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Karg-Heft Nr. 3: Werte schulischer Begabtenförderung

Begabungsbegri und Werteorientierung

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<strong>Werte</strong> <strong>schulischer</strong> <strong>Begabtenförderung</strong>:<br />

Begabungsbegriff und <strong>Werte</strong>orientierung<br />

Ingmar Ahl<br />

Ach die <strong>Werte</strong> !<br />

Zum Geleit<br />

<strong>Werte</strong> der <strong>Begabtenförderung</strong> ? Mein Vater reagierte ungläubig<br />

auf das, was der Sohn ihm von den Plänen der<br />

<strong>Karg</strong>-Stiftung berichtete. Ob mir denn nicht klar sei, dass<br />

das Projekt zur Rettung des Abendlandes u. a. auch von<br />

ihm so um 1968 herum aus gutem Grund abgebrochen worden<br />

sei ? Und in der Tat geht es der <strong>Karg</strong>-Stiftung in dem<br />

von Gabriele Weigand, Armin Hackl und Olaf Steenbuck<br />

initiierten Gadheimer Kreis um keine billige laudatio temporis<br />

acti, um die Beschwörung der Welt von gestern und<br />

ihrer <strong>Werte</strong>. Der Sohn, Bildungshistoriker, weiß zudem<br />

um die Zeitlichkeit von <strong>Werte</strong>debatten. Und er weiß, dass<br />

die Klage über den <strong>Werte</strong>verfall beinahe so alt ist, wie die<br />

Welt selbst. Debatten über <strong>Werte</strong> der Erziehung und über<br />

<strong>Werte</strong>erziehung spiegeln zunächst den Zustand der Gesellschaft,<br />

die diese führt. Und die jeweils dann vermissten<br />

oder beschworenen <strong>Werte</strong> entlarvt die Generation der<br />

Söhne in ihrer Relativität rasch. Lohnt also das Nachdenken<br />

über <strong>Werte</strong>, gar über <strong>Werte</strong> des Bildungssystems oder im<br />

engeren Sinn der <strong>Begabtenförderung</strong> ?<br />

In den Debatten auch um die Hochbegabtenförderung ist<br />

von den Schule, Lehrer und Unterricht leitenden <strong>Werte</strong>n jedenfalls<br />

kaum die Rede. Ist dieser »Kompass« der Schule,<br />

zumal der schulischen <strong>Begabtenförderung</strong>, verlorengegangen<br />

? Dagegen wird viel vom Wert der Begabung gesprochen<br />

! Hohe Begabung wird buchstäblich in ihrer Verwertbarkeit<br />

gedacht. Da ist von Begabungsreserven die Rede,<br />

zu deren Hebung Deutschland im internationalen Wettbewerb<br />

gehalten sei. Da wird das Humankapital der Begabten<br />

im rohstoffarmen Land zitiert, das als Begründung für das<br />

Engagement für Hochbegabte taugt. Begabtenklassen und<br />

andere schulische Unternehmungen in der Hochbegabtenförderung<br />

werden gerne mit der Erwartung vorzeigbarer<br />

Performanz – am besten im Rahmen von Pisa, Wettbewerbsstatistiken,<br />

Abiturvergleichsmessungen, gerne auch<br />

geknüpft an Patente und Nobelpreise und anderes Messbare<br />

– bewertet. Das innere Selbstverständnis von Förderkonzepten<br />

in der Hochbegabtenförderung geht oft kaum<br />

über ein bloßes »Höher, Schneller, Weiter« hinaus. Und da

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