

dass eine Koexistenz möglich ist. Und das habe ich dann mir auch kurzerhand<br />

zugeschrieben. Ich glaube, ich habe meine Jungs damit wohl etwas<br />

verschreckt, aber sie haben’s mittlerweile verkraftet, haha!<br />

Einer meiner Lieblingssongs der neuen Platte ist „I Miss The Misery“.<br />

Das Stück <strong>hat</strong> einen leicht masochistischen Charakter, oder? [grinst]<br />

20 halestorm h | T | M ausgabe #3 - mai/juni 2012<br />

Der seltsame Fall der Lzzy Hale<br />

Die Hard Rocker aus Pennsylvania, USA haben es mit ihrem neuen und zweiten Album geschafft, mich so von den Socken zu hauen, dass sie sich ungehindert<br />

die Pole Position meiner TOP 5 ergatterten und “The Strange Case Of…” sogar noch zum Album der Ausgabe gekürt wurde. Ich konnte bereits<br />

vor rund zwei Monaten mit Po<strong>wer</strong>-Röhre Lzzy Hale anlässlich ihrer Supporttour für SHINEDOWN ein Gespräch führen – woraus auch der SOUND<br />

CLASH der letzten Ausgabe entstand – und freute mich nun, nochmal gute sechs Wochen später, mit ihr zu telefonieren… was sich jedoch vorerst als<br />

schwieriges Unterfangen erwies. Unzählige Anrufe auf verschiedenen Rufnummern waren nötig, um die Gute an die Strippe zu bekommen…<br />

Ja, so könnte man sagen… [grinst] Ich habe oft darüber nachgedacht, wie ich<br />

diesen Song erklären soll, haha! Nun, es geht dabei nicht um physische Pein.<br />

Hm… also, stell Dir vor, Du bist mit jemandem ewig zusammen, <strong>hat</strong>test immer<br />

Deine Schwierigkeiten mit ihm und hast Dich oft gezofft usw., und plötzlich<br />

trennst Du Dich von ihm und all diese Probleme sind verschwunden. Im ersten<br />

Moment mag das erleichternd sein, aber dann kommt aufgrund der jahrelangen<br />

Gewohnheit das Gefühl auf, dass Dir etwas fehlt. Und Dir fehlt der Zwist, der Streit<br />

um etwas, der Streit für etwas! Weißt Du was ich meine?<br />

Ich denke schon.<br />

Ich <strong>hat</strong>te noch nie über solche Dinge zuvor geschrieben, aber ich <strong>hat</strong>te das starke<br />

Bedürfnis, mehr von meinem Innersten, von meiner Persönlichkeit in meinen Texten<br />

zu verarbeiten. Ich wollte nicht noch mal Texte wie „I get off on you, you get<br />

off on me“ bringen. Ich bin seit Gründung dieser Band [1997 im Alter von 13 Jahren!]<br />

das Zugpferd, der Kopf und Beschützer von drei Burschen in Einem… ich<br />

<strong>hat</strong>te nie groß die Gelegenheit auch mal ein Mädchen zu sein. Ich musste immer<br />

die Taffe markieren, um die Band in diesem harten Business voranzutreiben. Versteh<br />

mich nicht falsch, ich liebe es zu rocken, völlig auszuticken, mit den anderen<br />

Dreien abzuhängen, durch die Welt zu gurken und live zu spielen… aber auf der<br />

anderen Seite bin ich auch gerne zuhause, lade meine Eltern ein, bekoche sie und<br />

unterhalte mich mit ihnen den ganzen Abend auf der Couch. So bin ich und so<br />

wollte ich mich auch einmal zeigen können. Man weiß nie, was kommt, und man<br />

<strong>hat</strong> auch keine Ahnung, wohin einen dieses unfassbar harte Musikbusiness mit<br />

all seinen schrägen und aggressiven Seiten bringt. Aber ich liebe es!<br />

Also doch masochistisch veranlagt!<br />

Ja, muss wohl so sein! [beide lachen]<br />

Ein anderer Song, der mich vollkommen in seinen Bann gezogen <strong>hat</strong>,<br />

ist „Beautiful With You“ [eine von drei ruhigeren Songs]. Er <strong>hat</strong> eine sehr<br />

emotionale, positive Note.<br />

Ja, das <strong>hat</strong> er. Schön, dass Du das auch so siehst. In diesem Song geht es nicht<br />

zwangsweise um mich selbst, obwohl ich die Lyrics natürlich von meiner Sicht<br />

aus geschrieben habe. Es geht um Situationen im Leben, wo du einfach mal eine<br />

