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AUS DER REGION<br />
24<br />
„Die Menschen standen mit Fackeln an der Straße <strong>un</strong>d die Feuerwehr mit Blaulicht“<br />
Wanderup. „Fast das<br />
ganze Dorf stand an<br />
den Straßen, viele mit<br />
einer Fackel in der<br />
Hand, jede Familie<br />
auf ihrem Gr<strong>un</strong>dstück,<br />
andere in gebührendem<br />
Abstand<br />
auf dem Bürgersteig<br />
Die freiwillige Feuerwehr<br />
hatte ihr Fahrzeug herausgeholt <strong>un</strong>d die Lichter angeschaltet. Wir<br />
waren <strong>un</strong>glaublich berührt von den Menschen, die es sich auch in dieser<br />
besonderen Zeit nicht nehmen lassen, sich von einem Menschen,<br />
der ihnen wichtig war, zu verabschieden <strong>un</strong>d ihn ein Stück auf seinem<br />
letzten Weg zu begleiten“, beschreibt Bestattermeister Stefan Marquard<br />
von „Bestatt<strong>un</strong>gen Hansen“ diesen außergewöhnlichen letzten Weg<br />
eines Verstorbenen zu Zeiten der Corona-Pandemie. Aufgr<strong>un</strong>d der geltenden<br />
Bestimm<strong>un</strong>gen sind Bestatt<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Trauerfeiern zur Zeit nur<br />
im engsten Familienkreis möglich. Also lassen sich die Menschen hier<br />
auf dem Land, wo Nachbarschaft, Vereinszugehörigkeit <strong>un</strong>d Zusammenhalt<br />
noch viel Bedeuten, etwas einfallen, nach dem Motto „Wenn<br />
wir nicht zu dem Verstorbenen dürfen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen,<br />
kommt er oder sie eben zu <strong>un</strong>s für einen letzten Gruß, für ein<br />
paar letzte gemeinsame Minuten.“ Und so fahren Stefan <strong>un</strong>d Meike<br />
Marquardt mit ihrem Wagen <strong>un</strong>d dem Verstorbenen darin langsam<br />
durch die Straßen von Riesbriek an denen eben all jene Menschen stehen.<br />
Wie feierlich <strong>un</strong>d würdevoll auch ein solcher Abschied sein kann,<br />
zeigt auch ein Video dieser Fahrt auf der Homepage www. bestatt<strong>un</strong>gshaus-hansen.de.<br />
Für Stefan Marquardt ist das Bestatt<strong>un</strong>gswesen viel mehr als nur ein<br />
Beruf, sondern eine Herzensangelegenheit. „Die Begleit<strong>un</strong>g der Menschen<br />
in dieser für die Familien so schweren Zeit, wenn ein geliebter<br />
Mensch verstorben ist, ist so viel mehr als nur das Erledigen von Überführ<strong>un</strong>gen<br />
aus dem In- <strong>un</strong>d Ausland, das Beantragen von Urk<strong>un</strong>den,<br />
das Einreichen von Anträgen, um Ansprüche bei Krankenkassen, Vereinen,<br />
Versicher<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Verbänden oder auch der Witwen-oder Witwerrente,<br />
geltend zu machen, das Entwerfen von Trauerkarten <strong>un</strong>d<br />
–Anzeigen oder Terminabstimm<strong>un</strong>gen zwischen allen Beteiligten“, sagt<br />
Bestattermeister Stefan Marquardt mit Überzeug<strong>un</strong>g, der all diese<br />
Dinge ebenfalls für die Hinterbliebenen erledigt. Das sieht auch seine<br />
Frau Meike so, die auf W<strong>un</strong>sch die Trauerrede hält <strong>un</strong>d sich dafür viel<br />
Zeit für die Gespräche mit der Familie nimmt. „Die Menschen haben<br />
einen großen Verlust erlitten, eine Lücke, die, egal ob es ein überraschender<br />
Tod war oder nach langer Krankheit, immer in der Familie<br />
klafft“, weiß sie aus den vielen, vielen Gesprächen, die sie in den letzten<br />
drei Jahren mit den Hinterbliebenen geführt hat. „Wir geben <strong>un</strong>s viel<br />
Mühe, aber wir können trotzdem nur einen Teil dazu beitragen, die<br />
Menschen aufzufangen. Wenn die Hilfe <strong>un</strong>d der Trost durch die Familie<br />
allein nicht reicht, haben wir professionelle Gruppen <strong>un</strong>d Trauerbegleiter<br />
an der Hand, die helfen können, zum Beispiel auch für trauernde<br />
<br />
<br />
Kinder oder verwaiste Eltern.“ Beide sind mit viel Herz dabei <strong>un</strong>d so<br />
lassen sie sich eben auch für diese besondere Zeit der Corona-Pandemie<br />
etwas einfallen <strong>un</strong>d nehmen viel zusätzlichen Aufwand gerne in<br />
Kauf, um trotz aller Widrigkeiten einen würdevollen Abschied zu gestalten<br />
<strong>un</strong>d auf diese Weise so vielen Angehörigen <strong>un</strong>d Fre<strong>un</strong>den wie möglich<br />
