08.10.2020 Aufrufe

nullsechs Stadionmagazin - Heft 2 2020/21

Das zweite Heft der neuen Saison ist jetzt online. Auch diese Ausgabe erscheint Corona-bedingt exklusiv als ePaper. Darin zu lesen gibt es wieder allerlei Wissenswertes rund um den Adlerclub. Besonderes Highlight ist dabei sicher das exklusive Porträt über unseren neuen Sportdirektor Peter Niemeyer. Blättern Sie durch...

Das zweite Heft der neuen Saison ist jetzt online. Auch diese Ausgabe erscheint Corona-bedingt exklusiv als ePaper. Darin zu lesen gibt es wieder allerlei Wissenswertes rund um den Adlerclub. Besonderes Highlight ist dabei sicher das exklusive Porträt über unseren neuen Sportdirektor Peter Niemeyer. Blättern Sie durch...

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STRATEGIE<br />

NULLSECHS | 5<br />

nach vorn: „Wenn wir es hier schaffen,<br />

dass die verschiedenen Zahnräder<br />

ineinander greifen, können wir<br />

eine große Kraft entwickeln. Wir<br />

müssen es schaffen, die Expertise,<br />

die hier im Verein an allen Stellen<br />

steckt, zu bündeln und dafür zu<br />

sorgen, dass alle in dieselbe Richtung<br />

schauen. Es ist hier eine Riesenchance.<br />

Für mich, für Preußen und<br />

auch die Region.“<br />

Zwei Jahre liegt der Schritt, dass der<br />

Defensivspezialist, der während<br />

seiner Karriere für Twente Enschede,<br />

Werder Bremen, Hertha BSC und<br />

Darmstadt 98 auflief, seine Laufbahn<br />

beendete, zurück. „Ich hatte eigentlich<br />

das Gefühl, ich würde noch lange<br />

spielen, habe aber auch gemerkt,<br />

dass eine Verletzung am Fuß nicht<br />

wirklich besser wurde. Daraufhin<br />

habe ich den Entschluss gefasst, dass<br />

es vorbei ist“, blickt Niemeyer zurück<br />

und merkt durchaus selbstkritisch<br />

an: „Auf diesen Moment hatte ich<br />

mich nie wirklich vorbereitet.“ Sein<br />

Leben änderte sich von heute auf<br />

morgen und der durchgetaktete Alltag<br />

des Fußballprofis wurde gegen<br />

das völlige Gegenteil eingetauscht.<br />

„Für andere ist nicht zu wissen, welcher<br />

Wochentag ist, Urlaub. Für mich<br />

war das Stress pur. Ich habe den Fußball<br />

gelebt.“ Auch wenn es sich anfänglich<br />

schleppend anfühlte, entwickelte<br />

sich die Karriere nach der<br />

Karriere doch zügig. Aus einer Hospi<br />

tation bei Enschede wurde eine<br />

Festanstellung, jetzt ist Niemeyer als<br />

Sportdirektor bei den Preußen angekommen.<br />

Wenn er derweil auf seine Zeit als<br />

Profi zurückblickt, wirken die Erin nerungen<br />

noch ganz frisch, als würden<br />

sie vor seinem inneren Auge wie<br />

eine Highlight-Folge im Fernsehen<br />

flackern. „Ich selbst nenne das immer<br />

einen Vergangenheitsoptimismus.<br />

Wenn ich jetzt über meine Karriere<br />

nach denke, sage ich, dass es die<br />

beste Zeit meines Lebens war und<br />

ich sie nicht genügend ausgekostet<br />

habe. Und das, obwohl ich sie schon<br />

sehr ausgekostet habe.“ „Im Nachhin<br />

ein hätte ich mich gerne während<br />

meiner Karriere schon mehr auf die<br />

Zeit danach vorbereitet.“<br />

Neben dem Fußball nahm er sich<br />

immer wieder auch Zeit für soziale<br />

Projekte, die ihm am Herzen lagen.<br />

„Ich konnte durch meine bloße Anwesenheit<br />

für gute Laune oder ein<br />

Lächeln sorgen. Auch das ist etwas,<br />

das begreifst du erst so richtig, wenn<br />

du es nicht mehr hast. Heute geht<br />

das nicht mehr so einfach.“<br />

Angesprochen auf seine Art und<br />

Weise auf dem Platz definiert sich<br />

Niemeyer recht klar: „Ich habe es geschafft,<br />

andere Spieler besser zu<br />

machen und sie glänzen zu lassen.<br />

Das war bei Bremen mit einem Diego<br />

und Özil aber auch nicht schwierig<br />

(Lacht). Ich habe immer das große<br />

Ganze gesehen und war nie ein Individualist.“<br />

Wenn er an diese Mo mente<br />

zurückdenkt, ist seine Leidenschaft<br />

förmlich zu greifen. „Mit der Mannschaft<br />

in der Kabine zu sitzen und zu<br />

wissen, auf uns kommt es gleich an,<br />

das war überragend. Natürlich hast<br />

du am Anfang auch Versagensängste,<br />

das gehört dazu. Aber zu wissen, du<br />

trittst den anderen Jungs gleich in<br />

den Arsch und versuchst, als Mannschaft<br />

an deine Leistungsgrenze zu<br />

kommen – da bekomme ich Gänsehaut“,<br />

erzählt Niemeyer, der diesen<br />

Nervenkitzel liebte: „Die Samstage,<br />

die immer darüber entschieden<br />

haben, ob eine Woche gut oder<br />

schlecht war. Dieser Adrenalinstoß<br />

war auch ein Suchtfaktor, das muss<br />

man so ehrlich sagen. Das war in<br />

Berlin mit der Medienlandschaft am<br />

Extremsten“, gibt er tiefe Einblicke<br />

in seine Erfahrungen. In Berlin erlebte<br />

Niemeyer mit dem Abstieg jedoch<br />

auch seine größte Niederlage,<br />

die bis ins Privatleben reichte. „Wir<br />

durften nicht mehr im Café was Essen<br />

gehen, weil die Leute uns sagten, wir<br />

sollen auf den Trainingsplatz. Da gab<br />

es Momente, da wurdest du nicht<br />

mehr als Spieler, sondern als Mensch<br />

verurteilt, das hat mir am meisten<br />

wehgetan.“<br />

Auch wenn der Tiefpunkt schmerzte,<br />

zurückblickend überwiegen die großartigen<br />

Erfahrungen, die er machen<br />

durfte. Zwei Aufstiege mit der Hertha<br />

in die Bundesliga, eine erfolgreiche<br />

Zeit in Enschede, der DFB-Pokalsieg<br />

mit Bremen, der Klassenerhalt mit<br />

Darmstadt, den er ausgerechnet in<br />

Berlin feierte. „Da durfte ich nach<br />

dem Spiel mit meinem Sohn vor dem<br />

Gästeblock feiern, der mit Darmstadt-<br />

Fans gefüllt war und im Hintergrund<br />

hat das Stadion ‚Niemeyer‘ gerufen.<br />

Ich habe gerade wieder Gänsehaut.<br />

Diese Momente bleiben für immer.“

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