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Dit un Dat 03-2021

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AUS DER REGION<br />

24<br />

„Die Menschen standen mit Fackeln an der Straße <strong>un</strong>d die Feuerwehr mit Blaulicht“<br />

Wanderup. „Fast das<br />

ganze Dorf stand an<br />

den Straßen, viele mit<br />

einer Fackel in der<br />

Hand, jede Familie<br />

auf ihrem Gr<strong>un</strong>dstück,<br />

andere in gebührendem<br />

Abstand<br />

auf dem Bürgersteig<br />

Die freiwillige Feuerwehr<br />

hatte ihr Fahrzeug herausgeholt <strong>un</strong>d die Lichter angeschaltet. Wir<br />

waren <strong>un</strong>glaublich berührt von den Menschen, die es sich auch in dieser<br />

besonderen Zeit nicht nehmen lassen, sich von einem Menschen,<br />

der ihnen wichtig war, zu verabschieden <strong>un</strong>d ihn ein Stück auf seinem<br />

letzten Weg zu begleiten“, beschreibt Bestattermeister Stefan Marquard<br />

von „Bestatt<strong>un</strong>gen Hansen“ diesen außergewöhnlichen letzten Weg<br />

eines Verstorbenen zu Zeiten der Corona-Pandemie. Aufgr<strong>un</strong>d der geltenden<br />

Bestimm<strong>un</strong>gen sind Bestatt<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Trauerfeiern zur Zeit nur<br />

im engsten Familienkreis möglich. Also lassen sich die Menschen hier<br />

auf dem Land, wo Nachbarschaft, Vereinszugehörigkeit <strong>un</strong>d Zusammenhalt<br />

noch viel Bedeuten, etwas einfallen, nach dem Motto „Wenn<br />

wir nicht zu dem Verstorbenen dürfen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen,<br />

kommt er oder sie eben zu <strong>un</strong>s für einen letzten Gruß, für ein<br />

paar letzte gemeinsame Minuten.“ Und so fahren Stefan <strong>un</strong>d Meike<br />

Marquardt mit ihrem Wagen <strong>un</strong>d dem Verstorbenen darin langsam<br />

durch die Straßen von Riesbriek an denen eben all jene Menschen stehen.<br />

Wie feierlich <strong>un</strong>d würdevoll auch ein solcher Abschied sein kann,<br />

zeigt auch ein Video dieser Fahrt auf der Homepage www. bestatt<strong>un</strong>gshaus-hansen.de.<br />

Für Stefan Marquardt ist das Bestatt<strong>un</strong>gswesen viel mehr als nur ein<br />

Beruf, sondern eine Herzensangelegenheit. „Die Begleit<strong>un</strong>g der Menschen<br />

in dieser für die Familien so schweren Zeit, wenn ein geliebter<br />

Mensch verstorben ist, ist so viel mehr als nur das Erledigen von Überführ<strong>un</strong>gen<br />

aus dem In- <strong>un</strong>d Ausland, das Beantragen von Urk<strong>un</strong>den,<br />

das Einreichen von Anträgen, um Ansprüche bei Krankenkassen, Vereinen,<br />

Versicher<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Verbänden oder auch der Witwen-oder Witwerrente,<br />

geltend zu machen, das Entwerfen von Trauerkarten <strong>un</strong>d<br />

–Anzeigen oder Terminabstimm<strong>un</strong>gen zwischen allen Beteiligten“, sagt<br />

Bestattermeister Stefan Marquardt mit Überzeug<strong>un</strong>g, der all diese<br />

Dinge ebenfalls für die Hinterbliebenen erledigt. Das sieht auch seine<br />

Frau Meike so, die auf W<strong>un</strong>sch die Trauerrede hält <strong>un</strong>d sich dafür viel<br />

Zeit für die Gespräche mit der Familie nimmt. „Die Menschen haben<br />

einen großen Verlust erlitten, eine Lücke, die, egal ob es ein überraschender<br />

Tod war oder nach langer Krankheit, immer in der Familie<br />

klafft“, weiß sie aus den vielen, vielen Gesprächen, die sie in den letzten<br />

drei Jahren mit den Hinterbliebenen geführt hat. „Wir geben <strong>un</strong>s viel<br />

Mühe, aber wir können trotzdem nur einen Teil dazu beitragen, die<br />

Menschen aufzufangen. Wenn die Hilfe <strong>un</strong>d der Trost durch die Familie<br />

allein nicht reicht, haben wir professionelle Gruppen <strong>un</strong>d Trauerbegleiter<br />

an der Hand, die helfen können, zum Beispiel auch für trauernde<br />

<br />

<br />

Kinder oder verwaiste Eltern.“ Beide sind mit viel Herz dabei <strong>un</strong>d so<br />

lassen sie sich eben auch für diese besondere Zeit der Corona-Pandemie<br />

etwas einfallen <strong>un</strong>d nehmen viel zusätzlichen Aufwand gerne in<br />

