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Der Bilderfänger<br />
ER HATTE DAVID BECKHAM UND STEVE JOBS VOR SEINER LINSE, HAT FÜR MAGAZINE WIE STERN,<br />
DER SPIEGEL UND GEO DIE WELT BEREIST. JOHN MCDERMOTT IST EIN INTERNATIONAL BEKANNTER FOTOGRAF<br />
UND WAHLEPPANER, DER SEINE BILDER AUCH MIT DEN OHREN MACHT.<br />
Eine Terroristin war das Sprungbrett<br />
zu seiner Karriere. Patty Hearst, die Tochter<br />
eines amerikanischen Medienmoguls,<br />
wurde 1974 von einer linksradikalen Terroristengruppe<br />
entführt und misshandelt,<br />
aber zwei Monate später wurde sie<br />
selbst Mitglied der Gruppe. Sie beteiligte<br />
sich an mehreren Überfällen und wurde<br />
1976 zu 35 Jahren Haft verurteilt. Es<br />
war ein Jahrhundertprozess in den USA,<br />
mit im Gerichtsaal stand John McDermott<br />
– mit seiner Kamera in der Hand.<br />
<strong>Die</strong> Bilder von damals<br />
waren gut, so gut, dass<br />
sie im Time-Magazin<br />
erschienen und kurze<br />
Zeit später hatte der<br />
junge Amerikaner<br />
einen Vertrag für die<br />
gesamte Prozessdauer<br />
mit dem Wochenmagazin Newsweek<br />
in der Tasche. <strong>Die</strong> Tür zu einer steilen<br />
Karriere stand weit offen und sollte John<br />
McDermott in den nächsten Jahren quer<br />
über den Erdball in die Wohnzimmer<br />
berühmter Persönlichkeiten und internationaler<br />
Konzerne führen. Das Wichtigste,<br />
das er dabei mitgenommen hat?<br />
Einzigartige Bilder und Freunde, viele<br />
Freunde.<br />
ES GILT DAS UNSICHTBARE<br />
SICHTBAR ZU MACHEN.<br />
SPIELZEUG AUS JAPAN<br />
John McDermott fand auf Umwegen zu<br />
seinem Beruf. Als Sohn irischer Einwanderer<br />
in Philadelphia geboren, wuchs er in<br />
bescheidenen Verhältnissen auf. „Ich wollte<br />
immer schon Journalist werden und fern<br />
der Heimat an einer großen Universität studieren“,<br />
erinnert sich John zurück. <strong>Die</strong>ser<br />
Traum wurde Wirklichkeit, als er in eine<br />
Marineeinheit eintrat und ein Stipendium<br />
an der Uni in Wisconsin erhielt. Mit einem<br />
Studientitel in Geografie in der Tasche,<br />
diente John seinem Land<br />
fünf Jahre als Soldat, war<br />
eineinhalb Jahre auf einem<br />
Flugzeugträger und<br />
ging für neun Monate in<br />
den Vietnamkrieg. Nach<br />
der Militärkarriere zog<br />
es ihn in die Redaktion<br />
einer Provinzzeitung, als Korrekturleser.<br />
„Als sie mich nach einem Jahr wegen Personalabbau<br />
entlassen haben, haben sie mir<br />
ein großes Geschenk gemacht. <strong>Die</strong> Arbeit<br />
am Schreibtisch war definitiv nichts für<br />
einen Freigeist wie mich“, lacht John. John<br />
hatte zwischenzeitlich begonnen, mit seiner<br />
Kamera, die er während des Militärdienstes<br />
in Japan gekauft hatte, „herumzuspielen“.<br />
<strong>Die</strong>ses Spiel blieb nicht lange ein solches,<br />
ˆ<br />
Internationaler Fotograf, ohne Allüren<br />
und mit dem Blick fürs Wesentliche:<br />
John McDermott<br />
Quelle: Heike Rost<br />
eine Nachrichtenagentur wurde auf ihn<br />
aufmerksam und John machte seine Leidenschaft,<br />
seine Berufung zum Beruf.<br />
FOTOGRAFIEREN MIT ALLEN SINNEN<br />
Was macht eigentlich ein gutes Foto<br />
aus? <strong>Die</strong> Antwort von John lässt nicht<br />
lange auf sich warten: „Zunächst geht<br />
einem guten Foto eine Überlegung, ein<br />
26 // MÄRZ <strong>2021</strong>