Schulter zum Ausweinen brauchst, jemanden der dich auffängt, bei dem du weißt,<br />

du bist in guten Händen, wenn’s dir grad mal nicht so gut geht. Das muss nicht<br />

der eigene Partner sein, sondern kann einfach nur ein Freund sein, egal ob Männlein<br />

oder Weiblein. Man fühlt sich eben mit dieser Person wieder gut.<br />

Ein sehr ironischer Titel ist "YouCallMeABitchLikeItsABadThing”. Ich<br />

kann mir nicht vorstellen, dass Dir das wirklich gefällt, so genannt zu<br />

<strong>wer</strong>den, oder sind wir jetzt einen Schritt weiter als Masochismus? Haha!<br />

[beide lachen] Nein, nein… ich stehe nicht wirklich auf solche Beschimpfungen,<br />

aber ich wollte aus Spaß das Negative aus diesem Schimpfwort in was Positives<br />

umwandeln. Weiß Du, ich bin ein Mädel und Sängerin einer Rockband und muss<br />

in einer männerdominierten Industrie zurechtkommen. Und glücklicherweise<br />

gab es vor mir genügend Frauen, die einiges über sich ergehen lassen mussten<br />

und quasi die Pioniere für den „female fronted Rock“, wie man so schön sagt,<br />

waren. Ich habe dieses Wort deshalb auch nie so negativ betrachtet, wie es in seinem<br />

Ursprung gemeint ist. Ich <strong>wer</strong>de oft gefragt, ob es hart ist, als Frau im<br />

Rock´n´Roll… und das ist meine Weise damit umzugehen: Das Klischee auf<br />

die Schippe zu nehmen. Und hey, wenn du in der Lage bist, es auf der Bühne zu<br />

bringen, nimmst du den Nörglern auch jede Grundlage. Ich sitze hier und <strong>wer</strong>de<br />

ernst genommen und kann jeden Tag das tun, wo mein Herz dran hängt… da<br />

finde ich „Bitch“ nicht wirklich schlimm!<br />

Aber „Freak bedeutet etwas“ laut Deinem Songtext?<br />

Definitiv! Mein kleiner Bruder Arejay [Drummer bei HALESTORM] brachte mich<br />

darauf. Er sagte: „Schau Dir nur diese Wahnsinnigen an, die auf großen Festivals<br />

zelten und zum Frühstück sich ein Bier reinkippen, um dann vor der Bühne zu<br />

deiner Musik abzugehen…das sind echt Freaks! Freaks wie wir es sind!“ Diese<br />

ganzen Rocker und Metalheads sind schon ein ganz besonderes Völkchen, und<br />

das wollten wir auch aufs Album bringen. Ein Freak zu sein, ist in unseren Augen<br />

etwas Besonderes, aber auf bestimmte Art etwas Liebevolles.<br />

Das bringt mich sogleich zu Eurem Song „Rock Show“. Interessanterweise<br />

ist das Stück trotz des fetten Titels gar nicht so rockig, im Sinne<br />

von brutal, heftig und treibend. Du singst ihn auch sehr zurückhaltend<br />

und man <strong>hat</strong> fast das Gefühl, Du sprichst von einer Rock Show, als wäre<br />

sie etwas Erhabenes, zudem Du Dich hingezogen fühlst… fast auf romantische<br />

Weise.<br />

Das ist schön, wie Du das ausgedrückt hast, und es stimmt auch noch! Es soll einen<br />

gewissen religiösen Touch vermitteln, wie wenn du in die Kirche gehst. Das Ganze<br />

wird betrachtet durch die Augen eines jungen Mädchens, das gerade dabei ist,<br />

seinen Lebensweg herauszufinden und auf seinem ersten Rock Konzert eine Offenbarung<br />

erlebt. Dazu eine kleine Hintergrundgeschichte: Ich kenne ein Mädchen,<br />

das ist 13 Jahre alt und spielt Gitarre in einer kleinen Band. Sie <strong>hat</strong>te uns bei einem<br />

