Ludwig Tieck - "Der gestiefelte Kater" - Buch & Regie
Ludwig Tieck - "Der gestiefelte Kater" - Buch & Regie
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Hinze: Nun so sei zufrieden; ich schwöre dir, du sollst den Thron besteigen. Geht ab.<br />
Gottlieb: Wunderlich müßt es zugehn. - Doch kömmt ja in der Welt so manches unerwartet. Geht ab.<br />
Bötticher: Bemerken Sie doch die unendliche Feinheit, mit der der Kater seinen Stock hält, so zart, so leutselig.<br />
Fischer: Sie sind uns mit Ihren Feinheiten schon längst zur Last, Sie sind noch langweiliger als das Stück.<br />
Müller: Ja es ist recht verdrüßlich, immer diese Entwickelungen und Lobpreisungen anhören zu müssen.<br />
Bötticher: Aber der Kunstenthusiasmus sucht sich doch auszusprechen.<br />
Schlosser: O es soll nun gleich zu Ende sein! Fassen Sie an, bester Herr Leutner; Herr Müller, halten Sie ihm den Kopf,<br />
ich habe hier eine Maschine, die ihm den Mund schließen und das Sprechen untersagen wird.<br />
Bötticher: Sie werden doch nimmermehr -<br />
Schlosser: So, nun steckt ihm der Knebel schon im Munde; Herr Fischer, lassen Sie die Feder zuschnappen, so ist die<br />
Sache gemacht. Sie knebeln ihn.<br />
Bötticher: Das ist doch himmelschreiend, daß ein Kunstke- -<br />
Schlosser: Kunstkenner will er sagen. So, jetzt wird doch von der Seite Ruhe sein. Nun sehn Sie hübsch still und<br />
bedächtlich zu.<br />
Zweite Szene<br />
Freies Feld.<br />
Hinze mit Tornister und Sack: Ich bin der Jagd ganz gewohnt worden, alle Tage fang ich Rebhühner, Kaninchen und<br />
dergleichen, und die lieben Tierchen kommen auch immer mehr in die Übung, sich fangen zu lassen. - Er spreitet seinen<br />
Sack aus. Die Zeit mit den Nachtigallen ist nun vorbei, ich höre keine einzige.<br />
Die beiden Liebenden treten auf.<br />
Er: Geh, du bist mir zur Last.<br />
Sie: Du bist mir zuwider.<br />
Er: Eine schöne Liebe!<br />
Sie: Jämmerlicher Heuchler, wie hast du mich betrogen!<br />
Er: Wo ist denn deine unendliche Zärtlichkeit geblieben?<br />
Sie: Und deine Treue?<br />
Er: Deine Wonnetrunkenheit?<br />
Sie: Deine Entzückungen?<br />
Beide: <strong>Der</strong> Teufel hat's geholt! das kommt vom Heiraten!<br />
Hinze: So ist die Jagd noch nie gestört worden. - Wenn Sie doch geruhen wollten, zu bemerken, daß dieses freie Feld für<br />
Ihre Schmerzen offenbar zu enge ist, und irgendeinen Berg besteigen.<br />
Er: Schlingel! Gibt Hinzen eine Ohrfeige.<br />
Sie: Flegel! Gibt ihm von der andern Seite eine.<br />
Hinze knurrt.<br />
Sie: Ich dächte, wir ließen uns scheiden.<br />
Er: Ich stehe zu Befehl. Die Liebenden gehen ab.<br />
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