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Magazin "Zukunft Holz" Nr. 6 - Kleiner Kiel Kanal

Von öffentlichen Plätzen mit attraktiven Holzelementen profitieren die Kieler Bürger*innen, denn im August 2020 wurde der „Kleine Kiel-Kanal“ eröffnet. Die aus zwei Becken bestehende Wasserfläche verbindet zumindest optisch den Bootshafen und den Kleinen Kiel in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins. Landschaftsarchitekt Dirk Christiansen (bgmr) aus Berlin erzählt im Interview, wie er Bau und Planung des Kleinen Kiel-Kanals erlebt hat. Sein Team gewann damals die Ausschreibung zur Neugestaltung des 170 m langen Fleets. Der massive Einsatz von Holz bei diesem Projekt war ein Wunsch der Bürger*innen. Nach zweijähriger Belastungsprobe entschied sich die Stadt Kiel für den Einsatz von Kebony.

Von öffentlichen Plätzen mit attraktiven Holzelementen profitieren die Kieler Bürger*innen, denn im August 2020 wurde der „Kleine Kiel-Kanal“ eröffnet. Die aus zwei Becken bestehende Wasserfläche verbindet zumindest optisch den Bootshafen und den Kleinen Kiel in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins.

Landschaftsarchitekt Dirk Christiansen (bgmr) aus Berlin erzählt im Interview, wie er Bau und Planung des Kleinen Kiel-Kanals erlebt hat. Sein Team gewann damals die Ausschreibung zur Neugestaltung des 170 m langen Fleets. Der massive Einsatz von Holz bei diesem Projekt war ein Wunsch der Bürger*innen. Nach zweijähriger Belastungsprobe entschied sich die Stadt Kiel für den Einsatz von Kebony.

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wofür in Deutschland vor allem in Hinblick<br />

folgende Freiraumprojekte werden es<br />

wiederum angrenzende Gebäude nach<br />

Welchen Stellenwert hat das Thema Nach-<br />

auf die noch bestehende Nutzung durch<br />

dadurch sicherlich etwas leichter haben.<br />

dem Krieg gegründet wurden und daher<br />

haltigkeit bei diesem Projekt und wo sind<br />

den Busverkehr derzeit nur sehr wenig<br />

Gerade in tradierten Räumen, die lange<br />

nicht zu beseitigen waren. Zudem waren die<br />

die Unterschiede zu Projekten, wie sie viel-<br />

weitere gute Beispiele existieren. Der Klei-<br />

nicht mehr „planerisch bewegt“ wurden, ist<br />

Kampfmittelerkundungen sehr aufwendig,<br />

leicht noch vor zehn Jahren geplant wurden?<br />

ne <strong>Kiel</strong>-<strong>Kanal</strong> sollte auch ein Wohlfühlraum<br />