Konzert besucht und mir danach einen herzerweichenden Brief geschrieben. Das<br />

Konzert habe ihr die Augen geöffnet und wir hätten ihr geholfen, ihren Weg im<br />

Leben zu finden… das <strong>hat</strong> mich sehr bewegt, weshalb ich auf Basis ihres Briefes<br />

den Song geschrieben habe und ihn ihr damit widme. Ich hoffe, sie wird sich darin<br />

wiederfinden.<br />

Das ist die wohl schönste Art, sich bei seinen Fans zu bedanken! Lzzy,<br />

die letzte Frage zu Eurem Album… ich habe mich etwas gewundert,<br />

warum die drei ruhigen Songs alle hintereinander kommen und nicht<br />

quer verteilt platziert wurden. Das <strong>hat</strong> doch sicher einen bestimmten<br />

Grund, wie ich Dich kenne?<br />

Ja, auch hier hast Du wieder Recht… Du bist übrigens einer der Wenigen, die das<br />

bemerkt haben. Als die Scheibe fertig gemischt und gemastert war, kam unsere<br />

Plattenfirma auf uns zu und meinte, wir sollten sicherstellen, dass die Songs in<br />

der von uns bevorzugten Reihenfolge stehen. Wir sind in erster Linie eine Liveband<br />

und stellten uns das Album als Gig vor. Und wenn wir eine Setlist für einen Auftritt<br />

zusammenschreiben, versuchen wir immer darauf zu achten, den Zuschauer in<br />

die richtige Stimmung zu versetzen. Und bevor wir die ruhigen Songs auseinanderreißen,<br />

haben wir sie lieber hintereinander platziert, um die Atmosphäre für<br />

eine Weile so aufrecht zu erhalten.<br />

Gute Wahl, wie ich meine. So, Lzzy, lass uns zum Abschluss noch kurz auf<br />

etwas anderes kommen: Ich <strong>hat</strong>te vor kurzem das Debut von ADRENALIN<br />

MOB bekommen und hörte es gerade durch. Als ich beim DURAN DURAN-<br />

Coversong „Come Undone“ angelangt war und eine Frauenstimme<br />

hörte, dachte ich mir sofort, „so singt nur eine: Lzzy!“<br />

Erwischt! Ja, ich bin seit unseren gemeinsamen Auftritten letzten Sommer mit<br />

Mike Portnoy befreundet, als er noch für AVENGED SEVENFOLD trommelte. Und<br />

als wir gerade unsere Platte aufnahmen, erhielt ich einige Nachrichten von ihm<br />

auf dem AB, dass ich ihn zurückrufen sollte. Mein Bruder Arejay war deshalb ein<br />

bisschen neidisch… „warum ruft eigentlich Mike Portnoy Dich an und nicht<br />

mich? Immer wollen alle nur Dich haben!“ [lacht] Ich war natürlich total geplättet,<br />

dass diese Jungs, mit ihrem monströsen musikalischen Background, ausgerechnet<br />

mich wollten, um bei dem Song mitzusingen. Da das Ganze relativ zügig<br />

vonstatten gehen musste, stand ich letzten Endes im Keller meines Engineers<br />

und sang den kompletten Song ein, da mir keine Vorgabe gemacht wurde. Ich<br />

sagte dann, sie sollen sich einfach das rauspicken, was sie mögen und brauchen.<br />

Tja, so kam das.<br />

Eine gelungene Coverversion, die durch Deinen Beitrag auf jeden Fall<br />

gewonnen <strong>hat</strong>… und das sagt Dir ein großer DURAN DURAN-Fan, wie<br />

Du ja weißt.<br />

www.halestorm.com<br />

Interview & Text: max<br />

skurril aber witzig<br />

Die kanadischen Progressive Metaler PROTEST THE HERO spielen seit ihrer Gründung<br />

in der gleichen Besetzung, was schon außergewöhnlich ist. Ebenfalls außergewöhnlich<br />

