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Unterrichtsmaterialien - Forschungsgruppe "Zwangsarbeit in ...

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<strong>Zwangsarbeit</strong> <strong>in</strong> Rendsburg 1939–1945<br />

Alltag<br />

1. „Vom frühen Morgen bis spät <strong>in</strong> die Nacht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> arbeitete ich,<br />

ohne Freizeit, mit sehr viel Qual. Als K<strong>in</strong>d von der Familie und<br />

Heimat getrennt. Ich kannte die deutsche Sprache nicht, konnte<br />

mich nicht verständigen und we<strong>in</strong>te sehr oft.“<br />

Marianna Z. aus Polen arbeitete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wäscherei und im Haushalt.<br />

2. „Ich habe alle Arbeiten im Haus und <strong>in</strong> der Landwirtschaft verrichten<br />

müssen: Kühe melken (zwei Mal pro Tag 10 Kühe), Schwe<strong>in</strong>e,<br />

Hühner und Gänse füttern, Milch zur Molkerei fahren. Me<strong>in</strong> Arbeitstag<br />

dauerte von morgens 4 bis 8 Uhr abends, 7 Tage die Woche.<br />

Urlaub gab es nicht. … Ich habe nicht e<strong>in</strong>mal Geld gesehen und weiß<br />

gar nicht, wie es aussah. ... Me<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Glück, dass mir <strong>in</strong> Deutschland<br />

geschenkt wurde, war me<strong>in</strong>e gütige Arbeitgeber<strong>in</strong>.“<br />

Lydia Dawidowna D., Weißrussland<br />

3. „Die ganze Zeit lebten wir h<strong>in</strong>ter Stacheldraht, 20 Mann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Raum, die Betten waren doppelstöckig, wir hatten Strohmatratzen.<br />

Das Stroh wurde drei Jahre lang nicht erneuert und war voller Ungeziefer.<br />

Im W<strong>in</strong>ter durfte die Baracke nicht beheizt werden. Uns wurde<br />

unsere Kleidung weggenommen und zur Arbeit g<strong>in</strong>gen wir nur <strong>in</strong> sehr<br />

dünner Kleidung. … Wir wurden <strong>in</strong> zerrissene, aus der Kriegsbeute<br />

stammende Kleidung und Holzschuhe gesteckt. Manchmal wurden uns<br />

sogar die Holzschuhe weggenommen und wir mussten über Pflasterste<strong>in</strong>e<br />

barfuss laufen. Es gab ke<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Versorgung. Wir<br />

wurden mit Steckrüben und Kohl mit Salz ernährt.“<br />

Gerasim Fjodorowitsch P., Weißrussland, war im Lager der Carlshütte<br />

untergebracht.<br />

4. „Im November 1944 wurde ich von der Gestapo verhaftet und <strong>in</strong>s<br />

KZ-Lager nach Kiel gebracht. Man hatte den Verdacht, dass ich<br />

Mitglied der geheimen Widerstandsgruppe war. Im Lager war ich<br />

bis zur Befreiung im Mai 1945.<br />

Erst nach der Verhaftung und dem Verhör durch die Gestapo wurde<br />

mir bekannt, dass es im Lager [<strong>in</strong> Büdelsdorf]e<strong>in</strong>e illegale Organi-<br />

sation gab. Vorher wusste ich nichts davon. Ich wurde geschlagen,<br />

weil me<strong>in</strong> Bruder angeblich <strong>in</strong> dieser Organisation war. Er war me<strong>in</strong><br />

Halbbruder, se<strong>in</strong> Name war Fjodor Fjodorowitsch Korenko. Was mit<br />

me<strong>in</strong>em Bruder geschehen ist, weiß ich bis heute nicht.“<br />

Klawdia Grigorjewna W., war im ‚Arbeitserziehungslager Nordmark‘ <strong>in</strong><br />

Kiel <strong>in</strong>haftiert.<br />

5. „Wir trugen auf unserer Kleidung die drei Buchstaben ‚OST‘,<br />

welcher Deutsche hätte sich mit uns unterhalten wollen?“<br />

Maria Akimowna S., Russland<br />

6. „Als ich nach Hause kam, fand ich nichts mehr vor; nicht nur me<strong>in</strong><br />

Elternhaus, sondern auch alle Nebengebäude waren durch Feuer<br />

vernichtet. Zwei Kühe, Pferd und Wagen waren von den Deutschen<br />

weggenommen worden.“<br />

Lydia Dawidowna D., Weißrussland<br />

1. Ordne den Zitate Oberbegriffe zu. Gib jeweils die Zitatnummer an.<br />

2. Notiere, wodurch sich de<strong>in</strong> Alltag von dem Gelesenen<br />

unterscheidet.<br />

3. Schreibe e<strong>in</strong>en Bericht über die Lebenssituation<br />

oder<br />

Verfasse e<strong>in</strong>en Zeitungsartikel über die Lebenssituation<br />

oder<br />

Entwerfe e<strong>in</strong> Gespräch zwischen de<strong>in</strong>en Großeltern, die <strong>in</strong> ihrer<br />

Heimat bleiben durften, und dir über de<strong>in</strong>e Lebenssituation als<br />

Zwangs arbeiter/<strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong> im Deutschen Reich<br />

©Rolf Schwarz und Monika Sigmund. Die Materialien s<strong>in</strong>d für den Unterricht an Schulen im Kreis Rendsburg/Eckernförde erstellt und dürfen für<br />

diesen Zweck kopiert werden. Sonstiger Nachdruck, Vervielfältigung oder auszugsweise Veröffentlichung nur mit Zustimmung der Autoren.<br />

©Gestaltung: Mart<strong>in</strong>a Rußmann, Büro für Kommunikationdesign, Alveslohe

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