Gemeindethemen - der Ev. Kirchengemeinde Wickrathberg
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"Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig"<br />
-Gedanken zur Jahreslosung 2012-<br />
Liebe Gemeinde,<br />
letztens hat mir <strong>der</strong> Großvater<br />
eines Kindes erzählt, dass sein<br />
kleiner Enkel, 1. Schuljahr, von<br />
älteren Kin<strong>der</strong>n auf dem Schulhof<br />
scheinbar grundlos auf den Boden<br />
gedrückt worden ist. Sie haben<br />
sich über ihn lustig gemacht,<br />
ihn in die Seite getreten und seien<br />
danach einfach weggerannt.<br />
Der Kleine hätte sich nicht wehren<br />
können und habe nun Angst,<br />
in die Schule zu gehen. „Unglaublich“,<br />
dachte ich. „Wo leben<br />
wir? Doch nicht mitten in einer<br />
Großstadt wie New York! Wo war<br />
die Pausenaufsicht? Konnte da<br />
denn niemand helfen?“<br />
Wer schwächer als an<strong>der</strong>e ist, ist<br />
oft auf sich allein gestellt und<br />
machtlos. Es ist äußerst<br />
schmerzhaft, in einer Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
den Kürzeren zu ziehen<br />
– ganz gleich, ob dies auf<br />
dem Schulhof geschieht, im Berufsleben,<br />
in <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong> im<br />
öffentlichen Leben. Schwäche<br />
zu zeigen ist sogar manchmal<br />
regelrecht gefährlich, denn wie<br />
steht man dann da, wenn man<br />
dem an<strong>der</strong>en einen Vorteil einräumt,<br />
klein beigibt o<strong>der</strong> offen<br />
zugibt,<br />
-04-<br />
dass man in einer Sache unterlegen<br />
ist? Man begibt sich so in<br />
die Hände, in die Macht, des an<strong>der</strong>en<br />
– und das wird nicht unbedingt<br />
gut ausgehen.<br />
Schwach sein, stark sein, taktieren,<br />
verlieren, gewinnen – all das<br />
sind menschlich geprägte Begriffe,<br />
die von einer Welt sprechen,<br />
in <strong>der</strong> <strong>der</strong> eine dem an<strong>der</strong>en<br />
Feind ist. Es ist unsere harte<br />
Welt und tagtägliche Realität,<br />
auch schon auf dem Schulhof<br />
<strong>der</strong> Grundschule. „Der Mensch<br />
ist des Menschen Wolf “, lautete<br />
schon das Zitat des röm. Dichters<br />
Titus Plautus, geboren ca.<br />
250 v. Chr.<br />
Warum steckt es nur in uns Menschen,<br />
dieses Sich-Behaupten,<br />
Bekämpfen, Besiegen, Bekriegen-Müssen?<br />
Stark sein, stärker<br />
als <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e, im Notfall mit<br />
Hinterlist o<strong>der</strong> mit Waffen. Schon<br />
bei Kain und Abel war es so. Es<br />
muss doch auch an<strong>der</strong>s gehen!<br />
In einer Welt, in <strong>der</strong> es ohne Gewalt<br />
und voller Achtung vor dem<br />
an<strong>der</strong>en zugeht. In <strong>der</strong> Tiefe unseres<br />
Herzens, davon bin ich<br />
überzeugt, sehnt sich doch je<strong>der</strong><br />
danach…