<strong>hat</strong> die Band auf einige unserer Fragen geantwortet, die wir für<br />

dieses Interview per Email stellen mussten. Diese eindimensionale Art der Kommunikation<br />

verleitet so manchen Zeitgenossen zu extremer Maulfaulheit. Einsilbige<br />

Reaktionen auf ausgefeilte und wohlüberlegte Fragen sind keine<br />

Seltenheit. Darum möchten wir an dieser Stelle besonderen Dank sagen für ein<br />

- wie wir finden - kurzweiliges und unterhaltsames Elektronikpostgespräch!<br />

Eure Band HAPPY GO LUCKY habt Ihr 1999 im Alter von 14 Jahren gegründet. Was war der Plan?<br />

Wir wollten nur etwas Spaß haben... ein paar lustige Lieder schreiben, die schnell und eingängig waren und dann eines<br />

Tages im örtlichen Club „The Dungeon“ spielen.<br />

Mit Eurer ersten EP habt Ihr Euch in PROTEST THE HERO umbenannt. Was ist an diesem Namen besser?<br />

Unsere Band <strong>hat</strong>te einiges losgetreten. Die Shows wurden immer größer und wir dachten, dass wir mit HAPPY GO LUCKY<br />

einfach keinen Stich machen konnten. Damals dachten wir, der neue Name wäre saucool. Heute finden wir ihn ziemlich<br />

dämlich, hehehe.<br />

Wie kam Eure erste Platte "Kezia" zustande? Sollte ihre aus drei Perspektiven erzählte Geschichte die gleiche<br />

Komplexität wie Eure Musik besitzen?<br />

Als wir das Album geschrieben haben war ein Maximum an Vielfalt, Kniffligem und Mehrdeutigkeiten das Höchste der Gefühle.<br />

Ich bin darüber zwar froh, aber würden wir diesen Stil noch mal aufgreifen? Ich denke nein. Wir <strong>hat</strong>ten mit "Kezia"<br />

unser Konzeptalbum und es schien den Leuten zu gefallen. Aber jetzt haben wir uns in eine andere Richtung bewegt und<br />

können über all die anderen Bands, die sich einem dummen Konzeptzwang unter<strong>wer</strong>fen, nur lachen.<br />

Seit 1999 habt Ihr Euer LineUp nie verändert, das ist nicht unbedingt die Norm. Andere Bands haben eine<br />

hohe Fluktuationsrate. Was schweißt Euch so sehr zusammen, dass Ihr nicht auseinanderbrecht?<br />

In erster Linie sind wir alle ziemlich locker drauf. Wenn sich jemand in der Band wie ein verdammter Idiot benimmt, reden<br />

wir so lange Mist hinter seinem Rücken, bis die Aggressionen verflogen sind und sich keiner mehr darum scheren braucht.<br />

Das ist das Geheimnis unseres Erfolges. Und es funktioniert!<br />

Ein Konzept, das sich so mancher mal abschauen könnte, hehe! Wie schon erwähnt, ist Eure Musik sehr komplex<br />

und Eure technischen Fähigkeiten sind beachtlich. Habt Ihr alle Musik studiert, oder wie konntet Ihr<br />

diese Versiertheit sonst erlangen?<br />

Jeder, der bei uns ein Saiteninstrument spielt, <strong>hat</strong> am Berklee College of Music Online-Kurse gebucht. Ich weiß nicht, ob das<br />

was gebracht <strong>hat</strong>, aber genau das haben wir gemacht.<br />

Nun, bei John Petrucci und Co. [DREAM THEATER] <strong>hat</strong>’s auch funktioniert. Viele kanadische Bands genießen<br />

den Ruf, ein sehr hohes technisches Niveau zu fahren. Ich frage mich manchmal, ob es ein geheimes Gen-<br />