einen Abschied zu ermöglichen, der für den Trauerprozess so<br />
wichtig ist.<br />
Eine solche Situation wie zu dieser Zeit der Corona-Pandemie haben<br />
aber weder Stefan <strong>un</strong>d Meike Marquardt, noch Peter <strong>un</strong>d Marlis Hansen<br />
in den vergangenen 50 Jahren, in denen das Unternehmen n<strong>un</strong> schon<br />
existiert, erlebt. Am 1. April 1971 übernahm Peter Hansen Sen. Mit Frau<br />
Erna das Bestatt<strong>un</strong>gs<strong>un</strong>ternehmen, welches 1983 an seinen Sohn Peter<br />
Hansen <strong>un</strong>d seine Frau Marlis weitergegeben wurde. Im Jahr 2017<br />
schließlich übernahmen Stefan <strong>un</strong>d Meike Marquardt das Unternehmen,<br />
Peter Hansen <strong>un</strong>terstützt beide weiterhin einige St<strong>un</strong>den in der<br />
Woche. Stefan <strong>un</strong>d Meike Marquardt schlugen mit dem Bau des Bestatt<strong>un</strong>gshaus<br />
in Wanderup ein ganz neues Kapitel in der Firmengeschichte<br />
auf. „Immer mehr Menschen wünschen eine Bestatt<strong>un</strong>g<br />
<strong>un</strong>abhängig von kirchlichen Hintergründen, vielleicht weil sie nicht<br />
kirchlich orientiert sind oder einen anderen Glauben haben“, erklärt<br />
Stefan Marquardt<br />
diese Entscheid<strong>un</strong>g.<br />
In dem großen, hell<br />
<strong>un</strong>d luftig gestalteten<br />
Haus gibt es neben<br />
der großen Trauerhalle,<br />
in der 120 Menschen<br />
Platz haben,<br />
separate Räume, in<br />
denen Verstorbene<br />
aufgebahrt werden <strong>un</strong>d sich die Menschen verabschieden können.<br />
Auch der liebevoll angelegte „Garten der Erinner<strong>un</strong>g“ bietet Platz für<br />
Trauerfeiern <strong>un</strong>ter freiem Himmel oder auch einfach nur zum tief<br />
Durchatmen <strong>un</strong>d Innehalten.<br />
Hier bringt Stefan Marquardt auch j<strong>un</strong>gen Menschen das Thema Sterben,<br />
Tod <strong>un</strong>d Bestatt<strong>un</strong>g näher. Regelmäßig bietet er Konfirmanden<br />
der umliegenden Kirchengemeinden einen Einblick in diesen besonderen<br />
Bereich des Lebens. Da ihm <strong>un</strong>d seiner Frau j<strong>un</strong>ge Menschen<br />
<strong>un</strong>d auch die Förder<strong>un</strong>g des Nachwuchses wichtig sind, haben sie auch<br />
gleich nach der Übernahme von Bestatt<strong>un</strong>gen Hansen mit Philipp Bullerjahn<br />
einen ersten Auszubildenden <strong>un</strong>ter ihre Fittiche genommen,<br />
der nach seinem erfolgreichen Abschluss in diesem Jahr auch übernommen<br />
werden wird. Außerdem bieten sie auch immer wieder Praktikanten<br />
die Möglichkeit, diesen Beruf kennen zu lernen.<br />
Neben der traditionellen Erdbestatt<strong>un</strong>g sowie der Feuerbestatt<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d<br />
der anschließenden Urnenbeisetz<strong>un</strong>g auf einem Friedhof, in einem Ruheforst<br />
oder auch einer Seebestatt<strong>un</strong>g, gehen die Eheleute Marquardt<br />
aber auch ganz neue Wege. „Als einzige hier in der Region bieten wir<br />
den „Tree of Life“ oder auch „Lebensbaum“ an“, erzählt der Bestattermeister.<br />
„Die Idee ist, dass die Asche nach Holland überführt <strong>un</strong>d dort<br />
von einem zertifiziertem Unternehmen <strong>un</strong>ter notarieller Aufsicht, mit<br />
Muttererde vermengt wird, in die dann ein Schößling eines j<strong>un</strong>gen Baumes<br />
nach Wahl gesetzt wird“, erklärt er diese neue Art der Bestatt<strong>un</strong>g.<br />
„Wenn dieser Baum dann kräftige Wurzeln gebildet hat, kommt er zurück<br />
<strong>un</strong>d kann dann zum Beispiel in den eigenen Garten gepflanzt werden.<br />
Auf diese Weise hat man seine geliebte Person immer noch in<br />
seiner Nähe <strong>un</strong>d der Kreis des Lebens schließt sich. Aus geliebtem Vergangenem<br />
erwächst Neues.“<br />
Für Berat<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Kontakt steht neben den Büros im Bestatt<strong>un</strong>gshaus<br />
Wanderup <strong>un</strong>d dem Hauptbüro in Sillerup auch ein Büro in Bredstedt<br />
zur Verfüg<strong>un</strong>g, in nach telefonischer Vereinbar<strong>un</strong>g <strong>un</strong>ter<br />
04606-9657853 Gespräche geführt <strong>un</strong>d Berat<strong>un</strong>gen erfolgen können.