Kauf, um trotz aller Widrigkeiten einen würdevollen Abschied zu gestalten<br />

<strong>un</strong>d auf diese Weise so vielen Angehörigen <strong>un</strong>d Fre<strong>un</strong>den wie möglich<br />

einen Abschied zu ermöglichen, der für den Trauerprozess so<br />

wichtig ist.<br />

Eine solche Situation wie zu dieser Zeit der Corona-Pandemie haben<br />

aber weder Stefan <strong>un</strong>d Meike Marquardt, noch Peter <strong>un</strong>d Marlis Hansen<br />

in den vergangenen 50 Jahren, in denen das Unternehmen n<strong>un</strong> schon<br />

existiert, erlebt. Am 1. April 1971 übernahm Peter Hansen Sen. Mit Frau<br />

Erna das Bestatt<strong>un</strong>gs<strong>un</strong>ternehmen, welches 1983 an seinen Sohn Peter<br />

Hansen <strong>un</strong>d seine Frau Marlis weitergegeben wurde. Im Jahr 2017<br />

schließlich übernahmen Stefan <strong>un</strong>d Meike Marquardt das Unternehmen,<br />

Peter Hansen <strong>un</strong>terstützt beide weiterhin einige St<strong>un</strong>den in der<br />

Woche. Stefan <strong>un</strong>d Meike Marquardt schlugen mit dem Bau des Bestatt<strong>un</strong>gshaus<br />

in Wanderup ein ganz neues Kapitel in der Firmengeschichte<br />

auf. „Immer mehr Menschen wünschen eine Bestatt<strong>un</strong>g<br />

<strong>un</strong>abhängig von kirchlichen Hintergründen, vielleicht weil sie nicht<br />

kirchlich orientiert sind oder einen anderen Glauben haben“, erklärt<br />

Stefan Marquardt<br />

diese Entscheid<strong>un</strong>g.<br />

In dem großen, hell<br />

<strong>un</strong>d luftig gestalteten<br />

Haus gibt es neben<br />

der großen Trauerhalle,<br />

in der 120 Menschen<br />

Platz haben,<br />

separate Räume, in<br />

denen Verstorbene<br />

aufgebahrt werden <strong>un</strong>d sich die Menschen verabschieden können.<br />

Auch der liebevoll angelegte „Garten der Erinner<strong>un</strong>g“ bietet Platz für<br />

Trauerfeiern <strong>un</strong>ter freiem Himmel oder auch einfach nur zum tief<br />

Durchatmen <strong>un</strong>d Innehalten.<br />

Hier bringt Stefan Marquardt auch j<strong>un</strong>gen Menschen das Thema Sterben,<br />

Tod <strong>un</strong>d Bestatt<strong>un</strong>g näher. Regelmäßig bietet er Konfirmanden<br />

der umliegenden Kirchengemeinden einen Einblick in diesen besonderen<br />

Bereich des Lebens. Da ihm <strong>un</strong>d seiner Frau j<strong>un</strong>ge Menschen<br />

<strong>un</strong>d auch die Förder<strong>un</strong>g des Nachwuchses wichtig sind, haben sie auch<br />

gleich nach der Übernahme von Bestatt<strong>un</strong>gen Hansen mit Philipp Bullerjahn<br />

einen ersten Auszubildenden <strong>un</strong>ter ihre Fittiche genommen,<br />

der nach seinem erfolgreichen Abschluss in diesem Jahr auch übernommen<br />

werden wird. Außerdem bieten sie auch immer wieder Praktikanten<br />

die Möglichkeit, diesen Beruf kennen zu lernen.<br />

Neben der traditionellen Erdbestatt<strong>un</strong>g sowie der Feuerbestatt<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d<br />

der anschließenden Urnenbeisetz<strong>un</strong>g auf einem Friedhof, in einem Ruheforst<br />

oder auch einer Seebestatt<strong>un</strong>g, gehen die Eheleute Marquardt<br />

aber auch ganz neue Wege. „Als einzige hier in der Region bieten wir<br />

den „Tree of Life“ oder auch „Lebensbaum“ an“, erzählt der Bestattermeister.<br />

„Die Idee ist, dass die Asche nach Holland überführt <strong>un</strong>d dort<br />

von einem zertifiziertem Unternehmen <strong>un</strong>ter notarieller Aufsicht, mit<br />

Muttererde vermengt wird, in die dann ein Schößling eines j<strong>un</strong>gen Baumes<br />

nach Wahl gesetzt wird“, erklärt er diese neue Art der Bestatt<strong>un</strong>g.<br />

„Wenn dieser Baum dann kräftige Wurzeln gebildet hat, kommt er zurück<br />

<strong>un</strong>d kann dann zum Beispiel in den eigenen Garten gepflanzt werden.<br />

Auf diese Weise hat man seine geliebte Person immer noch in<br />

seiner Nähe <strong>un</strong>d der Kreis des Lebens schließt sich. Aus geliebtem Vergangenem<br />

erwächst Neues.“<br />

Für Berat<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Kontakt steht neben den Büros im Bestatt<strong>un</strong>gshaus<br />

Wanderup <strong>un</strong>d dem Hauptbüro in Sillerup auch ein Büro in Bredstedt<br />

zur Verfüg<strong>un</strong>g, in nach telefonischer Vereinbar<strong>un</strong>g <strong>un</strong>ter<br />

04606-9657853 Gespräche geführt <strong>un</strong>d Berat<strong>un</strong>gen erfolgen können.

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