Labor in Kanada gibt, das diese Musiker erschafft.<br />

Hehehe, nein, so einen Gen-Pool gibt es sicher nicht. Wir haben uns daran gewöhnt, dass immer behauptet wird, wir Kanadier<br />

stechen musikalisch hervor. Ich persönlich glaube das nicht. Außer bei diesem Quebec Grindcore Zeug vermag ich keine<br />

allzu komplexe Musik in Kanada zu entdecken. Es sei denn, Du willst auf Justin Bieber raus, dessen enorme Vielseitigkeit<br />

natürlich auf den Schultern jedes einzelnen kanadischen Staatsbürgers lastet, hehehe.<br />

Schon Eurer 2008er Album „Fortress“ landete auf dem ersten Platz der kanadischen Charts und in den Billboard<br />

200 auf Rang 95. Dabei ist Eure Musik alles andere als Mainstream. Was für ein Gefühl war das, so jung<br />

so hoch einzusteigen?<br />

Das war eigentlich ziemlich cool. Wir steckten in irgendeinem verdammten Arschkaff in den USA, <strong>hat</strong>ten ein paar Bierchen<br />

verhaftet und spielten „Binokel“ [Kartenspiel]. Wir prosteten uns auf die Platzierungen zu, aber in Wahrheit war uns das eigentlich<br />

ziemlich egal. Es waren nur Zahlen und damit nicht greifbar.<br />

Wenn ich mir das „Scurrilous“ Coverartwork anschaue, das Arifs Großvater gemacht <strong>hat</strong>, frage ich mich, ob<br />

es nicht noch andere Künstler in Euren Familien gibt?<br />

Ja, in Arifs Familie gibt es einige Künstler, mehr oder weniger berühmte. Ich glaube, sein Großvater und sein Onkel sind die<br />

bekanntesten Maler im mittleren Osten. Aber man kann sicherlich sagen, gerade wenn man mit Riffy quatscht, dass er einer<br />

langen Ahnenreihe von Künstlern und Metalheads entstammt.<br />

Ich bezeichne Eure Art von Musik gerne als "Musik für Musiker". Ihr aber habt im Gegensatz zu anderen progressiven<br />

Bands in kurzer Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht.<br />

Wir sind etwas schrullig. Ich weiß nicht, ob nur wir fünf seltsam sind oder wir zusammen nur seltsame Musik machen. Sicherlich<br />

unterscheiden wir uns von anderen der Prog-Szene. Ich bin sogar ganz froh, dass diese Menschen sich so verdammt<br />

ernst nehmen. Wenn nur einige dieser Idioten die halbe Zeit in das Schreiben von guten Songs investieren würden, die sie<br />

mit dem Schreiben von verrückten Songs vertrödeln, wäre die Welt viel interessanter.<br />

Auch Dein Gesang ist sehr facettenreich. Bist Du extrem talentiert oder ein Schüler von Melissa Cross, hehe..?<br />

Danke! Nein, ich bin kein Schüler von Melissa. Ich traf sie aber ein paar Mal und sie ist zuckersüß. Ich <strong>hat</strong>te ein Jahr lang Unterricht<br />

bei einer dicken, fetten Schlampe, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich sexuell belästigt <strong>hat</strong>. Ich musste<br />

mein Hemd ausziehen und mich auf ihre Couch legen. Dann <strong>hat</strong> sie mich überall betatscht. Ich weiß, das klingt traumatisierend,<br />

aber dachte mir nichts dabei. Ich fand’s damals ganz lustig und noch viel lustiger jetzt! Sie <strong>hat</strong>te mich wie einen<br />

Truthahn mit ihren fettigen Fingern bearbeitet, um sich an meinem Fleisch zu laben, hahaha!!<br />

Heiliger Bimbam! Wie ekelhaft! Zum Abschluss: Kannst Du straighten Rock hören, Hard Rock oder sogar<br />

Thrash Metal, ohne Dich zu langweilen?<br />

Natürlich! Genialität liegt oft im Einfachen, was leider von der jüngeren<br />

Generation von virtuosen Musikern übersehen wird. Manchmal<br />

muss Etwas simpel gespielt <strong>wer</strong>den, damit es gut klingt. Ganz relaxt.<br />

www.protestthehero.com<br />

Interview: volker | text: alfred<br />

www.htm-magazin.de the bulletmonks 21

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