es wichtig, dass die Nutzer- und Nutzerin-<br />

und die Planung musste an einen zentra-<br />

Kurioserweise sind ja vom Wettbewerb<br />

werden. Zumindest war das eine Erwar-<br />

nen der Innenstadt ein positives Verhältnis<br />

len Schmutzwassersammler, der aufgrund<br />

bis zur Realisierung insgesamt ca. acht<br />

tung, die im Zuge der Öffentlichkeitsbetei-<br />

zum Wandel entwickeln und mit Opti-<br />

seiner Größe und Bedeutung für die Innen-<br />

Jahre vergangen. Ich denke, unser Wett-<br />

ligung geweckt wurde, was unter anderem<br />

mismus an die Veränderung gehen. Wir<br />

stadt zu erhalten war, angepasst werden.<br />

bewerbsbeitrag platzierte damals be-<br />

Dazu kamen noch die Frage der langfristi-<br />

reits Innovationsthemen, die von der Jury<br />

gen Gewässerreinhaltung, die bauzeitliche<br />

erkannt wurden. Dazu zählen beispiels-<br />

Verlegung des kompletten innerstädtischen<br />

weise die bereits angesprochene Klima-<br />

Busverkehrs aus dem Baustellenbereich und<br />

sensitivität durch die Einordnung von<br />

vieles mehr. Zudem gab es auch die teils<br />

Verdunstungsflächen und die Stärkung der<br />

heftig geführte Kontroverse über die Sinn-<br />

Selbstreinigungskräfte der neuen Gewäs-<br />

haftigkeit des Bauvorhabens, die auf der<br />

ser durch die Integration von Pflanzen-<br />

politischen Ebene ausgetragen wurde, aber<br />

filtern. Der nachwachsende Rohstoff Holz<br />

bis tief in die Stadtgesellschaft gewirkt hat.<br />

wurde sehr prominent eingesetzt, was in<br />

Man hat sich Zeit genommen, das Projekt<br />

Innenstadtlagen nicht selbstverständlich<br />

transparenter zu machen und besser zu<br />

ist. Es ließen sich aber leider auch nicht<br />

erklären. Zudem haben wir viele Hinweise<br />

alle Ziele umsetzen. So planten wir zu<br />

und Anregungen aus der Öffentlichkeits-<br />

Beginn des Projekts, Niederschläge von<br />

beteiligung in die Planung aufgenommen.<br />

Platz- und Verkehrsflächen in den Wasser-<br />

Das hat das Projekt sehr bereichert. Die<br />

kreislauf einzubinden, was zum damaligen<br />

verhältnismäßig lange Entwicklungszeit des<br />

Zeitpunkt aber leider an der technischen<br />

Sitzbänke – <strong>Kleiner</strong> <strong>Kiel</strong>-<strong>Kanal</strong> · © René Sievert<br />

Projekts hat auf allen Seiten viel Geduld,<br />

klare Überzeugungen, aber auch Flexibilität<br />

Umsetzung und der anderer prioritärer Innovationsthemen<br />

scheiterte, zum Beispiel<br />

und Offenheit für Veränderungen erfordert.<br />

mit der Gestaltung der Verkehrsflächen<br />

Das konnte nur gelingen, weil wir in unse-<br />

als stufenlos in die Platzfläche integrierte<br />

durch den Einsatz besonderer Materialien<br />

haben das Gefühl, dass dieser Optimismus<br />

rem Planungsteam aus Landschaftsarchi-<br />

Fläche – als sogenannten „shared space“.<br />

wie holzgedeckte Terrassen, den Boardwalk<br />

und prägnante Vegetationselemente<br />

auch erreicht wurde. Das wichtigste Ziel<br />

und damit auch der wichtigste Eckpunkt<br />

des Projektes ist sicherlich, dass es galt, die<br />

„Marke“ der Innenstadt neu zu adressieren.<br />

Zeitweise war das zwar eine gewisse<br />

Hypothek, aber es scheint so, als ob uns<br />

das wirklich gut gelungen ist. Darauf-<br />

mit dem Projekt gewachsen ist.<br />

Welche Herausforderungen hatte das<br />

Projekt?<br />

Es gab zunächst vor allem technische<br />

Herausforderungen, z. B. eine sehr schwierige<br />

Gründungssituation und der Fund von<br />

unvorhergesehenen Fundamentresten eines<br />

im Krieg zerstörten Gebäudes, auf das aber<br />

tekten, Bauingenieuren, Verkehrsplanern,<br />

Tragwerksplanern sowie den Vertretern der<br />

Fachbehörden und der Projektleitung der<br />

Stadt <strong>Kiel</strong> sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet<br />

haben. Letztlich braucht es auch Lust<br />

und Begeisterung am Projekt. Und die war<br />

bei allen Beteiligten spürbar bis zur<br />

Eröffnung vorhanden.<br />

Gibt es neue Anforderungen an Landschaftsarchitekten<br />

bezüglich Klimawandel,<br />

moderne Verkehrsführung, Einbeziehung<br />

der Bürger/Bürgerinnen etc.?<br />

Ja, ich denke, dass gerade Projekte, die<br />

eine starke Veränderungswirkung im Alltag<br />

haben, besonders gut gegenüber der Öffentlichkeit<br />

erklärt, moderiert und diskutiert<br />

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