Die Analfissur - Dr. Bernhard H. Lenhard, Heidelberg
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Fotos (Abb. 1-7): © <strong>Bernhard</strong> H. <strong>Lenhard</strong>, <strong>Heidelberg</strong><br />
162<br />
Zertifizierte Fortbildung<br />
a b<br />
Abb. 1a+b: Wichtige Differenzialdiagnose der <strong>Analfissur</strong>: Primäraffekte bei Lues 1.<br />
mit dem Spreizspekulum oder dem vorn offenen Proktoskop. Beide<br />
Untersuchungstechniken erlauben eine ausgezeichnete Beurteilung<br />
der gesamten Analstrecke. Bei hoher Schmerzhaftigkeit sollte<br />
zuvor eine Unterspritzung des Fissurareals mit einem Lokalanästhetikum<br />
erfolgen. Bei Einstellung des Analkanals mit dem Spreizspekulum<br />
ist ggf. auch die Sondierung der korrespondierenden<br />
Krypte mit der Hakensonde möglich, um eine beginnende Fistelbildung<br />
auszuschließen oder zu verifizieren.<br />
<strong>Die</strong> proktologische Basisdiagnostik beinhaltet selbstverständlich<br />
auch die Beurteilung des Rektums mittels Rektoskopie und<br />
damit den Ausschluss entzündlicher oder tumoröser Prozesse<br />
in diesem Bereich.<br />
Eine Indikation zur Koloskopie ist allein wegen der <strong>Analfissur</strong><br />
nicht gegeben, es sei denn, es gäbe Anhaltspunkte für ein<br />
Sekundärphänomen. Radiologischen Techniken kommt in<br />
diesem Zusammenhang keine Bedeutung zu.<br />
Differenzialdiagnose<br />
<strong>Analfissur</strong>en als Sekundärphänomen können beispielsweise bei<br />
M. Crohn oder Colitis ulcerosa auftreten. <strong>Die</strong>se haben keinen<br />
Bezug zur Kryptenregion und die Behandlung folgt der Therapie<br />
der Grunderkrankung.<br />
Häufig zeigt sich auch bei chronisch-ekzematösen Erkrankungen<br />
der Analregion, besonders beim atopischen Analekzem,<br />
eine Beteiligung der anodermalen Strukturen mit Rhagadenbildung<br />
bis zur linea dentata. Als auffälligste Form ist dabei ein<br />
Lichen simplex chronicus anzusehen. Hier ist die Abgrenzung<br />
zum initialen Plattenepithelkarzinom oft nur histopathologisch<br />
möglich.<br />
Der luetische Primäraffekt imponiert als indolentes Ulkus<br />
am Analrand ohne Bevorzugung bestimmter Lokalisationen.<br />
<strong>Die</strong> inguinale Lymphadenopathie ist obligat.<br />
Da zum Zeitpunkt der Diagnose eine Serokonversion noch<br />
nicht sicher zu erwarten ist, erfolgt die diagnostische Absicherung<br />
ggf. über Dunkelfeldmikroskopie oder über antitreponemale<br />
Marker in der Immunhistologie. Eine spätere serologische<br />
Abklärung ist immer gefordert.<br />
Nach Sicherung der Diagnose erfolgt die leitliniengerechte antibiotische<br />
Therapie einer Syphillis im Stadium I (Abb. 1a+b).<br />
Das Anal- und Analrandkarzinom (Abb. 2) ist differenzialdiagnostisch<br />
besonders sorgfältig gegen eine <strong>Analfissur</strong> abzugrenzen.<br />
Der morphologische Aspekt kann durchaus einen chronisch-rezidivierenden<br />
Fissurverlauf imitieren. Hier ist bei geringstem<br />
Zweifel im Rahmen der ersten Konsultation eine<br />
histopathologische Untersuchung zu veranlassen.<br />
Fissurähnliche Läsionen bei Tbc, Herpes-simplex-Infektion,<br />
Leishmaniose oder Histoplasmose sind außerordentlich selten<br />
und stellen ebenfalls ein Sekundärphänomen dar. <strong>Die</strong> Therapie<br />
der zugrunde liegenden Erkrankung führt zur Abheilung.<br />
Therapie der akuten <strong>Analfissur</strong><br />
<strong>Die</strong> akute, unkomplizierte <strong>Analfissur</strong> ohne Sekundärveränderungen<br />
(Abb. 3) unterliegt häufig der Spontanheilung. Anderenfalls<br />
sind die therapeutischen Optionen immer konservativ.<br />
Wichtig ist die Stuhlregulierung mittels Ballaststoffen (z.B.<br />
Flohsamenschalen-Präparate) bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr<br />
(2l – 2,5l/d.), um eine weiche, aber geformte Stuhlkonsistenz<br />
zu erreichen. <strong>Die</strong> Gabe von Laxantien sollte nur<br />
dem Ausnahmefall vorbehalten sein, da eine breiig-flüssige<br />
Stuhlbeschaffenheit keine physiologische Analdehnung fördert<br />
und den Heilungsprozess behindert. Insofern ist die Verordnung<br />
von Laxativa in der Fissurbehandlung eher kontraindiziert.<br />
hautnah dermatologie 4 · 2010