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zt:2020 - Jahrbuch der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten

Das Jahrbuch zt:2020 der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Steiermark und Kärnten beleuchtet wichtige Themen des Berufsstandes und Maßnahmen der Interessensvertretung in den Bereichen der Architektur und des Zivilingenieurwesens. Baukultur, Qualitätssicherung bei Bauvorhaben, Wohnbau, faire Auftragsvergabe, Raumordnung, Digitalisierung, Stadtentwicklung, Wasserbau, Vermessungswesen stellen nur einige Inhalte dar, über die in zt:2020 berichtet wird.

Das Jahrbuch zt:2020 der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Steiermark und Kärnten beleuchtet wichtige Themen des Berufsstandes und Maßnahmen der Interessensvertretung in den Bereichen der Architektur und des Zivilingenieurwesens. Baukultur, Qualitätssicherung bei Bauvorhaben, Wohnbau, faire Auftragsvergabe, Raumordnung, Digitalisierung, Stadtentwicklung, Wasserbau, Vermessungswesen stellen nur einige Inhalte dar, über die in zt:2020 berichtet wird.

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<strong>2020</strong> – 11<br />

Die Ohnmacht<br />

des <strong>Kammer</strong>funktionärs<br />

Dipl.-Ing. Helmut Wackenreuther<br />

Stv. Vorsitzen<strong>der</strong> Sektion<br />

ZivilingenieurInnen<br />

Wir <strong>Ziviltechniker</strong> <strong>und</strong> <strong>Ziviltechniker</strong><strong>innen</strong><br />

sehen uns seit<br />

Jahrzehnten mit zahlreichen<br />

Aktivitäten konfrontiert, die<br />

die Unabhängigkeit des Berufsstandes<br />

unterwan<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

bedrohen. Wo bleibt das Selbstvertrauen,<br />

das es braucht, um<br />

sich dagegen zu wehren?<br />

Man muss keinesfalls <strong>der</strong> Gruppe<br />

<strong>der</strong> Verschwörungstheoretiker<br />

angehören, um erkennen zu können,<br />

dass die Rufe nach gesetzlichen<br />

Än<strong>der</strong>ungen im Hinblick auf den<br />

Berufszugang o<strong>der</strong> die beinahe jährlich<br />

wie Schneeglöckchen aus dem<br />

Frühlingsboden sprießenden neuen<br />

Rechtsformen von ausführungsnahen<br />

Rechtspersönlichkeiten nicht<br />

mehr <strong>und</strong> nicht weniger zum Ziel<br />

haben, als das Vier-Augen-Prinzip<br />

zwischen Auftraggebern <strong>und</strong> unabhängigen<br />

Beratern auszuhebeln.<br />

Es wäre nun fast anmaßend o<strong>der</strong><br />

gar wehleidig zu glauben, dass<br />

diese Angriffe nur auf den Stand<br />

<strong>der</strong> <strong>Ziviltechniker</strong> erfolgen. Dies ist<br />

beileibe nicht so! Rechtsanwälte,<br />

Steuerberater, ja sogar Är<strong>zt</strong>e werden<br />

immer wie<strong>der</strong> mit dem Gebot <strong>der</strong><br />

Liberalisierung bedroht. Auffällig<br />

ist jedoch, dass diese Drohungen bei<br />

<strong>Ziviltechniker</strong>n in aller Regelmäßigkeit<br />

auf fruchtbaren Boden fallen.<br />

Die nachfolgenden Ausführungen<br />

stellen einen Versuch dar, Gründe<br />

<strong>für</strong> diesen unübersehbaren Trend zu<br />

finden. Natürlich ist es im Rahmen<br />

eines solchen Artikels nicht möglich,<br />

allen möglichen Ursachen abschließend<br />

auf den Gr<strong>und</strong> zu gehen.<br />

Ich wage jedoch die meines Erachtens<br />

bei Weitem nicht gr<strong>und</strong>lose<br />

Behauptung, dass dieses Problem in<br />

erster Linie einem Berufsstand-immanenten<br />

Mangel an Selbstvertrauen<br />

geschuldet ist.<br />

Verantwortung weit über<br />

Umsetzungszeiträume hinaus<br />

Die <strong>Ziviltechniker</strong> <strong>und</strong> <strong>Ziviltechniker</strong><strong>innen</strong><br />

mit ihrem breiten Spektrum<br />

an Tätigkeiten tragen <strong>für</strong> ihr<br />

Schaffen Verantwortung, die weit<br />

über die Umsetzungszeiträume<br />

ihrer Projekte hinausgeht. Nicht<br />

zulet<strong>zt</strong> spiegelt sich dies in <strong>der</strong><br />

Dauer <strong>der</strong> Haftung wi<strong>der</strong>, die weit<br />

über die üblichen gesetzlichen Gewährleistungsfristen<br />

reicht. Daran<br />

gekoppelt ist auch eine extrem hohe<br />

Verantwortung gegenüber unserer<br />

Umwelt <strong>und</strong> unserer Gesellschaft.<br />

Es erübrigt sich an dieser Stelle,<br />

beispielhafte Aufzählungen aus den<br />

Fachgebieten zu machen. Jedenfalls<br />

bewegen sich <strong>Ziviltechniker</strong><br />

in dieser Hinsicht auf Augenhöhe<br />

mit <strong>der</strong> ewig strapazierten Vergleichsberufsgruppe<br />

<strong>der</strong> Är<strong>zt</strong>e <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>er Freiberufler, die ihre Burg<br />

augenscheinlich wesentlich besser<br />

verteidigen als wir. Wie kommt es,<br />

dass wir <strong>Ziviltechniker</strong> als Berufsgruppe<br />

mit einer langen Tradition<br />

(seit 1860) im allgemeinen Selbstverständnis<br />

so schlecht verankert sind,<br />

wo wir im Gegenzug alle wissen,<br />

dass die Selbstverständlichkeiten<br />

unserer infrastrukturell geprägten<br />

Gesellschaft dem Wirken unseres<br />

Berufsstandes geschuldet ist?<br />

Meine Veranlassung, diesen Artikel<br />

zu verfassen, war ein Verhand­

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